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Nr. 1. 3^ Mark jähr^ch.^Nc^ Ausland ^r^>Igt^Liefeouk?g ^ kNaum IS-pf.^'/«^. ^ 2 M^60^E..^0^N ^ O^0^M.. für Nicht- »» LEMMin'd^MrftM^rWW'SeA^^^nB'wHUWr^'ir^Äp'si9. r , u c der " di e Os^e Ue 0 OPk.^^^ It? 3S M-". n 8eÜ'E Stellong^ejuche worden mit 10 p^. pro Leipzig, Montag den 3. Januar 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil Zum Jahreswechsel. Zum zweiten Mal ist Neujahr hcraufgezogen, und noch im mer stehen unsere Truppen im Kampfe gegen eine Welt von Feinden. Wann der ersehnte Frieden kommen wird, wissen wir nicht, aber wir wissen, daß wir in diesem Kampfe durchhalten werden, und daß der Frieden nur ein für uns ehrenvoller sein kann. Glänzend hat sich die Organisation unseres Heeres be währt, und auch unser Wirtschaftsleben ist in einer Weise den veränderten Verhältnissen angepaßt worden, die den Neid und die Bewunderung unserer Gegner herausfordert. Bis auf kleine Teile Elsaß-Lothringens ist Deutschland frei vom Feinde, wäh rend unsere Truppen im Osten und Westen tief in Feindesland ein- gedrungcn sind und sich dort trotz aller Anstrengungen der Geg ner behaupten. Die Hoffnung, durch eine längere Dauer des Krieges Deutschland wirtschaftlich und politisch zugrunde zu richten, kann durch die vollständige Niederwerfung Serbiens und die Erschließung des Orients für unsere Zwecke schon heute als gescheitert betrachtet werden, ganz abgesehen da von, daß die rasche Zeichnung und Unterbringung unserer letzten Kriegsanleihen Zeugnis von der sich ständig neu gebärenden wirtschaftlichen Kraft des deutschen Volkes ablegen. So können wir mit froher Zuversicht in die Zukunft blicken, auch wenn Lüge und Verleumdung weiter ihr frevelhaftes Spiel trei be» und unser Ansehen im Auslande zu untergraben suchen. Wir können es jetzt nicht hindern und müssen uns mit dem Sprichwort trösten, daß Lügen kurze Beine haben, und daß unsere Feinde heute selbst nicht glauben, was sie sagen. Aber es wäre verfehlt, wenn wir müßig die Hände in den Schoß legen und, weil es zwecklos ist, unter den gegenwärtigen Verhältnissen vom Frieden zu reden, nicht schon jetzt für ihn arbeiten und an jene Aufgaben hcrantreten würden, die unser nach dem Frieden harren. Wenn auch das Moratorium der Wahrheit, wie Ballin die Zeit der feindlichen Ausstreuungen nennt, über kurz oder lang sein Ende er reichen wird, so wird doch nichts so sieghaft für unsere gute Sache zeugen wie unsere Arbeit während und nach dem Kriege, und nicht nur die Arbeit unserer Feldgrauen, sondern auch die der Dahcimgebliebcnen. Ja wir möchten sagen, daß die letzteren um so mehr Ursache haben, sich der Arbeit zuzuwenden, je weniger sie unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen und dem eisernen Muß des Krieges unterworfen worden sind, und zwar der Arbeit als einem Dienste am Vaterlandc. In diesem Sinne werden wir alle künftige Arbeit aufzufassen haben, sollen die großen und schweren Opfer, die dieser Krieg gefordert hat, nicht vergebens gebracht worden sein. Wohl hegen wir die Hoffnung, daß der einst ein Reich des Friedens erstehen werde, das seine Segnungen über alle europäischen Völker erstrecken und sich nicht zum wenigsten auf den Lehren dieses Krieges aufbaucn wird, aber diese Zeit, so erstrebenswert sie auch ist, hat hinter die For derungen der Gegenwart zu treten, die uns gebieten, unserem Volke und unserem Lande unsere Arbeit und unsere Kräfte zu widmen. Wir haben in diesem Kriege gesehen, wie sehr der Erfolg nicht nur von der Organisation in militärischer und wirtschaft licher Beziehung, sondern auch davon