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X 3<x>, 3». Dezember 1S30. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Druckt,erstellung. Ein angesehener Buchdrncksachmann, L. Mundschenk in Uetze», sucht durch eine eigene Schnellpresscnkonstrnktion drei Fragen zu lösen: Ohne Zurichtung'? Wenig Zurichtung? Drnckzylinder- Abdrossclnng?« Ans seinen Berichten in den Wirtschafts-Amts-Mit- tcilnngen der »Zeitschrift siir Deutschlands Buchdrucker« hebt die Papier-Zeitung« folgende Untersuchungsergebnisse hervor. Tie Ver suche von Mundschenk bestätigen vor allem die Auffassung, das; je stärker die Maschine, d. h. ihre Druckkraft, ist, die Zurichtung von Illustrationen um so leichter und einfacher ist. Hierbei ist von größter Wichtigkeit, daß die Unterlage siir die Bildplatte genügend widerstandsfähig ist. Die üblichen, meist ans Weichblei bestehenden Blcifiiße genügen bei dunkelflächigen Bildern keineswegs; selbst die üblichen Bleihohlstcge sind nicht immer widerstandsfähig genug. In ihrer Nachgiebigkeit liegt cs begründet, daß man mit kraftznrich- tnng unter der Platte und mit zwei oder gar drei Kreide-Reliefs ans dem Zylinder arbeiten muß. Auch das übliche Weichblei zumHinter- gicßen von Galvanos kann demnach nicht genügen, wenn man mit nur einem Krciderelief auf dem Zylinder und höchstens zum Aus gleich der vorkommenden Differenzen in der Atzplattenstärke mit einiger Unterlegung nute r die Bildplatte auskommen will. — Die Untersuchungen und Versuche Mundschenks sind sehr beachtlich. Auch die Konstruktion der von ihm angegebenen Maschine weicht wesentlich vom Üblichen ab, die Bewegung des Druckzylinders erfolgt ohne die gebräuchlichen Zahnstangen, es wird ferner größter Wert auf die Schleifringe am Zylinder gelegt und der Lauf des Karrens wird durch die Einschaltung eines Hilfsantriebes gleichmäßiger gestaltet. Die Vorteile der Stvppzylinder-Maschine mit denen der Zwei- touren-Maschine vereinigt die neue Frontbogen-Maschine der Firma I. G. Mailänder, Cannstatt-Stuttgart. Bei diesem inter essanten neuen Maschinentyp ist die Zugänglichkeit zum Farbwerk und zum Druckfundament bzw. dem darauf befindlichen Satz die gleiche wie bei der Stoppzylinder-Maschine, während andererseits die Zugänglichkeit zum Druckzylinder beim Zurichten eine ebenso gute wie bei der Zweitouren-Maschine ist. Auch Anlage und Aus lage sind ans die vorteilhafteste Weise angeordnet. Der kleine Drnck- zylinderdurchmesser gestattet mit geringstmöglichem Druck zu arbeiten, was für die Schonung des Schriftmaterials und der Klischees vor teilhaft ins Gewicht fällt. Eine neuartige F a l z v o r r i ch t u n g für Mehrrollen- No t a t i o n s m a s ch i u e n der Schnellpresscnfabrik Koenig L Bauer A.-G. in Würzburg gestattet vielseitige Variationsmöglich keiten beim Druck von Zeitschriften in dem Sinne, die Buchbinder- arbeit zeitlich und wirtschaftlich auf ein Mindestmaß herabzudrücken. Will man beispielsweise einen bestimmten Teil der Hefteinlage durch einen vierseitigen, eventuell andersfarbigen Bogen vom übrigen In halt sichtbar abtrennen, will man die zu druckende Zeitschrift mit einem in die Mitte des Heftes zu legenden Bogen versehen, oder einen solchen an anderer Stelle einfügen, in allen diesen Fällen er füllt die neue Falzvorrichtung ihren Zweck. Das T r a n s k r i t