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Rebatlionellcr TLii. .X>- l65, lo. August l92l. Zuschläge gefallen. Aber es würde ein großer Irrtum sein, wenn die Verbraucher wähnlen, nunmehr die Bücher billiger zu er halten. Das macht die Lage unseres Wirtschaftsmarktes un-? möglich. Damit ist der untrügliche Beweis erbracht, daß nicht! der geringe Sortimcnterzuschlag für die Teuerung der Bücher verantwortlich zu machen war und ist. Der als Friedensschlutz nach langen Kämpfen jubelnd be grüßte Beschluß der Hauptversammlung erweist sich, je länger, je mehr als in der Ausführung mit unüberwindlichen Schwierig- leiten verknüpft. Die Sonderabkommen von Firma zu Firma zeigen eine kaleidoskopische Mannigfaltigkeit, deren strenge Durch führung dem ehrlichen Sortimenter schier unmöglich erscheint. Die weiter gestiegenen Unkosten aller Art, die bevorstehende ge waltige Erhöhung der Umsatzsteuer, deren Abwälzung gesetzlich sestgelegt werden soll, und manches andere sind Umstände, die bei der Fassung des obengenannten Beschlusses nicht in Rechnung gezogen werden konnten. Sie werden aber in Kürze neue Zu schläge unvermeidlich und damit die Sonderabkommcn hinfällig machen. Was dann? Soll der feste Ladenpreis nicht ein Trug bild, sondern Tatsache sei» und bleiben, dann kann nur eine klare und möglichst einfache Ordnung des Börsenvereins für alle de» Sonderabkommen angeschlossenen Firmen wirksame Hilfe brin gen. Dazu mutz Verlag und Sortiment, je eher, je besser, die Hand bieten, ehe das Rad der wirtschaftlichen Zwangscntwick- lung zermalmend über die fast hundertjährige Organisation des Buchhandels hinweggeht. Wer die Zeichen der Entwicklung richtig zu deuten versieht, wird einsehen, daß es für eine so einfach als nur denkbar zu haltende Formel kurz vor 13 ist. Geschieht nicht bald etwas Durchgreifendes, so ist der Eckpfeiler der heuti gen buchhändlerischen Verfassung, der feste Ladenpreis, un wiederbringlich verloren. Das möge auch das Sortiment be denken und seine Forderungen nicht höher schrauben, als es eine bescheidene Existenzmöglichkett erheischt. Dafür dann aber auch mit vollkommener Geschlossenheit eintreten. Wer den Ruf er hebt: »Hie wissenschaftliches, hie schönwissenschastliches Sorti ment» entfesselt damit einen Zwiespalt, der beiden Teilen den Untergang bereiten muß. Es gibt keine verschiedenen, sondern nur gemeinsame Interessen, wohlgemerkt, auch für Verlag und Sortiment, die aus Gedeih und Verderb miteinander verbunden sind. Einer vollkommenen Ausschaltung bei der Bestimmung seiner Lebensbedingungen kann und wird das Sortiment sich nie mals wieder unterweisen, deshalb müssen alle zukünftigen Liefe rungsbedingungen aus der ein- und rücksichtsvollen Zusammen arbeit von Verlag und Sortiment hervorgehen. Das Geschick der Vielumkäinpsung hat mit der Notstands ordnung im verflossenen Vereinsjahre die »Auslandsverkaufs ordnung geteilt. Waren die Träger der Anfeindung bei der Notstandsordnung in erster Linie ln Verlegerkreisen zu suchen, so teilten sich bei der Valutaordnung darin redlich Verlag und Exportsortiment. Es bedurfte der drohenden Aushebung des Ausfuhrverbotes, um eine Einigung herbeizuführen. Die von Freunden und Gegnern ins Feld geführten Gründe sind wohl beachtenswert, aber ausschlaggebend mutz der Gesichtspunkt blci- den, daß ohne Auslandbcrkaufsordnung und den damit für den Verlag verbundenen Valntagewlnn der Jnlandpreis unserer Buchproduktion, insbesondere aus wissenschaftlichem Gebiet, eine wettere, bedeutende Erhöhung hätte erfahren müsse». Rament lich zu den vielen eingegangenen Zeitschriften hätte jene große Zahl schwerwissenschastlichcr treten müssen, deren Durchhaltung nur von den Auslandpreisen getragen werden konnte. Trotzdem muß bei den immer lauter werdenden Wünschen nach gänzlich sreiem und unbehindertem Verkehr mit dem Auslande die Mög lichkeit einer Aushebung der Valutaordnung in absehbarer Zeit ins Auge gefaßt werden. Der 20. Mai bescherte uns ziemlich plötzlich eine neue Zoll grenze im Westen, die unser Vcrcinsgcbiet noch schärfer als bis her in besetztes und unbesetztes Gebiet schied. Es erschien un erläßlich, geeignete Vorkehrungen zu treffen, um den Verkehr mit dem besetzten Gebiet möglichst glatt auch in Zukunft abwickeln zu können. Die in Gemeinschaft mit Vertretern des Badisch-Psälzi- schen Buchhändlerverbandes und des Saargebietes unternomme nen Schritte führten zur Errichtung