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empfohlen, daß sich Besucher von auswärts zuvor entweder fern mündlich oder schriftlich anmelden. Wirtschaftliche und arbeitstechnische Gründe haben schon seit einiger Zeit eine Zusammenlegung aller zur Kammer gehörenden Stellen verlangt. Mit der Verlegung und Zusammenlegung der Kammer in das Haus Hardenbergstraße 6 ist auch auf diesem Ge biete eine Vereinheitlichung und Erleichterung durchgeführt. Im Hause Hardenbergstraße 6 (Eile Knesebeckstraße in der Nähe des -Knie-) sind nunmehr mit der Zentrale der Kammer sämtliche Abteilungen bis aus die Abteilung III (Gruppe Buchhandel), deren Anschrift wie bisher lautet: Leipzig C l, Deutsches Buchhändler haus, vereinigt, wie Beratungsstelle Verlag, Ubsrwachungsstelle Leihbücherei, Reichsarbeitsgemeinschast für Deutsche Buchwerbung (Abt. IV). Reichsschrifttumskammer, Gruppe Buchhandel Ausschlüsse — Nichtausnahme — Verwarnung Der Herr Präsident der Reichsschristtumskammer hat durch Entscheidung vom 10. Dezember 1836 Herrn Hans Friese, Inhaber der Firma Hans Friese, Leipzig S 3, Lößniger Straße 26; durch Entscheidung vom 6. Juli 1937 den früheren Buchver treter Josef Hauser, Hamburg, Wandsbeker Chaus see 255 b. Schild; durch Entscheidung vom 4. August 1937 den Buchvertreter Wilhelm Müller, Koblenz, Cusanusstraße 1; durch Entscheidung vom 31. August 1937 den Buchvertreter OttoSilberberger, Würz'burg, Kapuzinerstraße l, aus der Rcichsschrifttumskammer, Gruppe Buchhandel, auf Grund des § 10 der Ersten Durchführungsverordnung zum Reichskultur kammergesetz vom 1. November 1933 ausgeschlossen. Der Herr Präsident der Reichsschrifttumskammer hat durch Entscheidung vom 17. Juli 1937 den ehemaligen Buchvertreter Herbert Unterbeck, Berlin N 113, Carmen Sylvastraße 30, auf Grund des H 10 der Ersten Durchführungsverordnung zum Reichskulturkammergesetz vom 1. November 1933 aus der Reichs- schrifttumskammer, Gruppe Buchhandel, ausgeschlossen. Diese Entscheidung wurde von dem Herrn Präsidenten der Reichskulturkammer unter dem 8. September 1937 bestätigt. Der Herr Präsident der Reichsschrifttumskammer hat durch Entscheidung vom 2. Februar 1937 die Aufnahme des Buchver treters Max Emil Schindler, Leipzig W 33, Schilling straße 2II, in die Reichsschristtumskammer, Gruppe Buchhandel, auf Grund des § 10 der Ersten Durchführungsverordnung zum Reichskulturkammergesetz vom l. November 1933 abge^hnt und ihm jegliche Tätigkeit auf diesem Gebiete untersagt. Der Herr Präsident der Reichskulturkammer hat den Einspruch des Herrn Max Emil Schindler gegen die Ablehnung seines Aufnahme antrages zurückgewiesen. Der Herr Präsident der Reichsschristtumskammer hat mit Schreiben vom 14. Mai 1937 dem Buchvertreter Werner Jolmes, Düsseldorf, Hoffeldstraße 4, eine Verwarnung erteilt. Berufskundliche Arbeitswoche auf der Altenburg bei Bamberg Als am letzten Abend unserer Arbeitswoche auf der Allcnburg die Fahne eingezogen wurde, die eine Woche lang (19. bis 25. Sep tembers von unserer Burg in die fränkischen Lande hcrabgeweht hatte, da spürten wir alle bei dieser Feierstunde, daß Tage und Stunde» hinter uns liegen, die aus uns eine starke Gemeinschaft geformt hatten und die für jeden unvergeßliches Erlebnis bleiben werden, der sie miterlebt hat. »D e u t s ch c K u n st und deutsches Kunstschrifttum am Beispiel des fränkischen Raumes« war das Thema der Arbeitswoche, über das vr. Eber hard Luhe vom Germanischen Nationalmuseum ln Nürnberg täglich zu uns sprach. Er begann mit einer Umgrenzung Frankens im Rahmen der deutschen Landschaften und Stämme und führte uns über Riemen schneider, Grllnewald, den Nürnberger und Bamberger Kunstkreis zum fränkischen Barock mit seinem Höhepunkt in Balthasar Neumann. In diesen Rahmen fügten sich dann wie Selbstverständlichkeiten die Vor träge der anderen Referenten ein. So sprach am zweiten Tag vr. Hans Fiedler aus Bamberg zu uns über »Bamberg zur Stauserzeit«. Es war für uns besonders wertvoll, den Verfasser des so schnell bekannt gewordenen Buches »Dome und Politik« über seine neuesten Forschungserlebnisse selbst zu hören. Am letzten Tag war vr. Rudolf Helm vom Germanischen Nationalmufeum