Volltext Seite (XML)
Vörsenblatt für den Deutschen Vuchhandel Nr. 271 <R. 102) Leipzig. Dienstag den 19. November 1940 107. Jahrgang Bekanntmachungen und Mitteilungen Nachweis der Zugehörigkeit zur Neichsschrift- tumskammer gegenüber dem Drucker Zufolge der Reichsverordnung vom 17. Juli 1940 (RGBl. I, S. 1035, Börsenblatt Nr. 175/1940) ist jeder Drucker, der eine im Zuständigkeitsbereiche der Neichsschristtumskammer liegende Schrift hcrstellt, verpflichtet, sich darüber zu vergewissern, ob der Verleger (bzw. derjenige, welcher ihm gegenüber wie ein Verleger auftritt) seine Eingliederungspflicht gegenüber der Reichsschrifttumskammer erfüllt hat. Die Mitgliedschaft in der Neichsschristtumskammer — Gruppe Buchhandel, Fachschaft Verlag — wird in erster Linie durch die Vorlage des Mitgliedsausweises oder einer beglaubigten Photo kopie nachgewicsen werden können. Zur Erleichterung der Nachweis pflicht für alle Beteiligten wurde in der Mitteilung vom 30. Sep tember 1940 (Börsenblatt Nr. 241/1940) darauf hingewiesen, dag auch auf die Eintragung als Verlagsbuchhändler im »Adreßbuch des Deutschen Buchhandels« (mit Angabe der Seite) verwiesen werden könne. Hierbei muß natürlich das jeweils neueste Buchhandels- adrcßbuch zitiert werden. Die Neichsschristtumskammer bittet alle Buchhändler, die im Be sitze des Adreßbuches sind, den Druckern die Einsichtnahme zu ge statten, wenn diese darum nachsuchen. Insbesondere werden aber die Verlagsbuchhändler gebeten, den Druckern die Erfüllung ihrer Verpflichtung nach der Reichsverordnung vom 17. Juli 1940 in jeder Weise zu erleichtern. Neichsschrifttumskammer, Abt. m, Gr. Buchhandel Ausschluß — Abgelchnte Aufnahmen usw. Der Herr Präsident der Neichsschristtumskammer hat am 22. August 1940 den Reisebuchhandels-Vertreter Walter Däum- ler, Hamburg, Pulverteich 12,1 aus der Neichsschrifttumskammer ausgeschlossen, und am 22. August 1940 den Reisebuchhandels-Vertreter Martin Daniel; am 11. Mai 1940 den Lehrling Susanne Siegt, Lobositz (Sudetenland), Schillerstrae 10, für eine Aufnahme in die Neichsschristtumskammer abgelehnt. Damit ist den Genannten jede Tätigkeit im Zuständigkeitsbereiche der N.S.K. untersagt. Der Herr Präsident der Neichsschrifttumskammer hat am 27. September 1640 die Aufnahme des Neisebuchhandels-Vertreters Günther v. Reinersdorfs, Gieselwerder/Oberweser Uber Hofgeismar, abgelehnt. Damit ist dem Genannten jede Tätigkeit im Zuständigkeitsbereiche der Neichsschrifttumskammer untersagt. Der Herr Präsident der Neichsschrifttumskammer hat am 26. April 1940 die Wiederaufnahme des Neisebuchhandels-Vertreters Erich Henke, Berlin W 50, Regensburger Straße 2, abgelehnt. Damit ist dem Genannten jede Tätigkeit im Zuständigkeitsbereiche der Neichsschrifttumskammer untersagt. Es besteht Veranlassung darauf hinzuweisen, daß Herr Richard Brauner, Graz, Schießstattgasse 26 nicht die Zuge hörigkeit zur Neichsschrifttumskammer, Gruppe Buchhandel, besitzt und somit auch nicht berechtigt ist, sich als Buchvertreter zu betätigen. Zur Wirtschaftslage Von Prof. Dr. G. Menz Eine so große Rolle auch die Außenpolitik in der Wahlpro paganda beider Parteien in USA. in den letzten Wochen gespielt hat, so liegt doch die Bedeutung des Ergebnisses der Präsidenten wahl nicht auf diesem Gebiet. Das ergibt sich schon daraus, daß beide