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Red«kli,neller Teil. X; 5L, 20. März 1919. Ob der Vorstand der Vereeniging seinen Mitgliedern schon 1916 initgeteilt hat, das; es ihnen gestattet ist, die Mark mit weniger als 00 Cent zn berechnen, und ob er im Dezember 1918 die M i n i in a I - Berechnung ans 0.85 Gulden festgesetzt hat, kann dem deutsche» Verlagsbnchhandcl ebenso gleichgültig sein, wie es den meisten holländischen Sortimentern gleichgültig ist. Bon letzteren kehren sich die wenigsten an solche Bestimmungen, die nicht mehr als Wunschzettel sind. Im Nicuwsblad findet sich übri gens nichts darüber. Wer die Mark in Holland mit 00, 05, 70, 75 Cent nnd mit noch mehr berechnet, verstoßt übrigens nicht gegen die M i n i m a I - Berechnung. Und einen M a x i m a l - P r e i s hat der Vorstand der Vereeniging ja nicht festgesetzt. Aber auch einen Maximalpreis würde sich der holländische Buchhändler nicht vorschreiben lassen, wenn er unter 05 Cent gestellt würde, denn er könnte sich ans die Bibliographien berufen, die ihm in die Hand gegeben werden nnd die ebenfalls die Mark mit 05 Cent nm- rechnen. Beweis: 1. Der Weihnachtskatalog »Het Bock in 1917« zeigt an: ans S. 10: Heimbnrg, Romane, 20 Bde., je Gld. 2.60: ans S. 11: Lindau, Die blaue Laterne. Gld. 4.90; ans S. 45: Klassiker der Kunst, die Bände 6, 10 nnd 14 (um nur wenige zn nenne»), je Gld. 4.55. Diese Preise entspreche» dem Umrechnungskurs von 65 Cent, denn die deut schen Preise waren damals 4 „/i, 7.50 und (bzw.) 7 .//. Hunderte anderer deutscher Werke sind ebenda angezeigt nnd alle, aus nahmslos, mit 65 Cent für die Mark ansgcboten. Dieser Weih nachtskatalog wird im Dezember jedes Jahres in vielen Tausenden von Exemplaren durch die Sortimenter verbreitet. (In der Ausgabe: »Het Bock in 1918« kommen deutsche Werke nicht mehr vor, sodas; ich 1917 zitieren mußte.) 2. Die »AI ge m eene m a a n d e l i j k s ch e Bibliogra phie«, die ebenfalls den Sortimentern zur Information dient und von ihnen als Werbemittel benutzt und an die Privatknnden versandt wird, rechnet auch heute noch die Mark mit 05 Cent um. So finde ich beispielsweise in Nr. 1 des 24. Jahrgangs, Januar 1919, ans S. 5: Ernst, Bastardierung . . . im Pflanzenreich: Gld. 28.40: ans S. 6: Beutner, Peritoneale Wundbehandlung, broschiert: Gld. 65.—, geb. Gld. 71.50; ans S. 8: Pastor, Max Klinger: Gld. 15.60. Und nicht ein einziges der andern deutschen Bücher, die in dieser soeben erst erschienenen Nummer der »Algemeene maandelijksche Bibliographie« angczeigt sind, sind znm »M i n i m a l p r e i S« (!) ausgenommen. Alle sind dem Umrechnungskurs von 05 Cent unterworfen. Nun könnte der Vorstand der Vereeniging cinwerfen: »Ja, aber der holländische Buchhändler denkt nicht daran, diese Apothekerpreise auch wirklich zn nehmen«. Dann bitte ich die Herren, mich in die Stadt zn begleiten. Wir sprechen ans dem »Leesmusenm . sagen wir in ^., vor. Auf dem Lesetisch liegt gerade: »Herzog, Jungbrunnen«. Ausgezeichnet ist das Buch mit Gld. 4.50 und berechnet ebenso von dem Buchhändler L., der in Leip zig einen Kommissionär hat, also direkt mit dem deutschen Buchhan del in Verbindung steht. Wir setzen unser» Weg fort. Vor dem Schaufenster einer Buchhandlung, sagen wir von 0., bleiben wir stehen, und da prangt an bester Stelle: Brockhaus' Konversations-Lexikon, zweibändige Ausgabe, in Kriegseinband (Ladenpreis bisher ./i 86.