Volltext Seite (XML)
x° 41, 18. Februar 1830. Redaktioneller Teil. richtig aufgezogen sind und keinen unlauteren Wettbewerb trei ben, können helfen. Der Verleger sollte jedoch gerade dem klei nen Sortimenter mit den besten Bedingungen entgcgenkommen, er hat sie nötiger als die großen Firmen. Der Nachlaß war immer ein viel umstrittener Punkt zwischen Verleger und Sor timenter. Ein Ausschuß beider Vereine hat nun nach besten Kräften entschieden, wer als Buchhändler anzusehcn ist und er hat dafür zu sorgen, daß den anderen nur mit einem beschränkten Nachlaß geliefert wird. In der ersten Februarnummer wird die Aussprache fort gesetzt. Beachtenswert ist, was die Firma Andrews L Co. in Durham über Schulbücher schreibt. Der Nachlaß auf Schulbücher ist ganz unzureichend. Das Hauptgeschäft in Schulbüchern liegt in der Hand einiger Großfirmen, die den ganzen Bedarf ein zelner Schulen liefern. Denen sollten die Verleger den Nachlaß auf 10^ herabsetzen, dafür den andern Firmen mindestens 255? geben. Die Auswahl der in Betracht kommenden Firmen könn ten die Verleger ihren Reisenden überlassen, die genau wissen, welche Firmen dieses Entgegenkommen verdienen. Es erfordert wenig Arbeit und geistige Anstrengung, Hunderte von Exem plaren eines Buches unmittelbar vom Verlag an eine Schule senden zu lassen, wogegen der Sortimenter durch Auskünfte und Beratung wertvolle Arbeit für den Verlag leistet, und manches Buch, das mit verkürztem Nachlaß geliefert wird, ohne jeden Verdienst besorgen muß. Bei der Einzelbesorgung von Schul büchern kommen wir nicht auf die Kosten. Durch höheren Nach laß auf Schulbücher würde der Verlag nur Nutzen ziehen, indem der Sortimenter dann in der Lage sein würde, sein Lager, auch von anderen Büchern, zu vergrößern, und die Klagen über unzu reichende Bedingungen würden erheblich Nachlassen. Vom Berlegerstandpunkt aus äußerte sich Mr. S. C. Ro berts von der OginbrlilM vnivorsit^ krsss. Er gibt zu, daß die Spesen ungefähr 2SA betragen, daß zwar bei vielen Büchern ein Nachlaß von 331» A gegeben wird, aber der Gewinn durch den gekürzten Nachlaß und durch die unvermeidlichen Ladenhüter fast aufgezchrt wird. Den Verlegern ist auch bekannt, daß Ver fasser und Büchcrkäufcr sich benachteiligt glauben, wenn bei einem 21 sd.-Buch 7 sb. in die Tasche des Sortimenters fließen. Auf den Unterschied zwischen dem lesenden und dem bücherkaufcn- den Publikum ist oft bei den Versammlungen der Verleger und Sortimenter hingcwicscn worden. Es gibt eine Anzahl gebilde ter Leser, die keineswegs Freude an dem Besitz von Büchern finden oder stolz ans den Erwerb sind, während der Bücher freund meist Sammler ist und daher das meiste Geld für alte und seltene Bücher ansgibt. Mr. Roberts befürwortet daher, neben dem Verkauf von neuen Büchern auch antiquarische Werke oder Papierwarcn zu vertreiben, um auf diese Weise ein sicheres Einkommen zu erzielen. Wenn das Publikum so bedacht auf Büchcrcrwcrb wäre, wie es Autos oder Seidenstrümpfc kauft, so könnte selbstverständlich in jeder kleineren Stadt sich ein erstklas siger Buchladen bezahlt machen. So aber findet man selbst in Großstädten viele Buchlädcn, denen ein Antiquariat oder Papier- Warenverkauf ungegliedert ist. Zum Schluß noch eine recht optimistische Ansicht eines Buch händlers an der Südküste. Er sagt mit Recht, daß in den letzten Jahren die Buchhändler immer nur gejammert haben. Der Buch händler kann durch eigene Kraft den Verkauf heben und dadurch auch zu besseren Bedingungen gelangen. Wir wollen mit großen Erwartungen in das neue Jahr hineingehen und werden gewiß nicht enttäuscht. Jedenfalls war vor Einführung des Netbuch- Systems die Lage viel schlechter und durch gemeinsame Arbeit der beiden großen Vereine hat sich manches gebessert. Auch um die Ausbildung des Nachwuchses hat man sich ge kümmert und bei einzelnen Ortsvereinen Prüfungen eingcführt. Wer die verschiedenen Prüfungsaufgaben gelesen und die Verhältnisse vor dem Krieg in der englischen Gehilfenschaft ge kannt hat, wird sich wundern, daß sich so viele Teilnehmer dafür gefunden haben, die die nicht leichten Prüfungen bestanden haben. Manches im Vorstehenden paßt auch auf die deutschen Ver hältnisse, eins jedoch hat der englische Sortimenter voraus. Wer die Anzeigen der großen Verlagshäuser in der »Times- oder anderweitig