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prllfung erforderlich. Sie entfällt für Personen, die früher eine Meisterprüfung im graphischen Gewerbe abgelegt haben. Dem In haber eines Prüfungszeugnisscs stehen gleich Verleger oder Leiter von Verlagen, die dem Neichsverband der deutschen Zeitungsverlcger angchörcn, ferner unter gewissen Voraussetzungen Personen, die schon bisher den Betrieb eines Buchdruckergewerbes ausgeübt haben. In der Zeitschrift »Der Vierjahrcsplan« (Heft 4) veröffentlicht Diplom-Kausmann I)r. Gustav Plum einen interessanten statistischen Aufsatz unter der Überschrift »Papier und Druck in 193 8/3 9«. Wir geben auszugsweise daraus wieder: Während die wirtschaftliche Entwicklung im Druckgewerbe sich im Jahre 1938 stärker dem wirtschaftlichen Aufschwünge angeglichen hat, kann dies von der Papierindustrie in entscheidenden Teilen nicht gesagt wer den. Für beide Wirtschaftszweige ist aber nicht nur die mengen mäßige Entwicklung von Einfluß gewesen, sondern auch die kosten mäßige Gestaltung, wobei das Druckgewerbe ebenfalls günstiger ab- schlicßt, da ihm weitgehende Nationalisierungsmöglichkeiten zur Ver fügung standen. Trotzdem hat die Wirtschaftslage im Druckgewerbe bei weitem noch nicht den guten Stand der Papierindustrie erreicht, weil die vorausgegangenen Verluste zu hoch waren und der Ausstieg nur langsam eingesetzt hat. ' Die papicrerzeugende Industrie hatte 1937 einen ganz besonders scharfen Anstieg zu verzeichnen, da der Jnlandsmarkt als geradezu stürmischer Käufer aufgetreten war und gleichzeitig das Ausland nicht nur steigende Papiermengen abnähm, sondern auch hinsichtlich der Preise weitgehende Zugeständnisse machte. Später er wies sich, daß die deutschen Käufe nicht einem tatsächlichen Bedarf entsprachen, sondern Vorratskäufe darstelltcn, welche aus einer Be fürchtung hinsichtlich der Holzvcrsorgung getätigt wurden. Als natür liche Folge gingen vor allen Dingen im ersten Halbjahr 1938 die Umsätze sehr scharf zurück und erst das zweite Halbjahr brachte wie der eine Änderung. Die Nvhstosfversorgung der deutschen Papierindustrie ist da gegen 1938 bedeutend besser geworden. Es ist von besonderer Be deutung, daß diese Besserung ausschließlich durch Erschließung ein heimischer Rohstoffquellen erzielt werden konnte. Die Erfolgsrech nungen lassen den weitgehenden Unterschied zwischen den Zellstoff werken und den übrigen Gesellschaften erkennen. Die jeweils etwa zehnprozentigc Erhöhung in der Gesamtsumme der Löhne und Ge hälter sowie der Abschreibungen auf Anlagen ist nämlich fast aus schließlich auf die drei großen Konzernwerke zurückzuführen. Großen Veränderungen unterliegen die Ausschüttungen. Von 47 Gesellschaf ten haben zwar drei Gesellschaften die Dividendenzahlung wieder ausgenommen und sechs, weitere Gesellschaften den Dividendcnsatz um 1 bis 2°/o erhöht, aber andererseits haben fünf Gesellschaften die Dividendenzahlung eingestellt und vier weitere Gesellschaften den Dividcndensatz um 1 bis 3°/o ermäßigt. Das Druckgewerbe hat in den letzten Jahren eine ganz eigene Wirtschaftsentwicklung gehabt. Zunächst blieb die geistige Um wälzung nicht ohne Rückwirkung auf die Lage dieses Gewerbes. In den Jahren der innerpolitischen Auseinandersetzung waren auch die Druckereibetricbe verhältnismäßig stark ausgedehnt worden. Plötzlich sah sich ein Teil der Betriebe ohne jede Beschäftigung und suchte nun mit aller Gewalt, daß heißt mit jeder nur denkbaren Preis unterbietung ins Geschäft zu kommen. Aus diesen Gründen hat das Druckgewcrbe nicht nur eine scharfe Umsatzschrumpsung zu ver zeichne», sondern die Wirtschaftlichkeit wurde durch einen schweren Preisdruck beeinflußt. Nur langsam konnte hier eine Besserung der Lage erzielt werden. Die entscheidende Besserung ist aber durch* den gesunden Leistungswcttbcwerb erzielt worden. Die Nachfrage nach Drucksachen ist zwar gestiegen, aber sie hat den übermäßig großen Apparat nicht ansfüllen können. Entscheidend für die Entwicklung des Gewerbes ist sehr weitgehend das inzwischen eingetretcne Lcistungs- gesälle, das schließlich auch zu einer Gesundung führte, indem die leistungsschwachen Betriebe immer mehr abgcsunken sind. Die Ent wicklung des Drnckgewerbes in diesen Jahren ist ein sehr interessan tes Beispiel dafür, wie trotz schärfsten Preisdruckcs doch schließlich im Leistnngswettbewerb sich der gute Betrieb durchsetzen kann. Die Umsatzgestaltung weist aus diesen Gründen im Druckgewerbe größere Veränderungen ans als in anderen Wirtschaftszweigen. Die Erfolgs- die Ertragsentwicklung ist trotzdem in der Gruppe der Gesellschaften mit mehr als 1 Million NM wesentlich günstiger. Der Anteil der dividendenlosen Gesellschaften ist zwar nach wie vor sehr hoch, aber die Besserung der Gesamtlage ist doch unverkennbar, denn von dreißig Gesellschaften haben