—). Ein Schildchen hängt daran. Darauf steht: »Koopje! Tlcchts Gld. 22.50.. Zu deutsch: Spottbillig! oder: Gelegenheitskanf! Nur Gld. 22.50 (znm Kurs vom 15. Jan.: 75 .//!). Wir betreten die Stadt- bibliothck. Ans dem Novitätentisch liegt: »S t r a tz, Das freie Meer«, broschiert, 41. 70. Tausend. 1918. Das Buch trägt die Auszeichnung des Buchhändlers O., und dessen Rechnung nennt den Preis: Gld. 4.10. Aber cs kommt noch besser. 200 Schritte von der Bibliothek entfernt, ein eleganter Bnchladen, der bestassortierte der Stadt. Wir treten ein. Gleich beim Eingang, rechts, in Nasenhöhc, eine ganze Reihe von Langewicsches 'Blauen Büchern«. Ter Preis ist bekanntlich .// 1.80. Unser holländischer Kollege L. hat die Bücher Stück für Stück mit Gld. 1.50 (heute am 15. Februar 0 ..//!) ausgezeichnet und behauptet, sie »nicht billiger lassen zu können«. »Het porto iS zoo dnnr nu« fügt er hinzu. Gleich neben den Blauen Büchern steht eine Reihe englischer Romane, meist Tanchnitz Edition, darnntergemengt einige Bände der Pariser Kon- kurrcn,'.Ausgabe des Verlegers Eonard. Es sind sogenannte Laden hüter (Winkeldochters sagt der Holländer), deren Erscheinen bis 1918 zurückdatiert. Sic sind alle mit Gld. 1.55 ausgezeichnet. Die letzte Ncuanszcichnung scheint ans der Zeit zu stammen, als die Tanchnitz Edition von .// 1.60 ans .// 2.40 erhöht wurde. Die allerneneste Preis erhöhung auf 8 ./i ist dem Buchhändler wahrscheinlich noch nicht be kannt. Ein letzter Gang führt uns zum Bibliothekar emes Leseklubs. Wir bitten ihn, bei drei bestbekannten Firmen nach dem Preise einiger von uns bezeichneten deutschen Werke anznfragen; darunter befinden sich drei Bücher, die in Amsterdam, wo der deutsche Verleger ein Aus lieferungslager unterhält, zum deutschen Original-Nettopreis aus geliefert werden sollen. Zwei der drei Firmen offerieren- wahrschein lich unter dem Eindruck der soeben erschienenen Börsenblattartikel, die Mark zn 35 bis 38 Cent. Die dritte aber, 1''., trotzdem sie dem Vor stand der »Vereeniging ter bevordering van de belangen des Boek- handels« sehr nahesteht, bietet an: Sachs-Villatle. Große Ansg. Geb. (Preis jetzt 126.—) für Gld. 70. . Muret-Sanders. Kleine Ansg. Geb. (Preis jetzt 27 - ) für Gld. 18.-. Mergnet, Lexikon zu Cicero. Geb. (Preis jetzt 28.—) für Gld. 22.75. Meier-Gräfe, E. Delacroix. Geb. (Preis jetzt 38.—) für Gld. 26.—. Tanchnitz Edition. Broschiert, pro Band (Preis jetzt 3.—) für Gld. 1.95. Blaue Bücher. Pro Band (Preis jetzt ^ 1.80) Gld. 1.20. So geschehen am 18. Januar 1919. N o ch spätere Exempel kann ich geben. u) In den letzten Wochen erschien der ^lmsnsek 6o Volks. Ich nehme an, daß der Ladenpreis jetzt 40 .Vi ist, denn mir hat Vorgelegen eine Rechnung einer Utrechter Firma, (1., vom 20. Januar 1919, über 3 Exemplare für Gld. 78.