einer Geschäftsstelle für den 1l»L Auszuhrbuchhändcl in Köln, Hansaring 63, über die in Zukunft alle Anträge aus Aus- und Einfuhrbewilligungen zu leiten sind ! Ein ständiger Kurierdienst mit der amtlichen Stelle in Ems sichern den Anträgen eine sehr beschleunigte Behandlung. Sind auch! Bücher inzwischen aus die Freiliste gesetzt, so bedingen doch die zollamtlichen Behandlungen der Sendungen nicht nur erhebliche Kosten, sondern auch Verzögerungen. Zur Erlangung besonderer Bedingungen für Lieferungen aul Firmen des besetzten Gebietes, die geeignet sind, einen Teil der erheblichen Mehrkosten gegenüber dem unbesetzten Deutschland zu! decken, sind Verhandlungen mit dem Deutschen Verlegervereinl etngeleitet, die vom Börseiwerein warm unterstützt werden und hoffentlich in Kürze zu dem erhofften Erfolge führen. Das schon eingangs vom Saargebiet Gesagte gilt auch für das gesamte! Gebiet jenseits der Zollgrenze. Wer es nicht am eigenen Leibe! erfahren hat, kann sich keine richtige Vorstellung davon machen,! unter welch unendlichen Erschwerungen und Kosten unsere Be ! russgenossen im besetzten Gebiet zu arbeiten gezwungen sind. Jeder deutsche : -uchhändler muß es als Ehrenpflicht empfinden,! für unsere Brüt er im besetzten Gebiet zu tun, was in seinen! Kräften steht, selbst unter Opfern, wenn es notwendig ist. Es gilt die Erhaltung und Pflege unersetzbarer kultureller Güter, das möge jeder mit dem Herzen nachempfinden und würdigen. Die immer mehr zunehmende Abwanderung vom Verkehr über Leipzig hat allerlei veranlaßt, das sich sicherlich keines allgeck meinen Beifalls erfreut. So haben z. B. die oft wiederholtem Anzeigen der Sortimenter, Barfakturen über 20 ./k oder 30 .//! würden in Leipzig nicht mehr eingelöst, sondern durch unmiltel-I bare Poslüberweisung beglichen, den Verlag zu einer Gepflogen! heit veranlaßt, die wirtschaftlich entschieden verurteilt Werber« muß. Gemeint sind die sich immer mehr häufenden Fälle, ir! denen kleine und kleinste Beträge herunter bis zu 0.50 ./l in»! auch nicht mehr über Leipzig eingezogen, sondern mittels Zahl! karte einverlangt werden. Der damit verbundene Aufwand ai! Zeit und Arbeit bedeutet eine Vergeudung, die wir» uns »ich! leisten können. Allein die mehrfachen Buchungsarbeilen bei»! Verlage sowohl als beim Sortiment verschlingen ein Mehrfaches der Kosten des Weges über Leipzig. Bei Konteninhabern ist dm Sache eine andere, aber für Etnzelsendungen sollte diesem übe! gesteuert werden. Auch die sich mehrenden Forderungen nack! Voreinsendung des Betrages bringen eine unliebsame Aerschlep! pung der Bestellungen mit sich, die vermieden werden muß. Eck dauert heute ohnehin lange genug, bis ein unmittelbar als Kreuz! band oder Postpaket bestelltes Werk eintrisst. Die Kunden Haber kein Verständnis für so unvermeidliche Verzögerung bei der Lic! ferung, die dann stets vorwurfsvoll gerügt wird. Endlich se auf die überflüssigen Kosten der Nachnahmesendungen mit Be! dauern hingewiesen. Macht der Verleger mit einzelnen Sorti! mentssirmen traurige Erfahrungen in bezug auf Pünktlichkeit in der Begleichung von Sendungen aus Einsendekonto, so darf e! darunter nicht die Allgemeinheit leiden lassen und ihr die ver mehrten Kosten ausbrummen. über die Marburgcr Tagung des Verbandes der Kreis! und Ortsbereine -am 12. September 1920, die außerordentlich! Hauptversammlung am 13. Februar 1921 und die ordentlich! Hauptversammlung am 24. April 1921 in Leipzig find aussühr! liche Berichte im Börsenblatt erschienen, so daß sich ein Eingeheil darauf an dieser Stelle erübrigt. Das abgelaufene Vereinsjahr hat sich für die vorgesehenl Satzungsänderung nicht als geeignet erwiesen. Es ist noch viele! im Fluß, was zu verarbeiten wäre. Zunächst muß die Satzungs! Sicherung des Börsenvereins unter Dach und Fach gebracht sein! erst dann können wir daran gehen, unsere Satzungen sinngemäß auszugestalten. Der hierzu gewählte Ausschuß bleibt daher bis stehen, um seine Arbeit so bald als möglich aufzunchmen. Die nach Beschluß der letzten Hauptversammlung zu erriet,! tende Geschäftsstelle ist mit dem 1. Dezember 1920 ins Leben gef > treten. Als Syndikus wählte der Vorstand aus über 30 Beweis bern Herrn vr. für. «t rsr. gol. Alfred Klage s. Die Geschäftsstelle befindet sich seit dem I. Mai 1921 in Mül! ! Heim-Ruhr, Hingbergstraße 25, an das Fernsprechnetz angsschlafl sen unter Nr S2II Mit jeder Woche der weiteren Sinarbeitun!