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^ 59. 12. März ISO?. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 2751 seinen ersten Jahrzehnten außerhalb Deutschlands und des Nordens schildert in kurzen Zügen Freiherr Per Hierta, dessen gediegene Aufsatzreihe über Gutenberg und seine Erfindung au Grund der neuesten Forschung damit zum Abschluß kommt, er läutert durch zahlreiche Faksimilenachbildungen, teilweise in Gold- und Farbendruck. Die Gedanken des Herausgebers über Buchausstattung gelten diesmal, nachdem in vorhergegangenen Jahrgängen England be handelt und als Vorbild gepriesen worden ist, den neuen deutschen Schriften und Zieraten, die er insbesondre durch Beschreibung und Reproduktionen aus den amtlichen Katalogen Deutschlands zu den Weltausstellungen 1900, 1904 und 1906, den Festschriften der Reichsdruckerci und der Wiener K. K. Hof- und Staats druckerei zeigt. Er faßt sein Urteil zusammen in: »Sehen, aber nicht nachmachen!- Es fehle eine nationale Stilrichtung; die Schriftgießereien in ihrem ruhelosen Wettbewerb durchliefen mit ihren sich drängenden Neuheiten in Hast alle Stile, vom Eckmann- und Biedermeierstil zum Rokoko und jetzt zum Empire. Etwas Nationales, rein Schwedisches sucht Zachrisson mit der Ausstattung dieses Bandes seines Kalenders selbst einzuführen. Die alten Muster der Textilarbeiten der schwedischen Bauern mit ihren eckigen, naiven Figuren, zumeist aber rein geometrischem Ornament (Zusammenstellungen von Punkten, Quadraten oder Rechtecken und Kreisen) in intensiven, klaren Farben, glaubt er zur Buchdekoration verwenden zu können. In diesem derben und sehr bunten sogenannten -Llwogs»-Stil sind alle Kopf- und Schlußstücke und Initialen gehalten, von Frl. I. Christofferson mit Phantasie und gutem Farbensinn ausgeführt, in Rot, Schwarz, Grün, Blau, zuweilen noch Gelb gedruckt. Der interessante Versuch ist von vortrefflicher Farbenwirkung; aber daß diese Motive ohne jede Umbildung zum Buchschmuck taugen, scheint zweifelhaft. Der Unterschied ist der, daß solche Flächen muster in Geweben und Wandteppichen nicht als Ebene, sondern in Wellen und Falten und stets aus gewisser Entfernung gesehen werden, was für das Buch nicht zutrifft. In ihm wirken sie zu schwer, besonders für gewöhnliches Buchformat, und in den Farben zu unvermittelt; dem hätten in einer dieser Buntfarben gedruckte Seitenleisten oder Einfassungslinien vielleicht abgeholfen. Zachrisson ist denn auch gegenwärtig dabei, ihre Wirkung in Schwarz druck zu erproben. Auch eine neue Textschrift verwendet er in diesem Band, seine im Verein mit Genzsch L Heyses bekannter Schriftgießerei in Hamburg gebildete -Nordische Antiqua» (eine Neubelebung von Chr. Plantins Antiquatype aus dem sechzehnten Jahrhundert), die für das künstlerisch ausgestattete Buch eine wirkliche Errungen schaft bedeutet. Sie ergibt ein tiefer schwarzes, kräftigeres Seiten bild als die in Schweden vorherrschende Mediäval-Antiqua und läßt sich daher besser mit Schmuck umgeben. Vom modernen Buchgewerbe handeln ferner ein Aufsatz I. Hybergs über die von Elbert Hubbard geleitete eigenartige amerikanische Buchkünstlerkolonie der Roycrofters, der besonders den Verleger fesseln dürfte, ein Vortrag Zachriffons über »Feinde der schwedischen Buchausstattung- und biographische Schilderungen hervorragender Fachmänner, wie des Buchdruckers C. Fr. Bernström und des durch seine Einbände in echtem Maroquin und Leder mosaik nach französischem Geschmack bekannten Kunstbuchbinders Gustaf Hedberg in Stockholm. Ein reicher Bilderschmuck von Porträts und Arbeiten dieser Kunsthandwerker durchzieht die genannten Artikel. Ein umfangreicher Anzeigenteil von Firmen des Nordens, Englands und Deutschlands schließt in mannigfachstem Akzidenz satz das stattliche Buch, das schon um seiner Ausstattung und Jllustrationsfülle willen die Anschaffung lohnt. Für Deutschland kann es durch die Geschäftsstelle des -Deutschen Buch- und Stein druckers- (Ernst Morgenstern), Berlin 57, bezogen werden. G. Bargum. Kleine Mitteilungen. Photographische Ausstellung. — Wie schon bei Gelegen heit des Besuchs des Königs Friedrich August in Leipzig berichtet wurde (vgl. Nr. 44 d. Bl.), hat dieser bei seiner Anwesenheit im Deutschen Buchgewerbehause auch die dort domizilierte Gesellschaft zur Pflege der Photographie mit