d r u ck - V e r f a h r e n gewinnt zur Natio nalisierung der Geschästsbnchführung eine steigende Bedeutung. Die Herstellung von Formularen siir die Durchschreibe-Buch- haltnng ist eine Spezialität geworden, deren Bedeutung schon ans einigen Beispielen herrwrgeht. Die Schweizerischen Bundesbahnen ließen jüngst 10 Millionen Formulare in Transkritdruck Herstellen, und auch die Deutsche Reichsbahn hat neuerdings 2^ Millionen Garnituren Erpreßtarte» nach diesem Verfahren hergestellt. Wie schon jüngst an dieser Stelle mitgeteilt, ist bei demselben anstelle der Verwendung des Krihlepapiers meist das praktischere Karbonisier verfahren getreten, bei dem das anszusüllende Formular auf der Rückseite mit einer Spezialsarbe, der Tnrchschreibe- oder Karboni sierfarbe, bedruckt wird. Sv wird das Original zugleich als Kohle papier benutzt, und das mit Durchschreibcsarbe bedruckte Blatt läßt sich siir Handschrift sowohl wie auch für Maschinen verwenden. Papicrverarbeitung. Nach jahrelangen Versuche» ist es jetzt gelungen, von der Nolle arbeitende B r i e f u m s ch l a g - F a l t m a s ch i n e n zu bauen, mit denen eine höchst rationelle Herstellung der Briefumschläge erzielt wird, da der Papierabfall dabei auf ein Minimum reduziert und die Ausstanzkostcn erspart werden. Eine solche Maschine ist von der Bergmann-Briefumschläge A.-G. in Berlin SW 08 zuerst in Deutsch land in Betrieb genommen worden. Eine Temperiermaschine für Druckbogen ist von der Eameo Ickaebinei> Tick., 63 b'airinAckon Street, London E. C. 1 herausgebracht worden, die in dem englischen Fachblatt »Lritist, and Oolonial ?rinter« beschrieben wird. Die Bogen werden von dem 1200 Papicrstapel aus einzeln von Hand angelegt, kommen ohne Hilfe von Greifern in eine Bändcrsührung und werden auf zickzackförmigem Wege durch die Maschine gefördert. Dabei werden sie von beiden Seiten gleichmäßig mit Lust angeblasen. Tie Luft wird durch einen Ventilator bewegt und kann durch eingebaute elektrische oder Gas- hcizvorrichtungen erwärmt werden. Jeder Bogen hat etwa 30 Se kunden Laufzeit durch die Maschine, deren Tagesleistung mit etwa 10 000 Bogen angegeben wird. Papier und Materialien. Wie siir die ganze Weltwirtschaft so wird die »Planwirtschaft« in Rußland auch siir den Weltpapicrmarkt von größter Bedeutung, und in allen Papier produzierenden Ländern macht sich zurzeit die Wirkung eines großangelegten N u s s e n h o l z - D u m p i n g gel tend. Im Jahre 1930 wurden bis zum September iu Deutschland 382 000 Tonnen russisches Papierholz eingeführt, also etwa viermal soviel wie im ganzen Jahre 1929 und 24 mal soviel wie in 1927 oder 1928. Aber auch in Amerika ist der Preis dieses wichtigsten Papier rohstoffs durch die russische Invasion mit ungeheuren Mengen, die zu billigem Preise auf die Märkte geworfen werden, zurzeit sehr ge drückt. Um seine Industrien nach dem »Fünfjahrsplau« zu ent wickeln, macht Rußland alle Anstrengungen, seine Naturschätze zu Geld zu machen, um Maschinen vom Ausland kaufen zu können, deren Herstellung ihm selbst zunächst noch nicht möglich ist. Als erste Fabrik in der Sowjet-Union hat die »Kooperativ« in Lenin grad mit dem Ban von Maschinen für die Papierfabrikation be gonnen. Im Jahre 1931 soll die Fabrik Papiermaschinen für 1,8 Million Rubel Herstellen. Auch Ägypten stellt jetzt