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X- 52, 20. Mürz 191g. Redaktioneller Teil. *V c r l a g s b II ch h a II d l u II g H. A. Pierer, Altcnburg sSachs.-Alt.j. Inh.: Otto Louis Schade. Seit 1./III. 1919. Leipziger Komm.: Haessel. sB. Sü.s Nogelsberger, L., Darm st ad t. Der Inhaber Ludwig Vo- geisberger ist 15./II. 1919 im 82. Lebensjahre verstorben. sB. 49.s Waelbner, Oscar, Bcuthen sOberschl.j. Firma ist geändert in Oscar Waeldner's Buchhandlung Gerhard Gawenda. sH. 28./II. 19l9.s Weber, W., Berlin, ging 1./I. 1919 käuflich mit Akt. n. Pass, an Walter Regenberg über. sB. Lv.s Kleine Mitteilungen. Lohnbewegung im Leipziger Buchhandel. — Ter Buchhändler- Hilfs-Verband in Leipzig, dem fast alle größeren Leipziger Kommis- ficnsgeschäfte angehören, versandte am 17. März folgendes Rund schreiben an die Angestellten des Leipziger Zwischenbuchhandels, aus dem hervorgeht, daß die Frage, ob Streik oder Nichtstreik, aus des Messers Schneide steht. Neue, vom Vorstande des Börsenvereins ungebahnte Verhandlungen zwischen den Parteien lassen hassen, daß der Streik noch in letzter Stunde vermieden wird. Das Rundschreiben lautet: In der Versammlung der Angestellten des Leipziger Buchhan dels vom 14. Marz ist der Tarifentivurs abgelehnt, und es ist zu einer Durchsetzung der Forderungen mit den schärfsten Mitteln auf- gcwiegelt worden. Die Annahme dieser Forderungen ist unmöglich. Auch durch keinen Streik können sic erzwungen werden,, da sie wirt schaftlich unerfüllbar sind, denn der Verkehr über Leipzig wäre be reits durch Einführung des jetzt abgelehntcn Tarifs bis an die äußerste Grenze belastet worden. Woran sind »NN die Verhandlungen gescheitert? 1. Die Aiigestcllteiivertrctcr verlangten, daß männliche und weib liche Angestellte nach gleiche» Sätzen entlohnt werden, obwohl — die Tüchtigkeit einzelner Frauen unbestritten — im Durchschnitt die weib lichen Angestellte» entschieden weniger lcistungssähig sind. Diese Ansicht ist in allen anderen bckanntgeivordenen Tarisen durch eine geringere Entlohnung der Frauen zum Ausdruck gebracht worden. Nur im Leipziger Buchhandel wollen die Gewerkschaftsführer dies nicht einsehen. Auch das wohlverstandene Interesse der Frauen selbst fordert entschieden geringere Entlohnung, weil beim Zwange zu höherer Entlohnung bald alle Frauen aus den Betrieben cntsernt werden würden. 2. Die Angestelltenvertreter wollten weiter nicht zugestehen, daß in den beiden höchsten Gehaltsklassen verheiratete und kinderreiche Männer zu anderen Sätzen, wie die unverheirateten entlohnt weiden, trotzdem der geplante Tarif in erster Linie den derzeitigen schwieri gen wirtschaftlichen Verhältnissen steuern sollte. Es bedarf aber keines Beweises, daß die Lebensbcdiiigungen für den unverheirateten Mann günstiger sind. g. Endlich verlangten die Angestelltenvertreter, daß der Tarif vertrag, den sie jetzt gemeinsam abschliehen wollten, später ohne ge meinsamen Beschluß wieder aufgehoben werden könne. Durch ein solches Verlangen wird der Wert eines von Organisation zu Organi sation abgeschlossenen Tarifvertrages völlig vernichtet, kenn der Ver trag böte keinerlei Gewähr dafür, daß nun auch wirklich Ruhe und Ordnung in den Betrieben von Dauer sei. Daß gerade dieser Tarif nicht zustande gekommen ist, ist einem großen Teil der Angestellten willkommen, die von Anfang an den Grnndsehlcr desselben richtig erkannt haben. Der gescheiterte Tarif war ein reiner Alterstarif, der bei den hohen Mindestsätzen verhin derte, daß auf die größere Leistungsfähigkeit des einzelnen gebührend Rücksicht genommen werden konnte. Der Leistungsfähigere und Strebsame hätte für den Untüchtigen und Faulen verdienen müssen. Mit theoretischen Auseinandersetzlingen, die nun schon seit Mona ten dauern, ist unseren Angestellten nicht gedient. Sie wollen in erster Linie wissen, woran sie sind und mit welchen Einkünften sie nunmehr rechnen können. Da cS mit den Führern der Angestellten- verbändc zu keiner Einigung gekommen ist, sind die unserem Ver bände ungehörigen Firmen nunmehr bereit, mit den Angestclit-naiis- schllssen ihrer Betriebe die Dinge den Erfordernissen des Betriebes entsprechend zu regeln. Bis dies durchgcsührt werden kann, erhalten die Angestellten für die Monate Februar, März und April eine Vergütung von 29 Prozent aus ihre bisherigen monatlichen Einkünfte sGrundgehalt und Teuc- rungszuschlagl, jedoch nicht mehr als 49 Mark monatlich. Verein barte Gratifikationen werden weitcrgeivährt. Die