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1795 ^ 110, 14. Mai. Amtlicher Theil. spricht dafür, daß die veranschlagte Einnahmesummc nicht werde erreicht werden, weil eine große Anzahl von Nichtinitgliedcrn infolge des vorhin gefaßten Beschlusses nunmehr dem Börsenvcrein beitreten werden, wie ja schon seit dem ersten April 21 neue Mitglieder mehr cingetretcn sind als in der entsprechenden Zeit des vorigen Jahres. Der Vorstand hat auch die von Herrn Mayer berührte Frage der Abonnements-Preiserhöhung in Erwägung gezogen; wir waren aber überzeugt, daß eine solche Maßregel der Absicht des Börsenblattes wider spreche; diese Absicht geht dahin: jedem Mitglied«: unser Organ zu dem allermäßigsten Preise zugänglich zu machen, wie ja das Papier eines Eremplares mehr kostet, als jedes Mitglied für den Jahrgang bezahlt. Dagegen erschien es uns richtiger, daß dasjenige einzelne Mitglied, welches durch seine Inserate im Börsenblatte seineSonder-Vortheile habe, dafür auch entsprechend mehr zu bezahlen hätte. Die Generalversammlung wird natürlich zu bestimmen haben, ob der Vorstand von diesem Grundsätze abgchen soll. Herr Voer st er: Der Vorstand hat allerdings eine Erhöhung von 5 auf 8 Pfennige beantragt, hat sich aber dabei gesagt, daß erst im Herbst zu bcurtheileu sein wird, ob nicht mit einer geringeren Erhöhung auszukommen sein wird. Will also die General versammlung die Erhöhung auf 8 Pfennige nicht genehmigen, so geben Sie vielleicht dem Vorstande die Ermächtigung, um 1 oder 2 Pfennige aufzuschlagen, je nachdem sich im Herbst das Bedürfniß herausstcllt. Wenn der Fall eintreten sollte, daß ein größerer Theil jetziger Nichtmitglieder sich in den Verein aufnehmen läßt, so würde sich unter den jetzigen Verhältnissen für das Jahr 1873 bereits ein. Verlust Herausstellen, der sich auf 1756 Thlr. belaufen könnte. Vorsitzender: Ich wiederhole, daß der Vorstand nichts Anderes im Auge hat, als daß, wenn sich gegen Ende des Jahres eine Mindereinnahme ergäbe, die nicht so groß ist, wie sic befürchtet wird, wir nicht gleich mit drei Pfennigen, sondern je nach Bedürfniß mit 1 oder 2 Pfennigen aufschlagen würden. Wird uns also eine solche Ermächtigung zu Theil, so werden wir von derselben nur nach Maßgabe des Bedürfnisses Gebrauch machen. Herr Goldschmidt aus Berlin: Das Gehörte kann mich nicht bestimmen, für den Antrag oder das nunmehr vorliegende Amende ment zu stimmen; ich nenne es ein Amendement, denn in dem gedruckt vorliegenden Antrag ist das nicht enthalten. Ich müßte aber auch dagegen stimmen. Es ist uns nachgewiesen worden, daß die Fonds nicht mehr ausreichen; das glaube ich recht gern, sehe aber darin noch nicht die Folgerung, daß deshalb die Inserate theurcr werden müßten. Ich glaube nicht, daß es gerechtfertigt ist, wenn man auf diese Art die Lasten in unserem Buchhändlerstaate verschiebt und so gewissermaßen eine indirccte Steuer ausschreibt. Es dürfte dann doch räthlicher sein, lieber den Mitgliederbeitrag zu erhöhen, nicht aber den Abonnementspreis oder die Jnsertionsgebühren, letztere selbst dann nicht, wenn dadurch Unkosten erwüchsen. Die Lasten würden aber, wie gesagt, verschoben werden; denn derVerleger hat nicht die Bekannt machungen der Sortimenter mitzutragen, und dieser nicht die Kosten für die Recensionen; ebenso wenig ist das Gehalt des Redacteurs aus den Erträgnissen der Inserate zu bestreiten. Ich will, daß wir für Nichtmitglieder die Jnsertionsgebühren erhöhen, ganz recht, nicht aber für die Mitglieder; denn wir sind die Besitzer des Börsenblattes und haben es nicht gegründet, um gegenseitig Geld an uns zu verdienen. Wenn man sagt, es mögen doch Diejenigen die Lasten