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211, 13. September 1886. Nichtamtlicher Teil 4931 »Warnung« gegen die Weihnachtsschleuderanzeigen auswärtiger Antiquare soll auch in diesem Jahre wieder erfolgen, jedoch in anderer, von Kollege Behrens vorgeschlageuer Fassung ans Grund einer ähnlichen Anzeige der Kölner Kollegenschaft. Die Feststellung der Erklärung übernimmt der Vorsitzende. Es folgen die Anträge von Kollege Opitz: 1. Der Verein wolle Schritte thun, daß Jnseratbeilagen mit oft gegen die Interessen der Sortimenter verstoßen den Inseraten von der Beförderung durch die Sorti mentsbuchhandlungen ausgeschlossen werden. Die lebhafte Besprechung hierüber ergab als allgemeine Ansicht: a. Die Jnseratbeilagen sind kein zusammenhängender wesentlicher Bestandteil der Zeitschriften, d. Der Sortimenter ist nicht verpflichtet, solche zu befördern. o. Der Verleger ist nicht berechtigt, ohne besondere Vereinbarung mit dem Sortimenter und Ent schädigung für die veranlaßten Porto- und Em- ballagespesen die Beförderung der nur in seinem Interesse erschienenen Anzeigeblätter zu verlangen, cl. Als eine geradezu unbegreifliche Zumutung ist es zu bezeichnen, wenn solche den Sortimentern wider Willen aufgezwungene Beilagen Inserate enthalten, die die Interessen derer schädigen, deren Geld und Zeit ungefragt zur Verbreitung in Anspruch ge nommen wird. 2. Der Verein wolle seinen Vorstand beauftragen, bei den hohen mecklenburgischen Ministerien dagegen einzu- kvmmen, daß Veröffentlichungen, die mit materieller und intellektueller Unterstützung der hohen Ministerien er scheinen, dem Buchhandel des Landes entzogen werden. Die Versammlung erklärt sich im Prinzip mit dem Gedanken des Antrages einverstanden, vertagt aber eine Beschlußfassung vor läufig. 3. DerVerein wolle beschließen, zu dem Antrag Credner: Die jährliche Abrechnung von dem Osterfest unabhängig zu machen —, sobald derselbe wieder ausgenommen wird, Stellung zu nehmen. Die Meinung geht bei der Besprechung dahin, daß ein fester Termin, der nicht zu nahe an Neujahr ist, vielleicht Mitte Mai, dem jetzige» Gebrauch vorzuziehen und in diesem Sinne eventuell bei der Hauptversammlung des Börsenvereins abzustimmen sei. Als nächster Versammlungsort wird Bützow in Aussicht genommen in der Hoffnung, daß der für alle Mitglieder zünftigst gelegene Ort eine recht große Anzahl Kollegen vereinigen und besonders die neu eingetretenen Mitglieder veranlassen wird, Be kanntschaft und Befreundung mit den älteren zu suchen. Güstrow, Rostock, Schwerin, Wismar, im August 1886. Der Vorstand. Vom englischen Büchermarkt. (Bergt. 1885, Nr. 40. 155. 201. 203.) Seit unseren letzten Berichten über die Wirksamkeit des engli schen Buchhandels ist eine geraume Zeit verflossen und die neue englische Litteratur um zahlreiche hervorragende Erscheinungen be reichert. Bevor wir jedoch hiervon selbst sprechen, müssen wir noch dreier Männer gedenken, die der Tod aus erfolgreicher buchhänd lerischer Thätigkeit herausgerissen hat, und deren Lebensgang hier kurz vorzuführen sicher von Interesse für unsere geehrten Leser sein wird. Am 16. April d. I. starb in London im Alter von achtnnd- achtzig Jahren Sampson Low, der Nestor des Londoner Buch handels und Gründer der berühmten Weltfirma Low, Marston, Searle L Rivington. Er war der Sohn eines Druckers in Soho, einem nicht gerade sehr vornehmen Stadtviertel von London und etablierte sich, nachdem er u. a. auch einige Zeit