Volltext Seite (XML)
214, 15. September 1910. Nichtamtlicher Teil. vvrsenblatt f. d. Dtschn. Yuchbandel 10503 mann in Firma Frommann'sche Hofbuchhandlung in Jena, Johannisstraße, bis spätestens den 18. September einsenden zu wollen. Mit kollegialer Begrüßung Der Vorstand des Verbandes der Kreis- und Ortsoereine im deutschen Buchhandel. (gez.) R. L. Prager. (gez.) Paul Nitschmann. (gez.) Oscar Schuchardt. Außerordentliche Herb st Versammlung des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine in Jena am 23. bis 25. September 1910. Tagesordnung: Donnerstag, den 22. September. 8 Ubr abends: Zwanglose Zusammenkunft im Hotel zur Sonne. Freitag, den 23. September. 10 Uhr früh: Außerordentliche Abgeordnetenversammlung (im kleinen Vortragssaale des Volkshauses). Beratungsgegenstände: *) Schmutz- und Schundliteratur. Ref. Herr Paul Nitschmann. Schulbücherfrage. Ref. Herr Albert Diederich. Gemeinsamer Bezug von Schulbüchern. Ref. Herr Friedrich Steffen. Illustrierte Zeitschriften, ihre Beilagen und Inserate. Ref. Herr Oskar Schmor! und Herr Paul Beyer. Zeitungsprämien. Ref Herr Oskar Schmorl und Herr Paul Beyer. (Um 12 Uhr wird ein Frühstück auf Kosten des Verbandes gereicht.) 6 Uhr: Gemeinsames Mittagessen im Hotel zur Sonne (das trockene Gedeck 3.—, kein Weinzwang.) Sonnabend, den 24. September. 10 Uhr früh: Außerordentliche Abgeordnetenversammlung (im kleinen Vortragssaal des Volkshauses.) Beratungsgegenstände:*) Adreßbuchreinigung und Schaffung eines ständigen Ausschusses für das offizielle Adreßbuch. Ref. Herr Otto Meißner. Nova-An zeigen in Postkartensorm. Ref. Herr Paul Beyer. Vereinsbuchhandel. Ref. Herr R. L. Prager. Warenhausbuchhandel. Ref. Herr R. L. Prager. Verlegerschleuderei. Ref. (wird später mitgeteilt). Abends gegen 6 Uhr: Gemeinsame Wanderung zum Fuchsturm. Sonntag, den 25. September. Früh 8*v mit der Bahn nach Dorn bürg, von dort zu Fuß auf die Hohen Leeden (1 Stunde), weiter durch Hoch wald nach Tautenburg (^ Stunde). Dort Erfrischung. Gegen 12 Uhr zurück durch Wald nach Dorndorf. Um 1 Uhr Mittagessen dort im Gasthof zum »Blauen Schild« (das trockene Gedeck ca. 2.—). Nachmittags Besichtigung der Dornburger Schlösser (Goethe-Erinnerungen). Jedem Teilnehmer ist Gelegenheit geboten, zeitig genug nach Jena zurückzukehren, um zur Heimfahrt die Abendzüge zu erreichen. Arthur Schopenhauer und der Buchhandel. Zur fünfzigsten Wiederkehr des Todestages des Philosophen (21. September 1860). Von vr. W. Ahrens. <Schluß zu Nr. 213 d. Bl.) Im November 1818 war, wie schon gesagt, das philosophische Hauptwerk Schopenhauers in einer Auflage von 750 Exemplaren er schienen. In einem Briefe von Brockhaus an den Philosophen Krause ) Der Vorstand behält sich vor, die Reihenfolge der Beratungs gegenstände nach Bedarf zu ändern. vom 9. Februar 1820 findet sich die Angabe, daß damals noch nicht 100 Exemplare des Schopenhauerschen Werkes abgesetzt waren. 1828 erhielt der Autor die Nachricht, daß noch 150 Exemplare auf Lager seien, jedoch eine große Anzahl in die Stampfmühle gewandert wäre; der Absatz sei ein »sehr unbedeutender« gewesen. »In neuerer Zeit«, schrieb der Verleger sodann 1835 auf eine Anfrage des Autors, sei »leider gar keine Nachfrage« nach dem Buche gewesen; er habe sich be wogen gesehen, um wenigstens einigen Nutzen daraus zu ziehen, die Vorräte des Buchs großenteils zu Makulatur zu machen.« In der Tat waren auch von den bis zum Jahre 1828 der Stampfmühle noch vor enthaltenen 150 Exemplaren im Jahre 1830 noch 97 makuliert und von dem Rest der 53 waren im Jahre 1843 »noch genug für die Nachfrage vorhanden.