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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 182 (N. 89) Leipzig. Dienstag den 8. August 1839 Ivli. Jahrgang Bericht über die fachbücherkundlichen Arbeitsgemeinschaften auf der zweiten Fachbuch-Arbeitswoche Kopfenburg bei Louchheiin (Württ,), 2. bis 9. Juli 19Z9 Leistungssteigerung als Ausgabe des Vierjahresplancs Während der erste Bierjahresplan zur Aufgabe hatte, die Wirtschaft aus ihrer Erstarrung zu lösen und die Arbeitsschlacht siegreich zu beenden, hat der zweite Vierjnhrcsplan eine min destens ebenso große, wenn nicht größere Aufgabe zu erfüllen: Er stellt die gigantische Anstrengung dar, durch unserer Hände und Köpfe Arbeit das zu schaffen, was eine gütige Natur anderen Völkern zum Geschenk gemacht, uns aber vorenthalten hat. Die große Stärke dieses zweiten Vierjahresplancs steckt in seiner Idee - in der Idee »Deutsches Volk, arbeite dich frei- und »Schütze das, was du dir bisher erkämpft hast--. Die Verwirk lichung dieses Vierjahresplancs geht in drei Etappen vor sich. Die erste Etappe liegt schon hinter uns. Es war dies die Etappe, in der die deutsche Wissenschaft uns die Waffen ersonnen hat, mit denen wir in der Lage sind, den Kampf um die Unabhängig keit unserer Wirtschaft zu führen. In der zweiten Etappe stehen wir heute. Sie ist dadurch gekennzeichnet, daß wir das, was uns die Wissenschaftler ersonnen haben, in die Tat umsetzen müssen. In dieser zweiten Etappe haben wir die Maschinen zu bauen, die Apparate herzurichten, die Werkzeuge zu schmieden und die Werkstätten und Fabriken zu schaffen, in denen aus Jahre hin aus der neue Leistungsweg beschritten werden soll. Die dritte Etappe des zweiten Vierjahresplancs indessen liegt noch vor uns: Wenn unsere Werke fertig und Maschinen wie Apparate eingebaut sind, dann müssen sie in Betrieb genommen werden. Die Werke sind vielgestaltig, die Apparate und Verfahren ver wickelt und mannigfach, die Werkzeuge und Maschinen kompli ziert und verfeinert: Diese Sachwelt muß mit Leben und Sinn erfüllt und durch menschlichen Geist und menschliche Kraft in Bewegung gesetzt werden. Wenn uns diese Menschen aber dabei fehlen würden, — was wäre dann? So ist es wohl das Kernproblem des ganzen Bierjahres- plancs: Den Menschen frühzeitig dazu fähig zu machen, diese gewaltigen Aufgaben zu meistern. Wir brauchen dafür einen Menschen mit höchstem Arbeits können und größtem Arbeits- verständnis. Beides erreichen wir durch weit voraus- schaucnds Arbeitsschulung, Arbeitsübung und Vermittlung von Arbcitserfahrungen, Aber Können und Verständnis sind noch nicht alles. Eie müssen ergänzt werden durch das berufliche Wissen und sie müssen ihre Krönung durch eine nationalsozia listische Haltung erfahren. So ist es das Ziel, auf das wir los- steuern müssen: Planmäßig Männer zu erziehen von hohem Leistungskönnen, von größten, Leistungsverständnis, von star kem Lcistungswillcn und von froher Bereitschaft zur völligen Hingabe für das, was sie als richtig erkannt haben. Diese große Berufscrziehungsaufgabe kann und muß durch das Fach sch rifttum unterstützt und gefördert werden. Bevor wir aber zu einer Behandlung des Fachschrifttums kamen, mußten wir uns mit einigen Grundfragen der deutschen Berufs- crziehung auseinandersctzen. Das Fachbuch ist ein hervorragen des Hilfsmittel der Berufserziehung und der Leistungssteige