abhängt, ob die Masse eines Volkes reich oder arm, beschränkt oder geistig geweckt ist, ob sie bereit ist, dem Vaterlande Opfer zu bringen oder gleichgültig sein Schicksal hinnimml. Auf dieser Erkenntnis muß sich unsere künf tige Arbeit aufbauen, mit der wir nicht nur eine Dankesschuld gegen unser Volk abtragen, sondern auch unseren eigenen Inter essen dienen. Sind doch all die schönen und großen Eigenschaften, die sich so glänzend während dieses Krieges bewährt haben, bcsserere Wegführcr in die Zukunft als alle noch so klugen ge schäftlichen Erwägungen. Wohl wissen wir, daß weniger der Haß gegen Deutschland als vielmehr politische und wirtschaft liche Gründe unsere Gegner in diesen Krieg getrieben haben: Frankreich die Hoffnung auf Wiedergewinnung seiner Vormachtstellung in Europa und die Rückeroberung von Elsaß- Lothringen, Rußland die Notwendigkeit, Zugang zum Schwarzen Meere zu gewinnen und in Konstantinopel festen Fuß zu fassen, England der Wunsch nach Beseitigung der unbequemen Kon kurrenz Deutschlands auf dem Weltmärkte. Aber gerade diese Beweggründe zeigen uns, daß wir alles an die Stärkung unserer politischen und wirtschaftlichen Stellung setzen müssen, um auch in Zukunft gerüstet zu sein. Daher muß der Buchhandel, als der Schatzhalter und Verwalter der geistigen Güter unseres Volkes, Sorge tragen, daß unsere geistigen und wirtschaft lichen Kräfte weiter entwickelt, unserer Literatur und Sprache eine möglichst große Ausbreitung gegeben und unserem Volke zu einer besseren wirtschaftlichen und geistigen Lebensführung verholfen wird. Hier mitzuwirkcn bietet sich jedem von uns Gelegenheit, indem er bewußt alle jene Bestrebungen zu fördern sucht, die auf eine geistige Weiterbildung der Massen gerichtet sind, und sich nicht nur derer annimmt, die ihn aufsuchen, sondern auch der ihm bis jetzt noch fernstehenden Kreise. Weit hin vernehmbar ist aus den Schützengräben der Ruf nach guten Büchern an uns ergangen, und wenn es je notwendig war, ihm Folge zu leisten, so ist es gegenwärtig der Fall. Soll der Gewinn unserer Tage nicht unnütz vertan werden, so müssen wir jetzt schon feste Grundlagen für die Arbeit nach dem Kriege zu schaffen suchen. Gewiß macht der Krieg nicht Händler zu Helden und Egoisten zu Wohltätern der Menschheit, aber er hat doch Tausende von Menschen zu einer ernsteren Lebensführung er zogen, sie den Wert des menschlichen Lebens erkennen gelehrt und sie für die Lehren der Geschichte, den Sinn und Zweck unseres Daseins empfänglich gemacht. Daher darf diese gewaltige Be wegung nicht verrauschen, ohne unseren Beruf zu befruchten. Und dies wird gelingen, sobald wir aufmerksam all den Stimmen lauschen, die sic uns zuträgt: dem Hohenlied der Vaterlandsliebe, der Kameradschaft und des Gemeinsinns, der Freiheit, die sich der Wohlfahrt des Ganzen unterordnet, der Achtung der Volkskreise untereinander, des Sozialismus, wie er in der gleichmäßigen Ver teilung des Brotes Wohl seinen stärksten äußeren Ausdruck gefunden hat, der Arbeit im Dienste der Allgemeinheit, des Staates als des mächtigsten Förderers der Kräfte einer Nation. Dazwischen klingen freilich auch falsche Akkorde: ein Hurra patriotismus, der nicht genug Phrasen finden und erfinden kann, nackte Gewinnsucht und maßlose Überhebung, die sich als reines Deutschtum auszugeben versucht. Wir haben es in vielen Fällen in der Hand, die Wechsler und Profitmacher wenn nicht aus der Literatur, so doch aus unseren Kreisen auszuschlicßcn, damit der deutsche Buchhandel in Wahrheit werde, was er sein soll: Träger der nationalen Kultur im Sinne fortschreitender Ent- l