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256, 2. November 1912, Nichtamtlicher Teil, Börsenblatt s. b. Dtschn. BuchhanbN. 13579 Durchführung der neuen Berkaufsordnung, zurück. Sie fehlte trotzdem aber nicht auf der Tagesordnung einer Vorstands, sitzung vom 16,-18, Oktober 1907, in der wieder Kommer zienrat Siegismund in Berlin darüber eingehend referierte, dem es inzwischen gelungen war, die Verhandlungen über einen zeitgemäßen Höchstrabatt für die großen Bibliotheken m Preußen zu einem guten Ende zu bringen. Einmal in die Hand des Börsenvereins gekommen, war die Lösung der Auf gabe, eine Zentralbibliothek zu errichten, vielleicht sogar als eine Bibliothek des Börsenvereins, namentlich im Hinblick aus die Erhaltung und Fortentwicklung der vortrefflichen Hinrichs- scheu Bibliographie, ein sehr verlockendes Ziel und gewiß nur aufs innigste zu wünschen, 1908 beschäftigte sich auch R, L, Prager in Berlin wieder holt im Börsenblatt mit dieser Frage; zuletzt anläßlich eines Artikels von vr, zur. Karl Esselborn über Pflichtexemplar lieferung in Hessen, der den Gedanken einer Zentralbibliothek ablehnte, für den Prager energisch eintrat. (Zentralblatt für Bibliothekswesen, Jahrgang 1907, Heft 7, 10 und 11.) Im Literarischen Echo stellte im Juni 1908 vr, Edmund Lange in Greifswald den ihm besonders dringlich erscheinenden Wunsch für Errichtung einer Reichsbibliothek für schöne Literatur zur Erwägung, Der Verwirklichung des in so zahlreichen und vielseitig»» Wünschen immer wieder hervortretenden Gedankens kam man aber nicht wesentlich näher, bis der zweite Vorsteher des Bör senvereins vr, Erich Ehlermann in Dresden in einer Vorstandssitzung im März 1910 berichten konnte, daß seine steng vertrauliche Fühlungnahme mit maß gebenden und einflußreichen amtlichen Stellen in Dres den und Leipzig behufs Errichtung einer Reichs bibliothek in Leipzig freundliches Verständnis gefunden hätte. Er durfte sogar zugleich die Vermutung aussprechen, daß sich das König!, Sächsische Ministerium demnächst an den Börsenberein wenden werde, um zu erfahren, welchen Stand punkt dieser zu dem Plane einnehmen wolle. Dabei wies vr, Ehlermann auf das Projekt Althoffs für Errichtung einer Reichsbibliothek wieder hin und befürwortete eindringlich eine begünstigende Stellungnahme des Börsenvereinsvorstandes gegenüber dem in Dresden aufs neue wachgerufenen Interesse für eine Zentralbibliothek in Leipzig, Hier waren, wie wir sahen, die Sympathien für dieses Projekt nie weder erkaltet noch erloschen; vr, Vollert und Kommerzienrat Siegismund gaben ihnen auch gegenüber Vr, Ehlermanns Anregungen wiederholt zustimmcndcn Aus druck, und der Vorstand des Börsenvereins, der mit sicherem Blick die hohe Bedeutung der Idee und die Tragweite ihrer Verwirklichung in Leipzig erkannt hatte, setzte sich von nun an mit allen Kräften unablässig für das Gelingen der großen Aufgabe ein. Schon in der Vorstandssitzung vom April 1910 konnte von der günstigen Aufnahme berichtet werden, die das Projekt bei dem Oberbürgermeister vr, Dittrich in Leipzig gefunden hatte, der mit sicherem Blick die hohe Bedeutung der Idee und die Tragweite ihrer Verwirklichung in Leipzig erkannt hatte, vr, Ehlermann wußte durch eine ausführliche und über zeugende Denkschrift über die Notwendigkeit und die Ausgaben, die Kosten für eine »Reichsbibliothek« in Leipzig und deren Beschaffung (Mai 1911) der Sache in immer weiteren Kreisen Anteil und hilfsbereites, opferwilliges Interesse zu sichern, vr, Ehlermann gebührt der Ruhm, der Verwirkli chung der großen Idee erfolgverheißend Bahn gebrochen zu haben. Als Ostermesse 1910 vr, Vollert das