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k 145, 26. Juni 1916. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. tischen Gründen zweckmäßig in ein Kunden- und ein Lieferer- koniokorrenl und sollte allgemein von der Buchform zu dem bedeu tende Vorteile bietenden Kartensystem übergehen. Diese Konto- korrcntkarten im Format von etwa 16:21 em sind in der Mitte . geteilt und haben wie das Buch mit dem Soll- und Habenfolio links eine Soll- und rechts eine Habenseite. Am oberen Rande tragen sie einen schmalen Streifen mit den Monatszahlen I. II. III. und daran anschließend den Zahlen für die 31 Tag«, also 1, 2, 3, 4 usw. Kleine Metallklammern, sog. Reiter mit verschieden farbigen Köpfen, deren verschiedene Farbe jeweils eine ver schiedene Bedeutung hat, z. B. rot: »fällig«, blau: »verklagt« usw., werden an der Stelle aufgesteckt, auf die sie Hinweisen sollen. Je ein roter Reiter auf I und IS bedeutet demnach, daß ein Be trag des betr. Kontos am 15. I. fällig ist. Diese Kontokorrent- kartcn, die in jeder größeren Schreibwarenhandlung in verschiedenster Art für die einzelnen Bedürfnisse zu haben sind, werden in Holzkästen aufbewahrt, besondere Leitkarten mit den Buchstaben des ABC erleichtern das Auffinden und das Einstecken. Es ist zweckmäßig, wenn man für Schuldner und Gläubiger verschieden gefärbte Karten wählt, vielleicht grau und gelb. Eine sorgsame Pflege des Kontokorrents ist von größter Wichtigkeit, denn hier laufen viele Fäden von außen her und nach außen hin zusammen. Ein ordentlich geführtes Kontokorrent erspart viel Ärger, Schrei bereien und Verstimmungen zwischen dem Geschäft und den Kunden sowohl wie den Lieferern. Der übertrag der Posten von den Grundbüchern auf das Kontokorrent sollte in möglichst kurzen Zwischenräumen erfolgen, damit die Arbeiten nicht allzu sehr anwachsen und ruhig in gleichem Tempo erledigt werden können. Die Buchung der eingehenden Waren kann in der Weise geschehen, daß man die Fakturen zunächst ins Einkaussbuch ein trägt »nd die Posten des Einlaufsbuches aufs Kontokorrent über trägt. Man kann auch so Verfahren, daß man von der Faktur aus gleich ins Einkaufsbuch und das Kontokorrent überträgt. In Betrieben mit wenig Lieferern kann das Einkaussbuch unter Umständen Mch .ganz lpegfallen, aber man sollte dies nie ohne Not tun, deün das Eitikaufsbuch stellt immerhin eine wertvolle Kontrolle für die Buchung im Kontokorrent dar. Wenn man die Buchung direkt von der Faktur auf Einkaussbuch und Konto korrent vornimmt, empfiehlt sich ein Stempel, der gleichzeitig auch Angaben über die Richtigkeit der Faktur und den Tage des Eingangs enthalten kann, etwa so: richtig Eingang. not. B. B not. K. K Hiermit habe ich eine einfache Buchhaltung skizziert, wie sie, wenn einwandfrei geführt, für ein mittleres Kunstsortiment ge rade eben noch ausreicht. Bei größeren Betrieben ist indessen die Einrichtung der doppelten Buchhaltung unerläßlich. Leider bleibt cs hier meist bei Ansätzen, und die halb einfache, halb doppelte Buchhaltung bietet meist ein trauriges Bild dar. Wo man sich mit der Absicht trägt, die doppelte Buchhaltung im Geschäfts betrieb einzuführen, aber nicht über die nötige Zeit verfügt, dies allein in einwandfreier Weise zu bewerkstelligen, übertrage man diese Arbeit einem tüchtigen Bücherrevisor, wie er in jeder größe ren Stadt zu finden ist, begleite aber sein« Arbeiten, lasse sich die einzelnen Buchungen und Übertragungen erklären und führe dann das Begonnene folgerichtig durch. Abschlußarbeiten kann ja, wenn es an Zeit und Kraft gebricht, wieder ein Bücherrevisor oder ein tüchtiger Buchhalter, den man für diese Arbeiten leicht bekommen kann, erledigen. Die Hauptsache ist aber immer, das Begonnene durchzusühren, und es ist wirklich nicht so ungeheuer viel, wenn man die anfallenden Arbeiten regelmäßig in möglichst kurzen Zwischenräumen erledigt, so