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/ir 303, 31, Dezember 1912. Nichtamtlicher Teil. «»Urnll-U s. d. rischn, «»chhand-I. 18423 Perlagsanftalt Alexander Sach in Darmftadt. 18442! biepmann: Die Itlonopvt-Orxsnisstion in 8er lapetouinäustris. 4 58 Verlag d. Reichsvcreins „Volksausklärunq" in Wie». 164S1 Verlag Kritik in Frankfurt a. M. 18448 öertololx: Der dkorpbmismus. 4 ^l. Vosfischk Buchhandlung in Berlin. 18451 *81. Xonimsockoducb kür äis 8sI8nrt!IIerie. 58 H. ! Georg Wattenbach in Berlin. 18448 von I.S8S6r: üsterrelcbisebe banüsebakten. Ü88LV8. 2 ^4 58 Westdeutsche Verlagögesellschast m. b. H. sHeimkultur-Verlagj in Wiesbaden. 18442. 16459 Flur: Wie wohnt man im eigenen Hause billiger als in der MletLwohnung. 8. Ausl. 1 -14 "Deutsche Volkskunst. Wanderungen durch Deutschlands Gauen. Herausgegeben von Schwindrazheim. Bd. 1. 3 >l: geb. 4 ^4 58 h. "Schwindrazheim: Wenn wir durch die Straßen ziehen . . . . Heimatlunst in Hessen-Nassau. 3 Bde. je8 geb. 4^-584. Nichtamtlicher Teil. Münchner Briefe. ix. <VIII. vgl. Nr. 271.» O du selige Weihnachtszeit! — Raste nie, doch haste ntel — Nie sollst d» mich befragen . . .1 — Ich möchte Helm, mich zieht's znm Vaterhause. Eigentlich wollte ich mir diesen Brief ersparen, denn ich weiß nur zu gut, daß der Buchhändler im Dezember mehr fürs Lösen, als fürs Lesen ist. Besonders Heuer, da sich Wohl über all das eigentliche Weihnachtsgeschäft auf die letzten vierzehn Tage zusammengedrängt hat. Regelrecht soll es aber bereits Anfang November beginnen. Sendungen nach den Kolonien, nach den außereuropäischen Ländern sollen, wenn sie zu Weihnachtsgeschenken bestimmt sind, zu dieser Zeit bereits auf dem Ozean schwimmen. Der umsichtige und geschäftsgcwandte Sortimenter notiert sich die Adressen für solche Kunden auf September oder Oktober vor, und läßt seine stillen Mahner als Prospekte und Kata loge bereits in diesen Monaten ins Haus flattern. Sie bil den das Präludium für die Erntezeit der Buchhändler. Lang sam, ganz langsam stellen sich dann so Mitte November die vorsichtigen Käufer ein, die aus verschiedenen Ansichtssendun gen wählen wollen, diejenigen, die schon öfter sremdsprachliche Literatur bestellten. Und dann, wenn so in den ersten Tagen des Dezember die Kataloge allgemein verschickt worden sind, wenn die andauernde Werbearbeit, die durch die doch un rentable Schulbücherzeit, durch alle möglichen und fast un möglichen Auskünfte im Lauf des Jahres geleistet wurde, ihre Früchte gezeitigt hat, dann zeigt sich die Nervo sität im Buchhandel. Dann sieht man erst, welch ein ner vöses, zappeliges, gereiztes Wesen der Buchhändler eigent lich ist. Der kleinste Fehler, der von einem Angestellten, vom Barsortiment, von einem Verleger gemacht wird, wird dann zu einer vause oölebre, wenn nicht überhaupt ein easus belli zwischen zwei sonst friedlichen, auf einander angewiesenen Mächten daraus gemacht wird. In großen wie in kleinen Geschäften werden eben jetzt die Anforderungen gespannt.") Das liebe Publikum kommt mit den vielerlei Fragen, die zum Teil das Jahr über gereift sind, die der Buchhändler jetzt aber so im Vorübergehen be antworten soll. Da zeigt stch's nun, wer die