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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 39, 17. Februar 1915. Heimatlande wie in Dänemark eine Novelle in der eigentüm lichen Form eines verschlossenen Weihnachtsbrtefes für Kinder erscheinen: am Christabend zu öffnen und zu lesen («8touen i Kvtnesükn«) (9.50 Kr.; Kopenhagen, Verlag der Zeitung »Loriiu^sko Tiäenäo«). Der Buchhandel freilich war von dieser Erscheinungsort nicht entzückt, da er mit Recht meint, daß Wohltätigkeit und Geschäft getrennt werden müßten. Auch sonst ist zur Linderung der in Heimat und Fremde durch den Krieg hervorgerufenen Not viel getan worden. Hagerups Verlag z. B. hat durch die Abonnenten seines Kinderblattes »köroovennon« gebrauchte Spielsachen für die belgischen Kinder gesammelt und durch das Konsulat absenden lassen. Eine große Veranstaltung zugunsten notleidender dänischer Künstler war der »Gabensonds der Künstler«, eine mit Verlosung und Versteigerung verbundene Ausstellung ge schenkter Gemälde und Zeichnungen in den Räumen der Kunstakademie Charlottenborg, wo hin und wieder auch eine musikalische Unterhaltung statlfand. Über den Krieg, seine Hilfsmittel und verwandte Themen veranstaltete die Zeitung «Uolirikon« in ihrem Haufe am Rathausplatz eine Reihe Vorträge. So gab ein dänischer Arzt Bilder aus den deutschen Kolonien; den Vortrag eines Schriftstellers über Frankreichs afrikanische Truppen begleitete ein Schauspieler mit der Rezitation von d'Esparbcs »Adler sage«; ein Journalist schilderte seine Reise mit dem deutschen Generalstab an die Westfront; den Philosophen des Krieges, Nietzsche, rückte sein dänischer Übersetzer, Louis von Kohl, dem Verständnis näher, während ein Schauspieler aus seiner »Zarathustra«-Übertragung vorlas. über sein Sondergebiet, die Kriegspshchologie und den Menschen im Kriege, sprach Karl Larsen, der in verschiedenen Zeitungsartikeln für den anderen Nationen so unverständlichen deutschen Militarismus eine Lanze gebrochen hat, natürlich nicht ohne scharfen Wider spruch hervorzurufen. Im Mittelpunkt des neuen (4.) Bandes seiner Sammlung »Die aus der Heimat zogen» (Bd. 4. 3.5o Kr.; Gyldendal), der z. T. auch Kriegserlebnisse berührt, stehen dänische Auswandererschicksale, nämlich ein nordamerikanischer Soldat und ein Planlagendirektor in deutsch-ostasrikanischem Dienst neben Engländern, Deutschen und Eingeborenen. Eine Vortragsreise durch die Provinz über »Belgien und die Belgier« unternahm der Schriftsteller Alfred Jpsen in Verbindung mit einer Sammlung für die belgischen Flüchtlinge. Aktuelles Interesse bot auch der Vortrag des Orientalisten vr. Arthur Chrislensen in der Kgl. dänischen Geographischen Gesellschaft über »Persien«, wo sich der Verfasser zu Dialektstudien (in Sennan) und zum Einkauf alter persischer und arabischer Hand schriften für die Kopenhagener Universitätsbibliothek aufhielt, als der Krieg ausbrach. An einen allgemeinen »heiligen Krieg« glaubt er als Kenner des Islam und seiner Völker nicht. Um auch die Frauen zu Wort kommen zu lassen, sei er wähnt, daß in einer Umsrage der «UorlinAsko Tiäeoäe« die stark nationale Romanschriftstellerin Laura Kieler die Meinung vertritt, daß sich ein literarischer Einfluß des Kriegs auf die dänische Belletristik noch nicht Nachweisen lasse, denn bis auf zwei (Chr. Boecks Friedens-Verherrlichung »?reä »vor Uauäs« und Bruuns «Vst Heia«) seien alle Weihnachtsneuigkeiten vor der Kriegserklärung geschrieben; aber schlummerndes National- gefllhl und nationalen Willen habe er in weiten Kreisen geweckt. Das früher besprochene Werk »Vorcksnsirrixon« (Ghldendal, bisher 8 Hefte je —.25 Kr.), für das ein fünffarbiges Plakat mit Bildnissen der Hauptpersonen des Kriegs sich sehr wirkungs voll erwiesen hat, erwarb sich seit Erscheinen des 1. Heftes am 4. November bis 4. Dezember 12 589, bis 19. Januar 22589 Subskribenten, in einigen Provinzstädten von 2—3009 Einwohnern allein gegen 200; großen Erfolg hatte namentlich die Kolportage aus dem Lande. Der Wirtschaftskrieg des Dreiverbands gegen Deutsch lands Handel erstreckt sich auch auf das Gebiet der Literatur, wobei sich die englischen Lieferanten auf die Verordnung ihrer Regierung, daß bei jeder Ausfuhr