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3692 Nichtamtlicher Thcil. Hk? 234, 7. October. aber gab er an Hirschfeld zurück; er wünschte keinen Verkehr mit den Dessauern. 26. März 1784. Bei meinem Aufenthalt in Frankfurt Wenn der Katechismus sagt: du sollst nicht stehlen, und wenn der Moralist sagt: jede Handlung, die dem Ncbenmenschen schadet, ist unerlaubt und gesetzwidng, so glaube ich^ daß diese Sätze hinreichend sind. Bekehren wer- so leicht geschehen. Derselbe meldet am 19. September desselben Jahres über eilten Ausflug, den er in gärtnerisch-schriftstellerischer Angelegenheit nach Hohenheim gemacht, an Reich: Der Herzog hatte die Gnade, mich selbst herumzuführen und in unserer Gesellschaft war blcö die vortreffliche Gräfin von Hohenheim. Ich brachte einen ganzen Nachmittag bis es dunkel ward, in diesem Garten zu; doch durfte ich nichts aufschrciben wegen der Gegenwart des Herzogs, indessen fiel kein Wort, daß ich das Gesehene nicht bekannt machen dürfe. Ich machte also gleich nach meiner Zurückkunft nach Stuttgart) eine kleine Be schreibung. Kein Sultan kann eifersüchtiger auf das Innere seines Serails sein, als der Herzog auf Hohenheim. Der Hirschfeld'sche Brief lautet: Ew. Hochedelgebohren wollen verzeihen, daß ich Sie diesmal mit einer persönlichen Angelegenheit beschwere. Ich bitte Sie um die Güte beigebcndcn offenen Brief der Buch- Landung der Gelehrten zustellen und zugleich den Betrag der einliegenden Anweisung auf 95 Thlr. 12 g. Gr. bey ihr einkassircn zu lassen und mir gefälligst zu übersenden. Die Sache ist diese. Es ist bekannt, daß diese Buchhandlung in ihren Rechnungen sehr unordentlich ist. Als sie mir nach der letzten Ostermesse die Abrechnung zuschickte, war darin der Empfang eines PaquetS von 480 Exemplaren Gartenkalender ausgelassen. Anstatt daß ich Geld von ihr erwarlete, verlangte sie von mir eine Summe, die ich ihr schuldig seyu sollte, schickte Anweisung auf mich und verlangte Zahlung. Auf meine Erinnerung, daß sic 480 Exemplare ausgelassen und mir nicht berechnet hätte, machte sic verschiedene leere Ausflüchte. Indessen war die Sache klar; denn nicht bloS mein Buch bewies es, sondern ich habe auch 1) einen wirklichen Empfangschein in Händen, daß die Buchhandlung daö Paguct erhalten, durchgesehen und als richtig befunden, 2) sowohl der Hr. Etalsrath Nichardi in Hamburg, der die Aufsicht über die Abfindung hatte, als auch ein Commissionär, haben beyde die geschehene Absendung durch ihre Briefe und Rechnung hinlänglich bewiesen. Hr. Prof. Hcinze sowohl als Alle, die diese Dokumente gesehen, bezeugten einhellig, daß die Buch handlung äußerst konfus oder unrichtig sei, und nothwendig die Zahlung zu leisten hatte. Weil ich mit diesen Leuten mich nicht in eine Correspon- denz cinlassen wollte, so übernahm cs Hr. Prof. Heinze, ihr ihr Unrecht zu beweisen und sie zur schuldigen Zahlung zu vermögen. Sie hat denn auch endlich unter dem 23. Der. unter sehr demüthiger Aeußerung sich ver standen, die Zahlung zu leisten, und Hr. Prof. Heinze hat ihr gleich darauf die Berechnung und das, was sie baar zu bezahlen hätte, vorgelegt. — — Allein nun erfolgen an Hrn. Heinze weder Briefe noch Gelder für mich. Ich sehe mich daher gcnöthigt, diesen Weg cinzuschlagen, und da ich keinen gütigeren Freund in Leipzig habe als Sie, so bin ich so sich. Sie mit dieser Angelegenheit zu beschweren. Nach der Gesinnung eben dieser Buch handlung würde ich noch lange auf die Zahlung zu warten haben, da sie nun beynah ein Jahr aufgchalten. