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Redaktioneller Teil. 255, 2. November 1916. literatur zieht und die unverkennbaren Unterschiede, die sich dabei ergeben. Hier erweist sich der Verfasser als Beherrscher einer ziemlich umfangreichen und schwierigen Materie, ein Umstand, der gerade diesen Essay besonders lesenswert macht. Den stärksten Einschlag in das rein Bnchhändlerische hat die Plauderei »Günstige Aussichten für deutsche Sprache und Literatur nach dem Kriege«. Schon die Überschrift sagt nns, daß der Verfasser kein Pessimist ist. Er ist aber auch ein klar denkender und ruhig abwägender Kopf und dürfte deshalb wohl auch im wesentlichen recht haben und behalten. Auf rein sprachlichen Gebieten zeigt er sich als Gegner aller Verdeutschungsfanatiker, aber als Freund jeder vernünftigen Reform. In diesem Sinne formuliert er die Forderungen: »Ablehnung des Ausländischen, das die Eigenart und Selbständigkeit, den Wert und die Schönheit des spezifisch Deut schen bedroht; starke Betonung des Deutschen, wo es besser oder gleich gut ist wie das Fremde; Verwahrung gegen das Eingehen von un harmonischen Verbindungen zwischen deutschen und ausländischen Kul- tnrfragmenten, aus denen doch nichts entstand als eine internationale Bastardknltnr und -Kunst, international im schlimmsten Sinne des Wortes«. Im einzelnen wird ansgeführt, wie diese Forderungen konkrete Gestalt annehmen können. Aber: »Der Geist ist es, von dem die Änderungen ausgehen. Die Gesinnung der Gesellschaft bestimmt den Konvcrsationsstil, der Geschmack unserer Schriftsteller den literari schen«. »Und weil auch unsere Schriftsteller unter dem Eindruck des Krieges sich auf sich selbst und auf ihre Pflichten der deutschen Lite ratur gegenüber besonnen haben, wird es auch literarisch eine Um wälzung geben.« Zwar habe man sich 70 auch auf Großes gefaßt gemacht und sei enttäuscht worden dadurch, daß die Entwicklung unserer Literatur durch das Eindringen fremder, insbesondere französischer Elemente (z. B. auf dramatischem Gebiete) gehemmt und gestört und nach 43 Friedensjahren zum Chaos gelangt sei. Die Jnternationali- siernng der Literatur wäre zum faulen und sträflichen Verzicht auf nationale Eigenart und die Urheberin jener Unfähigkeit geworden, individuell zu gestalten, und jener Notwendigkeit, zu reproduzieren nnd zu kombinieren. Diese großen Fehler habe nns auch der Krieg ver abscheuen gelehrt, weshalb heute die Hoffnungen auf eine spezifisch national-deutsche Literatur begründeter seien als je. Mag der eine oder andere der Meinung sein, daß hier der Ver fasser in manchen Punkten zu hart geurteilt habe, so müssen doch alle Äußerungen, die auf die künftig einznschlagenden Wege und Ziele in unserer Literatur nach dem Kriege Hinweisen, schon des halb mit Wärme begrüßt werden, weil sie geeignet sind, mancherlei Versuchungen der Schaffenden zu unterdrücken, von diesen Wegen nnd Zielen allzuweit abzuschweifcn. Daß alles, was der Verfasser an Ernstem in das Gewand der leicht eingehenden Plauderei gekleidet hat, nicht der dumpfen Enge der Stndierstnbe entstammt, sondern gründlichem, durch praktische Lebenserfahrung geläutertem Wissen nnd Erkennen, macht seine Schrift besonders lesenswert. I,. Kleine Mitteilungen. Zum Warenumsatzstempcl. — Der Vorstand des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine im deutschen Buchhandel übermittelt uns die nachstehende Entschließung der Vorsitzendcn-Zusammcnknnft der Kreis- und Ortsvereine, die am 21. nnd 22. Oktober d. I. in Goslar getagt hat, zur Aufnahme. Die Vorsitzenden-Znsammenlnnft der Kreis- und Ortsvercine, die am 21. ,nnd 22. Oktober d. I. in Goslar getagt hat, hat folgende Entschließung gefaßt: Das Sortiment ist gar nicht in der Lage, die Abwälzung des Warennmsatzstempels, wie es die Barsortimenter und etliche Ver leger verlangen, zu tragen, hält diese Abwälzung auch für durchaus dem Geiste des Gesetzes zuwider-laufend. Sie empfiehlt den Mitglie dern der Kreis- und Ortsvereine, in allen Fällen die Zahlung des Warennmsatzstempels zu verweigern. Etwaige Schritte der Barsortimenter gegen Sortimenter, die die Zahlung des Nmsatzstempels verweigern, sind dem Vorstände des Verbandes sofort zur Kenntnis zu bringen. Der Vorstand des Verbandes wird beauftragt, die Entschließung den Barsortimentern mitzuteilen und außerdem im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel zn veröffentlichen. Pasch-Grcvesche Kriegsnntcrstiitzungsgescllschaft. Kommerzien rat Max Pasch, Inhaber der Firma seines Namens, der Firma Robert Exner L Eo. nnd des