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Tatsache mag so in weitesten Kreisen die Hinwendung zum Buch herbeigesührt haben. Und wir freuen uns, daß diese Hinwendung, die Beschäftigung mit dem Buch nichts zu tun hat Init einer Ab wendung vom Gegenwartsgeschehen, mit einem Sichverschließen vor den Forderungen der Zeit und ihrem drängenden Leben, sondern daß hier Buch und Zeitgeschehen, das Werk des Dichters und das Werk des Politi kers zusammenwachsen zu einer lange gewoll ten und deshalb um so weniger zerstörbaren Einheit. Die Notwendigkeit, die im Felde stehenden Truppen mit Büchern zu versorgen, wurde von der öffentlichen Buchwerbung sofort aufgegriffen, schon kurze Zeit nach Ausbruch der Feind seligkeiten gab sie die Parole »Sendet Bücher an die Front« aus. Sie unterstützte diese Parole mit allen ihr zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln, mit den Werbemitteln, die nun seit geraumer Zeit zum eiser nen Bestand jeder großen Buchwerbeaktion gehören: Buchplakat, Buchliste, Ex libris und Klebemarke. Es war von vornherein klar, daß die Aktion »Sendet Bü cher an die Front« keine Be schränkung auf Zeit erfahren konnte wie etwa die Veran staltungen der jährlichen »Woche des Deutschen Bu ches«, sie war und ist eine stetige, d. h. eine fortdauernde, die ihr Ende erst finden wird mit der Beendigung des Konfliktes, der sie aus löste. Wenn sich deshalb die öffentliche Buchwerbung in diesen Tagen und Wochen erneut an den deutschen Buch handel wendet und ihn zum Einsatz für diese Aktion aufrust, so weiß sie, daß sich der Buchhandel der Bedeutung der Aktion ge wiß ist und sie zu seiner eigenen Aufgabe machen wird, wie das von Anfang an der Fall war. EsbietetsichihmhierdieMög- lichkeit, seine Eigenwerbung mit den Absichten der staatlichen Schrifttumswerbung zu verei nigen, um so aus Buchkäufern Buchleser und Buch freunde zu machen. Rechtzeitig in diesen Wochen wird.eine zweite Auswahlliste erscheinen, die die Auswahl der ersten Feldpostliste ergänzt und auf allen Schrifttumsgebieten fortführt. Der rechte Einsatz des Buchhandels gibt die Gewähr, daß die Absicht dieser Maßnahme der öffentlichen Buchwerbung ihre Ziele wirklich erreicht, d. h., daß jeder deutsche Soldat, der an der Front seine Pflicht für die Heimat und sein Volk tut, zu den Kameraden seiner freien Zeit, seines Urlaubs und seiner Erholungs stunden das deutsche Buch rechnen kann. Wie bei allen Aktionen der öffentlichen Buchwerbung-wurde auch in diesem Falle das Schaufenster der Buchhandlungen in die Werbearbeit einbezogen. Der vor einigen Tagen im Börsen blatt veröffentlichte Aufruf zu einem Schaufensterwett bewerb mag das beweisen. Dieser Schaufensterwettbewerb gibt dem Buchhandel in allen seinen Teilen die Möglichkeit, der Öffentlichkeit die Bücher zu zeigen, die in besonderem Maße ge eignet sind, den Weg zu unseren Soldaten zu gehen. Er stellt den Buchhandel vor eine schöne Aufgabe, die selbstverständlich auch ihre äußere Anerkennung finden wird. Wer in den letzten Jahren den Einsatz der öffentlichen Buch werbung verfolgte, weiß, daß sie immer neben das Buch den Schöpfer des Buches, den Dichter stellte. Er wird auch jetzt wieder durch vermehrten Einsatz viele tausende von Volksgenos sen in seinen Lesungen erfassen