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon gemeldet, daß diese Buchhandlung schon in einer Rechnung 100 Thlr. wie der ausstreichen müssen, die sie für mich an einen ganz unbekannten Namen ausgczahlt zu haben vorgab. Sie entschuldigte sich auf eine sehr naive Art, daß dies Versehen wären, die in großen Handlungen sehr oft vor- gingcn. Ich bitte rc. Kiel, 18. Februar 85. Hirschfeld. Sollte die Buchhandlung verlangen, daß sie vorher eine Gencralquit- tung von mir haben müßte, so belieben Sie wohl ihr eröffnen zu lassen, daß dieses vor geschehener Auszahlung nicht statthabe, aber zugleich zu ver bürgen, daß ich sie übersenden würde, wenn ich Nachricht hätte, daß Alles berichtigt sei. Denn ich will nur hierbei noch bemerken, daß die Buch handlung einige Monate vor der überschickten Abrechnung den feinen Ein fall hatte, von mir zu verlangen, daß ich ihr alle ihre Certificate ausliefern mögte. Ich ließ mich aber nicht irre machen. VII. Christian Joseph Jagemann. Der Privatbibliothekar der Herzogin Amalie von Weimar und Vater Karolinen's, der berühmten Künstlerin und Freundin Karl August's, trat mit Reich durch seine „Geschichte der freyen Künste und Wissenschaften in Italien" in näheren Verkehr. Der erste Band erschien 1777, gewährte jedoch durch seinen geringen Absatz wenig günstige Aussicht für den Absatz der weiteren Bände. Reich ver schwieg bei Uebersendung des ersten Honorars seine Ansicht über die Sachlage nicht, Jagemann aber antwortete: Wohledelgebohrner Herr, hochzuverehrender Freund! Ich habe die mir geschickten 20 LouiSd'or durch Hrn. Hofmann *) er halten, und ich danke Ihnen für die schleunige Bezahlung meiner Arbeit. Kaum 200 Stück davon abgesetzt haben: darüber wundern Sie sich? Ich würde mich sehr verwundern, wenn Sie ihrer mehr abgesetzt hätten. Der größte Werth dieses Werkes bestehet in der Geschichte, vom 14. Jahrhundert an, zu rechnen; und eben in dem Theile, den ich Ihnen jetzt geschickt habe, fängt der interessanteste Zeitpunkt an. Ein solches Werk mußte freylich einen Verleger finden, der Mark genug in den Knochen hält, um ,eiu Kapital einige Jahre zu vermissen. In dieser Art Bücher darf man meines Erachtens mit den ersten Thcilen nicht zaudern; und wenn mir's nach gegangen wäre, so müßten alle Jahre zwey Theile herausgekommen seyn, und wir würden jetzt mitten unter dem Flor der schönsten Literatur der Italiener seyn. Noch ein paar Oster-Messen werden Sie mir die Wahr heit, die ich Ihnen jetzt zu sagen die Ehre habe, bestätigen. Nur 500 drucken lassen wollen und einen andern Verleger suchen: das sind Dinge, die Nie- als Freund rathen darf, so seyn Sie so standhaft in Ihrem Vorhaben, als ich in meiner Arbeit bin, damit wir der Teutschen Literatur ein Werk lie fern, welches das einzige seiner Art ist, und nie unter die Bank geworfen als zwischen zwcen Handelsmänner, deren einer leicht verlodernde Schwefel hölzchen und der andere nicht zu verwüstende Edelgesteinc verhandelt. Die Buchdrucker des 15. und 16. Jahrhunderts, die zu Basel, Venedig, Rom und in Holland gute und dauerhafte Werke für die zukünftige Zeiten Frau Gemahlin und Ihnen auf das freundschaftlichste, und ^ich "biu^mit bcyder aufrichtigsten Hochachtung Ew. Wohledelgebohrcn ganz ergebener Diener und Freund Jagemann. Weimar, den 12. Dec. 1779. Reich folgte den Vorschlägen seines Autors und druckte das Werk zu Ende. Das Honorar blieb nach wie vor fünf Thaler für den Bogen. VIII. Heinrich Gottfried Scheidemantel. Geboren 1739 zu Gotha wurde Scheidemantel 1784 vonJcna, wo er Professor der Rechte war, »ach Stuttgart berufen. Dort starb er bereits 1787. Für die Weidmannschc Buchhandlung gab er Telgmann'z Einleitung zur Geschichte des römischen Rechts neu heraus, ebenso das Repertorium des Staats- und Lehnrechts. Bei dieser Arbeit starb er. Sic ist es, die ihn in dem nachstehend gegebene» Briefe beschäftigt. Der von ihm so sehr gelobte Herzog Karl ist Karl Eugen von Württemberg, der Gründer der Karls schule, der, ebenso wie seine Freundin Franziska von Hohenheim, von Hirschscld und Niemeyer in Briefen rühmlich genannt wird. Der Lieutenant Kaps, der die Ucbersetzung eines „Bcrsuchs über die