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186, 12. August 1912. Nichtamtlicher Teil. ovrsenllatt f. tz. Lisch», vuchhandü. 9259 Interesse mancher Berufsangehörigen wünschenswerten Ge dankenaustausch führen, weil es den Fachleuten meist an Zeit und Lust fehlt, sich an der Beantwortung solcher Fragen zu be teiligen, und weil wohl auch bei ihnen die begreifliche Scheu vor herrscht, die eigenen, auf dem Gebiete gesammelten Erfahrungen nicht ohne weiteres preiszugeben. Hier hat die Fachliteratur einzusehen, die derartige Rücksichten nicht kennt und deren ideale Aufgabe es sein muß. alle jene praktischen und theore tischen Unterlagen beizubringen, die von den Kollegen nur schwer zu erlangen sind. Insofern wäre dieser zweite Teil des Ferda- schen Buches vor allem daraufhin zu prüfen, ob es mit seiner Hilfe möglich ist, ein einfaches und lukratives System für den Betrieb der gemeinhin etwas stiefmütterlich behandelten Institute des Bücherlesezirkels und der Leihbibliothek praktisch und erfolg reich in Anwendung zu bringen. Der Name des Verfassers dürfte den Lesern dieses Blattes nicht unbekannt sein. In fast allen Fällen, in denen die Rentabilität des Journallesezirkels und der Bücherverleihanstalten angezweifelt oder verneint wurde, trat er als Fachmann in temperamentvoller Weise für das Gegenteil ein und versuchte nachzuweisen, daß es nur auf die praktische Art des Betriebes ankomme, um diese Institute ren tabel zu gestalten. Man geht wohl nicht fehl, wenn man die Ferdaschen Lehrbücher als den endgültigen Beweis für die Stellungnahme ihres Verfassers anzusehen hat. Der hier in Frage kommende zweite Teil befaßt sich speziell mit dem Bücher lesezirkel und der Leihbibliothek und erbringt in seinen Ka piteln: Einleitung — Das Geschätslokal und seine Einrichtung — Die Literatur — Das Bestellen der Bücher — Das Einbinden der Bände — Das Bestandverzeichnis — Die Leihgebühren — Die Lesebedingungen — Kundenkonten — Die Revisionskonten — Liefer- und Sicherheitsschein — Die Tourenkarte — Die Jnkassokarte — Ausgabe und Umtausch der Bände — Die Expedition nach auswärts — Verwertung der überzähligen und alten Bände — Maßnahmen zur Schonung der Bände — Sammeln der Kundschaft — Inventur und Bilanz — Der Indikator für Bibliotheken — nicht nur den Nachweis, daß der Verfasser sein Gebiet gründlich beherrscht, sondern daß es auch an der Hand seines Buches möglich ist, die erwähnten Institute durch einen gut organisierten und rationell angefaßten Betrieb machen. Die wichtigen Organisationsfragen werden unter Heranziehung der modernsten technischen Hilfsmittel, besonders der neuerdings in Aufnahme gekommenen praktischen Karto theken ausführlich behandelt und. wo es nötig ist. durch das Bild unterstützt. Auch wird dem Hauptkapitel, oder doch dem Kapitel, das unser Hauptinteresse für sich in Anspruch nimmt, nämlich der Rentabilitätsberechnung und Kalkulation, besondere Sorgfalt gewidmet. Der Vorschlag, daß sich die Konkurrenzunternehmungen in den einzelnen Städten nicht gegenseitig unterbieten, sondern durch Vereinbarung von Ein heitspreisen unterstützen sollen, verdient besondere Beachtung. In dem Kapitel »Lesebedingungen« wird nicht nur ein allge meines Schema geboten, sondern auch eine Anzahl im Original abgedruckter Statuten der bekannten größeren erfolgreichen Ver- lcihinstitute, z. B. der Firmen Hager in Köln, Borstell L Rei- marus in Berlin. Eric L Voß in Hamburg. Mudie in London, Ludwig L Albert Last in Wien. Es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, daß eine große Anzahl von Berufsgenossen aus diesem Buche eine Menge lernen kann, namentlich wenn der Einzelne auch das Lesen zwischen den Zeilen versteht. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß das Thema seitens des Verfassers nicht gründlich genug erschöpft wurde. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Funktion des Lesers, die nur dann wirksam als praktische Nutzanwendung in die Erscheinung treten kann, wenn die hier gegebenen Finger zeige sich mit eigener Initiative und schöpferischer geschäftlicher Begabung paaren. I>. Kleine Mitteilungen. KentraUsatlooS- «nd Kon,eutr«tio»»pro,etz im Rom- missionSduchharidel.— In der »Deutschen Literaturzeitung« vom 3. August 1912 bespricht vr. W. Ruprecht-Göttingen das im Vorjahre bei Gustav Fischer, Jena, erschienene Werk vr. Paul Jordans über den »Zentralisations- und Konzentrationsprozeß im Kommissionsbuchhandel«, dem R. L. Prager eine eingehende Würdigung in den Nrn. 16/17 dss. Bl. hat angedeihen lassen. Was vr. Ruprecht in seiner 1891 herausgegebenen Broschüre: »Die Barsortimente. Ein Segen oder eine Gefahr für den Buchhandel?