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Nr. 7. .W ^ rinner^llb des^Deutjchen fesches, Vic^tmitgliedor^ im ^ 2 !^eile lrerechwet. — In dem illustwerten Teil: für Mitglieder ^ ^r^Ma're" j?hr!uH?Äach ^dem^Aus^and'^ersolgt Lieferung !! n!b0M."^6.26 M^.'s.^o M.: für Nicht" N Füller Leipzig oder dur^ Kreuzband. an Nichtmit^lieder in j Mitglieder 40 Vf-. 32 M.. 60 M.. 100^M. — Deilagen werden N WUMWÄMrstdMMö'eM'üWeW Leipzig, Montag den 11. Januar 1915. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil Die Selbstkostenberechnung und Kalkulation des Verlegers. Von W. Winkelmann. Der Wert eines sorgfältigen Rechnens und eines gewissen haften Berücksichtigens aller für die Preisbestimmung eines Han- delsobjekts wichtigen Vorgänge kann nicht zweifelhaft sein. Beruht doch oft der finanzielle Nutzen der geschäftlichen Unter- nehmungen auf einem mit gutem Sachverständnis und Umsicht er mittelten Preisansatz. Nicht immer freilich bildet das rechnerische Ergebnis, wie es die Kalkulation als voraussichtlich eintrctend annimmt, das ausschlaggebende Moment. Der Buchhandel, der Handel mit geistigen Gütern, wird in seinen Geschästserfolgcn neben persönlicher Weitsicht, Erfahrung und Routine vielfach auch durch kluge Rücksichtnahme auf ideelle Umstände bedingt. Eines davon allein macht allerdings in der Mehrzahl der Fälle den buch- händlerischen Geschäftsmann nicht aus. Der Selbsterhaltungs trieb wird dagegen aber auch hier meist das Schwergewicht auf die realen Punkte der Preisberechnung legen. Während für den Sortimentsbuchhandel durch die Einhaltung des Ladenpreises — ähnlich wie in anderen Zweigen des Handels mit sogenannten Mar kenartikeln bei vorgeschriebenem Verkaufspreise — eine Kalkula tion in diesem Sinne nicht in Frage kommt, hat der Verlagsbuch handel als der die buchhändlerischen Handelsartikel schaffende Teil ein lebhaftes Interesse an der Ausgestaltung seines Kalku lationswesens. Die anhaltende reiche Produktion auf allen Ver lagsgebieten hat auch eine stetig steigende Konkurrenz im Gefolge. Soweit es sich um Objekte handelt, für die die Konkurrenzfrage nicht in Betracht kommt — sei es als wissenschaftliches Spezial werk, als Vereinsgabe, als amtliche Publikation usw. —, gestaltet sich die Preisbestimmung weniger einschränkend. Bei den ande ren konkurrierenden Artikeln, speziell denen der belletristischen und populären Richtung, behauptet jedoch die Rücksicht auf die Gegen unternehmungen eine dominierende Stellung. Bei der wachsen den Verteuerung der buchgewerblichen Arbeiten bleibt dann diesen Verlegern kein großer Spielraum für die Bemessung ihrer Ver kaufspreise. Gerade sie haben ganz besonders genaue Selbst kosten- und Kalkulationsberechnungen aufzustellen, wenn sie ein zuverlässiges Bild des erhofften und möglicherweise zu erwarten den Erfolges gewinnen wollen. Hinzu kommt, daß die Vertriebs kosten eines Artikels für seine Absatzdauer im voraus nicht so annähernd bestimmt werden können, wie es wünschenswert wäre. Für gewöhnlich wird der Voranschlag für Reklameausgaben überschritten werden. Dieses Mehr zehrt aber vom etwaigen Ge winn oder steigert den Verlust. Beides wird ein vorsichtiger Ge schäftsmann zu vermeiden suchen. Deshalb sollte ihm seine Kal kulation sagen können, bis zu welcher Höchstgrenze er seinen Pro paganda-Etat für das einzelne Objekt ausdehnen darf, ohne den berechtigten Gewinn zu schmälern. Andererseits sollte aber schon der zu einem Geschäftsmann gehörende Sinn für Pünktlichkeit und Klarheit die Triebfeder sein, auch ohne die erwähnten Beweg gründe