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Redaktioneller Teil. „fk SS, 13. März 1914. Provinzial-Veretn der Schlesischen Buchhändler. (Eingetragener Verein.) Einladung zur 35. Ordentlichen Hauptversammlung am Sonntag, den 22. März 1914, mittags 12 Uhr im «Hotel Vier Jahreszeiten«, Breslau, Gartcnstraße 66 — 70. Tagesordnung: 1. Bericht über das abgelaufene Bereinsjahr. 2. Rechnungslegung und Entlastung des Schab»,cisters. 8. Voranschlag sür das neue Vereinsjahr. 4. Ergäuzungswahlen zum Vorstand. (Es scheiden aus, sind aber wieder wählbar die Herren: Georg Glinyel, Heinrich Kasten und Ewald Wcllmann.) 8. Wahl der Vcrciusoertretcr sür die Hauptversammlungen des Börfeuvereins und des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine sowie sür die Wahl in de» Vercinsausschuh. 5. Kunden-Skonto und Behörbcn-Rabatt. 7. Berechnung von Zinsen sür säumige Zahler. 8. Änderungen der Verkaufsbestimmungen. 9. Veranstaltung einer Herbstvcrsammlung mit Vorträgen von Schriftstellern. 19. Mitteilungen und Wünsche. Wir laden die geehrten Mitglieder zu dieser Haupt versammlung ganz ergebenst ein und machen ausdrücklich darauf aufmerksam, daß nach H 5 Absatz 4 der Satzungen jedes Mitglied verpflichtet ist, an allen Hauptversammlungen teilzunehmen oder seine Verhinderung bis zum Tage vor der Versammlung dem Vorsitzenden schriftlich anzuzeigen. Für unentschuldigles Ausbleiben ist eine Mark an die Vereinskasse zu zahlen. An die Hauptversammlung schließt sich um 2 Uhr gleich falls im »Hotel Vier Jahreszeiten« ein gemeinsames Mittagessen. Preis des trockenen Gedeckes 3.50 Mark. Gäste herzlich willkommen. Anmeldungen bis zum 20. März an den Vorsitzenden erbeten. Mit kollegialem Gruß Breslau, 10. März 1914. Der Vorstand des provinzial Vereins der Schlesischen L,Mandler. Gerhard Kaufsmann Bruno Althaus Max Handel Vorsitzender. Schriftsilhrer. Schatzmeister. G. Knorrn jun. Georg Gllntzel Ewald Wellmann Stellv. Vorsitzender. Stellv. Schriftführer. Stellv. Schatzmeister. Heinrich Kasten. Heinrich Müller. Max Müller. Die Frage der Arbeitszeit in Verlagsbuchhandlungen. Von 0r. Alexander Elster (Jena). I. Die in Nr. 48 des Börsenblatts aufgeworfene Frage, welche Arbeitszeit sich in Verlagsbuchhandlungen am besten bewähre, kann durch einzelne Erfahrungen nur unvollkommen beantwortet werden. Denn die ganze Organisation der Arbeit, die Bedin gungen äußerer und innerer Art, die Intensität und das Tenrpo der Arbeit des einzelnen Angestellten sprechen da in hervorragen dem Maße mit, und die Anforderungen, die der einzelne Chef oder Angestellte an Arbeitszeit und Arbeitsfreiheit stellt, sowie die Be obachtungen, die der Einzelne über die beste Art der Regelung gemacht hat, sind begreiflicherweise subjektiv. Es wird daher nur durch eine größere Anzahl von Mitteilungen über die speziellen Erfahrungen in einzelnen Betrieben ein brauchbares Bild ge- Wonnen werden können. Aber gerade deshalb wird es zweckdien lich sein, die theoretischen Grundlagen dieses schwierigen Pro blems zu zeigen und einige umfassendere Ausführungen daran zu knüpfen, weil dadurch, wie angenommen werden darf, der Be handlung die zutreffenden Richtlinien gegeben werden. Wenn ich 390 dabei im folgenden einige Ausführungen wiedergebe, die ich vor einiger Zeit in den Verbandsblättern