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10970 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 221, 23. September 1SVS. sprach erregen, viele Angriffe erfahren wird, das aber schon deshalb gelesen werden wird, weil es den Stier bei den Hörnern packt, die Gegensätze, die einmal vorhanden sind, in ein scharfes Licht rückt und vielleicht dazu beiträgt, rückständige Anschau ungen als solche zu erkennen und sie durch zeitgemäßere zu ersetzen — bei Juden und Aristokraten. Zucmeiner Freude kann ich heute den dritten Jahrgang des «Jahrbuchs der B ü ch e r p r e i f e«*> anzeigcn, in dem das Jahr 1808 bearbeitet ist. Im Vorwort klagt der Herausgeber, daß die Schwierigkeit der Beschaffung von mit Preisen versehenen Auktionskatalogen im verflossenen Jahre nicht geringer geworden ist. Dies war vorauszusehen und ist von mir bereits vorausgesagt worden. Eine Besserung wäre nur dadurch zu erreichen, daß der Herausgeber an den einzelnen Plätzen, wenigstens für hervorragendere Auktionen, sich ständige Korrespondenten sichert. Konnte nun auch manche Auktion nicht berücksichtigt werden, so soll uns dies die Freude an dem Ergebnis nicht mindern, da eine absolute Vollständig keit in der Aufnahme der Auktionen des Jahres wirklich keine Rolle spielt. Die Bearbeitung der besseren Auktionen liefert schon ein vollständig treues Bild der Preisbewegung des Jahres, und das ist es doch, woraus es wesentlich ankommt. Im Gegen teil wird sich der Herausgeber eher eine Beschränkung aus erlegen müssen, wenn nicht in der Aufnahme der Auktionen, so in der Aufnahme der Bücher. Er hat selbst, um den Um fang zu beschränken, in diesem Jahrgang eine Reihe von Büchern mit kleineren Preisen fortgelassen, die bereits in früheren Jahrgängen berücksichtigt worden waren; er wird aber, nament lich wenn er mehr und mehr Auktionen berücksichtigen wird, sich immer mehr beschränken müssen. Und da muß ich auf das zurückgreifen, was ich schon gelegentlich der Besprechung der ersten Jahrgänge geraten habe, nämlich lediglich die Lieb- haberliteratur zu berücksichtigen, die Bücher aber, die nur für den Gelehrten Interesse haben, fortzulassen. Ich weiß es selbst, daß dieses Rezept leichter zu verordnen, als anzuwenden ist, es kommt ja aber auch gar nicht darauf au, daß es streng, daß es absolut durchgeführt wird, sondern nur, daß es die Richt schnur für die Ausnahme bildet. Was soll z. B. in einem Jahrbuch der Bücherpreise ein Buch wie Pertz, Leben des Freiherrn von Stein, wen interessiert es, daß es einmal 18 Mark, ein andermal 8 Mark gebracht hat. Jeder Antiquar, jeder Historiker weiß, daß es ein Buch ist, das in allen Katalogen zu finden ist, und daß es leichter zu kaufen, als zu verkaufen ist, letzteres nur zu einem sehr mäßigen Preise. Ich könnte noch viele Bücher anführen, die mir ohne Suchen zufällig aus- gestoßen sind, so', Pallas, Reise durch das Russische Reich; Nordberg, Carl XII., aber ich begnüge mit dem Angeführten, da dies kein Borwurf gegen das Jahrbuch sein soll, sondern nur die Begründung eines Vorschlages, den ich mache, um das nützliche Werk lebensfähig zu erhalten, um es nicht an Übermaß an Stoff zugrunde gehen zu lassen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich eine Angelegenheit zur Sprache bringen, die mit dem «Jahrbuch« an sich nichts zu tun hat, die aber hier angeführt sei, weil eine frühere Auktion des Auktionators, dessen Verfahren ich hier rügen will, ohne vorläufig seinen Namen zu neunen, im »Jahrbuch« berück sichtigt ist. Auf der Rückseite des Titels des betreffenden Auktions- kataloges heißt es (das hier gesperrt gedruckte dort in Fettdruck): Jahrbuch der Bücherpreise. Alphabetische Zusammen stellung der wichtigsten aus den europäischen Auktionen <mit Ausnahme der englischen) verknuste» Bücher mit den erzielten Preisen, bearb. von C. Beck. III. Jahrg 1909. 