Kunst versteht, zwei oder drei Kunden sachgemäß zu gleicher Zeit zu be dienen, dem einen Stotz Bilderbücher mit einigen freund lichen, empfehlenden Worten vorzulegen, jenem den Unter schied zwischen der Literaturgeschichte von Meyer und der von Sörgel darzustellen, und dem dritten aus wiederholtes ") Der Brief ist einige Wochen vor dem Feste geschrieben. Red. Drängen kurz den Inhalt der neuesten belletristischen Erschei nungen zu servieren. Und dann pendelt dieses lebendige Konversationslexikon zwischen den Dreien beständig hin und her, nimmt dazwischen noch eine Bestellung auf, erledigt eine Reklamation, fertigt den Ausgeher ab und hat, wenn der erste Kunde halb erledigt ist, bereits von einem vierten den Auftrag auf ein Kochbuch, in dem fränkische Knödel ange geben sind. Und wenn dann der Abend kommt und die Roll läden herunter sind, dann fängt erst die Arbeit hinter den eisernen Gardinen an. Das, was der Tag bringt an Post, an Bestellungen, an Expeditionsarbeiten, muß, soweit es nicht ganz dringender Natur ist, zurückgelegt werden und wird dann abends unter Ausschluß der Öffentlichkeit mit der vom Tag nachklingenden Hast erledigt. So geht es dann einige Wochen mit beständiger Steigerung bis zum Weihnachtsabend, an dem dann so manches dieser gequälten Vehikel von Sortimenter bittet: So, jetzt für ein paar Tage nur nichts mehr sehen, nichts mehr hören von einem Buch. Er hat dann einen richtigen Hatz auf das Buch und aus das Publikum, diesen Vampir, der Blut saugt und Nerven frißt. Du siehst also, lieber Barsortimenter, und auch du, lieber Verleger, welch ein »fidöles Gefängnis« so ein Buchladen zur Weihnachtszeit ist. Wenn euch daher eine geharnischte Be schwerde zu solcher Zeit ins Haus schwirrt, die gerade nicht nach dem Rezept von Knigge zusammengestellt ist, so denkt, daß der Absender sich im Belagerungszustand befindet, daß er den ersten Anprall, den sein Kunde geliefert, bereits aus gehalten hat, und daß er einen Blitzableiter braucht. Lernt den Wert der Entfernung schätzen und legt, wenn es sein kann, den Brandbrief bis nach Weihnachten zurück. Nach dem Feste lautet Red' wie Gegenred' ganz anders. Und der Sortimenter? — — Ja, dem Sortimenter ist schlecht Ruhe predigen, denn für ihn ist doch diese ganze Hast mit all ihren Nücken und Tücken das, was die Unruhe in der Uhr, ist; solange sie tätig ist, drehen sich die Räder, ist der Betrieb in Schwung. Dies Kräutlein Bittersüß kann ihm gar nicht üppig genug wachsen, er pflegt es und hegt es, daß es wachsen und wuchern möge; er düngt es mit seinem Blut, immer des Gedankens: Lpres dlodl >e cköluge. Mit ein bißchen mehr System, mit etwas Ruhe und einiger Organisation ließe sich die ganze Arbeit ja viel glat ter abwickeln. Doch gerade da spukt es besonders im deut schen Sortiment. Gar viele treiben nicht etwa ihre Ge schäfte, sondern sie lassen sich, wie jeder Schuster und Schnei der, von ihren Geschäften treiben. Wer in einem großen Be trieb arbeitet, der weiß, was durch richtige, planmäßige Ar beitseinteilung und «Verteilung an Zeit und Kräften ge wonnen wird. Ich möchte aber nicht wissen, wieviel kost bares Adressenmaterial gerade während der hierfür wichtig- 2135"