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ov 186, 12. August 1912. Nichtamtlicher Teil. «Irlnl«:-U s. » Dil«». «>,4»a»dU. 925? Aus dieser Versammlung wurden mit dem anwesenden Ver treter der Barsortimente, Herrn Hans Volckmar - Leipzig, neue für Berlin gültige Bezugsbedingungen festgeiegl und nahezu einstimmig angenommen. Sie sinden die Verhandlungen in Nr. 290 des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel vom 14. Dezember 1911. Einen interessanten Epilog zu der Barsortimentssrage aus der Feder des Vorsitzenden des Berliner Sortimentervereins, Herrn Paul Nitschmann, sinden Sie in Nr. 5 des Börsenblatts vom 8. Januar 1912, aus den ich an dieser Stelle besonders Hinweisen möchte, weil er die Gefahr vor Augen führt, die eine weitere Schwächung des vielbefehdeten Kommissions geschäfts für den gesamte» Buchhandel in sich bergen würde. Die zahlreichen Verhandlungen mit den Barsortimenten haben zur Folge gehabt, datz die Barsortimente und größeren Kommissionsgeschäfte jetzt auch mit den Kreis- und Ortsver- bänoen engere Fühlung zu gewinnen suchen. Dieses Bestreben findet seinen Ausdruü in der Stellungnahme neuen Kunden gegenüber dadurch, daß in zweifelhaften Fällen häufig vor Entschließung die Meinungsäußerung der in Betracht kommen den Kreis- und Ortsverbände eingeholt zu werden Pflegt. Und auch hier wieder bleibt die große Frage offen: Soll das Warenhaus dem organisierten Buchhandel angeschlossen Werden oder nicht. Die Stellungnahme des Elsaß-Loth ringischen Buchhändlervereins in dieser Sache kennzeichne ich am besten durch Verlesung je eines an ein größeres Leipziger Kommissionshaus und an den Börsenvereins-Vorsland ge richteten Briefes, in denen ich die Ansicht der Mehrzahl unserer Mitglieder zum Ausdruck gebracht zu haben glaube. (Folgt Verlesung der Briese.) Gerade die Warenhäuser sind es denn auch, über deren Anzeigen-Praxis die meisten Beschwerden.von seiten unserer Mitglieder einlaufen. Wir haben in einzelnen Fällen umfang reichen Schriftwechsel mit den Verlegern und dem Börsen- Vereins-Vorstand geführt, obwohl wir von der Erfolglosigkeit unserer Bemühungen von vornherein überzeugt waren. Die Frage der Warenhäuser kehrt noch einmal wieder in meinem an die Handelskammer für das Jahr 1911 gesandten Bericht, der sich wenig von dem des Vorjahres unterscheidet. Er lautet: »Die Lage des Gesamtbuchhandels in Elsaß-Lothringen ist im Jahre 1911 keine bessere geworden. Der Zwischen handel, das Sortiment, wie der produzierende Buchhandel, der Verlag, hatten mehr denn je um ihre Existenz zu kämpfen. Der Sortimentsbuchhandel sieht seinen Verdienst ge schmälert durch die steigenden Ladenmieten, die Verteuerung der Lebensführung und durch die wachsende Konkurrenz der Bücher vertreibenden nichtbuchhändlerischen Geschäfte, ins besondere der großen Warenhäuser, welche jetzt fast sämtlich Abteilungen für Buchhandel, meist unter Leitung eines buch händlerisch geschulten Angestellten, eingerichtet haben und dem Buchhandel die gangbaren, gewinnbringenden Partie-Artikel entziehen; denn der Vorteil des Warenhauses, möglichst be queme Kaufgelegenheit ohne Kaufzwang, liegt für das breitere Publikum auf der Hand. Das schwieriger zu handhabende wissenschaftliche Sorti ment bleibt nach wie vor dem berufsmäßigen Buchhändler überlassen, der jedoch dabei nicht auf seine Kosten kommt, denn dieser Geschäftszweig bedeutet größere Arbeit und geringeren Verdienst, um so mehr, als die Verkaufspreise der Bücher im Gegensatz zu anderen kaufmännischen Berufskreisen vom Pro duzenten, dem Verleger, genau vorgeschrieben und nur unter der Bedingung strikter Einhaltung des Ladenpreises abgegeben werden. Bei den verteuerten Lcbcnsverhältnissen und der anwach senden nichtbuchhändlerischen Konkurrenz genügen dem Sorti mentsbuchhandel die vom Verlag bewilligten üblichen Ein- BirjenblaU für den Deulschen Buchhandel. 