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mehr in der zum „Tempel der Vernunft" verwandelten Kathedrale Notrc-Dame, sondern in vielen Verwandlungen auf der Bühne des Pariser Opernhauses. Erst nach Jahren, wie sie in Gegenwart der Kaiserin Joscphine bei der glanzvollen Uraufführung eines Balletts als Pallas Athene aus den Wolkenkulissen hernieder- sehwcbt, schließt sich der Kreis der Zufälle zum Schicksal: ein Ver sagen der Theatermaschinerie läßt sie abstürzen. Aber noch hat sich der Sinn ihres Lebens nicht erfüllt. Als Krüppel wcitcrlcbcnd, muß sic in der bangen Sorge um ihre Tochter Fanni, die in jäher Blüte die Laufbahn der Mutter erneuert, um bald hoffnungslos dahinzusicchen, offenbaren, daß sic „die große Liebe besitzt". Ihr Testament, in dem sie das ängstlich gehütete Geheimnis ihres Lebens und damit sich selbst aus Besorgnis um die Zukunft des geliebten Kindes preisgibt, vollendet die Entsühnung eines Men schenlebens, das, in den Strudel einer wirre» Zeit hineingerissen, schuldlos schuldig ward. Diesen Bericht von dem seltsamen Schicksal dcü Fräuleins Aubry hat Gerhart Pohl meisterhaft in eine Rahmenerzählung gefügt, aus der er sich in gelockerter Lebendigkeit mit seinen starken dra matischen Akzenten plastisch heraushebt. Die bannende Stimmung eines SommcrabendS auf der Terrasse eines nicdcrschlcsischen Gutshauses mit Windlichtern und Moselwein, die bedeutungs vollen Zäsuren iin Bericht des Erzählers, eines alten Gelehrten, der die Neugier nach verborgenen Zusammenhängen menschlicher Schicksale als schöpferische Liebhaberei betätigt, vor allem aber die aus der Tiefe eines weiblichen Herzens quellenden Gegenbemer kungen seiner zuhörenden Schwester; kurz: die örtliche, zeitliche und seelische Situation, in der die Geschichte der Angelika Aubry, aus verstaubten Akten hervorgegraben, von zwei Menschen unseres Jahrhunderts vernommen wird, bewirkt die große Magic dieser Erzählung, die uns den „Atem Gottes" spürbar macht. lVleine kleinen krräklungen Weihnachtskantare gclnmdk» RM. t.Sü Kleines Lesebuch vor Weihnachten ... g-bundc» RM. t.20 Die Schwedcnorgel gebunden RM. 2.80 Uta und der Blinde g-lmnd-n RM. t. Die tapferen Füße g-bund-n RM. t.so Merseburg, im September tqzy Nach dem Wunsche des Verlegers soll ich meinem neue» Weih nachtsbuch und den frühere» Erzählungen einige Zeilen mitgebcn. Unsere Kameraden marschieren in Polen auf denselben elenden Sandwegen und Waldpfadcn, auf denen wir vor vicrundzwanzig Jahren marschiert sind. Die weite Landschaft des Ostens sehen wir wieder, die armseligen Dörfer und die kleinen Städte mit den weiß- leuchtenden Kirchtürmen. Name» lesen wir im Heeresbericht, die glühen von Erinnerungen, so stark, als sei gestern geschehen, was wir damals erlebten. Heißen Herzens sind wir bei den Kameraden. Wir denken an Gräber im Felde, wir hören in stillen Nächten den Marschtritt der grauen Kolonnen, wir denken an die .tapferen Füße'. Da soll ich mich auf die leisen und frohen Lieder besinnen, die zur .W e ih n a ch t s k a »t a te' zusammenklingen? So nannte ich das kleine Buch mit fünf Geschichten vom Heiligen Abend, das ich um Neujahr neben dem Tannenbaum abgeschlossen habe. Und doch fasse ich Hoffnung, daß es auch in weltgeschichtlich be wegter Zeit Freunde finde. Der Heilige Abend byp; steht mir vor der Seele, den wir in dem verschneiten weißrussische» Dorf Wen- Ikimmes krinnerunZen: vütte im roten Kock Kinderglück in einem Pfarrhaus und Dorf am Südharz In Leinen NM. 4.50 >^us einem 8ammierieben In Leinen NM. 4.50 vergnügten, aber kritisch, ja fast listig blickenden, freundlichen Augen sein Gegenüber betrachtet. Der alte Herr ist von altvaterischem Hausrat um geben, wie es sich seiner Betagtheit ziemt; aber wer näher um sich blickt, findet diesen Hausrat nicht zufällig hingestellt. Vielmehr scheint jedes Möbel stück, jedes Bild, jedes Buch im biederineierlichen, weiträumigen Bücher-