Kandidaten außenpolitisch im Grunde dieselbe Haltung ankündigten: Unterstützung Englands bis an die Grenze der militärischen Hilfe, aber eben Heraushaltung aus dem Kriege. Man vermutet, daß die große Zahl der Stimmen, die auf den unterlegenen republikanischen Kandidaten Willkie entfallen sind, zum größten Teil von den Frauen hergekommen ist, die ganz besonders ausgesprochen gegen jedes Kriegsabenteuer eingestellt sind und vielleicht Roosevelt in dieser Hinsicht doch nicht restlos trauten. Für die Mehrzahl der Wähler aber war nicht diese Frage entscheidend, sondern das innerpolitische Programm. In dieser Hinsicht ist beachtlich, daß aus der Tatsache der Wieder wahl Roosevelts gegen Tradition und Verfassungswortlaut offensichtlich doch zu schließen ist, daß es vielen Menschen in USA. nicht mehr um diese ideologischen Prinzipien, sondern um das sehr materielle Problem geht, wie eine für sie vorteilhafte Lösung der sozialen Frage in Abkehr von dem bisherigen libe- ralistischen Wirtschaftsprinzip erhofft werden könnte, während umgekehrt für Willkie sehr viele eben gerade deswegen gestimmt haben, weil die befürchtete Sozialreform Roosevelts ihnen wirt schaftlich untragbare oder wenigstens unangenehme Konseguen- zcn anzudrohen schien. Als stärkster Druck für die jetzige Ent scheidung stand im Hintergründe doch wohl das Arbeitslosen problem. Daß trotz alles Rüstungsbooms immer noch 8 Millio nen Menschen in USA. auf eine nutzbringende, dauerhafte Ein ordnung in den Arbeitsprozeß warten müssen, ist in der Tat eine Not, die nicht bagatellisiert werden kann. Man wird sich in USA. nun, nachdem die Entscheidung der Wahl Roosevelt das Mandat zu sozialreformerischen Maßnahmen erteilt hat, sehr ernsthaft an die Frage heranmachen müssen, wie jene Not be seitigt werden kann; und zwar nicht nur vorübergehend, sondern auf die Dauer. Darin ist insbesondere die Frage eingeschlossen, ob eine Verlängerung des jetzigen Krieges USA. die Lösung die ser Aufgabe erleichtern könnte oder nicht vielmehr erschweren müßte, und ob nicht gerade eine möglichst rasche Beendigung des Krieges unter Preisgabe der Illusion, das liberalistische System unter der Borherrschast Englands jemals wieder galvanisieren zu können, der Ausweg ist, der auch USA. zum größten Vorteil ge reichen würde. Beim Ernst dieser Lage sind ein bezeichnendes Symptom für das, was dieses libcralistisch-plutokratischc System darstellt, die Vorgänge, die sich in der Wahlwoche an der New Uorker Börse abgespielt haben. Da wirkliche Maßnahmen, deren Auswirkung Anlaß zu entsprechenden Entschlüssen hätte geben können, ja überhaupt nicht vorliegen konnten, steckt hinter diesen Vorgängen als treibende Kraft nur jene gewissenlose Spe- lulationswut, die im Hasardspiel, aus welchem Grunde auch immer, persönliche Geschäfte zu machen sucht. Am Dienstag, dem Wahltag, herrschte Börsenruhe. Der darauf folgende Mittwoch brachte einen Vorstoß der Baissiers und die Aktien fielen. Prompt kam am Donnerstag der Gegenzug der Haussiers und die Kurse wurden wieder in die Höhe getrieben. Das Nachspiel am Freitag kehrte die Lage erneut um. Das Ganze ein völlig sinnloses Hin und Her, bei dem die ernste Wirtschaft im Grunde unberührt blieb, wenn sie die Nerven behielt und nur die Bör- senspicler, wie beim Poker, Gewinn und Verluste zu buchen hat- 4S»