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Die Ausschmückung diese» Berathungs- und Geschästssaales durch die Bildnisse unserer buchhändlerischen Vorfahren regt zu mannigfachen Gedanken an. Nicht nur die Ehre allein, welche wir der Bedeutung der Männer geben wollten, deren Bildnisse auf uns schauen, rief die Stiftung dieser Bilder hervor, cs war noch ein persönlicher Grund mitwirkend, welcher nicht ausschließlich auf der objec- tiveren Bcurtheilung jener Männer ruht. Nicht allein deshalb stellten wir diese Bildnisse auf, damit ein Zeugniß unserer Anerkennung ihrer Verdienste um den Buchhandel gegeben werde; nicht allein, damit das kommende Geschlecht diese unsere Gesinnung erkenne und die Anschauung unserer und ihrer Vorbilder gewinne; es wirkte auch nicht allein der historische Sinn, der durch solche Monumente gewisser maßen ein Bild der Entwickelung unseres Berufslebens, in unserem eigenen Hause hier dem Auge gewähren wollte; vielmehr ebenso wirk sam war bei uns der Wunsch, ja das Bedürfniß, die Erscheinung dieser Männer, welche mit uns gelebt, unter uns gewandelt und gewirkt haben, unserer persönlichsten Erinnerung zu erhalten. Viele unter uns, die wir heule Duncker's Bildniß begrüßen, sahen ihn hier, hörten ihn reden und rathen. Manche unter uns kannten persönlich und ehrten auch Einzelne von jenen Sechs, denen heute Duncker zugesellt wird; ja heute tagt der Eine oder Andere hier mit uns, der unserm Siebengestirn noch Auge ins Auge geschaut hat. So erstarkt die Erinnerung an jene Männer, die sonst mehr dem Aufall anhcimgegeben wäre. Nun wird sie ein Gemeingut der Genossen, den älteren zur Freude, den jüngeren zur Lehre. Zunächst sollte den Männern, welche den Gedanken, dieses Haus dem deutschen Buchhandel zu errichten, gefaßt und dann ausgeführt haben, ein Denkmal gegründet werden. So entstand der Wunsch nach den Bildnissen von Perth es und Enslin. In Beiden ehren wir aber mehr als nur jene That für unser Genossenschaftsleben, so bedeutend dieselbe auch für uns ward. Perthes förderte frischen Geistes, deutschen Herzens die Wissenschaften wie ihre Verbreitung als eine ernste Aufgabe eines Lebens; gut und klug gestaltete er, wo noch Verworrenheit herrschte. Enslin erstrebte in treuer, bewußter Arbeit und erreichte Nennenswert!)es nicht minder lebendigen Geistes in den Gebieten, die er sich gewählt. Erhebliche Verbesserungen und Reformen hat ihm unser Gemeinwesen zu danke». Dann ehrten wir durch Reim er's Bildniß den starken, gewichtigen Mann, der mit sicherem Blick die tüchtigsten Kräfte der Wissenschaften und Künste erkannte und um sich sammelte, als das Vaterland sich aus seiner Schmach erhob, der ebenso uns angehörte mit seiner helfenden Arbeit. In Veit, dem trefflichen Denker und Buchhändler und Genossen, dem Unermüdlichen, stellt sich uns der ideale Zug dar, welcher den Buchhändler ganz dienstbar wissen will der Entwickelung der Menschheit zu den höchsten Zielen. Cotta schuf das Welthaus, aus dem die Werke der Heroen hervorgingen, und Fleischer's Tüchtigkeit im Buchhandel, wie die Treue für die Bestrebungen desselben wurde geachtet, da erlebte, und durch die Aufrichtung seines Bildnisses auch den Nachkommen gepriesen zum Gedächtniß und zum Nachcifer. Zu diesen sechs Männern stellen wir Duncker, einen würdigen Genossen. In Duncker's Charakter- und Lebensbild finden sich die Züge, die wir an jenen hervorhebcn konnten, mehr oder minder entwickelt, ganz fehlte auch