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Jahresende 1938 — teils schätzungsweise — ergab, mit derjenigen im Altreiche (Monatsdurchschnitt von 1938) vergleicht. Hiernach stellt sich die monatliche Erzeugung von Schreib- und Druckpapier in jenen Gebieten auf 17 300 Donnen oder 10,1 Prozent, von Packpapier auf 11 000 Tonnen oder 13,5 Prozent, von Spezialpapier auf 1900 Ton nen oder 0,3 Prozent lind von Pappe auf 0050 Tonucn oder 8,8 Pro zent der erwähnten Produktionsmenge im Altrcich. Angesichts dieser Arbeitsleistungen, die mit der Herstellung von Papier und Pappe verbunden sind, entsteht die Frage, wie sich der Einsatz von Arbeitskräften entwickelt hat, der hierfür erforderlich war. Auch hierüber gibt die Statistik eine Aufklärung dahingehend, das;, wenn man den Stand der Beschäftigten in der papicrerzeugen- den Industrie im Jahre 1936 als Einheit ^ 100 annimmt, im Jahre 1038 109,5 Arbeiter und 105,9 Angestellte gegen 100,3 Arbeiter und 105,1 Angestellte im Jahre 1937 beschäftigt waren, während die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden im Verhältnis von 100 im Jahre 1030 auf 108,0 in 1938 und ans 100,7 im Jahre 1937 stieg. Das bedeutet eine beachtenswerte Mehrbeschäftigung der Arbeits kräfte und eine nicht unerhebliche Zunahme der geleisteten Arbeits stunden. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Papierindustrie wird am besten durch einen Vergleich von Einfuhr und Ausfuhr veranschau licht. An Holzstoff wurde im Jahre 1937 wertmäßig für 8000 NM und im Jahre 1938 für 15000 NM mehr cingeführt als aus geführt wurde. Die Einfuhr von Zellstoff betrug im Jahre 1937 rund 4.7 Mill. NM mehr als die Ausfuhr, während im Jahre 1938 die Einfuhr um 11,2 Mill. NM die Ausfuhr überstieg. Dagegen betrug der Wert des ausgeführten Papieres im Jahre 1937 87,1 Mill. NM mehr als die Papiereinfuhr und im Jahre 1938 59,1 Mill. NM mehr als der Wert des eingeführten Papiers. Auch die Ausfuhr an Pappe erzielte im Jahre 1937 einen Uberschuß über die Einfuhr von 10.7 Mill. NM und im Jahre 1938 einen solchen von 19,4 Mill. NM. Hieraus ist ersichtlich, welche Bedeutung die Papicrwirtschaft für den deutschen Außenhandel und die Devisenbeschaffung hat. Andererseits finden wir aber auch in verschiedenen Geschäftsberichten eine Erklä rung fiir die Veränderungen, die obige handelsstatistische Angaben zeigen. So heißt cs in einem Betriebsberichtc, daß sich die Absatzlage für Papier auf dem Weltmärkte schon früher verschlechtert habe, nicht zuletzt infolge der kriegerischen Ereignisse im Fernen Osten, was sich im rückläufigen Exportumsatz und starkem Preisdruck ausgewirkt habe. In einem anderen Berichte heißt cs, daß in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres auf dem Auslandsmarkt ein Rückschlag einge- trctcn sei, der die deutsche Papierindustrie stark betroffen habe. Auch im Papierabsatz in den Vereinigten Staaten von Amerika seien — so berichtet ein den Export in größerem Umfange pflegendes Papicr- »ntcrnehmen — Hemmungen eingetreten, die das Auslandsgeschäft ungünstig beeinflußt hätten. Demgegenüber sind aber auch vereinzelt Ausnahmeberichte festzustellen: in einem derselben wird angegeben, daß der Export gegenüber dem Vorjahre um etwa 10 Prozent ge steigert werden konnte. Die Regel aber bestätigt die Erschwerungen, die in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres im Papiergeschäft mit dem Auslande eingetreten sind und den Exportumsatz beeinträch tigt haben. Jm Jnlandsgeschäft können die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse allgemein als befriedigend angesehen werden, wenn auch eine ein heitliche Entwicklungslinie bei der Gesamtheit der Betriebe sich nicht feststellen läßt. »Die Papicrerzeugung in Deutschland — so heißt es beispielsweise in einem Betriebsberichte — erreichte Höchstzissern, die auch uns eine weitere mengen- und wertmäßige Erhöhung unseres Umsatzes ermöglichten.« Ein anderer Betrieb berichtet, daß die Pa piererzeugung um 7 Prozent über der des letzten Berichtsjahres liege und daß die Nachfrage nach den BetriebSerzeugnisscn während des größten Teils des Geschäftsjahres außerordentlich stark gewesen sei. »Die lebhafte Nachfrage« — so wird in einem Betriebsberichte aus- geführt — »nach unseren Papieren, wie sic 1937 bestand, hielt die ersten Monate 1938 noch an.