Vergütung für die Monate Februar und März wird Ultimo März gleichzeitig mit dem Gehalt bezahlt. Es ist nunmehr höchste Zeit, daß ein jeder sich ein selbständiges Urteil bildet, und daß er es nicht mehr der Zufallsmehrheit einer öffentlichen Versammlung, in die allerlei Elemente Zutritt haben, überläßt, über seine und seiner Familie Zukunft zu entscheiden. Jeder muß sich darüber klar sein, daß eine Beteiligung am Streik die Aus lösung des AnstellungsvertrageS zur Folge hat und den Anspruch auf Gehalt und Teuerungszulage verwirkt. Aber auch jeder Arbeits willige muß sich darüber klar werden, daß, falls er sich von der Ar beit abhalten läßt und dadurch die Aufrechterhaltung des Betriebes unmöglich macht, er auch seinerseits während der Zeit der erzwunge nen Geschäftsruhe keinen Anspruch auf Entlohnung hat, da die Still legung des Betriebes dann durch höhere Gewalt verursacht ist. Es muß deshalb Sache der Arbeitswilligen sein, schon vor Ausbruch des Streikes daraus hinzuivirken, daß die Angestelltenausschllsse der ein zelnen Firmen den Schutz auf persönliche Freiheit bei den zur Anf- rcchtcrhaltung der Ruhe und Ordnung verpflichteten Behörden durch setzen. Die Angestellten dürfen nicht glauben, daß durch sie der deutsche Buchhandel stillgclegt werden kann. Er wird sich nur zu Leipzigs und ihrem eigenen Schaden andere Verkehrswege suchen. Wenn die Angestellten aber meine», daß sie durch einen Streik die Annahme eines Lohnstzstems erzwingen können, das den Leipziger Zwischenbuch- handcl in absehbarer Zeit durch die größten Betriebsverluste todsicher zugrunde richten muß, so werden sic eine starke Enttäuschung erleben. Abgesehen davon, daß der gesamte deutsche Buchhandel einmütig seine Leipziger Geschäftsfreunde in einem ihnen aufgezwungencn Kampfe in jeder Weise unterstützen wird, ist auch durch Satzung und Verein barung Vorsorge dafür getroffen, daß im Kalle eines Außstandes usw. jeder Leipziger Zwischenbuchhändlcr aller cingegangencn Ver pflichtungen aus Licferungs- und Komnilssionsverträgen sofort ent hoben ist. Er ist also frei, seinen Betrieb, falls ihm das nicht durch Gewalt unterbunden wird, entweder mit den Arbeitswilligen weiter zu führen oder ihn für immer oder bis wirtschaftliche bessere Zeiten eintreten, zu schließen. Die Arbeitgeber werden trotzdem, um Hunger und Elend von den Familien ihrer Arbeitswilligen fern zu halten, nach Möglichkeit ihre Betriebe iveitcrsllhren, obgleich selbst bei den jetzt freiwillig von ihnen bewilligten Gehaltssätzen cs für sie finanziell vsel günstiger wäre, einen Streik zu benutzen, um ihre Betriebe ohne weitere Gc- haltSverpflichtungen sofort stillzulegen. Wird ihnen das Durchhal- ten jedoch von den Angestellten selbst unmöglich gemacht, so haben diese allein ihren Angehörigen und dem Buchhandel gegenüber die Verantwortung dafür zu tragen, wenn der Leipziger Zwischenhandel dann für unabsehbare Zeit zu bestehen aufhört. Dessen sei jeder Angestellte eingedenk, wenn er feine Entschließung faßt. Leipzig, den 17. März 1919. Der Buchhändler-Hilfs-Verband zu Leipzig. Lieferungen nach dem besetzten Gebiet. — Aus Krefeld schreibt man uns: Soeben erfahre ich, daß Postsendungen jeder Art, wie Briefe, Postkarten, Pakete, Drucksachen usw. nach dem besetzten Ge biete auf der Adreßseite den Stempel einer Behörde sHandelskam- Iiier oder Polizeikommisfariat) tragen müssen, zum Beweise, daß der Absender eine handelsgerichtlich eingetragene Firma ist. Im Inter esse der schnelleren Abwicklung des Verkehrs dürfte es sich daher empfehlen, diese Vorschrift zu beachten. Personalnachrichtcn. Wahl zum Stadtverordneten. — Herr F. Warth mann, In haber der Deutschvölkischen Buchhandlung in Berlin, ist bei den Berliner Gemeindewahlen znm Stadtverordneten auf der Liste der Deutschnationalen Volkspartei gewählt worden. Gestorben: ani 14. März plötzlich und unerwartet an einer Lungenentzündung Herr Hugo Sander, Inhaber einer Verlagsbuchhandlung und Annonccn-Annahme in Leipzig, die er hier 1890 ge gründet hatte; ferner am 10. März Herr Franz Helfer in Stuttgart, ein langjähriger treuer Angestellter der dortigen Firma I. G. Cotta'schc Buchhandlung Nachfolger. Sprechfaul. Feste Nmrechnungssätze nach dem Ausland. sBgl. Bbl. 1918, Nr. 298, und 1919, Nr. 8.) Der Vorstand der Bereeniging icr Bevordcring van de Belangen des Boekhandels ie Amsterdam beschuldigi mich in Nr. 8 des Börsen blattes, Unwahrheiten verbreilei zu haben. Ich muß diese Beschul digung energisch znrückweiscn. I7S