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7030 Nichtamtlicher Teil. 184. 10. August 1S0L. stücke der Zoll- und Steuerbehörden ließen sich nicht immer der Kenntnis Dritter entziehen und gaben häufig genug Anlaß zu unangenehmen Verdächtigungen. Königliche Bibliothek zu Berlin. (Vgl. Nr. 181. 183 d. Bl.) — Wie die Nationalzeitung neuerdings meldet, bestätigt sich die Mitteilung, daß Professor Harnack schon jetzt kommissarisch das Amt des Generaldirektors der Königlichen Bibliothek zu Berlin übernommen habe, nicht; er wird diesen Posten erst vom 1. Oktober an, dem Tage der Pensionierung des jetzigen Generaldirektors, Wirklichen Geheimen Ober - Regierungsrat vr. Wilmanns, über nehmen. Dieser geht zwar in nächster Zeit auf Urlaub, wird aber bis zu seiner Rückkehr im September in alter Weise von den Direktoren der Königlichen Bibliothek vertreten. Aus Rußland.— Der Privatgütcr-Verkehr auf der sibirischen Eisenbahn ist in der Richtung nach Osten vom 1. August d. I. an eingestellt; der Verkehr nach Westen ist nicht gehindert. * V. Deutscher Archivtag. <Vgl. Nr. 181 d. Bl.) — Von Berichten und Vorträgen auf dem V. Deutschen Archivtag, der im Anschluß an die diesjährige Hauptversammlung des -.Gesamt vereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine« sowie an den VI. Verbandstag west- und süddeutscher Vereine für römisch- germanische Altertumsforschung am 25. September d. I. in Bamberg gehalten werden wird, sind folgende in Aussicht ge nommen: Bericht des Ausschusses für die Frage des Schutzes kleinerer Archive (Archivrat vr. Bär, Würzburg, Ober regierungsrat vr. Ermisch, Dresden, Reichsarchiv-Assessor vr. Knapp, München, Archivdirektor vr. Wolfram, Metz; —Vortrag des Archivrats Sebert: Das VambergerKreisarchiv); — Vortrag des Archivdirektors Geheimen Archivrats vr. Prümers: Die Papierfeinde aus dem Jnsektenreich; — Bericht der Herren Stadtarchivare vr. Overmann und Geheimen Archiorats vr. Grotefend: Die Archivbenutzung zu genealogischen Zwecken. Außerhalb der Tagesordnung wird Geheimer Archivrat vr. Sello seine neuen Erfahrungen mit Zapon mitteilen. Der geschäftsführende Ausschuß besteht aus den Herren: Geheimer Archivrat vr. Bailleu (Berlin), Reichsarchivrat vr. Baumann (München), Geheimer Archivrat vr. Grotefend (Schwerin) und Archivdirektor vr. Wiegand (Straßburg). Anmeldungen zur Teilnahme am Archivtage werden bis 15. September erbeten an Reichsarchivrat Sebert (Bamberg), der auch Anfragen und Wünsche in bezug auf Wohnung entgegennehmen und der Er ledigung zuführen wird. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Lüelisr aus versedieckenen ^VissensAsdietsn. Vitsrarisobor ^n- Nartiv Loas in Vsrliv Larlstr. 35. 8". 16 8. 362 Nrn. Luvstav8tki.lt uvck Verlag. Naivri 1905/06. 8". 90 8. in vwsetil. PersvnaLnachrichten. Doktorjubiläum. — Das fünfzigjährige Jubiläum der Er werbung des Doktorgrades, den ihm am 28. Juli 1855 die philo sophische Fakultät der Universität Leipzig erteilt hatte, beging am 28. v. M. der Geheime Hofrat Herr Professor vr. Kluge in Altenburg. Der Jubilar ist am II. März 1832 in Ehrenhain (Sachsen-Altenburg) geboren, steht also jetzt im 74. Lebensjahre. Seine Studien (Theologie und Philologie) machte er an der Uni versität Leipzig. 