nicht einer; alle zusammen bildeten ein tüchtiges, achtunggebietendes Ganze. Er war ein Mann der That, er erkannte oder ahnte mit richtigem Sinn die Bedeutung und Wirkung der neu sich gestaltenden Wissenschaften und ihrer Werke, rasch beschritt er die Wege, welche förderten, auch ihn förderten, und er ging auf solchen Wegen unermüdet bis zum Ziele. In nicht langer Frist nach Begründung der Firma Duncker L Humblot, die er mit Humblot errichtete, nach dessen Tode aber allein geführt hat, zählte dieses Verlagshaus zu den angesehensten Buchhandlungen Deutschlands. Die ersten Männer der Wissenschaft, namentlich der historischen und philosophischen Wissenschaften, fanden dort für ihre Werke Verständniß und Thätigkeit, manche andere Wissenschaft und Kunst ward gepflegt und die gute Arbeit Aller trug Allen gute Früchte. Duncker's offenes Herz, sein klarer Kopf, seine Achtung vor der Arbeit der Wissenschaft, sein gesundes Urtheil, eine heiter geübte edle Gastfreundschaft zogen die besten Männer jener Zeiten, die ihm verbunden waren, zu geselligem und beglückendem Verkehre in sein Haus, dessen würdigster Schmuck die Gattin war. Durch seine Arbeit richtete Duncker sein Haus auf; der organische Bau desselben muß einen Jeden unter uns mit Bewun derung erfüllen. Die Werke, die er aus demselben hervorgehen ließ, besitzen, wie ihr Verleger, eine seltene Lebensfähigkeit und einen Werth, die ihnen noch lange eine Bedeutung gewähren wird. Wenn sie einmal nicht mehr der Forderung des Tages entsprechen, dann werden sie in der Geschichte der Wissenschaften wieder aufleben. Duncker gehörte zu den Erbauern dieses unseres Hauses, zu den Ersten, welche die S -welle desselben überschritten. Was ihm der Buchhandel an Freude und Theilnahme gewährte, das hat er reichlich wiedergewährt durch Theilnahme an unserer Organisation und durch treue Arbeit an jeglichem Interesse des Standes. Duncker war cs gegönnt, in geistiger und körperlicher Frische das höchste Greisenalter zu erreichen; ein Geschlecht ernster, tüchtiger Söhne war ihm erwachsen, Jeder ein ganzer Mann wie ihr Vater, Jeder in besonderer Wirksamkeit, in besonderer Treue an seiner Stelle. In ihnen lebt er weiter. Sie schauen mit uns auf sein Bild und freuen sich der Treue und des Dankes, die wir ihrem Vater widmen, der Ehre, die wir dem Namen Duncker in dieser Stunde erweisen. Auf uns blickt das Bild mit der Mahnung: den Tag zu nutzen, das Gute zu lieben, in Treue zu arbeiten, und nicht nur mit kleinem Sinne für uns zu arbeiten, sondern das Auge zu erheben und Allen zu dienen nach unserer Kraft. Man ging nunmehr zum III. Gegenstand der Tagesordnung, zum Berichte des Rechnungsausschusses und Budget für 1872/73 über, welche Herr Refelshöfer vortrug, und welche diesem Protokolle sub T angehängt sind. DaNiemand darüber das Wort ergreift, fragt Herr Vorsteher, ob die Versammlung die vom Rechnungsausschuß vorgeschlagene Decharge-Ertheilung für die Rechnung 1871/72 und den Voranschlag für 1872/73 genehmige? was einstimmig geschieht. Es geht nun Herr Vorsteher auf die 3 auf der Tagesordnung stehenden Anträge des Vorstandes über. DerVorsitzendc. Die drei Anträge werden einzeln zur Verhandlung und Abstimmung gelangen. Was den ersten Punkt betrifft, so habe ich Folgendes zu bemerken. Nach Ende des Jahres 1871 sah sich der Vorstand gcnöthigt, da die Herstellungskosten des Börsenblattes sich bedeutend gesteigert halten, Fürsorge zu treffen, Laß die Einnahmen nicht her-