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>;Lr-scheink werktäglich. Für Mitglieder des Dör1enr>ereinS;; *ist der Vezugspreis im Mitgliedsbeitcag eingejchlossen, A * weitere Exemplare zrtni eigenen Gebrauch kostende 30 Mark ** l »jährlich freiGejchäftsstelle oder36 Markbei'Voftüberweiiung^ ! innerhalb des Dcutjchen Reiches. Aichtmitglieder im ^Z Dcutjchen Reiche zahlen für jedes Exemplar ZS Mark bez. !Z 1*36 Mark jahrlirh. Mach dem S^usland erfolgt Lieferung ZZ I^über Leipzig oder d«vch Kreuzband, an Tlichtmitgtieder in ZZ I Z diesem ^alle gegen L Mark Zuschlag für jedes Exemplar, j* Die ganze Seite umfapt 360 viergespalt. Petitzeilen, die Seile oder deren Raum kostet 30 Pf. De» eigenen Anzeigen zahlen Mitglieder für die Seile 10 Pf., für S. 32 M. statt 36 M.. für'/, S. 17 M. statt 18 M. Stellengesuche werden mit 10 Pf. pro ^ Seile berechnet. — In dem illustrierten Teil: für Mitglieder des Dörsenvereins die vieraespaltene Petitzeile oder deren Raum 15 Pj^ '/«S. 13.50 M^ ^ S. 26 2M,»/. S. 50 M.; für Nicht- Mitglieder 40 Pf.. 32 M.. 60 M.. 100 M. — Deilaaen werden ü nicht angenommen. —Deiderseitiger Erfüllungsort ist Leipzig ^ lew LL Nr. 206. Leipzig, Sonnabend den 5. September 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil Geistige und wirtschaftliche Wehrpflicht. Nur wenige Wochen sind über die Tage dahingegangen, in denen uns eine Welt von Feinden den Krieg erklärte, und schon klingen die Siegesglocken, wehen die Siegesfahnen im Winde. Der Gott der Schlachten war unseren Waffen über Erwarten gnädig, und mit dem Dank an den Lenker aller Dinge ver bindet sich die Bitte um weitere gnädige Führung. Tief und schmerzlich sind die Wunden, die uns dieser Krieg schlägt, aber groß ist die Zeit, die sie zu tragen weiß. Wir wissen, wofür un sere Brüder im Felde kämpfen. Unser Gewissen und unser Ehren schild sind rein. Wir kämpfen um nichts weniger als alles, um unsere Existenz unter den Völkern der Welt. Wo ist heute die sprichwörtliche schläfrige Gutmütigkeit des deutschen Michels? Nun er sich der Flintenläufe und Kanonen als Sprachrohre bedient, fliehen die Feinde wie Spreu vor dem Winde. Ja, mit Eisen und Blei können sie ihm nicht beikommen, die lieben Vettern und Nach barn. Sie mußten schon in den Köcher der Verleumdung und Lüge greifen, um seinem guten Rufe zu schaden, mußten mit klein lichen und erbärmlichen Mitteln auf wirtschaftlichem Gebiete käinpfen, um wenigstens einige Erfolge auf der Habenseite ihrer Kriegsführung buchen zu können. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Presse unserer Feinde nicht allein unsere Erfolge auf dem Schlachtfelde verschweigt oder verkleinert, sondern daß sie es auch verstanden hat, die öffentliche Meinung der neutralen Staaten mit falschen und irreführenden Meldungen zu unseren Ungunsten zu beeinflussen. Unsere gute Sache wird in das Gegenteil verkehrt und der Haß der Völker gegen uns genährt. Wir stehen infolgedessen vor der Notwendig keit einer geistigen und wirtschaftlichen Mobilmachung. Einer gei - stigen Mobilmachung, die in erster Linie aus Aufklärungsarbeit besteht, wie sie die Zeit erfordert, dann aber auch in dem Wach rufen aller nationalen Kräfte, die geeignet sind, uns in Zukunft die geistige und kulturelle Stellung in der Welt zu sichern, die wir beanspruchen können, einer wirtschaftlichen Mobilmachung, die sich gerüstet der perfidenKampfesweiseEnglands gegenüberstellt. Geist und Kultur bedürfen heute des nationalen Sauerteigs, wenn sie sich Achtung in der Welt verschaffen wollen. Aus dieser tiefen inneren Notwendigkeit heraus hat sich heute schon eine starke Be wegung gegen alles Undeutsche in Sprache, Gewohnheit, Sitte, im kaufmännischen und sonstigen Leben herausgebildet. Daran dür fen auch wir Buchhändler nicht achtlos vorübergehen. Denn sie ist aus einem richtigen und gesunden Empfinden geboren und kann zu einer mächtigen Stärkung des Nationalbewußtseins führen, deren die Deutschen dringend bedürfen und an der es ihnen bis her gefehlt hat. Wir müssen wie der Schmied von Ruhla unserem Volke den nationalen Gedanken mit Hammerschlägen ein