rung, Berufscrziehung und Leistungssteigerung sind Kernpro bleme des Vierjahresplancs, Wir konnten also das Fachbuch als Hilfsmittel des Vierjahresplancs nicht behandeln, ohne auf die Grundsätze der Berusserzichungsarbcit einzugehen, aus der heraus das Fachbuch entsteht und gefördert wird und für die es letzten Endes geschrieben wird. Dem alten Sortiment hat oft die Verbindung zum Leben gefehlt und damit die Verbindung zum Volk, Davor wollen wir das Sortiment bewahren, wenn es sich für das Fachbuch einsetzen will. Verbindung zun, Leben heißt für das Fachbuch: Verbindung zur Bcrufserziehung, Verbindung zu den leistungs fähigen und leistungswilligen Kräften unseres Volkes, Ausgehend von den Grundgedanken der Erziehung kamen wir zu den besonderen Merkmalen des Berufes und der Berufs crziehung, deren Wesen durch die Begriffe Rasse, Betriebs gemeinschaft, Führung gekennzeichnet wird. Die Pyra mide der deutschen Bcrufserziehung, die wir uns aus der Kopfen burg erarbeiteten, hatte als Unterbau die betriebliche Ausbildung (durch Lehre, Anlernung oder Mindestausbildung), die von der Berufsschule und der zusätzlichen Berufserziehung der DAF, für Jugendliche begleitet werden. Rach der Gesellen-, Gehilsen- oder Facharbeiterprüfung beginnt der Leistungsweg der Erwachsenen Während an der planmäßigen Entwicklung der grundlegen den Berufsausbildung des Nachwuchses in Betrieb und Schule schon lange vor dem Kriege gearbeitet worden ist, wurde die zu sätzliche und fördernde Berufscrziehung der Erwachsenen vor 1933 überhaupt nicht systematisch gepflegt. Eine planvolle beruf liche Erwachscnenerzichung begann erst dann steigende Bedeu tung zu gewinnen, als die ungeheuren Aufgaben der national sozialistischen Wirtschaft eine intensivere Arbeitsführung ver langten und eine Ordnung und Lenkt,ng der Arbeitskräfte erfor derlich machten. So wurden von der DAF, die verschiedenen, in der Regel dreistufig aufgebauten beruflichen L e h r g e m e i n s ch a f t e n ge schaffen, die eine Wiederholung und Vertiefung des Grund könnens für einen bestimmten Beruf oder ein bestimmtes Fach zur Ausgabe haben und nach der Rückkehr aus dem Wehrdienst besucht werden. Die Erkenntnis nun, daß der Erwachsene in Lehrgeiueinschaften auf die Dauer nicht mit einer für Jugend liche geeigneten Unterrichtsgestaltung zu einem eigentlichen Lei stungsaufbau geführt werden kann, veranlaßte das Amt für Be rufserziehung und Bctriebsführung der Deutschen Arbeitsfront, einen Schritt weiter zu gehen und eine eigene, auf die Bedürf nisse des erwachsenen Erfahrungsmenschen abgestellte methodische Neuentwicklung durchzuführen. Diese Neuentwicklung liegt in den A u f b a u k a m e r a d s ch a s ten für Erwachsene, Diese Aufbaukameradschaften sind ausschließlich praktisch orientiert. Hier üben die Praktiker und bereiten sich aus Unterführerauf gaben in den Betrieben vor. Im Jahre 1939 stand bis jetzt ein Stab von 22 090 Betriebspraktikern als Berufserzieher zur Ver fügung, Sie find nicht nur hervorragende Fachleute, sondern auch vorbildliche Übungsleiter, Ihre Berufserziehungsarbeit erschöpft sich aber nicht in der fachlichen Vermittlung von Wis sen und Können, sondern sic sind auch Berater der Bcrufslauf- bahn ihrer Teilnehmer, Eine weitere libungsform der fördernden Berufserziehung sind die 1 300 Übungsfirmen und Übnngsbüros mit 182 Dienötag, den 8. August 1939 593