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Nr. 255. r ,a> ^ S«iie berechnet. — In dem illust^ert^i Teil für Mitglieder ^ ?b^.rr^ ' - . . - Raumes"Petltze.^e oder deren ^ M^MuMÄMrftM^^Äiw'öLrNLN1ch^nBÄchNMlei:^^'VWi^ Letoztg, Donnerstag den 2. November >916. 88. Jahrgang RedaktionslLZr Teil Goslar. i. Ladenpreise und Ladenpreiszuschläge. Zum vierten Male innerhalb weniger Jahre versammelte der Verband der Kreis- und Ortsveretne seine Mannen in dem lieblichen Harzstädtchen Goslar, dem einst die sächsischen und sa- lischen Kaiser so gewogen waren, das; sie dort zeitweise ihre Re sidenz aufschlugen. Mil Rücksicht auf die Kriegszeit war auch in diesem Jahre die Einladung nicht allgemein erfolgt, sondern aus Vertreter der dem Verbände angeschlossenen Vereine, die Vor stände des Börsenbereins und des Deutschen Verlsgervereins so wie einige wenige Gäste, darunter auch den Vorsteher der Deut schen Buchhändlergilde, beschränkt worden. Gleichwohl waren mehr als 40 Vereinsvertreter am 2l. Oktober im Gasthof Achter mann in Goslar versammelt, ein Beweis, welches Interesse den Zusammenkünften des Verbands entgegengebracht wird. — Der Wllcttembergische Buchhändlerverein hatte mangels rechtzeitiger Kenntnis der Absicht des Verbandsvorstands eine außerordent liche Mitgliederversammlung für den 22. Oktober anberaumt und war daher am Erscheinen verhindert. Außer ihm fehlten nur die Schweiz, Österreich-Ungarn, Elsaß-Lothringen und Wies baden. Vom Vorstand des Börsenvereins waren die Herren Kommerzienrat Artur Seemann, Geheimrat Karl Siegismund, Georg Krehenberg und Max Kretschmann, vom Deutschen Ver legerverein die Herren Hofrat Nr. Ehlermann und Paul Schu mann erschienen. Die Verhandlungen leitete mit gewohnter Sicherheit und Beherrschung des Stoffs Herr R. L. Prager, unterstützt von seinen Vorstandskollegen, den Herren B. Staar und Oscar Schuchardt. Für uns kann es sich nicht darum handeln, die einzelnen Phasen der Verhandlungen im Rahmen dieses Blattes wieder ausleben zu lassen, da mehr der Gesamteindruck geschildert und Stellung zu einzelnen Fragen genommen als jedem Redner zu seinem Rechte verhelfen werden soll. Das mag einem Protokoll oder Versammlungsbericht Vorbehalten bleiben, wenn die Ver öffentlichung eines solchen in der Absicht des Verbandsvorstandes liegen sollte. Daher wird man auch hier weder die Gewissen haftigkeit und Ausführlichkeit des Chronisten erwarten dürfen, noch verlangen können, daß wir uns streng an die Reihenfolge der behandelten Themen halten. Denn beides würde dem Zwecke dieses Berichts Widerstreiten: denen, die der Versammlung nicht beiwohnen konnten, einen Eindruck der Tagung zu vermitteln, sie mit ihren Ergebnissen bekannt zu machen und dazu Stellung vom Standpunkte des unparteiischen Beobachters zu nehmen, um die voraussichtliche Wirkung der empfohlenen Maßnahmen klarer erkennen zu lassen. Bringt es doch der mehr vertrauliche Cha rakter dieser Tagungen mit sich, daß nicht jedes Wort so sorg fältig abgewogen wird, wie dies in öffentlichen Versammlungen zu geschehen Pflegt. Und wenn die Verhandlungen auch nicht die Kritik der Öffentlichkeit zu scheuen haben, so wird doch manche Äußerung erst aus der Situation und einer genauen Personen- und Sachkenntnis verständlich, die Wohl bei den regelmäßigen Besuchern dieser Versammlungen, nicht aber bei Fernerstehenden vorausgesetzt werden kann. Es liegt in der Eigenart der Stellung und