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im Tert keinesfalls in Phrasendrescherei und nichtssagenden Behaup tungen. Beginnen Sie die Briefe auch nicht mit »PP.«. Stellen Sie auch nicht an den Kopf des Briefes »Datum des Poststempels« und — achten Sie ganz besonders auf die Rechtschreibung und die »Lese geschmeidigkeit«, die geschmackvolle graphische Aufteilung! Denken Sie in diesem Zusammenhang auch an das Wann. Heiratet jemand, wird er sofort mit einer Flut von Werbemitteln aller nur möglichen Firmen bedacht. Jeder wittert ein gutes Ge schäft. Das ist richtig, denn es wird ja gerade in dieser Zeit auch sehr viel gebraucht und — noch mehr gekauft. Ähnlich erging es oder ergeht es noch den Autokäufern und den Eltern nach der Geburt eines Kindes. Keine einzige Firma scheint daran zu denken, das; man nicht alles sofort, sondern erst nach und nach gebraucht. Rach einer gewissen Zeit nach dem betreffenden Ereignis wird daher die erste Bearbeitung, gegebenenfalls auch das Nachfassen, weit erfolg reicher sein. Werbung und Erfolg wird also völlig mißverstanden, wenn man nur an Niesenauflagen, teure Anzeigen und hochbezahlte Künstler- entwllrfe denkt und — nicht an die liebevolle Kleinarbeit, die im Nachfassen liegt! Werner Haß Aus dem Antiquariat Graphik- und Biichervcrsteigcrung in Hamburg Unter lebhafter Beteiligung von Sammlern und Händlern aus dem ganzen Reich fand am 17. und 18. Mai bei vr. E r n st Haus- wedell L C o., H a m b u r g, die erste Bersteigerung dieses Jahres statt. Durch den Ausfall der Frühjahrs-Auktion bei C. G. Boerner- Leipzig konzentrierte sich das Interesse insbesondere auf die Ab teilung Graphik und Handzeichnuugeu, in der vor allem Zeichnungen der Romantiker und Nazarener neben italienischen Zeichnungen des 17. und 18. Jahrhunderts augeboten wurden. Auch die Bücher fan den lebhaftes Interesse, sodaß fast alle Katalognummern zu Preisen verkauft wurden, die in der Mehrzahl nicht unwesentlich über den Schätzungen lagen. Die Firma bereitet für Anfang Juli eine zweite Auktion vor, in der die umfangreiche Sammlung eines Bremer Bücherfreundes zum Verkauf kommt. — An einzelnen Ergebnissen der Abteilung Bücher der Mai-Versteigerung nennen wir: Brentano, Gockel, Hinkel und Gackeleia. 1838. NM 130.— ; Francisci, Ost- und West-Indischer Lust- und Staats-Garten. Nürnberg, Endter. 1668. 1817. Ohne Heft 9. NM 125.—; Valvasor, lüeatrum inorti8. Lay bach 1682. NM 95.— ; Wieland, Werke. 1794—1801. NM 140.—; Hit ler, Mein Kampf. Bd. 1. Erstausgabe. NM 380.—; Goethe. Sophien ausgabe. 133 Bde. Hldr., zum Teil Gebrauchsspuren, einige Bände ungebunden. NM 425.—. Autographen-Versteigerung in Berlin Am 25. Januar 1940 fand bei I. A. Stargardt, B^ r l i n , eine Handschriften-Versteigerung statt, die erste seit Ausbruch des Krieges. Bei den literarischen Autographen wurden Spitzenpreise erzielt für Handschriften von Hermann Allmers, Goethe, Grillparzer und Ibsen. Eine Sammlung von 63 Briefen und Postkarten von Hermann Allmers an seinen Freund und Verleger August Schwartz in Oldenburg, dazu ein eigenhändiges Gedicht und ein Manuskript, erbrachte NM 280.—. Aus dem reichen Schatz der immer wieder auftauchenden Goethebriefe fanden ein nur eigenhändig Unterzeich neter Brief an Eichstädt (Weimar 4. XII. 1822, 2 Seiten, 4°) für NM 155.— und ein ebenfalls nur unterschriebener Brief an den Bergschreiber F. A. Schmid in Altenberg (Weimar 10.1.1828,1 Seite, 4°) für NM 140.— einen Käufer. Lebhafte Angebote konzentrierten sich auf einen Brief von Henrik Ibsen (Dresden 20. III. 1873, 3 Sei ten, 8°) mit einem Bekenntnis des großen Norwegers zum Pan- germanismus. Auf NM 300.— geschätzt, wurde das Schriftstück schließlich für den doppelten Preis (NM 600.—) verkauft. Unter den Musikern fand Anton Bruckner mit zwei eigenhändigen Briefen an Rudolf Weinwurm (Linz 1. VIII. 1858, 2 Seiten, 4°, und 7. IX. 1862, 4 Seiten, 4°), zugeschlagen für NM 230.— und 220.—, stärkste Be achtung. Außerdem wurden zwei Briefe Richard Wagners an Richard Pohl (Luzern 7. II. und 10. III. 1869, 3 und 2 Seiten, 8") für NM 250. —und 150.— verkauft. Aus dem Gebiet der Geschichte wurden u. a. Briefe von Friedrich dem Großen, Hindenburg, An dreas Hofer und Martin Luther angeboten. Eine eigenhändig unter schriebene Randbemerkung Friedrichs des Großen erzielte einen Preis von NM 175—; ein Brief Hindenburgs als Generalleutnant (Karls ruhe 18. VIII. 1900, 4 Seiten, 8") an einen alten Kriegskameraden NM 125.