und sie unmittelbar an seinem Werk teilhaben lassen. Die Maßnahmen der staatlichen Schrift tumspropaganda werden gerade auf diesem Gebiet sehr weit gehende sein und nicht zuletzt den Dichter und Schriftsteller dort einsctzen, wo das deutsche Buch bis jetzt zu den Seltenheiten gehört: in den Ostgebieten. Er wird aber auch zu der Fronttruppe selbst kommen, um in der Zwie sprache mit ihr unmittelbar an ihrem Erleben beteiligt zu sein. Wenn diese Maßnahmen sich insonderheit der kämpfenden Truppe zuwenden, so ist darüber die Heimat nicht vergessen. Der Gedanke »In jedes deutscheHaus eine Heim büch c r e i« wird gerade jetzt wieder im Mittelpunkt der Buch werbearbeit stehen. Diese Parole wirkte, als sie zum erstenmal anläßlich der letzten Buchwoche verkündet wurde, wie ein Auf ruf, der überall freudige Zustimmung fand. Wir wissen, daß dies auch jetzt wieder der Fall sein wird. Denn mehr als zuvor hat jeder Mensch den Wunsch, die Bücher, die ihm zu guten Kameraden geworden sind, um sich zu vereinigen und sie zu sammeln. Das Plakat, das dafür geschaffen wurde ss. Abb.) bringt den Gedanken in schönster Form zum Ausdruck. Wenn der Buchhandel deshalb dem Gedanken der Frontbuchsendung zum Durchbruch verhilft, so mag er daneben nicht die Aufgabe vergessen, daß jetzt die Zeit ist, den Gedanken der Heimbücherei durchzu setzen. Er wird offene Herzen dafür finden. Erich Langenbucher Wohnen mit Büchern In jedes deutsche Laus eine Leimbücherei Wer die Bücher deutscher Kunst aus Vergangenheit und Gegenwart durchblättert, findet immer wieder Darstellungen, die sich mit dem Buch und dem Menschen beschäftigen. Daraus ist zu schließen, daß die Gemeinsamkeit Mensch und Buch schon in vergangenen Zeiten als etwas besonderes angesehen wurde, denn sonst wäre diese Gemeinsamkeit nicht so unzählige Male — wie es wirklich geschehen ist — künstlerisch dargestellt worden. Das »über ein Buch gebeugt« hat einem im Buchhandel umlaufenden Buch zum Ausgangspunkt gedient. Ebenso häufig aber sind auch die Darstellungen des Menschen inmitten seiner Bücher, d. h. seiner Bücherei. Diese Darstellungen führen uns ernst und heiter, humorvoll und besinnlich in die Welt der Bücher, so wie sie sich der Mensch gebaut hat. Die Gegenwart könnte diese Darstellungen fortsetzen mit ihren künstlerischen Ausdrucksmitteln. Immer aber würden wir in diesen Bildern eines erleben: daß Mensch und Buch zusammengehören und daß das Buch eine Wohnstätte mit einer neuen, schöneren Atmo sphäre erfüllt. »Keinen Platz für Bücher«, ein oft gehör tes Schlagwort, dem mit Recht und guten Gründen ebenso oft widersprochen worden ist. Man könnte hier das alte Wort ab wandeln, daß Raum in der kleinsten Hütte auch für Bücher sei. Wenn deshalb das Geleitwort der Woche des Deutschen Buches 1938 Buch und Heim zusammenfaßte und den Aufruf brachte »In jedes deutsche Haus eine Heimbücherei«, so bedeutete das mehr, als nur an die Hinwendung zum Buch zu mahnen. Dieses Wort besagte, daß es zum Wesen des deutschen Heimes gehöre, daß auch Bücher in ihm sind, Bücher, die gelesen werden, Bücher, die dem, dem sie gehören, gute Freunde und Kameraden sind. Daß diese Bücher ein lebendiger Teil des Wohnraums werden sollen, so wie es etwa Bilder für alle S8 Nr. 42 Dienstag, den 20. Februcrr 1W0