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12488 »örl-ndl-II«. Dychn. «U«hand-I. Nichtamtlicher Teil. »V 258, 5: November 1S08. Verein der österreichisch.ungarischen Buchhändler. Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Ausschusses des Vereins der öster reichisch.ungarischen Buchhändler vom S. Oktober 1908, 5 Uhr nachmittags. <Nach: Oesterr.-ungar. Buchhändler-Correspondenz.) Vorsitzender: Herr Wilhelm Müller. Anwesend die Herren: O. Friese, R. Heger, Albert Köhler, L. Mayer, Adols Robitschek, A. Schönfeld, Heinrich Dachauer. Entschuldigt die Herren: F. Deuticke, Alfred R. von Hölder, R. Mohr und M. Stein. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und erstattet nachfolgenden Bericht: Hochgeehrte Herren! Indem ich Sie nach den Sommerferien freuudlichst be grüße und Ihnen für Ihr Erscheinen danke, eröffne ich die heutige Sitzung mit folgendem Bericht: Bevor ich auf unsere Tätigkeit seit der letzten Sitzung am 22. Mai 1908 näher eingehe, will ich Sie erinnern, daß es uns vergönnt war, am 24. Juni 1908 unseren verehrten Kollegen Herrn kaiserlichen Rat Ladislaus Gubrynowicz zum vierzigjährigen Jubiläum seiner Selbständigkeit und der Gründung feiner Firma auf das herzlichste zu beglück wünschen. Dagegen haben wir seit unserer letzten Sitzung durch den Tod folgende Kollegen verloren: Adalbert Queiser, Hofbuchhändler in Amstetten, Adolf Reinelt in Mährisch- Neustadt, Theobald Engel, k. k. Univerfitätsbuchhändler in Czernowitz. Ich bitte Sie, zum Zeichen Ihrer Trauer für die Dahingeschiedenen sich von den Sitzen zu erheben. Im Sinne Ihres Beschlusses haben wir gleich nach der letzten Sitzung eine Eingabe an das Eisenbahnministerium gerichtet, in der wir auf die Unregelmäßigkeiten bei der Expedition des »Kondukteurs« aufmerksam machten. Eine Erledigung dieser Eingabe ist uns bis heute nicht zu gekommen; doch kann ich mit Befriedigung konstatieren, daß uns gelegentlich des neu erschienenen »Kondukteurs« im Oktober, wo die Winterfahrordnung ausgenommen wurde, keine Klagen zugekommen find. Wir haben in den letzten Wochen eine sehr rege Tätig keit entwickelt, haben eine Menge Anfragen unserer Mit glieder nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet und haben uns insbesondere mit einer Reihe größerer, für unseren Stand wichtiger Angelegenheiten beschäftigt. Eine der wichtigsten dieser Fragen ist die Pensionsoersicherung unserer Angestellten. Sie wissen, daß das neue Gesetz über die Versicherungspflicht der Privatbeamten am 1. Januar 1909 in Kraft treten soll und daß die Anmeldungen bereits im August und September zu erstatten gewesen wären. Aus der -Buchhändler-Correspondenz« ist Ihnen bekannt, wie sehr ich mich persönlich mit dieser Angelegenheit beschäftigt habe. In vielen Konferenzen mit hohen Funktionären und mit Vertretern der verschiedensten Berufssphären, nicht minder in meiner Eigenschaft als Mitglied der niederöster reichischen Handels- und Gewerbekammer und durch mehrere Artikel habe ich dahin zu wirken gesucht, daß das in seiner Textierung ungenaue, in seinen meritorischen Bestimmungen höchst drakonische Gesetz, das niemand befriedigt, noch vor seinem Inkrafttreten no velliert werde. Wir haben in unseren Bestrebungen eine starke Hilfe in dem sehr energisch geleiteten jungen Zentral verband österreichischer Kaufleute gefunden und wir haben gleich diesem unseren Mitgliedern geraten, die Novellierung des Gesetzes abzuwarten und vorläufig von einer Anmel dung abzusehen. In dieser unserer Auffassung sind wir dann später noch durch das Gutachten