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^ 13», g. Juni 1914, Redaktioneller Teil. für uns Buchhändler brauchbar ist, wie es die Bibliographie von Hinrichs immer gewesen ist, und ich möchte deshalb die An regung geben, daß die Herstellung der Bibliographie grundsätzlich aus der Deutschen Bücherei herausgenommen wird, daß sie nicht in das Budget der Deutschen Bücherei, sondern in das des Börsenvereins eingestellt wird und die Deutsche Bücherei nur das notwendige Material zu ihr liefert. Die Deutsche Bücherei ist ja heute noch ein Embryo, aber sie wächst, und mit ihrem Wachsen wird der bibliothekarische Einfluß sich steigern. Wir sehen heute schon, daß Häkeleien zwischen Bibliothekaren und Buch händlern unumgänglich notwendig sind, und das wird immer mehr der Fall sein, wird nie sich verhindern lassen. Je größer die Deutsche Bücherei wird, desto mehr wird der bibliothekarische Einfluß wachsen müssen. Ich weise auf das Beispiel der Handelshochschule in Berlin hin, wo ähnliche Verhältnisse vorliegen. Die Handelshochschule gehört den Kaufleuten, die Professoren werden von ihnen angestellt, aber in dem Konflikt, der jetzt entstanden ist, steht das ganze Publikum und die ganze Studenten schaft nicht auf Seiten der Besitzer, sondern auf Seiten der angestellten Prosessoren, infolgedessen wird ein Kompromiß ge schlossen werden müssen, der den Ältesten der Kaufmannschaft nicht genehm ist. So wird es auch in der Deutschen Bücherei kommen, der Einfluß des Börsenvereins kann nicht so groß sein, daß er bei einem Institut, das doch der Wissenschaft dienen soll, vorherrschend bleibt. Ich empfehle also, daß die deutsche Bibliographie vom Börsenverein hergestellt wird, nicht aber von der Deutschen Bücherei. Dann empfehle ich weiter, daß unter allen Umständen darauf geachtet wird, daß keine Verteuerung des Katalog materials eintritt, wenn auch vorerst eine Verbilligung vielleicht nicht möglich sein wird; und ich bitte den Vorstand des Börsen vereins, wenn seine Berechnungen im nächsten Jahre so aussallen, daß er eine Verteuerung voraussieht, daß er dann das Unternehmen lieber fallen läßt und wieder einer Privatfirma übergibt. Dann habe ich noch eine große Bitte an die Leitung der Deutschen Bibliographie: man soll in solchen Dingen möglichst voraussorgen, da es schwer ist, etwas einmal Unternommenes rückgängig zu machen. Ich möchte bitten, aus dem Wege der Ausgabe von Dreijahrs-Katalogen, den Hinrichs jetzt eingeschlagen hat, nicht sortzufahren. Für den Sortimenter ist es viel schwerer, mit dreijährigen als mit fünfjährigen Katalogen zu arbeiten. Wenn man einen Zeitraum von 10 Jahren übersehen will, braucht man heute vier Kataloge, während man früher nur zwei brauchte. Ich bitte daraus zu sehen, daß der Katalog höchstens alle vier Jahre erscheint, womöglich nur alle fünf Jahre. Und noch aus eins möchte ich endlich kommen und möchte bitten, mich nicht mißzuverstehen: Es ist sehr viel von den Verdiensten der Hinrichs'schen Buchhandlung gesprochen worden, und ich bin der Letzte, der diese Verdienste verkleinern oder in den Schatten stellen wollte. Aber das Gefühlsmoment ist meinem Empfinden nach doch etwas zu stark betont worden. Hier sind doch in erster Linie geschäftliche Interessen im Spiele. Der Heinsiussche Katalog ist verdrängt worden durch Hinrichs; der Georgsche Schlagwortkatalog, der uns beinahe unentbehrlich war, ist aufgesogen worden durch Hinrichs; Hinrichs läßt nichts unversucht, den Ääyserschen Katalog an die Wand zu drücken, und betrachtet, was ich ihm nicht übelnehme, die Sache rein vom geschäftlichen Standpunkt: da soll der Börsenverein nicht berechtigt sein, in geschäftlicher Weise zu verfahren, um dieses Unternehmen zum Vorteil des Gesamtbuchhandels in seine Hände zu bringen? Ein Unternehmen, das doch kein rein ideales ist, sondern eines, das nebenbei einen schönen Reingewinn bringt? — Ich bitte also, den Anträgen des Vorstandes Ihre Zustimmung zu geben. Vorsitzender Herr Geheimer Hosrat Karl Siegismund-Berlin: Meine Herren, ich möchte nochmals vom Vorstands- tisch die Erklärung abgeben, daß niemals daran gedacht werden wird, die buchhändlerische Bibliographie in einer Weise auszu