auf gewissenhafteste Führung der Kalkulationsbücher zu sehen. Bildet doch oft genug die Zusammensetzung und das Re sultat der Kalkulation eines Artikels den Maßstab zur Beur teilung und die Grundlage für die Vorberechnung einer anderen ähnlichen Unternehmung. Werden dabei Fehler der elfteren Be rechnung mit übernommen, so kann unter Umständen die Renta bilität in Frage gestellt werden, und statt des erhofften Gewinns verbleibt zuletzt eine nutzlose Aufwendung an Geld und Zeit. An diesem ziemlich häufigen Übel findet sich mitunter die Verer bungstheorie in eigener Art bestätigt. Es zeigt sich so die außerordentliche Wichtigkeit einer gewis senhaften Selbstkostenberechnung und einer von geschäftlichem Weitblick geschaffenen Kalkulation. Es kann nicht gut behauptet werden, daß im Verlagsbuchhandel im allgemeinen die Anwen dung solcher Rechnungsgrundsätze mit deren Werte im Verhältnis steht. Oft genug findet man noch Kalkulationsgebräuche ähn lich dem der Dreigliederung, wonach ohne nähere Unterlagen je ein Drittel des Ladenpreises entfällt auf Selbstkosten, Verleger nutzen und Sortimenterrabatt. Vielfach ist auch der Zuschlag für allgemeine Geschäftsunkosten sowie der für Vertrieb mutmaßlich, mitunter rein schätzungsweise und willkürlich gewählt, während es bei ordnungsmäßiger Buchführung ein leichtes wäre, die da für in Betracht kommenden Zurechnungssätze zusammenzustellen. Weniger offen zutage liegende Kalkulationsbestandteile werden mannigfach beiseite gelassen. Daß bei Anwendung solcher Kalku lationsformen sich der wirtschaftliche Erfolg nicht immer in der erwarteten Weise einstellt, braucht nicht Wunder zu nehmen. Von individueller Behandlung kann ebenfalls meist nicht gesprochen werden. Die Neuzeit erfordert auch vom Verleger eine weitaus größere Berücksichtigung der kaufmännischen Seiten seines Be rufes, wenn ihm daran liegt, in dem Auf und Nieder des moder nen Wirtschaftslebens sein Unternehmen lebenskräftig und im Vorrang zu erhalten. In den nachfolgenden Ausführungen wurde versucht, die ber- legerische Selbstkostenberechnung und Kalkulation in möglichst umfassender, wenn auch kurzgehaltener Weise zu behandeln. Von der Besprechung der einfachsten Formen der Sclbstkostenrechnungen wurde abgesehen. Dagegen sind mehr abseits liegende Fragen, deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist und die in der Praxis für Kalkulation und Erfolgrechnung oft recht unliebsam auf- treten, mit herangezogen worden. Wenn teilweise von Selbstkostenberechnung und Kalkulation als von ein und derselben Materie gesprochen wird, so ist das irr tümlich nnd beruht auf einer Verkennung des Wesens dieser Rechnungen. Die Selbstkosten umfassen in ihrer einfachen Form alle für ein Objekt aufgewendeten Ausgaben, die erweiterte Form außerdem den dem Artikel mit anzurechnenden Anteil an den all gemeinen Geschäftsunkosten upd die voraussichtlich aufzuwenden den Vertriebsspesen. Die Kalkulation dagegen errechnet, von den erweiterten Selbstkosten ausgehend, unter Zuschlag der Gewinn quote den Kommifsions-Netto- und den -Barpreis, den Barsorti ments- und den Ladenpreis für broschierte und gebundene Exem plare. Die Selbstkosten bilden somit einen Bestandteil der Kal kulation, treten aber doch, soweit es sich um ihre Ermittlung han delt, selbständig und als Ganzes abgeschlossen auf. Um Mißver ständnissen vorzubeugen, muß an dieser Trennung festgehalten werden. Die folgende Darstellung wird sich in der Hauptsache mit den Selbstkosten und weiterhin mit den Unkosten- und Gewinn anteilen zu beschäftigen haben. Z3