« mit sicherem Blick für die Zukunft vorausgesagt hat, ist in Er füllung gegangen, die Entwicklung hat den von ihm bezeichneten Weg genommen. Nachdem durch die Festsetzung neuer Bezugs bedingungen der Barsortimente die vor 11 Jahren aufgeworfene Frage erneut zur Diskussion gestellt und von hervorragenden Berufsgenossen im Sinne seiner Ausführungen beantwortet worden ist, hat man neuerdings bei den Verhandlungen über die Frage der Auchbuchhändler auch auf den Zusammenhang zwischen diesen und den Barsortimenten hingewiesen, deren Kataloge das Empor kommen zahlreicher Kleinbetriebe verwandter Branchen begünstigt und die Stellung des regulären Buchhandels beeinträchtigt haben. Das mag es gerechtfertigt erscheinen lassen, wenn wir den Teil seiner oben erwähnten Besprechung hier abdrucken, der sich mit dem Kommissionsbuchhandel in Verbindung mit dem Barsortiment beschäftigt und dem heutigen Stand der Frage so klaren und präzisen Ausdruck gibt, daß diese Ausführungen auch ohne Bezug nahme auf den äußeren Anlaß ihrer Entstehung das Interesse des Buchhandels beanspruchen dürfen. »Daß der Buchhandel zu seinem Vorteil und auch im all gemeinen Interesse nicht immer die Wege zu gehen braucht, die ihm Volkswirtschaftler, auch bereits hochangesehene, haben vor zeichnen wollen, ist nicht ganz unbekannt. Der Verfasser scheint mir nicht genügend zu würdigen, daß, von einer Reihe von Ver lagsbetrieben abgesehen, die den großen Produktionsbetrieben anderer Waren ähneln, die Mehrzahl der wissenschaftlichen und schönwissenschaftlichen Verlagsgeschäfte viel persönlicherer Art sind, als die anderer industrieller Betriebe, und daß ihre Anforderungen an den Kommissionär sich nicht als uniforme Massenaufgaben be trachten und erledigen lassen. Man hüte sich doch, in wirtschaft lichen Dingen zu sehr zu verallgemeinern: die Dezentralisation, natürlich nicht die Zersplitterung, entspricht trotz aller Vorteile, die die Zentralisation für das Kommissionsgeschäft bietet oder zu bieten scheint, der besonderen wirtschaftlichen Natur de- Verlags und Sortimentsbuchhandels. Das gilt auch bezüglich des buch- händlerischen Kredits, der dem Sortimentsbuchhandel gegenüber in überwiegendem Umfange reiner Personalkredit ist und deshalb schablonenmäßiger Behandlung widerstrebt. Man ist auch auf verlegerischer Seite nur zu geneigt, die Leistungen des Kommissionsbuchhandels auf diesem Gebiete zu unterschätzen, ja in Bausch und Bogen geradezu als schädlich anzusehen; aber wenn um die Zeit des Quartalswechsels mit ihren Zeit- schriftenbestellungen, der großen Lagerergänzungen vor Weihnachten und in der Schulbücherzeit usw. der personenkundige Kommissionär nicht Kredit gewährte, so würden vielfach ungeahnte Störungen eintreten. Zwar setzt hier auch das Barsortiment stark ein. Aber die nach Erscheinen des Jordanschen Buches vom Barsortiment aufgestellte Forderung eines Verzugszinses von 1 A pro Monat, die für das Barsortiment eine Notwendigkeit sein mag, beleuchtet eigenartig die Vorzüge einer fortschreitenden Konzentration. Es hat auch nicht den Anschein, als ob die bisher eingetretene Zen tralisation und Konzentration die theoretisch leicht ausgerechnete Spesenersparnis dem Buchhandel bringen wird, man hört vom Gegenteil. Jedenfalls aber ist der Buchhandel, namentlich der Sortimentsbuchhandel aus seiner anfänglichen Gleichgültigkeit gegen die Konzentrationsbestrebungen erwacht, und es ist keines wegs sicher, daß die Entwicklung der letzten Jahre so weiter geht, wie der Verfasser annimmt. Ob^die Zukunft den mit Barsortimenten verbundenen Kom missionsbetrieben gehören wird, wie es dem Verfasser scheint, ist mir nicht ganz sicher. Sollten die Kommissionsgeschäfte wirklich der Konzentration in arithmetischer Progression zuschreiten, so tun die Barsortimente das in geometrischer. Bei den Verlegern aber, der zweifellos kapitalkräftigsten und machtvollsten Gruppe im Gesamtbuchhandel, wird es dann allein liegen, ob überhaupt Kommissionsgeschäft und Barsortiment auf die Dauer verbunden bleiben werden.« Deutsche Kunsthandler.Mlde. (Vgl. Nr. 177, 181 u. 183) — Der Aufruf seitens de- Vorstandes der Deutschen Kunst- Händler-Gilde an die deutschen Kunsthändler scheint nicht 1207*