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der Dichter verschwiegen in seinem Kämmerlein sitzenbleibt. Der Einsatz eines jeden ist unbedingt nötig: hier muß in einer Front gearbeitet werden. — Erwähnen möchte ich noch eins: das Sig nieren der Bücher durch den Autor. Ich hielt das früher für eine ziemlich alberne, starhaste Autogrammjägerei. Dann hat mich erst einmal das Beispiel des Führers belehrt. Und jetzt habe ich an jedem Abend gesehen, welches Glück es für die Menschen ist, wenn sie ein Buch nach Hause tragen, in dem vom Verfasser der Name und Ort und Datum eingetragen sind. Dies Buch wird für sie eine große Kostbarkeit sein, sie werden es den andern zeigen: »Da, den Hab ich einmal selber gesehen und gehört!» Eine starke persönliche Bindung entsteht. Sie ist fruchtbar, sie verstärkt das Band, das zum Buch geknüpft ist. Sie wird das Verlangen wecken, mehr solche Stücke erwerben zu können. Wir haben ja beob achtet, daß sich Männer ein Buch kauften, von denen man ohne Übertreibung sagen konnte: »Sie haben kaum ein Buch in der Hand gehabt seit ihrer Kindheit». Das ist wohl der stärkste Beweis für die Wirkung unserer Arbeit. Daß diese Aufgabe zu verwirklichen ist, hat die Vorlesungsreihe in ostpommerschen Dörfern bewiesen. Ich denke an die glänzenden Augen der vielen Menschen, die zu mir kamen, mir die Hand gaben und sagten: »Es ist schön ge wesen». Das ist Dank genug. Der Rundfunk entwickelt sein Schrifttum Wenn man von einem fördernden Einfluß des Rundfunks auf den Buchmarkt und den Buchabsatz spricht, dann denkt man meist ausschließlich an die Möglichkeiten, die der Rundfunk der Buchwerbung öffnet. Wie durch Bücherstunden, Hörfolgen, Hör spiele oder sonstige Sendungen die Anteilnahme der Hörer am Buch gesteigert wird, isü schon des öfteren dargestellt worden. Aber der Rundfunk spielt ja nicht nur eine Rolle als Mittler für andere Formen, seien es nun Film oder Buch — nein, er lebt in seinem eigenen Bereich, hat seine besondere Gesetzlich keit und wächst mehr und mehr in die Rolle eines gleichberech tigten Gliedes der deutschen Kultur hinein. Die in Kürze Tat sache werdende Rundfunkwissenschaft und das ver stärkte Eindringen der Rundfunkbetrachtung in die Tageszeitung sind der äußere Beweis dafür. Auch vom Buch her gesehen läßt sich dieser Vormarsch des Rundfunks feststellen. Nachdem nämlich eine Zeitlang das Schrifttum über den Rundfunk so spärlich war, daß es kaum lohnte davon zu reden, haben sich im Lause des letzten Jahres die Fälle vermehrt, in denen Bücher erschienen, die ihr Entstehen allein dem Rundfunk verdankten. Daran war nicht eine technische Entwicklung schuld. Der Rundfunk als technisches Phänomen hat bereits weit früher den Büchermarkt beeinflußt. In den Jahren 1823 bis 1925 häuften sich die Bücher, die zu dem Wunder des Radio, wie es damals noch vielfach hieß, Stellung nahmen, die es erklärten, die Anweisungen gaben, wie man sich einen solchen Wunderapvarat bauen konnte. Bücher dieser Art sind freilich nie ganz verschwunden, denn immer wieder kommen neue Rundfunk hörer dazu, von denen dieser oder jener den Wunsch hat, etwas tiefer in die Geheimnisse von Sendung und Empfang einzudrin gen. Aber die heutige Belebung des Rundfunkschrifttums hat eine andere Wurzel. Je vollkommener der Rundfunk in technischer Hinsicht wurde, umso stärker wurde die Aufmerksamkeit auf das Pro gramm gelenkt. Die ungeheuere Hörerzunahme der letzten Zeit erklärt sich zu einem nicht geringen Teil auch daraus, daß der Rundfunk heute einfach kein technisches Problem mehr ist, mit dem man sich auseinandersetzen müßte und bei dem man auf wei tere Vervollkommnung warten könnte. Nein, der Rundfunk tritt ganz deutlich als kulturelle Einrichtung in Erscheinung, er gehört zum Leben unserer Tage. Dieser Wandel drückt sich auch im Rundfunkschrifttum aus. Es soll hier nicht auf jene Bücher hingewiesen