Aufgabe des Vcr- , bands innerhalb der Organisation des Börsenvereins und der Zu- ! sammensetzung dieser Tagungen, daß sie überwiegend Angelcgen- ! heilen des Sortiments zur Erörterung stellen und die Rabattfrage ! einen breiten Raum in den Verhandlungen einnimmt. Aus den gleichen Gründen liegt der Schwerpunkt dieser Versammlungen auch nicht in den Beschlüssen, die hier meist den Charakter von Resolutionen tragen, sondern in der Möglichkeit, ein ziem lich genaues Bild der zeitweiligen Verhältnisse, Stimmungen und Meinungen im Sortiment zu gewinnen und die Strömungen zu beobachten, von denen sie getragen werden. Unschwer lassen sich eine gemäßigte und eine radikale Richtung erkenne», von denen die letztere, um ihr Ziel mit kurzen Worten zu charakteri sieren, eine größere Selbständigkeit und Bewegungsfreiheit des Sortimentsbuchhandels erstrebt, als sie die Gebundenheit an den Ladenpreis zulüßt. Machte sich dieser Mangel an Selbstbestim mung und Bewegungsfreiheit schon im Frieden oft bemerkbar, da bei einer allgemeinen Preisfestsetzung immer nur der allgemeinen Lage, nicht aber den besonderen Verhältnissen der einzelnen Fir men Rechnung getragen wurde, so mußte er in einer Übergangszeit wie der Gegenwart mit ihrer enormen, fast täglich zunehmenden Preissteigerung noch weit fühlbarer werden. Die gegenwärtige schwierige Lage teilt freilich das Sortiment mit vielen anderen Berufen, die sich gleichfalls nicht so rasch auf den Boden einer Neuordnung stellen können, teilt sie mit den zahlreichen Ange stellten und Beamten, die, auf ein bestimmtes Gehalt ange wiesen, versuchen müssen, sich mit den veränderten Verhältnissen abzufinden. Ist es aber richtig, daß die Lage des Sortiments schon in Friedenszeiten einer Besserung bedürftig war, so wird man es natürlich finden, daß immer weitere Kreise von der Un Zufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen ergriffe» werden und auf Abhilfe dringen. Auch auf der Goslarer Tagung nahmen die Erörterungen über die Rabattfrage einen breiten Raum ein. Wenn dabei mehr von »Zuschlägen« als von einer Rabatlerhöhung die Rede war, so erklärt sich das aus der Tagesordnung, da nicht die Na- battfrage, sondern »Teuerungszuschläge« zur Erörterung stan den. Dadurch erhielt die Diskussion von vornherein eine Rich tung, die mehr auf eine Erörterung über das Recht auf Preis- änderung, sagen wir ruhig auf Erhöhung der Ladenpreise, als aus Mittel und Wege gerichtet war, den Verlag zü einer Rabatt- erhöhung zu bestimmen. Wohl wurde ein allgemeiner, vom Ver lag ausgehender Teuerungszuschlag von der Mehrzahl der Ver sammlung als die erstrebenswerteste Lösung bezeichnet, ja selbst cinpfvhlcn, an den Bundesrat behufs Aufhebung des K Sl des Verlagsgcsctzes während der Dauer der Kriegszeit heranzutreten, aber es fehlte schon von vornherein nicht an zahlreichen und gewichtigen Stimmen, die das Recht auf Teuerungs zuschläge dem Sortiment zugebilligt sehen wollten und an den Börsenverein die Forderung richteten, diese von den Kreis- und Ortsvereinen festzusetzenden Teuerungszuschläge zu schützen. Wiederholt wurde das Recht auf Selbsthilfe angesichts der Not lage des Sortiments betont, da weder die Maßnahmen des Deutschen Verlegervereins, noch die Einwirkung des Börsenver- cins sich als ausreichend zu einer Besserung der Verhältnisse er wiesen Hütten und nicht daran zu denken sei, den Verlag zu ein heitlichen Maßnahmen zu bestimmen. 1361