bei Longman thätig gewesen war, bereits im Alter von einundzwanzig Jahren in Immb's Lonäuit Ltrsst, welche damals noch der Mittelpunkt einer vornehmen und guten Geschäftsgegend war. Einen Wendepunkt in seinem Geschäftsleben bildete das Jahr 1837 mit der Gründung des »kublisbor's Oireular«. Das einzige damalige Buchhändlerorgan war »Lont's Iniorar/^.ckvsr- tissr« (1802 gegründet und 1860 mit »Uro kooüsallsr« ver schmolzen), welches sich jedoch in vielen Beziehungen als unzuläng lich erwies, so daß der verstorbene William Longman zuerst den Gedanken anregte, ein neues Journal herauszugeben, welches die Vermittelung zwischen Verleger einerseits und Sortimenter sowohl als Publikum andererseits bilden sollte. Der Gedanke fand sofort Anklang, und es bildete sich eine Gesellschaft von vierzehn Londoner Buchhändlern und zwar Wm. Longman, John Murray, Rivington, Robert Baldwin, Robert B. Seeley, Wm. Pickering, Thomas Fegg, Wm. Ball, Sam. Holdsworth, Ls. F. de Porqnet, James Nislict, Joseph Ridgway, Gge. B. Whittaker und Chs. Tilt, welche die Herausgabe eines vierzehntägig erscheinenden Buchhändlerorgans beschlossen, das gemeinsames Eigentum der Gesellschaft bleiben sollte. Um nicht den Verdacht parteilicher Einseitigkeit zu erwecken, wurde das Blatt einem Unbeteiligten in Kommissionsverlag ge geben, wobei die Wahl ans Sampson Low fiel. Die erste Nummer des »Lublisbsr's Oiroular« erschien am 2. Oktober 1837, und zwar sechzehn Seiten Lex.-8°. stark, von denen vierzehn Seiten mit Inseraten angefüllt waren und zwei Seiten mit einem klassifizierten Verzeichnis der angezeigten Werke. In den ersten Jahren konnte das Blatt nur mit Ver lust am Leben erhalten werden, allmählich aber bürgerte es sich ein dank den rastlosen Bemühungen und den praktischen Ver besserungen Lows. Jedoch erst 1867 ging das Blatt in den all einigen Verlag und das Eigentum der Firma S. Low L Co. über, und zwar traten die noch überlebenden Eigentümer dasselbe gegen die Verpflichtung an Low ab, daß er der »LoolrssUsr krovicksnt Institution« (einer buchhändlerischen Wohlthätigkeits-Gesellschaft) die Summe von 100 F überweise. Gegenwärtig bildet das »kublisbor's Oireular« mit dem monatlich erscheinenden »LoolrssUor« (1858 gegründet) die beiden Buchhändlerzeitschriften Englands. Dabei ist die Einrichtung beider Blätter derart, daß sie, nicht wie unser Börsenblatt, nur für den Buchhändler bestimmt sind, sondern gleichzeitig für den Bücher freund und Bücherkäufer, sodaß sie unter letzteren eine nicht unbedeu tende Zahl von Abonnenten zählen. Ein weiterer Hauptunterschied zwischen diesen und unserm Organ (abgesehen von dem Format, das Lex.-8°. ist) ist der, daß die beiden Blätter keinerlei Aufsätze oder Streitfragen über Interna, dagegen litterarische Mitteilungen aller Art, Besprechungen erschienener und mehr oder weniger kritische und ausführliche Hinweise auf in Vorbereitung stehende Bücher aus jedem Fache der Litteratur bringen. Eine Folge des »kublisber's Oiroular« d. h. der in jeder Nummer erscheinenden alphabetischen und sachlichen Bücherverzeich nisse war der von Low selbst zusammengestellte »Lritisb OatalvAus«, dessen erster Band 1839 erschien und der von da an alljährlich her ausgegeben wurde. Aus diesen Jahreskatalogen entstand dann der »Lritisb OataloAlls«, der mehrere Jahre umfaßte, und dessen erster Band, die Jahre 183 7—1852 umfassend, 1853 erschien. Vorher hatte bereits ein ähnliches Bücherverzeichnis unter 667 *