nicht weniger als sieben Unterneh mungen die Dividendenzahlung mit 3 bis 6 Prozent wieder aus genommen und vier weitere Gesellschaften haben den Dividenden satz um 1 beziehungsweise 0 Prozent erhöht. Der Neichswirtschaftsminister hat durch die siebente Anordnung vom 28. März 1940 die Geltungsdauer der vierten Anordnung einer Beschränkung der Herstellung von Papier, Pappe, Zellstoff und Holzstoff bis zum 30. September 1940 verlängert. Mit Wirkung vom 1. April hat der Rcichskommissar für die Preisbildung die Preise für Zeitungsdruckpapier wie folgt festgesetzt: Für Bezüge der Verbraucher über 150 000 Kilo monatlich auf 21.70 NM, über 30 000 bis 150 000 Kilo monatlich auf 22.20 NM, unter 30 000 Kilo monatlich auf 22.70 NM. Diese Preise gelten für das gesamte Reichsgebiet. In der Anordnung 39a vom 9. März 1940 der Reichs- st e l l e für Metalle sind neue Vorschriften erlassen worden, die sofort in Kraft getreten sind und auch für die eingegliederten Ost gebiete gelten. Für die Drncktechnik wird die Verwendung von Kupfer, Nickel, Chrom, Kobalt und deren Legierungen für Druck- walzen für Stoff- und Tapetendruck, für Galvanos und Linien ver boten. In jeder Form und in jedem Verarbcitungsgrad dürfen Blei und Bleilegierungen für Blindtypen, Blindplattcn, Hohlstege, Ne- gletten und Galvanos nicht mehr verwendet werden. Ebenso darf für Hochdruckützungen kein Kupfer, Nickel, Chrom, Kobalt, Blei, Zink, Zinn und deren Legierungen verwandt werden, ausgenommen blei ben jedoch Mehrfarben-Autotypien. Magnesium und Magnesium- legicrungen sind für Ätzungen noch zugclassen. Im Altreich sind die Verbote sofort in Kraft getreten, soweit diese aber neu sind, wurde eine Ubcrgangsfrist bis zum 31. Mai 1940 eingeräumt: eine allge- 'meine Ubcrgangsfrist haben die Ostmark bis zum 31. Mai 1940, die eingcgliederten Ostgebiete bis zum 30. Juni 1940. Der Seniorchef der bekannten Leipziger Farbenfabriken Berger L Wirth, Emil Worlitzer, der am 17. Januar 1860 geboren wurde, ist im Alter von achtzig Jahren am 16. März gestorben. Der Verstorbene hat über fünf Jahrzehnte die Geschicke dieses bekannten Unternehmens mit umfassendem Weitblick durch gute und ernste Jahre geleitet. Am 7. März starb der Direktor des graphischen Großbetriebs Oscar Brandstetter in Leipzig, Fritz Dobschinski. Seine große berufliche Erfahrung und seine fachlichen Kenntnisse setzten ihn in die Lage, das »Buchgewerbliche Hilssbuch« von Otto Säuberlich wesentlich erweitert und auf den Stand der Gegenwart gebracht, neu herauszugeben. Dichter erzählen im Volk Die dritte Berliner Erzählerwoche Damit jeder in unserm Volk, auch der Minderbemittelte, dem in früheren Zeiten das Buch vielleicht als ein kaum zugänglicher Lurus erscheinen mußte, lebendigen Anteil hat an dem, was als geistiger Besitz und innere Kraftquelle der Gesamtheit der Nation gehört, hatte das Wintcrhilfswerk in diesem Winter zum zweiten Male das schöne Hausbuch »Ewiges Deutschland« als Weih nachtsgabe für seine Betreuten geschaffen. Doch noch unmittelbarer als das gedruckte Wort verbindet der Weg der Dichterstundc, in der Mensch und Mensch sich begegnen, den Volksgenossen mit dem dichte rischen Werk und Wort der Zeit. Gewissermaßen aus der Starre, der vom Menschlichen abgclösten Form des Buches treten die Autoren da mitten ins Volk. Und zumal, wenn sie nicht Nicdcrgeschriebenes vorlesen, sondern frei erzählen, wird das Persönlichste wieder sicht bar, und der Mensch, wie er litt, kämpfte und wie das Leben ihn zum Gestalten zwang, spricht sich da aus — nicht, um etwa als be rühmter Autor sich auch einmal privat zu zeigen, sondern um deut lich werden zu lassen, wie aus den ewig gleichen menschlichen und völkischen Grunderlebnissen, die das unmittelbarste Anliegen jedes Volksgenossen in unserer großen Gegenwart sind, der heutige Dichter in sein volkhaftes Schaffen hineinwüchst. Daher haben die Abende der Erzählcrwochen, die — zur Er gänzung seines Hausbuches — das Winterhilfswerk in der Reichs- Hauptstadt seit einiger Zeit mit verantwortungsbewußter Stetigkeit nun schon zu einer beispielgebenden Tradition ideeller Betreuung ge führt hat, immer einen ganz besonderen Reiz; in ihnen herrscht eine Atmosphäre persönlichen Kontaktes, die sic in der Tiefen- wie Brei tenwirkung vielleicht sogar noch über die sonstige Form der Dichter- stundcn hinaushebt. Die dritte Berliner E r z ä h l e r w o ch e, die das Wintcr- hilfswcrk vom 11.-16. März durchführtc, begann mit einer Mor genfeier im Schillcrtheatcr. Und schon da übersprang dieser menschliche Kontakt die äußere repräsentative Form, die eine Ver anstaltung am nationalen Heldengcdenktag selbstverständlich wahren mußte. Denn der junge Dichter Hans Bau mann, jetzt als Leut nant im Heer aus tiefstem Wesen Soldat, legte wunderbar ver- Nr. 94 Dienstag, den 23. April 1940 153