tragen, welche den Nutzen davon haben, so kann ich auch das nicht gelten lassen, denn von Inseraten haben auch die Abonnenten des Börsenblattes Nutzen; der redactionelle Theil allein wird nicht die Mehrheit der Leser fesseln. (Bravo.) Herr Georg Reimer: Ich muß mich für den Vorschlag des Vorstandes aussprechen. Von einer indirecten Steuer, wie Herr Goldschmidt es nennt, kann nicht die Rede sein, wenn das zu Zahlende die Kosten nicht einmal deckt. Niemand kann billiger Weise verlangen, daß die Insertion unter dem Kostenpreise gewährt werde. Nachdem Sie eben eine so erhebliche Erhöhung für Nichtmitglieder genehmigt haben, so erscheint es in der That unbillig, wenn Sie jetzt die so kleine Erhöhung für die Mitglieder nicht aussprechen wollen. Gewiß sind auch unter den Nichtmitgliedern ganz chrenwerthc Leute, die nur deshalb dem Vereine nicht beitreten, weil sie zu selten hier sind. Ich glaube kaum, daß diese nun Mitglieder werden würden, um ein paar Pfennige an Inseraten zu ersparen. Ich empfehle Ihnen nochmals den Antrag des Vorstandes. Herr Enslin: Bei dem vorhin gefaßten Beschluß war eine große Einstimmigkeit in der Versammlung, welche sich von hier aus sehr erfreulich ausnahm (Heiterkeit). Jetzt aber, wo cs sich um den eignen Beutel handelt, ist eine großeZähigkcit vorhanden. Herr Reimer hat bereits die nöthige Konsequenz betreffs der beiden Anträge unter a und k hervorgehobcn (Widerspruch aus der Versamm lung). Die Differenz der Jnsertionskosten von 1 auf 1'^ Ngr. ist eine gewaltige, und ich glaube doch, es wird ein großer Theil unserer Fachgenoffen nur deshalb in den Verein eintreten, um Geld zu sparen. Nehmen wir nun einmal an, daß sämmtlichc Nichtmit glieder jetzt in den Verein treten, so würde sich das Resultat, welches der Herr Schatzmeister uns mitgetheilt hat, in ein Deficit von fast 3000 Thlr. verwandeln. Herr F. Gerold: Auch ich bin für den Antrag, denn die 5 Pfennige decken die Selbstkosten nicht, und es ist daher nur Recht,, einen Aufschlag anzunchmen. Nachdem die Erh"h ^ s Nichtmitglieder mit so großer Mehrheit durchgegangen ist, würde es gewiß der Würde der Versammlung besser entsprechen, auch den gegenwärtigen Antrag anzunehmen. Es wird auf Schluß der Debatte angetragen, und nachdem derselbe unterstützt worden, wurde Herrn Schaffert aus Bremen für und Herrn Cronbach aus Berlin gegen den Schluß das Wort gegeben und derselbe dann von der Mehrheit beschlossen. Herr Vorsteher schlägt vor, den Antrag IV b. mit der Abänderung, daß man das Wort „bis" vor „auf 8 Neupfennige" ein schalte, zur Abstimmung zu bringen. Herr Dr. Heinrich Brockhaus: Ich glaube, daß wir dem Vorstande einen Gefallen thun, wenn wir den Antrag in seiner ursprünglichen Fassung annehmen, ohne eine nochmalige Erörterung im Herbste zur Bedingung zu machen, die den Vorstand in eine unangenehme Lage bringen kann. Vorsitzender: Für den Fall die Versammlung dem beitritt, bin ich zu der Erklärung ermächtigt, daß der Vorstand seinen ursprünglichen Antrag zu Gunsten der Fassung „bis auf 8 Pfennige" zurückzieht. Herr Stadtrath Franz Wagner: Es ist wohl nicht recht in der Ordnung, daß der Vorstand erst so spät noch die Einschaltung „bis auf" vorschlägt. Wir müssen pure über den Antrag abstimmen, wie er vorliegt. Vorsitzender: Dann müßte Herr Wagner diesen Antrag wieder aufnehmen, denn der Vorstand zieht ihn zurück. Herr Wagner: Dazu hat der Vorstand kein Recht, da die Debatte bereits geschlossen ist. Herr vr. Eduard Brockhaus: Ich muß mich der Anschauung des Herrn Stadtrath Wagner vollkommen anschließen; das Zurückziehen hätte vor Schluß der Debatte geschehen müssen, sonst würde uns jetzt ein vollständig neuer Antrag vorliegen.