« In dem Zeitraum der 15 Jahre von 1828 bis 1843 werden somit jährlich etwa zwei Exemplare verkauft sein! Inzwischen hatte Schopenhauer nun den Plan gefaßt, dem einen Bande des Hauptwerkes einen zweiten Band, mit Ergänzungen zu dem ersten, hinzuzufügen und dabei diesen zugleich in neuer verbesserter Auflage herauszugeben. Er wandte sich deshalb am 7. Mai 1843 an Brockhaus. Es ist imposant zu sehen, wie er trotz des krassen geschäft lichen Mißerfolges seine Sclbstbewertung nicht im geringsten in all den Jahren geändert hat, und auch wieder schreibt er dem Verleger in einem herablassend belehrenden Ton, der gerade nicht geeignet war, jenen seinem Vorschläge günstig zu stimmen. »Ich wollte,« sagt er, »Sie kennten die wahre Litterärgeschichte: da würden Sie wissen, daß alle ächten Werke, alle die, welche nachher sich einer beständigen Dauer erfreut haben, am Anfänge vernachlässigt dalagen, wie meines, während das Falsche und Schlechte oben auf die Welt zu setzen, dessen Werth und Wichtigkeit so groß ist, daß ich selbst hier hinter den Kulissen, d. h. dem Verleger gegenüber, solche nicht auszusprechen wage: weil Sie mir nicht glauben können.« Ob der Verleger Honorar zahlen wolle oder nicht, überlasse er mit Rücksicht auf den geringen bisherigen Absatz ihm; immerhin ein kleines Publikum habe er sich im Laufe der Jahre doch schon erworben. »Einst«, so schloß er, »wird es ein sehr großes sein, auch mein Buch noch viele Auf lagen erleben, wenn auch ich« — er war inzwischen fünfundfünfzig Jahre alt geworden — »diese nicht erlebe.« Brockhaus hatte mit der ersten Auflage ein »zu schlechtes Geschäft« gemacht, wie er in seiner Antwort vom 13. Mai 1843 sagte; er wollte daher die zweite begreiflicherweise nicht einmal honorarfrei verlegen und war zur Übernahme des Verlags wenigstens zur Hälfte trage. Schopenhauer fand diese Vorschläge zwar wohlmeinend, lehnte sie aber ab(17.Mai1843); denn wenn er dem Publi kum auch ein Geschenk, und zwar ein sehr wertvolles, machen wolle, so nicht ausbleiben werde. Um seinerseits nichts unversucht zu lassen, bot er der Verlagshandlung jetzt den zweiten Teil allein an und bat, falls sie auch dies ablehnen sollte, ihm das Recht einzuräumen, den ersten Band neu zu drucken, falls er für das Ganze einen anderen Verleger finden werde. Nach einigem Zögern und abermaliger Anfrage Schopen hauers teilte die Firma Brockhaus ihm am 10. Juni mit, daß sie sich nun doch entschlossen habe, den zweiten Band zu verlegen und den ersten neu zu drucken. Der Verfasser empfand über die Mitteilung »eine un erwartete große Freude«, versicherte aber in demselben Brief vom 14. Juni abermals, daß seiner Überzeugung nach der Verleger mit dem vervollständigten Werk ein gutes Geschäft machen, ja daß einst der Tag kommen werde, wo er über seine Bedenklichkeit, die Druckkosten daran zu wenden, herzlich lachen werde. So erschien denn also 1844 diese zweite Ausgabe, und zwar Band I in 500, Band II in 750 Exemplaren. Schopenhauer war hoffnungsfroh und schrieb dem Verleger, er sei mit dem zweiten Bande jetzt, wo er ihn im Druck erst deutlich übersehe, so ganz zufrieden, daß er wirklich hoffe, jetzt endlich »den Widerstand der stumpfen Welt zu besiegen«. »Wollen Sie nun dafür«, fährt er fort, »daß ich Ihnen ein Werk von großem und dauerndem Werthe umsonst gegeben habe, mir einen kleinen, ganz leichten Gefallen erzeigen, so würde er darin bestehen, daß Sie mir jährlich nach der Ostermesse berichteten, wie viele Exemplare Sie abgesetzt haben, damit ich mich freuen kann, wenn es gut damit geht, oder betrüben, wenn schlecht.« Aus dem schließlichen Eutgegenkommen der Verlagshandlung bei dieser zweiten Ausgabe darf man wohl entnehmen, daß diese, sei es aus eigenem Urteil, sei es nach dem anderer, doch wohl bereits einiges 1365*