bauen, daß sie nunmehr keine buchhändlerische Bibliographie mehr ist, daß sie nicht in der Hand des praktischen Buchhändlers ein praktisches Handwerkszeug ist. Schon aus dem Grunde hat Ihnen der Börsenvereins-Borstand den Antrag unterbreitet, daß die Bibliographie vom Börsenverein unter Benutzung der Deutschen Bücherei herzustellen ist. Es soll ein selbständiges Bureau des Börsenvereins errichtet werden; daß dieses Bureau nachher das in der Deutschen Bücherei zu stände kommende Grundmaterial benutzt, ist selbstverständlich, denn das ist doch der Vorteil, den wir aus der Deutschen Bücherei für den Börsen verein haben wollen. Also nochmals: es bleibt selbstverständlich dabei, daß die Buchhändler-Bibliographie eine Buchhändler- Bibliographie wird. Die Deutsche Bücherei hat nach den Satzungen die bibliothekarisch-wissenschaftliche Katalogisierung zu leisten. Herr Kommerzialrat Wilhelm Müller-Wien: Sehr geehrte Herren, nachdem unser Verbandsvorstand, Herr Prager, Ihnen, laut unserem gestern gefaßten Beschluß, die einstimmige Annahme der Anträge empfohlen hat, kann ich mich kurz fassen und mich nur an diejenigen Herren wenden, die der gestrigen Delegiertenversammlung nicht beigewohnt haben. Meine sehr ge ehrten Herren, was Sie heute hier gehört haben, haben wir gestern in zweistündiger Debatte verhandelt und sind dann zu dem Resultat gekommen, daß der »verwässerte« Antrag, der uns heute vorliegt, einstimmige Annahme gefunden hat. Ich möchte mir nur erlauben, auf ein Wort zurückzukommen, das Herr Kommerzienrat Engelhorn in diesem Saale vor einem Jahr an Sie gerichtet hat, in welchem er der Freude Ausdruck gab, daß ein großer Moment — die Gründung der Deutschen Bücherei — kein kleinliches Geschlecht gesunden habe. Ich möchte nun die Frage an die Herren richten, ob auch nur ein einziger im Saale sei, der nicht geglaubt hätte, daß mit der Begründung der Deutschen Bücherei der Börsenverein auch die Bibliographie in die Hand nehmen würde. Es ist schon am 25. September 1912 durch den Börsenvereins-Vorstand in seiner Bekanntmachung ausgesprochen worden: »Der Börsenverein macht bekannt, daß erbeschlossen hat, spätestens mit Ablauf des mit der Hinrichs'schen Buchhandlung bestehenden Vertrags im Jahre 1916 die Bearbeitung der Bibliographie in enger Verbindung mit der Deutschen Bücherei durch den Börsenverein zu übernehmen und somit einem längst gehegten und oft ausgesprochenen Wunsch der Mit glieder nachzukommen. Der Vorstand ist bereits mit der Hinrichsschen Buchhandlung in Verhandlung getreten und wird der Hauptversammlung Kantate 1913 hierüber entsprechende Vorlage machen.« Es konnte keinem Zweifel unterliegen, daß die Bibliographie von dem Börsenverein in die Hand genommen werden würde, und es wäre doch unglaublich, wenn das zum Zweck der Gründung eines Archivs, das jedem zugänglich sein soll, gesammelte Material nicht geschäftlich verwertet werden sollte. Nun hat sich aber auch die ganze Debatte mehr darum gedreht, ob der Börsenverein wohl die nötige Rücksicht auf die Hinrichs'sche Buchhandlung nehmen würde und die Abfindung, die in diesem Falle nötig wäre, in vornehmer Form vollziehen würde. Meine Herren, warum zerbrechen wir uns darüber heute schon den Kopf? Wenn wir darüber abzustimmen haben, ob der Vorstand berechtigt ist, 13 000 M. für den Ankauf von Kaysers Bücherlexikon zu verwenden, so werden wir doch auch s. Z. eine Vorlage bekommen, unter welchen Bedingungen der Vertrag mit der Hinrichs'schen Buchhandlung abgeschlossen werden soll! Darüber wollen wir uns heute nicht länger mehr den Kopf zerbrechen. Aber ich möchte als Mitglied des Verwaltungs ausschusses der Bücherei die Mahnung an Sie richten, daß wir auch heute wieder geschlossen hinter den Börsenvereins-Vorstand treten, daß keine Deutelei und kein Wenn und Aber in unseren Beschluß hineinkommt, sondern daß wir nach außen wieder einmal zeigen, daß der Börsenverein den ganzen Buchhandel hinter sich hat. <Bravo!> Herr Burmeister-Stettin: Ich will nur ganz kurz von seiten des Rechnungsausschusses die Erklärung abgeben, warum in dem Voranschlag für 1914 der Ankauf des Kayserschen Bücherlexikons noch nicht zum Ausdruck gekommen ist. Dieser 927