—. Ein Schriftstück Andreas Hofers »Vom Oberkommando Tirols« (Sterzing 6. XI. 1809, halbe Seite, Quer-gr.-8") erbrachte NM 120.— (Schätzung NM 75.—). Als höchstbewertetes Stück fand einer der sehr seltenen Briefe Martin Luthers für NM 2600.— einen Interessenten. — Neben den Autographen wurden noch folgende be merkenswerte Objekte versteigert: Eine Erstausgabe der Gedichte der Droste (Münster 1838) in Original-Umschlag, für NM 170.—, eine Sammlung von Glückwunschkarten und Stammbuchblättern (über 900 Stück aus der Zeit von etwa 1770 bis 1870) für NM 1050.— lind eine japanische Bilderhandschrist in Leporellosorm (Ende des 18. Jahrhunderts)' mit 41 Blatt kulturgeschichtlicher Darstellun gen für NM 155.—. Pr.-T. Katalogisierung von Karten Der Titel einer Karte gibt meist nur eine unvollständige Vor stellung davon, welches Gebiet die Karte umfaßt. In seinem .Kata log 76: »Deutsches Land im Wandel der Zeit« hat das Antiquariat V. A. H c ck in Wie n eine Katalogisierungs-Methode angewendet, bei der leicht festzustcllen ist, welches Gebiet auf einer Karte ver zeichnet ist. In den Titelaufnahmen sind jeweils vier, das Karten bild begrenzende größere Orte — manchmal auch Flüsse oder Ge birge — angeführt, die in der Reihenfolge oben — unten, links — rechts genannt werden. Diese Art der Bezeichnung macht sich not wendig, weil viele alte Karten nicht nach Norden orientiert sind. Bibliothckskäusc Das Antiquariat Paul Kochler in Leipzig erwarb zwei anglistische Bibliotheken, und zwar die des Geheimrat Pros. vr. Lorenz Morsbach in Göttingen und des verstorbenen Geheimrat Prof. Or. Gustav Schleich in Berlin. ^ W Was man von Gutenberg wissen muß Mit der Schilderung von Gutenbergs Leben und der Erfindung der Druckkunst auf IS Druckseiten zu 4S Zeilen ist Di. Aloys Ruppel, dem Direktor des Mainzer Gutenbcrg-MuscumS, ein kleines Meister werk gelungen»). Hier ist jedes Wort sorgsam überlegt: eine ge schickte Einteilung in kleine Abschnitte bringt größte Übersichtlichkeit, Tatsache reiht sich an Tatsache, falsche Behauptungen werden wider legt, die Schwierigkeiten bei der Deutung der spärlichen Quellen angedeutet. Was jeder Gebildete von Gutenberg und seiner Erfin dung wissen müßte, ist in den knappen Rahmen gepreßt. Jeder Jünger der Schwarzen Kunst sollte diese Broschüre, die im besten Sinn eine Fibel der Anfänge der Druckknnst ist, auswendig lernen, und jeder Fachgelehrte sie sich zum Vorbild beim Schreiben nehmen. Die Vorbedingung z» einer so gedrängten und abgerundeten Dar stellung ist freilich, daß man seinen Stofs ganz beherrscht und aus dem Vollen schöpfen kann, Nuppels jahrelange Beschäftigung mit der Gutenbergfrage und sein großes Werk über Gutenberg (hier ange zeigt in Nr. Lvll/lgW) waren die Grundlage für diese ausgezeichnete Zusammenfassung des umfangreichen Gebietes. vr, Annemarie Meiner LeipzigerSonderausstellungenzurFünfhundert- Zahrfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst Ausstellung kostbarer Wiegendrucke in den Wan delgängen der Universität, Augustusplatz. Vorbildliches Buch sch affen in Leipzig und Der deutsche Ge i st im deutschen Buch in der Halle des Neuen Rathauses, Eingang: Hauptportal, Martin-Luther-Ning. Höhepunkte der Leipziger Druckkunst — Zei tung und Zeitschrift im ersten Jahrhundert ihres Bestehens — Von den Anfängen des Leipziger Buchhandels und vom buchhändlerischen Verkehr über Leipzig im Alten Rathaus (Stadtgeschichtliches Museum), Markt. Das schöne Kleid des Buches. Tausend Jahre eines Kunsthandwerks und der Bucheinbände in Leipzig in der Stadt bibliothek, Univcrsitätsstraße 16. Deutsche Druckkunst im 20. Jahrhundert in der Deutschen Bücherei, Deutscher Platz. Gutenberg und der Notendruck. Ausstellung des Mu- sikalien-Druckgcwerbes im Gohliser Schlößchen »Haus der Kultur«. Leipziger Gebrau chsgraphikcr im Dienste Gu te n b c r g s im Buchgcwerbchaus, Dolzstraße 1. Leistungsschau der graphischen Jugend in der Meisterschule für das graphische Gewerbe, Hospitalstraßc 9. Sämtliche Ausstellungen sind in der Zeit vom 24. Juni bis 7. Juli werktags von 10 bis 19 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt frei. *) vr. Aloys Nnppel: Johannes Gutenberg, Leipzig: Friedrich Brandstetter. NM 0.40.