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Börsenblatt für den Deutschen Vuchhandel Rr. 72 (R. »k> Leipzig, Sonnabend den 25. März 1939 10k. Jahrgang Die Neuordnung der Höheren Schule und der Buchhandel Schule und Buchhandel -»Rund 670 000 Schüler besuchten im Jahre 1937 die Höhe ren Schulen im Altreich. Mehr als 4b 000 Lehrkräfte waren an diesen Schulen in der Unterrichtsarbeit tätig. Etwa eine Million deutscher Menschen werden von Ostern 1939 an mit den neuen Lehrbüchern für Höhere Schulen zu arbeiten beginnen. Sie wer den sie kaufen, werden aus ihnen Anregungen und Kenntnisse schöpfen, wollen und werden zum Teil nach ihnen dereinst ihre Schulzeit beurteilen.- (Walter Jantzen, Die Lehrbuchmusterung. In: Weltanschauung und Schule. Jg. 2, 1938, H. 12, S. b29.) Schon diese wenigen Zahlen erhellen, wie wichtig der Buch handel die Schule nehmen muß und wie wenig das Schulbuch es verdient, stets etwas von oben herab angesehen zu werden. Man muß sich immer vor Augen halten: das Schulbuch hat nicht geringen Anteil an dem Verhältnis des werdenden Menschen zum Buch überhaupt. Begegnet es ihm gefällig und anziehend und womöglich gar zum eigenen Lesen verführend, so ist schon viel gewonnen und nie wird ein solcher Mensch später dem Buch ganz fremd werden können. Und weiter: der Buchhändler, der in dem Schulbuben schon den Bücherleser und Bücherkäufer von morgen sieht, wird ihn auch dann freundlich bedienen, wenn er nur einen Lesebogen oder ein Reclamheft kauft. Die Umgestaltung des Höheren Schulwesens Die Frage der neuen Schulbücher ist freilich nur ein Teil ausschnitt aus der umfassenden Erneuerung von Erziehung und Unterricht, welche die nationalsozialistische Revolution mit sich brachte, überhaupt — all die äußeren Umgestaltungen dieser Jahre wären wirkungslos geblieben, wenn nicht ein neuer Geist und ein neuer Wille so die Schule wie das ganze Volk durch drungen hätte. Nur von der nationalsozialistischen Weltanschau ung her kann auch die Erziehung erneuert werden. Nach den Richtlinien von 1927 unterschied man im Höheren Schulwesen grundsätzlich dreizehn Arten von Jungenschulen und acht von Mädchenschulen; diese wichen aber wieder untereinander noch weiter ab durch die Verschiedenheit der Sprachensolge. Diese Vielfalt der Schulformen, die teilweise noch bis zum Jahre 1938 bestand, war nicht nur nationalpolitisch unfrucht bar, indem sie die so notwendige Einheitlichkeit der Erziehung verhinderte, — sie war auch eine starke wirtschaftliche Belastung. Sie verteuerte die Lagerhaltung im Verlag und im Sortiment, sie forderte von den Eltern beim Umzug nach anderen Schul arten immer wieder neue Ausgaben für Lehrbücher und mög licherweise auch noch für Nachhilfeunterricht (wenn der Lehr plan der neuen Schule sehr stark von dem der alten abwich). Hier mußte also zuerst eingegriffen werden. Der erste Schritt zur Neuordnung des Höheren Schulwesens war ein Erlaß des Reichserziehungsministeriums vom April 1933, der anordnete, daß von Ostern 1933 ab das Englische all gemein verstärkt und als Hauptsprache zu betreiben wäre. Grundlegend wurde die Sprachenfolge dann geändert durch einen Erlaß vom April 1936; er bestimmte, daß mit Beginn des Schuljahres 1937 an sämtlichen Höheren Schulen (mit Aus nahme der Gymnasien) Englisch die erste Fremdsprache würde. Damit war nun auch eine Entscheidung notwendig, welche Schu len als Gymnasien bestehen bleiben und welche in die neu sprachliche Hauptform übergeführt werden sollten. Die neu sprachliche Hauptform — sie erhielt später den Namen Ober schule — mußte überall mit einer größeren Anzahl von Schulen vertreten bleiben als die altsprachliche Nebenform, das Gymna sium. Gymnasien konnten in Oberschulen umgewandelt werden, nicht aber andere Schulformen in Gymnasien. Im Dezember 1936 wurde für das Schuljahr 1937 eine weitere Neuerung an gekündigt: die Einführung des Lateinischen als zweite Pflicht fremdsprache. Die entscheidenden und endgültigen Bestimmungen sind nie dergelegt in dem Erlaß des Reichserziehungsministers über »Er ziehung und Unterricht in der Höheren Schule- vom 29. Januar 1938 (als Sonderdruck erschienen bei der Weidmannschen Verlags buchhandlung, Berlin 1938, 265 S.j. Bekanntgegeben wurden diese Bestimmungen vorerst als vertrauliche Entwürfe im Herbst 1937. Sie regeln zunächst den äußeren Aufbau der Höheren Schule. Die wichtigsten Veränderungen sind die Vereinfachung der zahlreichen bisherigen Schulformen und die endgültige Ver kürzung der neunjährigen Höheren Schule aus bevölkerungs politischen Gründen auf acht Jahre. Sollte durch diese Maß nahme nicht die Leistung sinken und die Bildungshöhe herab gemindert werden, so war ein Zusammendrängen und Verdich ten des gesamten Bildungsgutes notwendig, das sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark vermehrt hatte. Die äußere Form der Höheren Schulen Die Höheren Schulen haben zwei Grundformen: ^4. //aupk/orrn I. Oberschule für Jungen: 1. grundständig, mit den Klassen 1 bis 8. Die Oberstufe (Klasse 6 bis 8) jeder Schule ist grund sätzlich gegabelt a) in einen Naturwissenschaftlich-Mathe matischen Zweig und b) einen Sprachlichen Zweig. Da zu kommen Arbeitsgemeinschaften a) in Naturwissen schaften und Mathematik, b) in einer lebenden Fremd sprache. Pflichtsprachen sind Englisch, Latein und im Sprachlichen Zweig eine weitere lebende Fremdsprache. 2. Aufbauform, mit den Klassen 3 bis 8. Pflichtsprachen: Englisch, Latein. Jungen Ausfall des Börsenblattes am Sstersonnabend Am Ostersonnabend, dem 8. April, erscheint, das Börsenblatt ausnahmsweise nicht. Wir bitten, die Anzeigen für die vorher gehenden Nummern aufzugeben. Leipzig, den 22. März 1939 vr. Heß VoMIchul- Nr. 72 Sonnabend, den 28. März 1939 S41