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2510 Nichtamtlicher Teil. 56, 8. März 1906 die anstößigen Stellen nur einen kleinen Raum einnehmen, erkannte es auf Freisprechung von der Anklage der Verbreitung einer Unzüchtigen Schrift. Gegen das Urteil hatten sowohl der Angeklagte als auch die Nebenkläger, die Eheleute K, und der Staatsanwalt Revision eingelegt. Die Eheleute K. hatten zwar auf Geltendmachung ihres Rechtsmittels verzichtet, sie ließen sich aber in der Verhand lung am 6. d. M vor dem Reichsgericht durch einen Rechtsanwalt vertreten. Das Reichsgericht hielt sowohl die Revision des An geklagten als auch die des Staatsanwalts für begründet (es hätte Verurteilung auch nach K 184 Str.-G.-B. erfolgen müssen), hob das Urteil auf und verwies die Sache an das Landgericht zurück. Kunstverlag St. Lucas, G. m. b. H., Berlin. — In das Handelsregister 8 des Königlichen Amtsgerichts l zu Berlin ist am 24. Februar 1906 folgendes eingetragen worden: Bei Nr. 3118. Kunstverlag St. Lukas, Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Gemäß dem Beschlüsse vom 15. November 1905 ist das Stamm kapital um 100000 auf 201000 erhöht. Außerdem wird bekannt gemacht: Die Gesellschafter Kaufmann Hugo Teuber in Schöneberg und Chemiker Georg Rapp in Charlottenburg bringen ein ihren Miteigentumsantcil von je an folgenden Gegenständen: 1) 293 (Zweihundertdreiundneunzig) Originalkupferplatten nebst den darauf ruhenden Verlagsrechten, 2) 14 Originalgemälde, 3) 145 (Einhundertsünfundvicrzig) eingerahmte Bilder, 4) 2667 (Zweitausendsechshunderlsiebenundsechzig) ungcrahmte Bilder, 5) eine komplette Kontoreinrichtung. Der Wert der Einlage ist auf 100000 festgesetzt und in Höhe von je 50000 ^ auf ihre Stammeinlagen angerechnct worden. (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 53 vom 2. März 1906.) ' Paul Wilh. Funke. Düsseldorf (vgl. Nr. 46 d. Bl.) — Von einer Verlagsbuchhandlung, die aus dem gepfändeten Lager der Buchhandlung Paul Wilh. Funke in Düsseldorf ihre ä cond.- Lieferungen zurückerhalten hat, allerdings die Höhe der ihr be rechneten Spesen bemängelt, wird uns geschrieben: -Für die beteiligten Kreise in Sachen des aus Düsseldorf verschwundenen Buchhändlers P. W. Funke dürfte es von Inter esse sein, zu erfahren, daß das vorhanden gewesene Kommissions gut, soweit es dem Gerichtsvollzieher als solches ersichtlich war, von letzterem zurückgestellt und nicht mit versteigert worden ist. Wegen Rückgabe von Kommissionswaren verweist der Gerichts vollzieher an den Kaufmann W. H. Fischer in Düsseldorf, der auf besondres Ersuchen die zurückgeforderten Bücher direkt zurückschickt. - Bücherversteigerung in Paris. (Februar 1906.) — Die Versteigerungen von Büchern, Stichen, Radierungen usw. mehren sich fortwährend, so daß die diesjährige Wintcrsaison als eine der besten und ergiebigsten bezeichnet werden darf, die seit Jahren vor gekommen sind. Eine bestimmte Tendenz für moderne oder alte Bücher macht sich nicht geltend. Im allgemeinen zeigt sich zwar eine Wertsteigerung, die allerdings für alte Bücher etwas mehr beträgt als für die modernen; der Unterschied ist jedoch kein ge waltiger, um so weniger, als auch einige moderne Bücher verhält nismäßig hohe Preise erzielten. Am 8. Februar fand im Hotel Drouot in Paris unter der Leitung von Chcvallier, Mannheim, Feral und Durel eine Kunst auktion statt, die folgende interessante Werke unter den Hammer brachte: -Lortralts ok illustrious psrsonoa^es ok tbo oourt ok 8snr^ VIII- von Holbein, London 1812, 2 Bände in grünem Maroquin, galten 300 Frcs. — Die Werke des Fabeldichters La Fontaine »Oontss äs 8a Vontaias«, illustrierte (Fragonard) Neuausgabe der Auflage Didot, Paris 1795, brachten 190 Frcs , — eine Liedersammlung von La Borde »Oboix 6s Obaasons- in 4 Maroquin-Bändchen, Neudruck von I. Lemonnyer, Paris 1881, nach der Lourmel-Ausgabe von 1773 (röimprss-äor, kao-siwils sur I'öäitiov äs 1773) fand einen Liebhaber für 195 Frcs. — Andre Werke erzielten niedrigere Preise. Zwei Tage später, am 10. Februar, kam unter der Leitung des Herrn Delestre die Bibliothek Fonteneau unter den Hammer. Folgende Werke erzielten bedeutende Preise: »8adlss äs 8»kon- tains- in 5 Duodezbändchen, erste Ausgabe von Thierry-Barbin, Paris 