— (— Gld. 26.— für das Exemplar). Den selben Preis von Gld. 26.— bezahlte ein mir bekanntes Institut für den Jahrgakig 1918. I.) Noch unterm 30. Januar 1910 versandte die Redaktion des N ienwsbIad Exemplare des »Algemecn Reglement«, das jeder dem niederländischen Bnchhändlcrverein angehörende Kollege durch Unter schrift annehmen muß. Was sagt tz 16'? Daß ans deutsche Bücher, wenn sic mit »65 Cent ofhooger« (—oder höher) berechnet werden, »3';« r e n t e v e r g o e d i n g voor contante betaling« gegeben werden darf. Und unter tz 2 s steht, daß »de prijs niet minder da» 00 cent voor den mark zal mögen bedragen (nicht weniger als 60 Cent für die Mark betragen darf). Von 35 Cent keine Spur! WaS ich in Nr. 290 von 1918 des Börsenblattes gesagt habe, halte ich aufrecht, weil cs der Wahrheit voll entspricht. Die Magensrage hat mit bnchgcwerblichen Betrachtungen nichts zu tun. Vor dem Kriege, und auch während des Krieges noch, haben mehr Holländer in Deutsch land ihr Brot verdient und gesunden, als umgekehrt. Und die Deut schen in Holland haben, so gut wie jeder andere, Steuern und hohe Lebensmittclprcise bezahlt, und sich gewärmt an mit deutschen Kohlen geheiztem Feuer. Sofern die Herren vom Vorstand der V. t. B. v. d. B. d. B. nun wünschen, daß ich ihnen brieflich die Namen nenne, die ich oben durch die Buchstaben I, H, 0, O, L, und 6 ersetzt habe, dann bin ich dazu bereit. Die Redaktion des Börsenblattes, der ich diese Namen schon mitgetcilt habe*), wird eine darauf bezügliche Anfrage an mich gern weiterbefördern. Seit meiner Anregung hat die Firma Gcbr. Bornträger in Ber lin bekannt gemacht, daß sic in Zukunft den Teucrungszuschlag für die ins Ausland gehenden Sendungen ans 50°/„ vom Ladenpreise er höht. Dieser Art der Berechnung wäre m. E. die Einführung der Goldwährung für alle Lieferungen nach dem Auslande vorzn- ziehcn. 1 .// wird dann 1 Schilling, 0.25 Dollar, 0.60 Gulden, 1.25 Lire, 1.25 Fr. usw. Nur so werden wir der Entwertung des Reichsgeldes eutgegcnarbeiten und der Mark wieder zn Ehre und An sehen verhelfen können. Andere kaufmännische Betriebe sind zu die sem Schritte seit einiger Zeit schon übergcgangcn. Verpflichtend müßte diese Berechnung aber auch für die deutschen Exportfirmen bei ihren direkten Lieferungen nach dem Auslände sein. Und ans die P o r t o b e r c ch n u n g sollte nicht verzichtet werden dürfen, denn nach dem Kriege wird kein deutscher Sortimenter im Auslande auf einen dem Porto znm mindesten entsprechenden Aufschlag ver zichten wollen und verzichten können. Auch vor dem Kriege hat der Sortimenter im Auslände nur daun Rabatt gegeben oder auf eine seinen Extraspesen entsprechenden Preiszuschlag verzichtet, wenn er durch die Konkurrenz aus der Heimat dazu gezwungen wurde.**) Ein deutscher Buchhändler in Holland. *) Wird bestätigt. Red. **) Vgl. hierzu den Artikel »Markwährung oder Auslandswäh rung?« in Nr. 35 des Bbl. Red. 180