werden, die die Rundfunktechnik zur Grundlage haben. Bücher dieser Art, bestimmt für den Bastler oder für den Ingenieur oder den Installateur, werden selbstverständlich immer nötig sein, und die technische Fachbuchhandlung kennt die Titel der jeweils neuesten Bücher dieser Richtung. Diese Art Bücher hat aber auch die geringsten Zunahmen zu verzeichnen. Neu ist dagegen das Erscheinen einer Reihe anderer Bücher, die mit dem Kulturgut Rundfunk in Verbindung stehen. Bevor die wichtigsten dieser Werke angeführt werden, muß dieArbeitder Verlage anerkannt werden, die zu diesem Wandel führte. Es war lange Zeit so, daß der Buchhandel an Werke über den Rundfunk nur mit den größten Vorbehalten ging, weil er keine Absatzmöglichkeiten sah. In der letzten Zeit aber haben sich einige Verlage gesunden, die sich mutig dem neuen Arbeitsgebiet zugewandt haben und damit, wie es scheint, einen guten Griff taten. Die Bücher über den Rundfunk, von denen hier die Rede ist, führten nämlich durchaus kein Dorn röschen-Dasein. Sie setzten sich durch, wurden verlangt, und das gab dieser verlegerischen Arbeit Sinn. Man darf hoffen und er warten, daß dieses Beispiel Schule macht. Es wird dabei auch hier und da einmal ein Risiko eingegangen werden müssen. Gerade, wenn eine eigene Rundfunkwissenschaft entwickelt werden wird, sind Bücher nötig, die die Grundlage für dieses neue Fach bilden. Das werden gelegentlich Werke sein, bei denen man nnt einem allzu großen Absatz nicht rechnen kann. Aber auch sie sind unentbehrlich und dürfen neben den mehr volkstümlichen, von der Allgemeinheit gekauften Büchern nicht vernachlässigt werden. Wenn es heute bereits zwei, drei Verlage gibt, die sich innerhalb ihrer Gesamtproduktion auch auf den Rundfunk spezialisiert haben, so wird das auch anderen Verlegern Mut machen, sich einmal der neuen Materie zuzuwenden. Der Rundfunk ist jeden falls reich an Themen für Bücher, und es ist an der Zeit, daß die hier liegenden Möglichkeiten entdeckt werden. An allgemeinen Hand-und Jahrbüchern des Rund funks sind von Beginn des Jahres 1938 bis Anfang 1939 (dieser Zeitraum war für uns bei der gesamten Auswahl maßgebend!) die folgenden erschienen: Handbuch des deutschen Rundfunks, Jahrbuch 1888/39, Herausgeber Hans-Joachim Weinbrenner, Kurt Vowinckel Verlag, Hei delberg. Jahrbuch Weltrundsunk 1838. Herausgeber vr. Kurt Wagen- führ, Kurt Vowinckel Verlag, Heidelberg. Handbuch des deutschen Rundsunkhandels, Jahrgang 1938/39, Wil helm Limpert-Verlag, Berlin. Mit dem Rundfunk oder seinem Programm beschäftigten sich allgemein die folgenden Bücher: vr. Kurt Wagensühr und vr. Gerhard Duvigneau: Rund funk — dem Hörer vorgestcllt, R. Voigtländers Verlag, Leipzig. Otto Willi Gail: Die graue Flasche mit dem Kabel, Zeitsunk- sibel, Essener Verlagsanstalt, Essen. vr. Kurt Vaessen : Daten aus der Entwicklung des Rundfunks. Schriftenreihe »Zeitung und Leben». Band SV. Konrad Triltsch Verlag, Wiirzburg. Christel Reinhardt: Der Jugendfunk, Schriftenreihe »Zeitung und Leben«, Band 48. Konrad Triltsch Verlag, Würzburg. vr. Alfons Höckel: Die deutsche Rundfunkwirtschaft, G. A. Gloeckner, Verlagsbuchhandlung, Leipzig. Rundfunk-Taschenbuch slir jedermann, Herausgeber Eckart Klein, I. F. Lehmanns Verlag, München. Aus dem Programm des Rundfunks sind auch einige Bücher gewachsen: Das Hörspielbuch, Herausgeber: Hans Krieg! er. Ostdeutsche Verlagsanstalt Breslau. (Das Buch enthält sieben Hörspiele mit Erläuterungen.) P. C. Ettighofer: Wo bist Du — Kamerad? Fronterlebnisse unbekannter Soldaten, Essener Verlagsanstalt, Essen. lEntstan- den aus der gleichnamigen Sendung des Ncichssenders Köln, darin u. a. abgedruckt W. G. Kluckes Hörspiel -Einsiedel«.) Martin Rockenbach: Morgenruf. Deutsche Sprüche. Essener Verlagsanstalt, Essen. (Die MorgensprUche des Reichssenders Köln zusammengestellt.) 3110 Nr. 103 Donnerstag, den 4. Mai 1930