1668—1694, brachten 596 Frcs., — das immer seltener werdende Buch »Osuvrss äs Oiswsvt Uarot-, ein Oktaoband, Paris 1544, erzielte 425 Frcs., — -Osuvrss äs Noliers-, in 7 Duodez bändchen, Ausgabe Thierry-Barbin, Paris 1674—75, wurde mit 451 Frcs. bezahlt, während dasselbe Werk in 2 Duodezbändchen, Ausgabe von Guignard, Paris 1666, sogar 520 Frcs. brachte. Den höchsten Preis erreichte ein bescheidnes Duodezbändchen des selben Dichters, das das Lustspiel »8'scols äss ksmmss-, Ausgabe von Quinet, Paris 1663, enthielt und für 1010 Frcs. zugeschlagen wurde. Der 21. Februar brachte die Stich- und Büchersammlung des Herrn Charles B. Die Versteigerung fand unter Leitung von Delestre im Hotel Drouot statt und ist in bezug auf Stiche schon früher besprochen worden. Was die Bücher anlangt, so konnten wir folgende Preise nennen: »8ablss eboisiss- von I. de La Fontaine, 4 Bände, Ausgabe von Desaint und Saillart, mit Illustrationen nach Oudry, Paris 1755—1759, 330 Frcs., — -Lautes st nouvellss sv vsrs- von demselben, 2 Oklavbände, mit Tafeln nach CH. Eisen, Kopie der sogenannten Generalpächter- Ausgabe (säition äits äss Vsrmisrs Aöasraux), Barraud, Paris 1874, 115 Frcs., — 1 Versteigerungskatalog (vsvts Spitzer) 46 Frcs. und schließlich ein illustrierter Versteigerungskatalog (vsvts Mme. C. Lelong) sogar 60 Frcs. — An demselben Tage fand in einem andern Saal des Hotel Drouot in Paris eine Ver steigerung von alten Büchern, Heiligenbildchen usw. statt. Ein seltenes Exemplar des Werkes »8es Ooatss röwois- vom Grafen von Chevigns, erste Auflage, auf holländischem Papier, Illustra tionen von Meissonier, Paris 1818, wurde mit 1310 Frcs. bezahlt. Auf derselben Auktion brachte ein Werk, das Stuckmuster aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert behandelte, 409 FrcS., sowie eine Sammlung von Buchzeichen für Gebetbücher, Heiligen bildchen usw. (ebenfalls aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert) 320 Frcs. Eine bedeutende Versteigerung von modernen Büchern fand am 31. Januar und 1. Februar im Hotel Drouot in Paris statt. Sie wurde von Delestre und Durel geleitet und brachte einen Ertrag von 14166 Frcs. Der höchste Preis, nämlich 1835 Frcs., wurde für eine handschriftliche Kopie des Buches »8es Obavts äu Orö- xusouls» von Victor Hugo bezahlt (Nr. 44 d. Bl. S. 2007). Was die modernen Bücher anlangt, die auf dieser Versteigerung unter den Hammer kamen, so erschienen uns in erster Linie nennenswert: -8s 8a.sss.nt- von Franyois Coppse, eine Repro duktion (so kso-siwils) des Manuskripts, mit Illustrationen von Fournier, Radierungen von Boision, auf Japanpapier, Paris 1897, großes Oktavformat, bei Armand Magnier, brachte 700 Frcs., — »Hios, rsins äs 6oleoväs« von Stanislas de Bousslers, Oktav band, mit blauer Verzierung innen, außen orangefarben (Stil 18 Jahrh), Paris 18-»7, Looists äss Xwis äss lävrss, erzielte 325 Frcs., — ferner die beiden Werke von Theophil Gauthier: »Issv st äsavvetts» und -NsäswoissIIs äs Usupiv-. Das erst genannte Werk, auf Velinpapier gedruckt, mit Illustrationen von Ad. Lalauze, nebst 3 Radierungen, Verzierungen im Stil deS >8. Jahrhunderts, Paris >894, bei A. Ferroud, brachte 400 FrcS. Das zweite Werk war auf Japanpapier gedruckt »Paris 1883, bei L. Conquetj und stellte einen Nachdruck der Originalausgabe mit 2 Radierungen und zahlreichen Illustrationen vor; sein Preis be trug 350 Frcs. In dieselbe Kategorie von Büchern, deren Preis 200 und mehr Franken betrug, gehören ferner: -Osuvrss äivsrsss- von Jules Janin, Originalexemplar, auf Velinpapier (speziell für Madame Jules Janin gedruckt), in 5 Duodezbändchen, mit Radierungen von Hsdouin, Paris 1875, bei Jouaust, erreichte 211 Frcs., — noch mehr, nämlich 425 Frcs., brachte der Quart band -8s VsAsdooä- von Guy de Maupasiant, mit farbigen Stichen von Steinlen, Looists äss Xwis äss lävrss, Paris 1902. Das Buch »Lbromqus äu rdAvs äs Obarles IX» von Prosper Msrimse, mit Illustrationen von Toudouze, ein großer Oktaoband, extrastarkes Chinapapier, Paris 1889, bei Testard, galt 420 Frcs., — das interessante, mit einem Originalaquarcll von A. Lcpäre versehene und für Henri Beraldi gedruckte Werk -8aris au basarä- von Georg Montorgueil, Paris 1895, mit grünem Mosaik-