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13670 «rlmilatt f. d. »»««and-I. Mchtamtlicher Teil. 260, 8. Noaember 1911. Die moderne graphische Reproduktion. Em Führer und Ratgeber durch das Gebiet des Jllu- strationswesens unter Berücksichtigung der für die Wiedergabe bestimmten Originale. Gemeinver ständlich dargestellt von L. P. Mosler. Mit 5 Figuren im Text und 14 teils farbigen Tafeln. Jena, Verlag von Gustav Fischer. Preis 2 Über die modernen sogenannten photomechanischen Repro- duktionsverfahren sind in den letzten zehn Jahren eine ansehnliche Zahl Bücher und Broschüren erschienen, die man sämtlich als verdienstvoll bezeichnen darf. Denn wenn sie auch nicht alle den Gegenstand mit erschöpfender Gründlichkeit behandeln konnten, so haben sie doch mehr oder minder dazu beigetragen, das sich dafür interessierende oder auch geschäftlich davon in Anspruch genommene Publikum aufzuklären über vieles bis dahin dem Nichtgraphiker Unbekannte, sowie Jrrtümer und Mißgriffe seitens desselben zu verhüten. Und dies ist auch der Zweck der obengenannten, 52 Druck seiten starken Broschüre. Ihr Verfasser will keineswegsdiemodernen Reproduktionsverfahren lehren, er will nur ihr Wesen zeigen und uns dadurch befähigen, selbst richtige Schlüsse zu bilden für eine zweckentsprechende Wabl im Falle ihres Bedarfs, was Art, Schnelligkeit der Lieferung. Kosten usw. anbetrifft; er tut dies in klarer und einfacher, sachlicher Weise. Zuerst bespricht er in seinem Merkchen die Eigenschaften, welche die zu reproduzierenden Originale besitzen müssen, wenn ihre Wiedergabe eine künstlerisch und tech nisch befriedigende sein soll, und geht sodann auf die verschiedenen Reproduktionsarten selbst ein, deren Wesen und Charakter dem Inhalt und der ganzen Ausstattung der Bücher und sonstigen Drucksachen angepaßt werden müssen, damit das Ergebnis ein harmonisches sei. Nach den allgemeinen einleitenden Erörterungen bespricht der Verfasser die Autotypie und die Duplex-Autotypie, geht zum Dreifarbendruck und Vierfarbendruck über und wendet sich hierauf vom Hochdruck dem Flachdruck zu; Lithographie und Photolithographie werden erläutert, und der Lichtdruck schließt sich ihnen an. Dann aber wird das dritte Druckverfahren, der Tief- druck, in den Kreis der Betrachtung gezogen und die Photo gravüre behandelt. Hierauf folgt noch ein wertvolles Schluß- kapitel über die für photomechanische Reproduktion bestimmten Originale. Auf dem beschränkten Raum der Broschüre wird ein außerordentlich reiches Material nützlicher Ratschläge und Be lehrungen geboten, die hervorgegangen sind aus der täglichen Praxis, und gestützt auf persönliche Erfahrungen in so schlichter Weise vorgetragen werden, wie es ein Meister seinem Schüler gegenüber zu tun pflegt, und wie es nur warm willkommen geheißen werden kann. Die Kunstbeilagen sind im gleichen praktischen Sinne ge schaffen wie das ganze Merkchen. Die ersten beiden Tafeln ent halten technische Zeichnungen, auf der ersten normal geätzt, auf der zweiten verätzt; die dritte Tafel bringt eine Autotypie auf 100 Linien Rasterweite auf den englischen Zoll*) und für grobes Papier; die vierte die gleiche Autotypie lein Damen- bildnis) mit 133 Linien, für Werkoruckpapier und Mattkunstdruck; Tafel 5—10 wieder das gleiche Bild mit 150 Linien, allgemein für Kunstdruckpapier angewandt; — mit 200 Linien, für Pracht werke und besonders für langsamen Druck; — noch einmal mit 150 Linien, zum Vergleichen mit dem nächstfolgenden verätzten Bilde; Tafel 9, Autotypie nach einer Autotypie; Tafel 10, Duplex-Autotypie mit gelber ebenfalls in Autotypie hergestellter Tonplatte; Tafel II diese Tonplatte; Tafel 12 Vierfarbenätzung und Druck nach einem Aquarell; Tafel 13 ein Lichtdruck, und 14 das gleiche Bild in