geographischen Instituts Wilhelm Greve in Berlin, hat, nach Meldung von Berliner Blättern, eine Million Mark zur Gründung einer Kriegsnnterstütznngsgesellschaft bereit gestellt. Diese »Pasch-Grevesche Kriegsuntcrstütznngsgesellschaft« hat ihre Tätigkeit bereits am 1. Oktober begonnen und will vor allem hilfsbedürftige Wöchnerinnen und ihre von einem Kriegsteilnehmer — es wird kein Unterschied Mischen dem ehelichen nnd unehelichen Vater gemacht — abstammenden Säuglinge unterstützen. Eine Reihe weiterer Ziele ist in Aussicht genommen; auch an die Gründung eines Heimatshanses für eheliche oder uneheliche Kinder von verstorbenen oder dienstbeschädigten Teilnehmern an dem Kriege ist gedacht. Der Gründer will zur Verwirklichung seines Planes sein Geschäft und sein Vermögen allmählich und nach seinem Tode ganz in den Dienst der Stiftung stellen. Die deutsche Sprache im Wirtschaftskriege. - Die »Franks. Ztg.« meldet ans Bern: Die französische Botschaft in Bern hat in einem Rundschreiben an die französischen Handelskammern den französischen Kanfleute», die in der deutschen Schweiz Bestellungen zu erhalte» suchen, den Rat erteilt, sich bei Abfassung von Katalogen und Preis listen der deutschen Sprache zu bedienen. Denselben eindringlichen Rat erteilt die französische Handelskammer in der Schweiz. Der Berner »Bund« bemerkt dazu: »Es muß uns sehr recht sein, daß die deutsche Sprache in Frankreich so in Ehren gehalten wird«. PersonalnachriiAe». Auszeichnung. — Herrn Otto Wolf, Inhaber der Buch- nnd Kunsthandlung Willy Walter in Aschaffenbnrg, z. Z. Unteroffizier- Dolmetscher in einem russischen Gefangeneülager, wurde vom König von Bayern das König Ludwig-Kreuz verliehen. Gestorben: am 22. Oktober nach kurzem Leiden im 67. Lebensjahre Herr Engen Heinrich, Inhaber der Firma Ferd. Naabe's Nachf. Engen Heinrich in Königsberg i. Pr. Der Verstorbene, der die Firma seit 1875 führt, hat sie auf dem Gebiet des Antiquariats allgemein bekannt gemacht, namentlich auch durch seine Spezialität »Prnssica«. Neben seiner bedeutenden geschäftlichen Tätigkeit hat er noch jahrzehntelang die Kassengeschäfte des Kreisvereins oft- und westpreußischer Buchhändler geführt und bei keiner seiner Versammlungen gefehlt. Er ist allen Mitgliedern ein lieber Freund geworden, den sie trotz seiner etwas knorrigen Außenseite liebten nnd verehrten; ferner infolge der am 4. September erlittenen schweren Ver letzung Herr Hans Gnde, Vizefeldwebel der Landwehr, ein bewährter Mitarbeiter der Firma K. F. Koehler in Leipzig. Der Verstorbene war mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse nnd der St. Heinrichs-Medaille in Silber ausgezeichnet worden; in einem Feldlazarett an seinen im Kampfe fürs Vaterland er littenen schweren Wunden Herr R n d o l f R ö m m e r, Gefreiter in einem Neserve-Jnfanterie-Negiment, im Alter von 24 Jahren. Der Verstorbene war ein treuer Mitarbeiter der Firma Erich Schroeder in Halberstadt, der er seit Beginn seiner bnchhänd- lerischen Tätigkeit eine Reihe von Jahren angehörte. Gefallen: der Buchhandlungsgehilfe Herr Willy Eisen, in einem Re- serve-Jnfanterie-Negiment, der mehrere Jahre der Firma K. F. Koehler in Leipzig seine Dienste gewidmet hatte. Klaas Kater f. — Ter Führer der christlichen Arbeiterbewegung der Niederlande Klaas Kater ist im Alter von 83 Jahren in Amster dam gestorben. Lange Jahre war der Verstorbene Redakteur des Fach blattes »Die christliche Arbeiterbewegung in den Niederlanden«. Julius Stettcnhcim -f. — Am 30. Otober ist der humoristische Schriftsteller Julius Stettenhcim kurz vor Vollendung seines 85. Le bensjahres in eiriem Lichterfelder Sanatorium gestorben. Aus seiner Feder stammt eine große Zahl Humoresken, Satiren und Parodien, von denen seine Wippchenbriefe, parodistisch-komische Kriegsberichte (1878 ff.), api bekanntesten geworden sind. In den 60er Jahren grün dete er die humoristische Zeitschrift. »Die Wespen«. Arthur Babillotte -f. - In Leipzig ist der elsässische Dichter Arthur Babillotte im 30. Lebensjahre von einer hartnäckigen Krankheit hingerafft worden. In seinen Romanen »Der Alltag« (1011), »Der König von Herrstadt (1912), »Neubau« (1914), »Andrö Picards Be kehrung« (1914) n. a. schilderte er hauptsächlich das Leben nnd Treiben elsüssischer Kleinstädte. Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Ter Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leiv-ig, Deutsches BuchhändlerhauS. Truck: Ramm L Seemann. Sämtnch in Leipzig. — Adresse derRedaktton und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 lBuchhändlerhaus). 1364