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„Was lesen wir? Was verkaufen wir?" Buchbesprechung und Buchhandel Buchbesprechungen in Zeitungen und Zeitschriften bedeuten eine Unterstützung der buchhändlerischen Arbeit. Trotzdem wird gerade der Buchhändler die Buchbesprechungen unter anderen Gesichtspunkten betrachten müssen, als das der Schriftleiter tut. Das Gebiet der Buchbesprechung aber ist so umfassend, daß es gerade für die buchhändlerische Arbeit einer ausführlichen Dar stellung bedarf. Das Juniheft der Zeitschrift »Der Buch händler im neuen Reich» schließt mit dem Aufsatz »Was lesen wir? Was verkaufen wir?« eine Beitragsfolge ab, die Stellung nimmt zu dem Thema der Buchbesprechung für den Buchhändler. Der Verfasser dieser Beiträge, vr. Hellmuth Langen buch e r, stellt darin zunächst die Aufgaben des Buchhandels gegenüber dem Schrifttum in seinem Verhältnis zum Volk dar. Eine der vordringlichsten Aufgaben ist ihm die Unterrichtung -besonders des Sortiments, aber auch des Leihbibliothekars und des Buchvertreters über das wichtigste neuerscheinende Schrift tum«. Er stellt fest, daß es genug literarische Zeitschriften gäbe, deren Besprechungsteil zunächst zur Unterrichtung des Buch handels über neue Bücher genügen könnte. Allein, sie genügen nicht, wichtiger noch ist es, »den Stil einer brauchbaren Buch besprechung für die buchhändlerische Tagesarbeit zu schaffen«. Die literarische Zeitschrift wendet sich zunächst an das Leser publikum, die Art ihrer Besprechungen ist also mit Rücksicht auf dieses aufgebaut. Der Buchhändler wird diese Zeitschriften kennenlernen müssen, wo das bis heute noch nicht der Fall sein sollte. Er wird aber Neuerscheinungen noch auf andere Möglich keiten zu prüfen haben als der Buchbcsprccher und als der Leser. Der Verfasser nennt eine größere Anzahl von Zeitschriften, die zum Handwerkszeug des Buchhändlers gehören, ergänzt wird diese Aufzählung durch die literarischen Beilagen großer Tages zeitungen. Ihre Arbeit hat zunächst die Ausgabe, den literarisch Interessierten zu fesseln und den Büch erkäufer zum Erwerb der besproche nen Bücher zu reizen. Demgegenüber steht die Bespre chung, die in »erster Linie für ihn (den Buchhändler) als dem Mittler zwischen Buch und Volk bestimmt ist«. Sie muß aus seine besonderen Bedürfnisse eingestellt und ausgerichtet sein. Die Darstellung der »besonderen Bedürfnisse« des Buch handels aus dem Gebiet der Buchbesprechung ist die Aufgabe eines zweiten Beitrags in der erwähnten Aufsatzsolge. Unter diesen Besprechungen versteht der Verfasser solche, »deren Auf gabe es nicht ist, den Bücherkäufer zum Kaufen anzureizen, deren Aufgabe cs vielmehr ist, dem Bücher v e r k ä u f e r mit- zutcilen, mit welcher Buchart, mit welchem Inhalt, mit welchem Wert er es bei einer bestimmten Neuerscheinung zu tun hat«. Langenbucher nennt dieses Problem eine schwierige Aufgabe, die nicht ein einzelner lösen könne, die aber »bei einem kamerad schaftlichen Zusammenwirken aller daran beteiligten Kräfte doch möglich sein muß«. Zunächst: die Auswahl. Denn leider wird die Beobach tung des gesamten erscheinenden Schrifttums nie möglich sein. Diese Auswahl darf sich nicht erstrecken auf das dichte rische Buch allein, dazu verführen könnte die nicht ungefähr liche Gleichsctzung von Buch und dichterischem Buch überhaupt. Eine solche Auswahl müßte aber unbedingt zur Einseitigkeit führen, die dem Buchhandel wenig und dem Schrifttum nichts nützt. Für den allgemeinen Buchhandel dagegen führt der Ver fasser aus, daß das wissenschaftliche Schrifttum nur in den seltensten Fällen in diese