70. Jahrgang. kaufspreise nicht mehr. Es hat sich infolgedessen im Gesamt- vuchhandel ein ziemlich heftig gesuhlter Kampf um Erhöhung oer visher üblichen Rabattsatze entspannen. Die Forderungen des Sortimentsbuchhandels werden von den meisten Verlags- buchhändlern zwar als berechtigt anerkannt, jedoch fällt es den Verlegern schwer, sie zu bewilligen, da einerseits in der öffentlichen Meinung der Zug nach billigen guten Büchern für den Kampf gegen die Schmutz- und Schundliteratur vorherrscht, während andererseits die Herstellungpreise unaufhaltsam in die Höhe schnellen. Seit dem 1. Januar 1912 stl wiederum ein neuer Drucktaris in Kraft getreten mit einer Steigerung von 107» bis 157°. So wird der Verdienst des Verlegers ebenfalls wesentlich beeinträchtigt, während sein Risiko msoige der nötig werdenden größeren Auflagen ständig wächst. Also auch hier größere Ausgaben und geringere Ein nahmen. Es ist deshalb nicht zu verwundern, wenn in das ganze berufliche Leben des Buchhandels Unruhe und Unsicherheit eingedrungen sind, welche die ideale Freude am Beruf, deren der Buchhändler zur Ausübung seiner oft mühseligen Klein arbeit dringend bedarf, nicht mehr aufkommen lassen. Unter diesen Umständen ist es der Leitung des organisierten Buch handels, welche in dem Vorstand des Börsenvereins der Deut schen Buchhändler zu Leipzig ihre Verkörperung findet, Dank zu wissen, daß sie in Erkennung der schwierigen Lage des von ihr vertretenen Berufes engere Fühlungnahme mit den Krets- und Ortsvereinen anstrebt und durch entschiedene Stellung nahme gegenüber den von außen her eindringenden schädi genden Faktoren den einzelnen im Existenzkampf ringenden Mitgliedern die Slandesgemeinsamkeit zum Bewußtsein dringt und sie durch die Wahrung der gemeinsamen Interessen zu kräftigen sucht. Es wäre zu wünschen, datz auch die staatlichen und städti schen Behörden der Notlage des Buchhandels mehr als bisher noch Rechnung tragen und ihm durch wohlwollende Aufnahme der notwendig werdenden Preissteigerungen Entgegenkommen bezeigen würden.« Dieser Bericht wurde am 7. Februar 1912 erstattet. Ich tonnte deshalb einen kurzen Bericht des Herrn Ehrmann- Mülhausen über die Tätigkeit der dortigen Buchhändler, der mir am 27. Februar zuging, leider nicht mehr berücksichtigen. Ich versäume aber nicht, heute darauf hinzuweisen. Auch unsere Mülhauser Kollegen waren — dank Wohl in erster Linie der Tätigkeit der Herren Ehrmann und Stückel berger — bestrebt, sich den nur zu oft mißgönnten Platz an der Sonne zu erobern. Auf dem Wege des Jnserierens in den gelesensten Zeitungen Mülhausens wurde das Publikum An fang Dezember auf die Zweckmäßigkeit des Buches als ge eigneten Gcschenkartikels hingewiesen. Die dem modernen Reklamestil sich anpassende Abfassung hat nicht verfehlt, Be achtung in weiteren Kreisen zu finden. Die verhältnismäßig geringen Kosten für die gemeinschaftlich aufgegebencn Inserate wurden von den 6 beteiligten Buchhandlungen gemeinsam getragen. Das gleiche Verfahren wurde auch in Stratzburg eingeschlagen. Der Vorstoß einer Mülhäuser Tageszeitung, die schon seit Jahren zur Weihnachtszeit durch Vertrieb von Zeitungs- Prämien den Mülhäuser Buchhandel empfindlich schädigte, wurde diesmal mit Erfolg abgeschlagen. Die Buchhändler waren durch einmütiges Zusammen gehen in der Lage, das Prämienbuch unter dem Preise des Zeitungsverlags abzugeben, und zeigten auf diese Weise dem Bllcherkäufcr den Weg in den Buchlade», wo er stets verstand- nisbollerers Eingehen auf seine Wünsche finden wird. Die Mülhäuser Kollegen standen im März d. I. vor einer weiteren Schwierigkeit, die verursacht wurde durch die von der Stadtverwaltung ausgestellten Bedingungen für die Liefe rung der Schulbedürfnisse. 1207