des Hofrates Bernatzik bestärkt worden. Mit ganz besonderer Befriedigung aber haben wir die Worte Seiner Exzellenz des Ministers des Innern zur Kenntnis genommen, in welchen er die Bereit willigkeit der Regierung, die Novellierung des Gesetzes in die Wege zu leiten, in Aussicht gestellt hat. Auf die Details will ich nicht weiter zurückgehen, da Sie diese ja ohnehin aus meinen verschiedenen Publikationen in der »Buchhändler- Correspondenz« genau kennen. Aber ich will nicht unter lassen, auch an dieser Stelle der Mitwirkung jenes Teiles der Gehilfenschaft zu gedenken, welcher einsteht, daß die uns zugemuteten Lasten zu hoch sind und deshalb ebenfalls Stellung gegen das Gesetz genommen hat. Einer mich ungemein ehrenden Aufforderung, die der Vorstand unseres Vereins unter Vorsitz des Herrn Vor- sttzendenstellvectreters Alfred R. v. Hölder erlassen hat, solgend, habe ich mich entschlossen, da niemand anderer aus unserem Kreise sich dazu bereit fand, für die Wahl in die niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer zu kandidieren. Das Zentralwahlkomitee, in das wir die Herren Franz Deuticke und Alfred Ritter von Hölder entsendeten, hat meine Kandidatur aufgestellt. Die Wahlen finden am 9. Oktober statt. Wie immer dieselben aussallen mögen, möchte ich schon heute Ihnen jüc Ihr mich ehrendes Vertrauen danken, insbesondere aber den beiden Herren, die unsere Interessen im Zentralwahlkomitee verteidigten. Leider war es uns nicht möglich, am internationalen Verlegerkongreß in Madrid offiziell teilzunehmen, da ein Herr, den wir mit unserer Vertretung betrauen wollten, im letzten Moment an der Abreise verhindert wurde. Soweit wir informiert wurden, hat der Kongreß diesmal wohl infolge der Wahl des ungemein entlegenen Vsreinigungsortes keine besonderen positiven Erfolge gehabt. Der nächste Kongreß soll im Jahre 1910 in Amsterdam stattfinden, und wir hoffen, daß unser Verein dann dort wieder durch mehrere Delegierte vertreten sein wird. Einen weiteren Gegenstand unserer Tätigkeit bildeten die Verhältnisse im Musikalienhandel. Der Verein der deutschen Musikalienhändler in Leipzig hat in seiner Hauptversammlung neue Verkaufsbestimmungen be schlossen, die der Börsenverein genehmigt hat und die dadurch auch für den Musikalienhandel in Österreich-Ungarn gültig find. Wir haben sie in unserem Vereinsorgan zur Kenntnis unserer Mitglieder gebracht. Da sie von einer Haupt versammlung aber formell noch nicht angenommen find, können etwaige Verletzungen derselben innerhalb unseres Veretnsgebietes nicht durch uns, sondern nur direkt durch den Verein der deutschen Musikalienhändler geahndet werden. In meinem letzten Bericht habe ich Ihnen bereits die erfreuliche Mitteilung machen können, daß der Landes verein ungarischer Musikalienhändler in Budapest sich konstituiert hat. Sämtliche Mitglieder dieses Vereines sind auch Mitglieder unseres Vereines geworden. Herr Böla Möry wurde zum Präsidenten gewählt und hat schon in der kurzen Zeit seiner Amtsführung eine sehr lebhafte und energische Tätigkeit zum Schutze des regulären Mustkalien- handels in Budapest entwickelt. Wir hoffen, daß es dem jungen Verein gelingen wird, die bisher verrotteten Zustände im ungarischen Musikalienhandel gründlich zu sanieren, und er kann hierbei stets auf unsere weitestgehende Hilfe und Unterstützung rechnen. Als Ihr Delegierter habe ich zusammen mit Herrn Dachauer und Herrn Junker am Kongreß der Handelskammern und Handelsver einigungen in Prag Anfang September teilge nommen. Wie Ihnen bekannt geworden sein dürste, hat sich