« Mit diesen wenigen Beispielen ist die betriebswirtschaftliche Lage der Papierindustrie gekennzeichnet. An dererseits wird sie auch durch die bilanzmäßigen Ergebnisse ver anschaulicht, die eine 52 Aktienunternehmungen umfassende Betriebs statistik der Papierwirtschaft*) enthält. Darnach betrugen die eigenen Mittel (Aktienkapital einschließlich freien und gebundenen Rücklagen sowie Jahresreingcwinn) dieser Betriebe im Jahre 1937/38 rund 202.0 Mill. NM gegenüber 251.1 Mill. NM im Jahre 1930/37. Be merkenswert ist hierbei, daß die freien Rücklagen um 27,5 Prozent und die gebundenen Rücklagen um 25,3 Prozent im letzten Berichts jahre gegenüber dem Vorjahre gestiegen sind. Hier tritt das Be streben, die eigenen Mittel durch erhöhte Rücklagen zu stärken, deutlich in Erscheinung, während fremde Kapitalien nur in den vereinzelten Fällen ausgenommen wurden, in denen besondere Aufgaben dies not wendig erscheinen ließ. Diese Kapitalveränderungcn zeigen im all gemeinen einen durchaus normalen Verlauf und eine gesunde Ent wicklung der Betriebslage. Einen befriedigenden Einblick in die Wirtschaftlichkeit der papier erzeugenden Unternehmungen bieten die Ergebnisse der Erfolgsrech- nnngen. Hiernach stellten sich die erwirtschafteten Betriebserträge auf 74,1 Prozent des Eigenkapitals im Jahre 1937/38 und auf 95,5 Pro zent des Eigenkapitals im Jahre 1930/37. Diesen Ergebnissen stehen die Betriebsaufwendungen gegenüber, von denen die Löhne und Ge hälter den größten Anteil haben; diese nahmen die Betriebserträge mit 55,2 Prozent im Jahre 1937/38 und mit 41,8 Prozent im Jahre 1936/37 in Anspruch. Auch die Sozialabgaben einschließlich der frei willigen Sozialleistungen zeigen eine beachtliche Höhe; im Jahre 1937/38 erreichten sie den Stand von 4,4 Prozent der Betriebserträge gegenüber einem Stande von 4 Prozent im Vorjahre. Diese Durch schnittsleistungen wurden von einzelnen Betrieben noch erheblich über schritten. Nach Verrechnung aller Betricbsaufwendungcn stellt sich der durchschnittliche Reingewinn auf 5,9 Prozent des Eigenkapitals im Jahre 1937/38 und auf 5,5 Prozent des Eigenkapitals im Jahre 1930/37. Auch in diesen bilanzmäßigen Zahlenvergleichen spiegeln sich die weltwirtschaftlichen und sonstigen Erscheinungen auf dem Papiermarkte deutlich wieder. Sie lassen das Bilanzbild der in Frage kommenden Aktienunternehmungen im Lichte einer Konjunktur erscheinen, die weniger auf neue Absatzgebiete als vielmehr auf neue Erzeugungs methoden gerichtet ist. In dieser Richtung liegen denn auch die Auf gaben und Leistungen, die an die Papierindustrie im Nahmen ver deutschen Wirtschaft herangetreten sind und noch herantreten und ein wachsendes Kapitalbedürfnis erzeugt haben, das vorwiegend in der Stärkung der eigenen Betriebsmittel aus Gewinnüberschüssen, also aus eigenen Betriebsergebnissen, Befriedigung sucht. Portugal in Vergangenheit und Gegenwart Eine Ausstellung in der Preußischen Staatsbibliothek Noch zehn Tage etwa wird man in Berlin Gelegenheit haben, die Ausstellung »Portugal in Vergangenheit und Gegenwart« zu sehen. Die Eröffnungsfeier fand in größtem Nahmen statt. In seiner Eröffnungsrede sprach Neichsminister N u st der portugiesischen Staatsregierung seinen Dank fiir den Aufbau der Ausstellung aus. An ihrem Zustandekommen hat Exzellenz Professor Na mos be sonderen Anteil. Der portugiesische Gesandte in Berlin Exzellenz Simoia würdigte in seiner Ansprüche die Bande zwischen Deutsch land und Portugal, die die beiden Länder in tiefer und aufrichtiger Freundschaft zusammengefiihrt hätten. Professor Namos selbst er läuterte die Schau, die den Besucher in die verschiedenen Zeitalter der portugiesischen Geschichte einführen soll. Es sei, so sagte er, fiir Portugal eine besondere Freude, sein geistiges Schaffen in der Haupt stadt des Großdeutschen Reiches zu zeigen. Aus Anlaß der Eröff nung überreichte er Neichsminister Nust ein seltenes Buchgeschenk. Die Ausstellung, die unter dem Protektorat der Portu giesischen Negierung von den portugiesischen Bibliotheken erstellt wurde, vermittelt dem deutschen Besucher einen lebendigen Einblick in das Kulturschaffen, insonderheit das Buchschaffen Portugals. In der ersten Abteilung »Land und Volk« finden sich zunächst Bücher über bas Land selbst, hauptsächlich neuere Werke, darunter aber auch die alte Beschreibung Lissabons von dem Humanisten de Gois oder der alte Stich von Lissabon aus einem 1572 in Köln ent standenen Werk. Sinngemäß wurden den Büchern über das Land die Werke zur Volkskunde bcigefügt. In der Gruppe »Die Sprache« findet sich z. B. eine Neuausgabc der ältesten im Jahre 1536 ver öffentlichten portugiesischen Grammatik, eine große lexikographische Leistung ist Bluteaus achtbändiges Wörterbuch (1712—1714). Durch zahlreiche mittelalterliche Urkunden, die Joaquim de Santa Rosa Viterbo verarbeitet, wird sein Wörterbuch der alt-portugiesischen Sprache zu einem geschichtlich bedeutsamen Werk. Die erste Abteilung wird noch ergänzt durch Werke über künstlerisches Schaffen. In einer zweiten Abteilung »Vor- und Frühgeschichte« finden sich zunächst Bücher über die ältesten Bewohner des Landes, dann über die Römer, weitere Werke beschäftigen sich mit den Westgoten (darunter auch *) Papierabschlüsse 1937/38. Von Dipl.-Kaufm. Or. Gustav Plum: Die Deutsche Volkswirtschaft. März 1939. Sonder-Ausgabe. ÄS7