Maschinen für die Papierfabrikation aus, nachdem die niedrigen Baumwollpreise und der deshalb gegenüber den Vorjahren stark gesunkene Wert der Ausfuhr auch dort den Wunsch hat entstehen lassen, durch Ausbau der eigenen Industrien eine Drosselung der Einfuhr zu erzielen. Eine Maschinenbestellung ist nach Deutschland gegeben worden. Zu den P a p i e r st o f f h ö l z e r n tritt nach Meldungen aus Amerika jetzt auch die Birke. Dem staatlichen Forstinstitut in Syrakus, N. B-, soll es gelungen sein, aus Birke (yelloxv bireb, IZs- lula lutea) durch Behandeln mit flüssigem Chlor einen Papierstoff herzustelle». Mit der Verarbeitung von B a m b u s werden weitere Erfolge aus Indien gemeldet. Betriebswirtschaftliches. Als einen Beleg der unvermeidlich weiter fortschreitenden tech nischen Nationalisierung haben wir oben das »Nussenholzduniping < erwähnt, das in Deutschland vor allem zu einer Planwirt schaft in d e r Z e l l st o f f i n d u st r i e führt, die deutlich in dem Abschluß einer Interessengemeinschaft zwischen der Feld m iihle und den Königsberger Zellstoff-Fabriken der K o h o l y t A k t. - G e s. in die Erscheinung tritt. Durch die so erreichte Gründung eines deutschen Zellstoff-Syndikates soll eine Regelung der Produktion und der Preise erzielt werden. Weitere Anschlüsse an die füh renden Großunteruehmungen sind schon gemeldet worden. Wie das S ch r i f t g i e ß e r e i g e w e r b e durch die fortschrei tende Nationalisierung berührt wird, haben wir oben bereits ange merkt. Es bedeutet für das graphische Gewerbe Leipzigs einen großen Verlust, daß die Schriftgießerei Böttger-Klinkhardt im Konzern der Berthold-A.-G. stillgelegt worden ist. Aber so sehr es zu beklage» ist, daß hier, dem Zuge der Zeit folgend, eine ehrwürdige Tradition durch die Verlegung des Betriebs nach Berlin abgebrochen wird, so darf man doch nicht übersehen, daß es sich hier um das unvermeidliche Ergebnis einer zwangsläufigen Entwicklung handelt, die sich in erster Linie durch die wachsende Verbreitung der Setz maschine erklärt. Wir haben auch oben angedeutet, daß der Weg der Nationalisierung nicht unbedingt zum Großbetrieb führen muß, sondern daß vielmehr eine B e t r i e b s - U m st e l l u n g die Signa tur der Zeit, namentlich für das Buchgewerbe, ist, das sich im Grunde, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, weiter als das Ge werbe der bescheidenen Selbständigkeit erweist, und das gerade des halb anpassungsfähig bleibt. Ganz ausgezeichnete Beobachtungen in dieser Beziehung finden sich in den »Notizen von einer Eng land-Reise« niedergelegt, die jüngst (Nr. 94 v. 25. Nov. 1930) in der »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« erschienen sind. Referent berichtet über die Anstrengungen der englischen Buchdrucker zur Herbeiführung gesunder Konkurrenzverhältnisse durch Konzentration, d. h. durch eine Zusammenfassung kleiner Betriebe zu einer größeren Einheit, die ihnen eine Stärkung ihrer wirtschaftlichen Position ge währt. Es ist für die deutsche Fachwelt«, so heißt es dort, »viel leicht nicht uninteressant, daß man sich hierbei auf den Grundsatz einigte, im Druckgewerbe wäre die Richtung zu stärkerer Konzen tration auf anderen Wegen einzuschlagen, als die übrige Industrie sie gegangen ist. Nicht Fusionierung von Betrieben (amalAamation),