Amt des Ersten Vorsitzenden niederlegte, und aus Gesundheits rücksichten auf seine Wiederwahl verzichten mußte, da blieb bei seinem Nachfolger Kommerzienrat Siegismund auch die weitere Verfolgung des Zentralbibliotheksgedankens in Gemeinschaft mit vr, Ehler mann, wie wir sahen, in berufenster Hand. War sie doch schon deutsche Wissenschaft erkannt und seitdem seiner Anteilnahme und weitschaucnden Förderung teilhaftig geblieben. Aber kaum innerhalb Jahresfrist schließlich, wie wir heute wissen, zur vollendeten Ausgestaltung und Vorbereitung einer ge sicherten Durchführung des Planes zu gelangen, dazu bedurfte es selbstverständlich noch umfangreicher Arbeiten und lang wieriger Verhandlungen, ES handelte sich um ein hochgesteck tes Ziel, Seine Erreichung erforderte neben energischster, opferwilliger Tatkraft aller Beteiligten eine von überzeugungs voller Erkenntnis der Bedeutung des großen Unternehmens getragene weitsichtige und hochgesinnte Auffassung der gewal tigen Aufgabe als einer notwendigen, nationalen Kulturtat, die endlich einer raschen, ihrer würdigen Erfüllung entgegen zuführen fei. Von einer solchen Auffassung war die Bereitwilligkeit getragen, mit der die Königl. Sächsische Staatsregierung und der Rat der Stadt Leipzig in weitestgehender Weise das große Unternehmen mit den erforderlichen Mitteln auszustatten übernahmen. Davon ist dem Deutschen Buchhandel in der eingangs er- wähnten Bekanntmachung des Börsenvereinsvorstandes vom 25. September d, I,, in der mit berechtigtem Stolze die »Deut sche Bücherei« als eine neue Anstalt des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler bezeichnet werden durfte, mit freudiger Dankbarkeit Kenntnis gegeben worden. Auch berichtete die Presse schon über die freundliche Aus nahme, die das Projekt und die Vorschläge der Regierung zur Förderung seiner Ausführung im Herbst 1911 in der zwei- ten Kammer des Sächsischen Landtags fand, wobei zugleich daraus hingewiesen werden tonnte, daß die Stadt Leipzig sich schon zur lastenfreien Schenkung eines geeigneten Bauplatzes für eine große Bibliothek bereit erklärt habe. Auch durch das Börsenblatt ist mitgeteilt, daß die Verwirklichung des Plans im Frühjahr 1912 in der Ersten Kammer des Sächsischen Landtags, in der außer dem Vertreter der Regierung die Ab geordneten Albert Brockhaus und Oberbürgermeister vr, Dittrich lebhaft dafür eintraten, gleichfalls opferbereiter Zu stimmung begegnete. Nun liegt es ja auf der Hand, daß eine auf Grund des Akrenmaterials dargestellte ausführliche Entstehungsgeschichte der »Deutschen Bücherei« aus begreiflichen Rücksichten heute ein verfrühtes und verfehltes Beginnen wäre, das der beruf neren Feder eines Historikers der Zukunft zu überlassen ist. Wir haben daher hier nur die dankbare Aufgabe, dem Deut- scheu Buchhandel in großen Zügen ein klares Bild des Werde gangs und des Endergebnisses zu zeigen, zu dem die Verhand lungen geführt haben, die den Börsenverein in den beneidens- werten Besitz einer neuen so überaus wertvollen Anstalt brin gen sollen. Die Notwendigkeit einer Deutschen Bücherei zu Leipzig unterliegt heute keinem ernsten begründeten Zweifel mehr. Die aus dem Mangel einer Sammelstelle der deutschen Geistes erzeugnisse, die alles möglichst lückenlos zusammenzubringen hätte, schon bis heute erwachsenen Schäden sind so oft und so eindringlich von fachkundiger Seite betont und beklagt worden, wie das aus vorstehenden Ausführungen schon zu ersehen war, vr, Ehlermann führt in seiner Denkschrift dazu noch weiter aus: »Es ist eine Tatsache, daß von den Erzeugnissen des Buchdrucks, in denen das deutsche Geistesleben Gestalt und 1766»