prägen. Landgraf, werde hart! Der Buchhandel sollte zunächst an der Erfüllung der Forderung des Tages teitnehmen, die in der Aufklärungsarbeit im neutralen Auslande besteht. Weiter aber sollte er — das Eisen schmiedend, solange es warm ist — mit allen Kräften eintreten für die Pflege des Nationalbewußtseins, das alle fremden Lächerlichkeiten von sich weist und sich frei weiß von der naiven Bewunderung ausländischer Unkultur, das die deutschen Hochschulen, Werkstätten, Kontore und das deutsche Heer für zu gut hält, fremden Schmarotzern zu dienen, das in Theater und Litera tur den wertvollen geistigen Kräften der Heimat endlich einmal an erster Stelle verdiente Beachtung und Förderung zu teil wer den läßt. Also auch der Buchhandel mache mobil! Seine Geschäfte gehen ja ohnehin jetzt nicht glänzend. Das Ziel ist groß und weit. Vielleicht ist der Weg dahin der Beginn einer neuen, glücklicheren Zeit auch für ihn. Die ersten Zeichen dieses Kampfes machen sich bereits bemerkbar. Der Deutsche Werkbund hat seine Ausstellung in Köln geschlossen. Er bleibt aber nicht untätig, sondern wendet sich der Aufklärung der öffentlichen Meinung im neutralen Aus lande zu. Er sucht Helfer und hat sie bereits im Buchhandel ge funden. Nach einigen einleitenden Bemerkungen Uber die von uns bereits erwähnten systematischen Ausstreuungen falscher Nachrich ten heißt es in dem Aufruf: Solche planmäßige Verleumdung soll alte Freundschaften Deutsch lands stören und in böse Entfremdung verwandeln; durch solche Ver leumdung soll Deutschland politisch vollends isoliert werden. Gegen solche Gefahren ist allseitige Aufklärung eine vaterlän dische Pflicht und Notwendigkeit. Es gilt, mit allen Kräften die Wahr heit über Deutschland und unsere Erfolge draußen der Welt zur Kenntnis zu bringen und die wirklichen Tatsachen den wartenden Völkern zu vermitteln: durch Depeschen und durch Zeitungen, durch Briefe und Broschüren. Das kann vielfach jeder einzelne Deutsche leisten, indem er Bekannte» und Freunden draußen Zeitungen und Zeitschriften zusendct zur persönlichen Kenntnisnahme und zur wei teren Verwendung für die fremde Presse; auch jede geschäftliche Korrespondenz kann dazu Gelegenheit geben und soll dazu benutzt werden. Mit solcher persönlichen Tätigkeit muß und soll jetzt auch eine allseitigc und planmäßige Bearbeitung Hand in Hand gehen. Die Organisation dieser Aufgabe hat der Deutsche Werkbund übernommen. Der Deutsche Werkbund hat seine große Kölner Aus stellung, die dem deutschen Gedanken in der Welt zu dienen bestimmt war, geschlossen, und er stellt sich und seine Beziehungen jetzt in den Dienst der deutschen Wahrheit in der Welt. Der Deutsche Werkbnnd ist in der Lage, alle noch möglichen Verbindungen der Post und der Schiffahrt anszunntzen und auf sicherem Wege Nachrichten und Zei tungen ins Ausland zu befördern. Der Deutsche Werkbnnd bittet deshalb darum: 1. ihm Zeitungen in allen Sprachen zu senden, welche Lügcn- nachrlchten über Deutschland und die deutsche Kriegführung enthalten, und 2. ihm vertrauenswürdige Persönlichkeiten im Anslande zu nen nen, an die zur Aufklärung wahrheitsgetreue Nachrichten und zutreffende Zeitungsberichte gesandt werden können. Wir bitten um schriftliche Mitteilung an die Geschäfts stelle des Deutsche» Werkbundes: Berlin, Schöne- bergcr Ufer 36a. Auf Veranlassung eines Frankfurter Kollegen hat der Börsen verein dem Werkbunde ein Verzeichnis von Adressen der Buch händler des neutralen Auslandes zur Verfügung gestellt. Es wäre jedoch wünschenswert, daß jeder Einzelne dem Werkbunde Adressen von Freunden, Bekannten, Geschäftsfreunden usw. im Auslande mitieilen würde, damit dessen Arbeit so umfangreich und durchdringend wie nur möglich werde. Welchen Anklang die Anregung des Werkbundes gefunden hat, kann man aus folgendem, vom Präsidenten der Handelskammer und vom Rektor der Universität Gießen Unterzeichneten Rund schreiben ersehen: Unsere deutsche Sache wird eine außerordentlich wichtige Stär kung erfahren, wenn unwahren Ausstreuungen unserer Feinde ge genüber eine möglichst große Zahl von Gebildeten in den neutralen 1353