seiner Anwesenheit ausgezeichnet. Die Gesellschaft hatte zu diesem Besuche eine Ausstellung von Arbeiten ihrer Mitglieder veranstaltet, die von dem König unter dem Hinweis darauf, daß er selbst Amateurphotograph sei, mit Interesse besichtigt wurde. Er zeigte sich besonders befriedigt von einigen Arbeiten Rob. Licps und bekundete ferner großes Interesse für Aufnahmen von Dubois, Proeßdorf, Hauptmann Haertel, Hoh und vr. Hacrtel. Die Aufnahme des Königs wurde von E. Wanschura, Leipzig, gefertigt. Eine Vergrößerung der selben ist, wie das Leipziger Tageblatt mitteilt, jetzt der Aus stellung hinzugefügt worden und wird wohl ein besondres Interesse beanspruchen, zumal sie unter äußerst ungünstigen Umständen gemacht werden mußte. Die übrigen Bilder sind den Besuchern der Ausstellungen der Gesellschaft großenteils bekannt, doch sind auch seit der letzten Ausstellung im Herbst vorigen Jahres noch eine ganze Reihe neuer Bilder hinzugekommen, zum Teil von neuen Mitgliedern herrührend, anderseits aber auch gerade unter Benutzung der bei jener Gelegenheit gewonnenen Erfahrungen gefertigt. Es ist darauf hinzuweisen, daß eine Aufnahmcjury nicht gebildet worden ist. vielmehr alle eingesandten Bilder zur Aufhängung gelangt sind. Es ist dadurch den Besuchern der Ausstellung ein umfassendes Vergleichsmaterial der verschiedenen Richtungen der Photographie gegeben. Die Ausstellung befindet sich in einem an die Räume der Gesellschaft anstoßenden Saal und zum Teil auch in dem Klubraum der Gesellschaft selbst im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig. Sie ist täglich, auch Sonntags, von 10—3 Uhr geöffnet und auf die Dauer von 3 Wochen festgesetzt. (Red.) Jahrbuch des Kaufmannsgerichts Berlin. — Vielfach geäußerten Wünschen entsprechend, wird in nächster Zeit das Kaufmannsgericht Berlin, das größte in Deutschland, über seine bisherige Wirksamkeit den ersten Band seines Jahrbuchs (1905 und 1906) durch den Vorsitzenden des Kausmannsgerichts unter Führung des Magistrats-Rats von Schulz veröffentlichen. Das Buch soll enthalten in der Hauptsache eine Sammlung maßgebender Prozeßentschetdungen. Außerdem wird das Werk einen geschicht lichen Bericht über die Entwicklung des Berliner Gerichts, die sämtlichen bisher gestellten Anträge des Ausschusses des Kauf mannsgerichts, endlich eine Reihe wegweisender Aufsätze über Fragen aus der Praxis bringen. Den Schluß wird ein Sach register bilden. Das Jahrbuch soll in regelmäßiger Folge fort gesetzt werden. Es wird im Frühjahr 1907 im Verlage von Alfred Unger, Berlin 6. 3, Spandauerstratze 48, erscheinen. (Red.) Deutsch-nationale Kunstausstellung Düsseldorf 1807. — Die Leitung der Buchkunst-Abteilung (Bücher, Vorlagenwerke, kunst- und kunstgewerbliche Zeitschriften, Exlibris-Literatur) auf der Deutsch-nationalen Kunstausstellung 1907 in Düsseldorf ist der Buchhandlung Müllern L Lehneking in Düsseldorf über tragen worden. (Red.) Post. — Postpaket-Beförderung Leipzig —Stuttgart und umgekehrt. Wiederholten Anregungen der Stuttgarter Handelskammer entsprechend war die Leipziger Handelskammer schon im Jahre 1905 bei der Kaiserlichen Ober-Postdirektion wegen einer Beschleunigung der Paketbeförderung zwischen Stuttgart und Leipzig vorstellig geworden. Es ergab sich, daß in Leipziger Geschäfts kreisen, namentlich auch in den Kreisen des Buchhandels, begründete Ursache zur Unzufriedenheit in dieser Richtung vorhanden sei; viel fach betrug die Dauer der Beförderung bei Postpaketen von württem- bergischen Orten nach Leipzig zwei und sogar drei Tage und bei Paketsendungen von Leipzig nach Württemberg auch in der Regel zwei Tage, so daß bet dringlichen Warenbezügen die Beteiligten öfters in Verlegenheit kamen. Auch über die Briefbeförderung wurde mehrfach geklagt. Andre Handelskammern, wie Erfurt, Halle a. S., Berlin, Bremen, Barmen, Düsseldorf und Koblenz, äußerten ähnliche Beschwerden. Die Bemühungen der Kaiserlichen Ober-Postdirektion, eine Besserung dieser Verhältnisse herbeizuführen, waren zunächst erfolg los; die Einstellung direkter Postwagen und die Beförderung von Paketen mit Eilzügen in größerem Umfang als bisher, wie sie von der Handelskammer Leipzig angeregt worden war, erwies sich als unmöglich, teils wegen des Fehlens von Zügen mit günstigen Kurszeiten, teils wegen des Widerstands der bayrischen und 360*