32 Jahre lang, von 1857 bis 1889, hat er als Professor und später als Direktor am Herzoglichen Friedrichs- Gymnasium in Altenburg gewirkt; seit 1889 ist er als Verwalter dem wir das Folgende entnehmen: Noch in den Jahren seiner Lehrtätigkeit erschien von Professor vr. Kluge im Jahre 1868 die Abhandlung -Die antike Tragödie in ihrem Verhältnisse zur modernen«, 1869 aber seine -Geschichte der deutschen Nationalliteratur«. Besonders dieses letztere Werk ist es, das Kluges Namen in ganz Deutschland und weit darüber hinaus bekannt machte. Nur wenige Werke ähnlicher Art können sich solch eines Erfolges rühmen, wie das von Kluge, das in bisher 36 Auflagen in gegen einer halben Million von Exem plaren Verbreitung fand. und ist auch an der japanischen Universität in Tokio eingeführt. Der frühere preußische Kultusminister vr. Falk wies der Kluge schen Literaturgeschichte auf der Wiener Weltausstellung einen Platz unter den in einem besondern Gebäude ausgestellten em pfehlenswerten Lehrmitteln an. Zu der deutschen Ausgabe kamen Übersetzungen ins Fran zösische von I. Philippi in Paris, ins Englische von I. T. Lublin, ins Italienische von Demattio, und zwar ebenfalls in einer Reihe von Auflagen. Wie sehr auch im Auslande das Werk an erkannt wurde, bezeugt u. a. das Wort eines französischen Ge lehrten, der die Klugesche Literaturgeschichte ein so vorzügliches Buch nennt, daß er ein ähnliches für die eigene französische Lite ratur wünschen möchte. Verbreitung gefunden, so die »Auswahl deutscher Gedichte« im Anschluß an die -Geschichte der deutschen Nationalliteratur«. Sie wurde als eine der besten Anthologien aus dem Dichterschatze be zeichnet, die, mit vielen Bildern geschmückt, das Hervorragendste zu deutschen Aufsätzen und Vorträgen«, ein von Pädagogen sehr geschätztes Werk, deren bisher zwölf Auflagen aufzuweisen hat. * Julius Stinde -s. — Aus Olsberg bei Kassel, wo er bei einem Freunde zu Besuch weilte, kommt die Trauerkunde, daß der beliebte Humorist Schriftsteller Julius Stinde (Berlin) am 8. d. M. dort einem Schlaganfall erlegen ist. Geboren zu Kirch- Nüchel in Holstein am 28. August 1841 starb er kurz vor Be endigung des 64. Lebensjahres. Er studierte Chemie und Natur wissenschaften, erwarb 1863 den Doktorgrad, war dann mehrere Jahre in Hamburg als Fabrikchemiker tätig und redigierte einige Zeit das -Hamburger Gewerbeblatt«. Schließlich wandte er sich ganz dem Schriftstellerberuf zu, wozu ihn seine glückliche Begabung vorzüglich befähigte. Von seinen selbständig erschienenen Schriften (auch Bühnendichtungen) seien folgende genannt: Blicke durch das Mikroskop — Alltagsmärchen — Naturwissen schaftliche Plaudereien — Das Rauchen. Seine Ausübung und sein Einfluß auf das Wohlbefinden — Meistersingermotive — Aus der geheimen Werkstatt der Natur — Hamburger Leiden (plattd. Komödie) — Tante Lotte (plattd. Komödie) — Familie Karstens (plattd. Komödie) — Eine Hamburger Köchin (plattd. Kom.) — Die Blumenhändlerin (plattd. Kom.) — Das letzte Kapitel (Lustspiel) — Prinzessin Tausendschön (Bühnenstück) — Prinz Unart (Bühnenstück) — Ihre Familie (Volksstück. Mit G. Engels) — Waldnovellen — Die Wandertruppe oder das Deka- merone der Verkannten — Berliner Kunstkritik mit Randglossen von Huickaw — Buchholzens in Italien — Die Familie Buchholz — Der Familie Vuchholz zweiter Teil — Frau Wilhelmine (Der Familie Buchholz dritter Teil) — Lars Dillings — Die Perlen schnur und anderes — Frau Buchholz im Orient — Pienchens Vrautfahrt — Die Augen des Herzens — Humoresken (Tanzgabe Mitus und Matus) — Der Liedermacher — Ut'n Knick (platt deutsch) — Torfmoor (satirisches Drama) — Frau Wilhelmine Buchholz' Memoiren — Hotel Buchholz. Ausstellungserlebnisse — Die Opfer der Wissenschaft (unter Pseudonym: Alfred de Valmy) — Martinhagen — Tante Konstanze — Bei Buchholzens (Lust spiel) — Emma, das geheimnisvolle Hausmädchen (satirischer Roman).