des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen in Leipzig veröffentlicht habe, so muß dies wegen des Zusammenhanges geschehen und wird die Leser, die die Ausführungen etwa zum Teil schon kennen, nicht stören. Vereinfacht ist für uns die Frage dadurch, daß nur die Arbeitszeit in Verlagsbuchhandlungen zur Erörterung steht, das: also die Rücksichten auf den Ladcnvcrkehr und auf die Wcihnachts- und Remissionszeit, die die Frage für das Sortiment so sehr komplizieren, hier ausscheiden. Daß die Dinge im Verlag schon gegenwärtig praktisch sehr verschieden liegen, hat der Eiuscndcr der Sprechsaalnotiz in Nr. 48 nach den Angaben im Buchhändler- Adreßbuch dargetan, da er 8—lüstündige Arbeitszeiten fand. Das stimmt ungefähr mit den Angaben bei Herm. Edw. Krueger in der von der Gesellschaft für soziale Reform hcrausge- gebenen Schrift »Die wirtschaftliche und soziale Lage der Privat- angestcllten«*) überein. In einer Tabelle stellte der Verfasser seine Ergebnisse dort wie folgt zusammen: Arbeitszeit und Mittagspause in Verlags- geschäften: Arbeits zeit Stunde» Anzahl**) der Ge hilfen Mittagspause (Zahl der Gehilfen) keine S 1 tund 1 Vs n 2 2'/« 2'/. 7 3 - - 2 — 1 — - 8'' 63 6 18 4 33 d 8'/. 69 11 8 38 19 9 175 1 6 3 8 153 3 1 »V- 29 1 26 10 39 3 38 iov. 3 — — — 2 1 — — 385 7 38 19 20 288 3 13 Seit der Aufmachung dieser Tabelle dürste sich mancherlei noch geändert haben, denn gerade die neueste Zeit brachte Fort schritte der sozialen Erkenntnis im Buchhandel. Wollen wir von allgemeinen Gesichtspunkten aus die Frage der besten Arbeitszeit in Verlagsbuchhandlungen zu erörtern versuchen, so werden wir die Grundsätze, die im allgemeinen für Kontorgeschäfte gelten, auf den Verlag im allgemeinen ohne Änderungen auwenden dürfen. u. Die Rücksicht aus den Verkehr mil dem Publikum, die die Arbeitszeit in Ladengeschäften maßgebend bestimmt, ist auch aus Kontorgcschäfte naturgemäß nicht ganz ohne Einfluß. Auch Kon torc sind nach dieser Richtung nicht ganz frei oder ganz unab hängig. Auch sie müssen sich nach allgemeinen Gepflogenheiten richten, müssen mit Besuchen, telephonischem Anruf, telegraphi schen Bestellungen usw. rechnen, und ein Geschäft, das etwa zn der Zeit geschlossen wäre, wo verkehrsüblich noch fast jeder Ge werbetreibende arbeitet, würde bald an Zuspruch und Kredit einbllßen. Die Rücksichten auf die Bedürfnisse und die Gewohn heiten der Allgemeinheit, die Anforderungen, die an das »Zur- handsein- gestellt werden, müssen auch hier bis zu einem gewissen Grade jedenfalls immer erfüllt werden. Diese Rücksichten bilden also die Grenzen der Arbeitszeit beschränkung. Innerhalb dieser Grenzen, die im wohlverstandenen gemein samen Interesse von Prinzipal und Gehilfe liegen, scheiden sich nun aber naturgemäß die Bestrebungen. Der Prinzipal hat ein Interesse daran, oder wenigstens glaubt er es zu haben, daß noch recht lange über diese Minimalzeit hinaus die Gehilfen an wesend und arbeitend sind: der Gehilfe aber sucht das Über schreiten der ihm notwendig erscheinenden Arbeitszeit soviel wie möglich zu beschneiden. Das ist menschlich begreiflich. Ich gehe dabei immer davon aus, daß der Gehilfe so viel *i Zweiter Teil. Jena 1912, Gustav Fischer. <./t 2.89 ord.j Darin Seite 7 ff. über die Verhältnisse im Buchhandel. **) Von denen die Auskünfte Herrichten.