Auswahl einbezogen werden kann, da hier ja nur die gründlichste Beschäftigung, d. h. die Abwen dung von anderen Schrifttumsgebieten zu einer wirklichen Ver tiefung führen kann. Der wissenschaftliche Buchhändler wird in den meisten Fällen ein Spezialist sein müssen, dem die Hin wendung zu anderen "Schrifttumsgattungen nur schadet. Auch das Fachbuch gehört in gewisser Beziehung nicht zu der Auswahl aus dem neuen Schrifttum, die der Sortimenter zu treffen hat, obgleich gerade die jährlichen Fachbuchwerbungen verlangen, daß jedem Sortimenter, gleich welches Gebiet er nun besonders Pflegt, das Wichtigste auf diesem Gebiet vertraut ist. Hier unterstützen ihn aber die öffentliche Buchwerbung und der Wunsch des Käufers selbst bei einer sicher nicht immer leich ten Arbeit. Immer aber wird dieser Ausschnitt das dichterische Buch, d. h. das schöngeistige Schrifttum, die wesentlichen Erscheinungen im geschichtlichen, kunstgeschichtlichen, kultur geschichtlichen, literaturgeschichtlichcn und geistesgeschichtlichen Gebiet zu umfassen haben. Als wesentlicher Teil tritt das welt anschaulich-politische Buch hinzu. An einigen Beispielen zeigte der Verfasser in der Zeitschrift selbst, wie eine berufseigene Unterrichtung aussehen kann: Karl Richard Ganzer, der junge Historiker, berichtete über neues geschichtliches Schrifttum, Or. Eberhard Lutze über Neuerscheinungen aus dem kunst- geschichtlichen Gebiet. Langenbucher erwähnt, daß die Zuschriften aus dem Leserkreis der Zeitschrift bestätigt haben, daß der hier eingeschlagene Weg zu einer Unterrichtung für den Buchhandel wohl gangbar ist. Voraussetzung für derartige Berichte ist »fach liche, politische und weltanschauliche Zuverlässigkeit. Gutsundier- tes Wissen, gesundes Urteil und die Fähigkeit klarer sprachlicher Form» treten hinzu. Gerade hier ist die Phrase die ärgste Fein din des Buchhändlers. Der Beitrag zeigt dann noch weitere Aufgaben: die Pflege des dichterischen Nachwuchses, die literarische Abwehr, die sich auf Bücher zu erstrecken hat, die zu Unrecht die Aufmerksamkeit des Buchhandels in Anspruch nehmen, solche, die eine ver wirrende Mischung zwischen echt und Talmi aufweisen, dann auf die Werke von Dichtern, »die ein raffiniertes Talent mit einer geringen Neigung zum heutigen Deutschland verbinden« und nicht zuletzt gegen solche Dichter, die es immer verstanden haben, sich nach vorne zu schieben, die auf die Vergeßlichkeit und die Gutmütigkeit spekulieren. Diese Aufmerksamkeit gegen über dem Unechten ist auch am Platze gegenüber Verleger anpreisung, literarischen »Moden- u. ä. Das aber ist oft nur möglich, wenn sich der lesende Buch händler auch an Dinge wagt, die ihm nicht liegen, gerade er darf nicht nur zu seiner »persönlichen Erbauung und zur Unter haltung- lesen. Diese Gedankengänge schneidet Langenbucher im dritten Teil seiner ausführlichen Darstellung an. Bon hier aus kommt er dann zu dem Stil der berufseigenen Unterrichtung. Dieser Stil muß nüchtern sein, »je nüchterner die Darstel lung, um so größer der Nutzen, den sie stiftet». Dieses Nüchtern sein, Sachlichsein erstreckt sich auf Darstellung des Inhalts und des Wertes. Sachlichsein bedeutet noch nicht langweilig sein! Langenbucher sieht in solcher Form der Buchbetrachtung große erzieherische Wirkung für die Verlagsarbeit. Die Berechtigung solcher Gedankengänge ergibt sich allein aus der Wirkung der buchhändlerischen Arbeit. Die hier kurz besprochene Aufsatzfolge (Heft 2, 3 und 6 der erwähnten Zeitschrift) verdient die Beach tung des ganzen Buchhandels. —ng. 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