in unserem Kreis und sprach zu uns über »Volkskunst, ihr Wesen und Schrifttum«, wobei es ihm glänzend gelang, uns in das wirklich gute und konjunkturfreie Schrifttum über die Volkskunst elnzusllhren. Die Brücken zum heutigen Deutschland und Franken schlugen uns aber die beiden Dichter Anton Dörfler und Karl Bröger, die davon sprachen, wie Franken, geistig gesehen, mehr ist als der engumgrenzte Raum Frankens. So wie all die großen Künstler Fran kens zum Besitz der Deutschen geworden sind, genau so sind seine großen Dichter in das deutsche Volk gedrungen. Wohl kann sich der Dichter nicht ausreißen aus seiner Heimat gleich wie ein Baum, aber wenn er nicht überall ist, ist er nirgends, vr. Hellmuth Lan- gcnbucher, der einige Tage unser Gast war, rundete dann am letzten Abend noch dieses Bild ab, als er zu uns Uber die Ausgabe seine Buches »Volkhaste Dichtung der Zelt« sprach. Die Nachmittage waren meist ausgeslillt mit Besichtigungen, denn neben den eingehenden Buchbesprechungen, die sich jeweils an die ent sprechenden Vorträge anschlossen, sollten die Teilnehmer die Werke der Kunst an Ort und Stelle sehen. Erst, wenn wir diese wirklich gesehen und erlebt haben, und ihre geschichtlichen und kunstgeschichtlichcn Zu sammenhänge kennen, können wir auch über die Bücher urteilen, die darüber erschienen sind. Und wieder war es in erster Linie l>r. Lutze, der bei den Führungen die Verbindung zu den Vorträgen des Vor mittags fand und gerade als Nicht-Buchhändler uns auch so wertvolle Buchbesprechungen geben konnte. Wie wichtig es aber ist, bei einer Arbeitswoche auch über die Ausgabe des Standes zu spreche», das bewies die Anwesenheit von K. H. Bischofs von der Reichsschrist tumskammer, denn sein Vortrag über »Berufssörderung und Berufs- crziehung« gab Anlaß zu eingehender Aussprache und verschaffte manchem Klarheit über seine Aufgabe. Neben all der ernsten Arbeit war aber genügend »Freizeit« vor handen, Zeit für zwanglose Aussprache, sür Ruhe, Spiel und auch Humor. In diesen Stunden entstand dann erst die Kameradschaft, von der unsere Gemeinschaft getragen war, und daß zum Erleben des fränkischen Raumes auch ein Tropfen guten Frankcnweincs gehört, davon waren wir am Ende wohl alle überzeugt. Aus allen Gauen Deutschlands hat uns der Bille zur Arbeit zusammengejllhrt. Aus Westfalen und Sachsen, aus Bayern und Hessen, aus Württemberg und Niedersachsen, ja aus dem Sudetengebiet und von der See waren die Kameraden gekommen, und wir waren in Wirklichkeit »Deutschland im kleinen Kreis«, wie uns eine Bamberger Zeitung benannte. Wir waren Sortimenter und Verleger, Inhaber und Angestellte, Lehrlinge und Gehilfen, aber die Aufgabe, die uns zusammengeführt hatte, war sür alle die gleiche und darum auch das Ziel. Vor dem Gesetz der Kammer haben wir alle das gleiche Recht, damit aber auch die gleichen Pflichten und wir tragen alle dieselbe Verantwortung vor unserem Volk; damit dies aber jedem einzelnen klar werde, veranstalte» wir Buchhändler unsere Arbeitswochen, denn der Buchhändler als greisen hafter Bücherwurm war einmal. Heute wollen wir beim Ausbau des Reiches nicht die schlechtesten Gehilfen sein und darum gehörte zu unserer Arbeit auch tagsüber das Lied und frühmorgens zu Beginn der Frühsport, darum genügte uns der Strohsack als Lager und der Burgbrunnen als Waschgelegenhett. Und aus denselben Gründen fan den wir auch die Verbindung zu der HI., die zu uns mit ihrer Spiel schar gekommen war und deshalb wurden unsere Gäste zugleich unsere besten Kameraden. Heute stehen wir alle wieder an unseren Arbeitsplätzen, verteilt tm Reich. Aber die Verse von Karl Bröger, die zu unserem Lied während der Arbeitswoche wurden, stehen noch vor uns allen und wir denken dabei an die Kameraden und Freunde von der Arbeits woche auf der Altenburg, mit denen wir so manche unvergeßliche Stunden verbracht haben, denn Nichts kann uns rauben Mögen wir sterben Liebe und Glauben unseren Erben gilt bann die Pflicht: zu diesem Land. Es zu erhalten und zu gestalten. Es zu erhalten sgesandt. Deutschland stirbt nicht, und zu gestalten sind wir Werner Jäckh, Leiter der Arbeitswoche. 814 Nr. 238 Donnerstag, den 14. Oktober 1937