daß sie nicht überhandnehmen. Der Zeitpunkt, an dem am zweckmäßigsten vom einfachen zum doppelten System übergegangen wird, ist nach der Bilanz. Be nötigt werden hierzu lediglich zwei weitere Bücher, das Journal und das Hauptbuch. Die doppelte Buchhaltung läßt sich für das ^ Kunstsortiment ziemlich einfach gestalten. Tie Endsummen des Einkaussbuchs wandern am Ende eines jeden Monats als »Wa ren an Gläubiger« ins Journal, die Endsummen des Verkaufs- buches als »Schuldner an Waren« ebenfalls ins Journal. Die Posten des Kassenbuchs gehen, soweit sie Barverkäufe sind, unter »Kasse an Waren«, soweit Zahlungen von Kunden an uns, als »Kasse an Schuldner«, wo wir an Lieferer zahlen, als »Gläubiger an Kasse« ins Journal. Von hier aus erfolgt die Übertragung ins Hauptbuch, ebenfalls allmonatlich. Für ein Kunstsortiment kommen folgende Hauptbuchkonten in Frage: Kassenkonto, Wa renkonto (unter Umständen zerlegt in Kunstblätter-, Graphik-, Öl gemälde-, Rahmen-, Skulpturenkonto), Gläubigerkonto, Schuld nerkonto, Wechselkonto. Jeder Journalposten ergibt zwei Haupt buchposten. Beispiel: Wir zahlen an Hanfstaengl ^kk 500.— ; der Buchungsgang ist dann folgender: 1. Kassenbuch, 2. Konto korrent, 3. Journal: »Gläubiger soll an Kasse«, 4. Hauptbuch: Gläubigerkonto S. H. per Kassenkonto 500.— Kassen-Konto S. H. an Gläubigerkonto (Hanfstaengl) 500.— Doch stellen diese buchhalterischen Forderungen nicht eigent lich das dar, was mir hier unter Organisation vorschwebt. Ich verstehe hierunter in diesem Zusammenhänge vielmehr alle jene vielen kleinen praktischen Einrichtungen und Ordnungsregetn, die, richtig, großzügig und nicht schulmeisterlich angewandt, einem Geschäftsbetrieb erst das rechte feste Gefüge verleihen. Da ist zunächst die Frage: wie erhalle und erweitere ich meinen Kunden stamm und wie mache ich meinen Kundenstamm dem Geschäfte nutzbringend. Zunächst ist hier von Wert, die Namen aller Knu den übersichtlich festzulegen. Dies geschieht am zweckmäßigsten und zuverlässigsten durch Karten, die ebenfalls in einem Kasten zu einer Kundcnkartei zusammengestellt und aufbewahrt werden. Man wähle hierzu einen glatten, zähen Karton und als Format etwa 12:16 ein. Leitkarten ^—1', 6—X, I.—k, 8—2 erleichtern das Einslecken und Auffinden. Die Karte enthält Zu- und Vor namen des Kunden, Beruf und Stand, Wohnort und Straße, dann, wofür er besonderes Interesse hat, und wenn mit ihm ein größeres Geschäft gemacht worden ist, auch eine kurze hierauf be zügliche Bemerkung, etwa so: Winterberger, Karl Fabrikbesitzer Frankfurt a. M. Gutleutstraße. Interesse für: Graphik, Klinger, Thoma, engl. Graphiker. Kaufte am 4. 3. 1915: Kl Brangwynblätter. Diese Kartei darf natürlich nicht tot lagern. Sie muß für das Geschäft arbeiten. Der Kunde muß beim Kunsthandel viel mehr als beim Buchhandel fortwährend bearbeitet und immer wieder an seine alte Bezugsquelle erinnert werden. Dies ist eine Tat sache und eine Forderung, die nicht genug betont werden kann. Daran kranken sehr viele Kunstsortimente, daß sie ihre Kunden aus den Augen verlieren. Mindestens alle Vierteljahre sollte allen Kunden ein Prospekt, ein kleiner Katalog oder eine der neuerdings aufgckommenen recht brauchbaren periodischen, zeit schristenartigen Verlegerdruckfachen zngesandt werden. Meist wird es sich auch bezahlt machen, wenn das Sortiment selbst alle Vierteljahre ein zeitschriftenähnliches Verzeichnis mit Ab bildungen jener Kunstblätter oder Kunstgegenstände, für die es selbst besonderes Interesse hat oder aber bei der Mehrzahl feiner Kunden vorausfetzt, an die Kundschaft versendet. Sehr wichtig ist es, an besonders wert volle Kunden oder solche mit besonderen Interessen in kürzeren Zeitabständen Sonderankündigungen über einzelne Werke zu senden; auch die briefliche Bearbeitung ausgewählter Adressen hat sich noch immer als gewinnbringend erwiesen. Mißerfolge 827