Photogravüre, ebenfalls ein interessantes Ver gleichsobjekt. Das Moslersche Merkchen dürfte jüngeren Verlegern und *) Der Verfasser gibt seine Rasterweiten nach dem englischen Zoll an, — warum dieses bei uns nicht mehr gebräuchliche und deshalb nicht jedermann genau bekannte Maß und nicht den Zentimeter, der doch schon vielfach von den Äyanstalten, von Galvanoplastikern, Zinkographen u. a. für ihre Berechnungen ein geführt ist? allen, die gelegentlich Druckaufträge von einiger Bedeutung zu vergeben haben, namhafte Dienste zu leisten geeignet sein. Theod. Goebel. Kleine Mitteilungen. Mitteldeutscher Buchhändler-Verband, E. B. — Eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Verbandes ist auf Donnerstag, den 30. November, nachmittags 3 Uhr, nach Frank furt a/M, im Restaurant »Zum Faust«, Neue Mainzerstraße 21, am Schauspielhaus, einberufen worden. Die Tagesordnung soll den Mitgliedern direkt zugehen. Gesellschaft der Freunde Wilhelm Raabes. — Die Orts- gruppe Leipzig ladet zu einer Besprechung im Passagezimmer von »Kitzing L Helbig« für Mittwoch, den 16. November abends pünktlich 8 Uhr, ein. Der Verein der Düsseldorfer Buchhändler feiert am 29. November 1911 die 26. Wiederkehr des Tages seiner Gründung. Von den Gründern leben z. Zt. noch vier Herren. »Palm, Verein jüngerer Buchhändler, München. — Am 27. Oktober hielt Herr Richard Hirschfeld i. H. Heinrich Hugendubel, München, einen Vortrag über Herbert Eulenberg, der uns ein gutes Bild des Denkens und Schaffens eines unserer modernsten aufstrebenden Dichter gab. Die Ausführungen des Vortragenden waren nicht nach Art der üblichen Biographien abgefaßt, sondern boten in der Form eines fingierten Besuchs bei dem Schriftsteller einen anziehenden und zugleich spannenden Essay, der uns sowohl eine gute und kurze Einführung in die besten Dramen als auch einen Überblick über das Wesen und die Grundzüge seines Schaffens gab. Möge dieser Vortrag dazu dienen, das Interesse für Herbert Eulenberg namentlich in den Kreisen des Buchhandels zu erweitern, um ihm so seinen Weg in den bücherlesenden Kreisen zu ebnen! I. A.: Karl Markert. «eue Bücher, »aisloge «s». für Buchhändler. Iikipkix. 8". 22 8. 457 Uro. I^V^8 y o /^8 ^t. 6r?8°. ^ 73-84.^1it Mu- Personalnachrichten. Joseph Viktor Widmann -s. — In Bern ist am 6. Oktober der feinsinnige schweizerische Dichter und Kritiker Joseph Viktor Widmann im Alter von 69 Jahren gestorben. Seine erste poetische Liebe gehörte dem Drama, in dessen Bereiche er klassische Mo tive, historische Probleme aus der neueren Geschichte, Künstler legenden und märchenhafte Fabeln mit Geist behandelte. Seine »Jphigenia in Delphi«, mit der er als Jüngling hervortrat, weist ebenso große sprachliche Schönheiten auf wie sein Märchen »Der geraubte Schleier«. Seine Trauerspiele »Arnold von Brescia«, »Orgetorix«, »Die Königin des Ostens« und »Oenone« erregten im wesentlichen nur als Buchdramen Interesse; dagegen ist sein Schauspiel »Jenseits von Gut und Böse« mit Erfolg über Dialog nur die Form für satirische Tendenzen, wie er sie erst vor wenigen Jahren wieder in seiner »Maikäfer komödie« mit keckem Humor betätigt hat. Auf epischem Gebiete sind Widmann die tiefsinnige Dichtung »Buddha«, das feingestimmte Pfarrhaus-Idyll »An den Menschen ein Wohl gefallen«, die humorvolle Erzählung »Rektor Müslins italienische Reise« und eine Fülle von Novellen in VerS und Prosa zu danken. Ein liebenswürdiges Buch hat er den Erinnerungen an Johannes Brahms gewidmet und die Eindrücke seiner Schweizer und italienischen Wanderungen in klassischen Reiseschilderungen sestgehalten. Vor allem aber ist seiner anregenden Tätigkeit als Kritiker des »Berner Bund« zu gedenken, die ihn mit vielen : reichsdeutschen Schriftstellern und Verlegern in Verbindung ge- ' bracht hat.