das endgültige Bestimmungs land der Ware anzugeben ist, berufen können. Eine Kosten- Hagener Sorlimentsfirma hat im November —Dezember von! 202 ihren Kommissionären in London und Paris Briefe erhalten, worin sie unter Hinweis darauf, daß ihnen Sicherheit dafür adverlangt würde, von der dänischen Buchhandlung die Er klärung fordern, daß die bestellten Bücher und Blätter aus schließlich zum Verkauf in Dänemark und nicht zur Ausfuhr nach Deutschland oder Österreich-Ungarn bestimmt seien. Das Sortiment, das die Zuschriften einer hauptstädtischen Zeitung zur Veröffentlichung übergab, bemerkt, daß bei vielen der Kriegsgefangenen in Deutschland gegenwärtig starke Nachfrage nach englischer und französischer Literatur in billigen Aus gaben bestehe. Sie werden sich also mit Gaben aus der Heimat begnügen müssen. Mitten im Kriegslärm gibt der weitblickende Literar historiker Georg Brandes ein Werk über denjenigen deutschen Dichter bei Gyldendal heraus, dem selbst unsere erbittertsten Feinde ihre Ehrerbietung bezeigen, »Goethe«, ein Gegenstück zu seiner Biographie über den größten Dichter Englands, Shakespeare. Es soll gegen 700 Seiten großen Formats in etwa 10 Heften (je 4 Bogen) zu je 1 Kr. umfassen und in Jahresfrist beendet sein. Ein Lehrbuch der inneren Medizin, das in Skandi navien in den eigenen Sprachen noch fehlte, beginnt unter Redaktion der Professoren Knud Fader für Dänemark, Peter F. Holst für Norwegen, K. Pelrsn für Schweden in 4 Halb bänden für zusammen etwa 40 Kr. zu erscheinen (»I-äreboA i intern Ublliein«. 1. Halbbd.: Infektionskrankheiten, 458 S., ll Kr.; Ghldendal). 19 Lehrer von sämtlichen 7 Universi täten des Nordens, einschl. Helsingfors, wirken daran mit; jeder schreibt in seiner Landessprache und illustriert seinen Abschnitt durchweg mit Original-Abbildungen. Das Werk stellt sich zwar teurer, als das jetzt benutzte deutsche oder franzö sische Lehrbuch, ist aber, wie Professor Faber meint, nicht nur, weil die Muttersprache die Aneignung erleichtert, sondern auch deshalb besser, weil in jenen manche Krankheitsdilder von den in Skandinavien in Erscheinung tretenden abweichen. Auch in Rußland wird ja übrigens der deutsche medizinische Lehrbücherverlag künftig große Absatzschwierigkeiten haben; so wurde vor kurzem aus Jurjew (vormals Dorpat) mitgeteilt, daß dort alle in den Universitätskliniken verwendeten deutschen Bücher durch russische ersetzt werden sollen. — Die »Iloräisk Ticissirrikt kor Derapi« (Gyldendal) hat infolge der Kriegs verhältnisse vorläufig zu erscheinen aufgchört. Eine wissenschaftliche Monatsschrift für selbständige aktuelle Darstellungen juristischer Stoffe, darunter Handels und Versicherungsrecht, in auch Laien verständlicher Form hat in der «lluriäisir Tiässirrikt« (3 Kr. vierteljährlich; Ghldendal) 1915 das Licht der Welt erblickt. Die illustrierte literarische Zeitschrift »koAveuaen» (0.75 viertel).; Gyldendal) bietet mit ihrem neuen Jahrgang den Jahresabonnenten ein soeben von Th. Lind herausgegebenes Schriftste llerlexikon (»K^ickenäaisk'orkLttor-l.oxilron«, 152S. mit 500 kurzen Biographien) gratis, das vorläufig nur in dieser Form in den Handel kommt, ferner mit jedem Monats- Heft eine Bild- oder Faksimilebeilage; endlich durften die ersten eintausend Einsender einer Bestellkarte daraus dem Verlag je einen Freiabonnenten für das erste Quartal auf- geden. Zu einem Preiswettbewerb, in dem die Abonnenten Richter sein sollen, ladet die Wochenschrift »Iliustrerot Dickoncko« junge dänische Autoren der schönen Literatur ein. Was von den eingesandten Arbeiten ausgenommen wird, wird honoriert, und am Ende des Jahres bestimmen die Abon nenten, wer den ersten Preis von 500 Kr. bekommen soll. Außerdem werden diese Beiträge in einem gegen Weihnachten erscheinenden Buch gesammelt, dessen Leser absttmmen können, wem der zweite Preis von 200 Kr. zufallen soll. Die dänische Nationalgalerie will fortan mit Unter stützung des Staats und des Carlsbergfonds ein Jahrbuch herausgeben, das in illustrierten Abhandlungen die Neuerwer bungen und andere Kunstgegenstände behandelt (»Uanstmusootv Larsskrikt.» Bd. I: 1914. 6.50 Kr. Ghldendal). In der Sammlung »8maa Xunstböxor« (je 1 Kr.; Gab) erschien ein