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(7§)er Islam, jahrhundertelang verkannt, mißdeutet und kaum beachtet, ist wieder zu einem umfassenden, bedeutsamen Phänomen, zu einem brennenden Problem geworden - der Islam steht vor den Toren Europas. Dom Mittclmecr bis zum Indischen Ozean hat der Kampf des wiedercrwachten Orients an zahlreichen Fronten und unter wechselnden Anzeichen begonnen. Vielfältig ist die Zahl der Aspekte und Köpfe, die diesen Kamps tragen. Noch ringt das zur Freiheit vorstoßendc Arabertum Palästinas um sein Recht. Im Innern Arabiens wirkt Jbn Saud, gestützt auf die „reine Lehre". In Ägypten herrscht ein junger, ziclbewußlcr islamitischer König. Über Vorderindien und Iran flutet die islamitische Renaissance, und Nordwcftafrika steht solidarisch mit Ägypten, Syrien und dem Irak in gleicher Front. Unter dem schützenden »Schwert des Islam" ^ ' in der Hand Mussolinis vollzieht sich die Neuordnung großer Teile der islamitischen Welt. Im Fernen Osten spricht der Islam seine idea listische und revolutionäre Sprache. Bis Java und zu den Negern Amerikas pflanzen sich geheimnisvoll die Wellen der Propaganda fort. Presse und Rundfunk stehen im Dienste des Panislamismus. Japan versteht cs geschickt, die tapferen Philippinos seinem Einfluß zu unterwerfen, und man weiß wenig davon, daß es in China vierzig Millionen Mohammedaner gibt, auf die stch die japanische Propaganda stützt. - In dem vorliegenden Buch ist diese Erscheinung, die im vorderasiatischen Raum die Totalität des Lebens mit autoritärem Führungsanspruch bedeutet, einer, man darf wohl sagen, vollständigen Sichtung unterworfen worden. Der Leser wird in fesselnder Schau Zeuge des gewal tigen Lrncucrungsprozcffcs der islamitischen Welt, die sich einem bisher nicht gekannten Lcbcnsrhylkmus hingibl und ihrer eigenschöpferischen Befähigung stets deutlicher bewußt wird. Auto, Eisenbahn, Film und Elektrizität treten in immer steigendem Umfang in ihren Dienst. Bor allem aber gewinnt die soziale wie die religiöse Frage ein völlig neues Gesicht. - ^ ^ , Das Problem des Kalifats steht wiederum im Vordergrund. - Im Zusammenhang all dieser Probleme hat es der Verfasser unternommen, die Geschichte des Islam, seiner Ursprünge, seines Werdens und seines Aufstiegs noch einmal zu schreiben, in einer Darstellung, die ihn zu einer ganz neuen Deutung des Mittelalters gelangen läßt. - Zum Schluß stellt er die panislamische und panarabischc Bewegung den autoritären Staaten gegenüber, ebenso wie den westlichen Demokratien, und eröffnet eine Fülle von Perspektiven für die neu entstehende Weltmacht des Islam. Durch ein Kapitel »Großdcutschland und der Islam" des Mohammedaners Dr. Zaki Ali, der ein bedeutsames Werk über den »Islam in der Welt" veröffentlicht hat, erfährt das Buch von Thomas Rcichardt die notwendige und vollständige Abrundung von kompetenter Seite. ) Nr. 102 Donnerstag, den 4. Mai 1939 S813