8 . Lpzg., Otto Harrassotvitz, 1909. Lwd. fl, 325 S. 10 .) »Der Unterzeichnete nimmt feste Ge bote auf die einzelnen Nummern gern entgegen und berechnet für Besorgung derselben die übliche Gebühr von zehn Prozent vom Erstehung'Fpreis. »Steigerungsaufträge ,bis . . . M? muß er jedoch abweisen, da er unmöglich solchen gerecht werden kann, ohne dabei gleichzeitig die Interessen der„Besitzer der zu versteigernden Sachen zu verletzen.« Der Auktionator, der diesen Ukas erläßt, will also keine Versteigerung machen, obwohl er eine Versteigerung anzeigt, er verbittet sich vielmehr Limita, er will feste Gebote haben, die also in jedem Falle zu zahlen sind, gleichviel ob höhere Aufträge oder ob gar keine Aufträge auf die Nummer vorliegen. Daß ein solches Verfahren dem Wesen einer Versteigerung geradezu ins Gesicht schlägt, braucht nicht nachgewiesen zu werden; jeder Bieter gibt hohe Limiten, in der Hoffnung, daß sie nicht erreicht werden und tröstet sich bei einem teuer» Kauf damit, daß ein anderer ungewöhnlich billig ausfällt. Bei dem oben angegebenen Verfahren aber gibt es nur teure Käufe, oder der Bieter gibt so geringe Limiten, daß er womöglich nichts erhält. Einige mir ganz besonders hoch erscheinende Preise in einer im »Jahrbuch« berücksichtigten Auktion des betreffenden Auktionators veranlassen mich, die Sache bei dieser Gelegen heit zur Sprache zu bringen. Das «Jahrbuch« empfehle ich namentlich auch den jüngere Antiquaren zum eingehenden Studium, das sich sicher bezahlt machen wird. Eines der wesentlichsten Erfordernisse für den Buch händler ist ein g u t e s G e d ä ch t n i s, und jeder Angehörige dieses Standes sollte darauf Bedacht nehmen, es zu stärken, beziehungsweise es sich zu erwerben. Das dies möglich ist durch systematische Schulung, ist zweifellos, und es gibt eine ganze Anzahl Bücher, die zu dieser Schulung Anleitung geben, unter denen die von ChristianLudwig Poehl- manu verfaßten hervorragen. Eine kurze Einführung in diese größeren Werke gibt der Verfasser in seinem vor kurzem erschienenen Buche: »Das Gedächtnis und seine Entwicklungssähigkeit«*), welches Schrift- chen deshalb allen Buchhändlern empfohlen sei. Unter den in der letzten Zeit erschienenen Katalogen ist die von W. I u n k bearbeitete Uibliograxliia IZotanioa "> hervorzuheben, die in 6881 Nummern das gesamte Gebiet der Botanik in großer Vollständigkeit verzeichnet. Vorausgeschickt ist eine Einleitung: »Die botanische Literatur vom bibliographischen Standpunkt«, die sicher jeder Buch händler und Antiquar mit großem Nutzen lesen wird. Hätte ich noch einen Wunsch, so ginge er aus die Hinzufügung eines alphabetischen Autorenregisters, obschon bei der genauen systematischen Bearbeitung der Mangel eines solchen nicht allzuschwer ins Gewicht fällt. Es sei kurz auf ein Buch hingewiesen, das die Her stellung des Bucheinbandes zum Gegenstand *! 8«. Kommissionsverlag von E. Leupoldt, Stuttgart o. I. 06 S. Preis l **) kllblio§rapbia Lotnnioa. W. Junk, Berlin 1909. xvm, 288 S. In Lwd. geb. Preis 1