gelesen hat, wird finden, daß niemals auf direkten Bezug hingewiesen wird. Was nützt alle Werbung des Sorti menters, wenn der Verlag selbst liefert und durch eine angeglie derte, oft unter ganz anderer Firma aufgemachte Versandahtci- lung nicht nur eigenen Verlag, sondern jedes Buch direkt ans Publikum liefert. In meiner Lehrzeit gab es noch mehr Ver leger, die wie z. B. Fr. Wilh. Grunow (auch jetzt noch) in dem Vcrlagsvcrzcichnis sagen: Der Verlag selbst führt Privatbestcl- lungcn nicht aus. Der Bezug hat durch die Buchhandlungen - möglichst am Platze des Bestellers — zu erfolgen. Robert Jahn. Papiergewerbe und Papierindustrie im Jahre 1929. Im Vergleich zur konjunkturellen Lage der papier verarbei tenden Industrie hat die papier e r z e u g e n d e im allgemeinen über bessere Geschäftsergcbnisse im vergangenen Jahre zu berichten. Nächst dem Bergbau und der chemischen Industrie stand die Er zeugung der Papierindustrie an dritter Stelle. Die gesamte deutsche Papiererzeugung betrug im Berichtsjahre rund 2115 000 Tonnen (im Vorjahre 210-1000). Sehr erheblich war die Er zeugung von Z e i t u u g s d r u ck p a p i e r. Sie stieg von 530 000 Tonnen im Jahre 1027 ans 580 000 Tonnen im Jahre 1028 und 1020 war das Verhältnis wohl nicht minder günstig. Auf die Ausfuhr entfallen davon etwa 30?L. Trotz wiederholter Forderungen und Anträge des Vereins Deutscher Zeitungs-Verleger ist bis jetzt keine Ermäßigung des noch aus der Friedenszcit stammenden Einfuhrzolles von 0 NM. für je 100 kg Druckpapier erfolgt. Interessant ist die statistische Feststellung, daß der Pa picrv er brauch ans den Kopf der deutschen Bevölkerung von 28,4 Ic§ im Jahre 1028 ans 27,7 kg im Jahre 1020 zurückgegangen ist. Von der gesamten Papiererzeugung gingen 10A nach dem Ausland. Der Wert der 1020 erzeugten Papiermengen betrug rund 026 Mil lionen NM. Im großen und ganzen haben sich die Papier preise im verflossenen Jahre wenig geändert: hauptsächlich trat eine Preiserhöhung für Pappe ein, die vom Gesamtausschuß der Pappenfabrikanten Deutschlands festgesetzt wurde. Nach dem Jahresbericht der Industrie- und Handelskammer zu Berlin haben allerdings die deutschen D r n ck Papierfabriken 1020 einen erheblich geringeren Absatz gehabt als 1028. Das wird zweifellos ans die ständig gesunkene Konjunktur in der papier- verarbeitenden Industrie zurückzusühren sein. Die rheinisch-west fälischen Feinpapierfabriken berichteten, daß an die Güte der Fein- papiere hohe Anforderungen gestellt würden: zu Werbezwecken würden mit Vorliebe Feinpapiere benutzt. Mit der Konjunktur war man dort nicht unzufrieden. Ans dem In- und Ausland stieg zudem die Nachfrage nach mittelfeinen und guten Streichpapieren. Seitens der Zeitungsdruckpapier-Verbraucher wird immer und immer wieder darüber geklagt, daß durch Kartcllvcrcinbarungen der freie Wett bewerb ausgeschlossen würde und dadurch die deutschen Jnland- preise um 15—20^ über den Weltmarktpreisen lägen. Um diesen Prozentsatz müsse der deutsche Verbraucher Zeitungsdruckpapicr teurer bezahlen als das Ausland. Es zahle im Durchschnitt 26,5 Npf. je 1 Kilo, während die deutschen Abnehmer 31 Npf. für je 1 Kilo zu zahlen hätten. Tie völlige Ausschaltung der Konkurrenz äußert sich aber auch sehr ungünstig bei der Qualität des für Deutsch land hcrgestellten Druckpapiers. Mit vollem Recht fordert daher der Verein Deutscher Zeitungs-Verleger die Aufhebung oder wenigstens eine weitgehende Senkung des Zolles auf Zeitungsdruckpapier. Durch Gesellschafterbeschluß ist das Bestehen des Verbandes Deutscher D r u ck p a p i e r f a b r i k e n G. m. b. H., Berlin, um 3 Jahre — bis 1033 — verlängert worden. Das Austrittsrecht steht den Gesellschaftern erstmalig zum 31. Dezember 1033 zu. Im Berichtsjahre ist auch ein Reich sverband des deut schen Altpapierhandels gegründet worden. Maßgebend für diese Gründung waren in erster Linie die Zahlungseinstellungen einiger Papier- und Pappeufabriken und die dadurch hervorgerufenen Ausfälle für den Althandel. Der neue Verband unterhält auch eine Auskunftei. Gegen eine mäßige Vergütung wird den Mitgliedern über die Papier fabriken jede gewünschte Auskunft erteilt. Die Hauptabnehmer für Altpapier sind die Feinpapier- und Kartounagen-Jndustrie. Auch im Ausland ist deutsches Altpapier wegen seiner vorzüglichen Quali- 171