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für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvereins. 106. Dienstags, den 8. Deceinber 1840. Bekanntmachung. In den Börsenverein ist als Mitglied ausgenommen worden: Herr Justus Naumann, Verlagshandlung in Dresden. Jena, Leipzig, Potsdam, den 24. Nov. 1840. Fr. I. Frommann. Ä. Nost. Niegel. Einiges aus den „Nachrichten über die Gründung der öffentlichen Handels-Lehranstalt zu Leipzig"*). Welches höhere Gewerbe man auch heut zu Tage im bür gerlichen Leben ergreifen mag, so laßt sich von ihm wohl nicht leicht ein glänzender und ehrenvoller Erfolg erwarten, wenn sich dasselbe blos auf Routine und nicht zugleich auch auf solche Kenntnisse uud Fertigkeiten stützt, die nicht nur als Mittel zur zweckmäßigen und vortheilhaften Betreibung, son dern auch zur Vervollkommnung desselben so unumgänglich nöthig sind. Diese unumstößliche Wahrheit, welche durch die Fort schritte der Eivilisation, der Industrie und des Staatenlebens sich immer mehr herausstellt, bewirkte in einem Zeiträume von einigen Dcccnnicn eine Verbesserung des Unlerrichtswesens, und rief Anstalten ins Leben, an deren Nothwcndigkcit man früher nicht gedacht hatte **). *) Bevor wir einen zweiten Artikel über die Gründung einer Lehranstalt für junge Buchhändler in diesen Blättern mittkeilen, möge die Einleitung aus der Einladungsschrift zur diesjährigen Prüfung, welche der Direktor der öffentlichen Handels-Lehranstalt zu Leipzig, Hr. Aug. Schiebe, herausgegeben, hier Platz finden. Sie enthält des Beherzigungswerthen gar viel. D. Red. **) So haben wir in den letzten zwanzig Jahren in mehre ren Städten Deutschlands Handels-Lehranstalten, politechnische Schulen und Akademieen entstehen sehen. Nur der deutsche Buch handel ermangelt »och einer Anstalt, die den Zöglingen desselben nicht allein, sondern auch denen, welche ihre Lehrzeit bereits beendet haben, Gelegenheit zu einer höheren Ausbildung gewäh ren kann. D. Red. 7r Jahrgang. So wenig obige Wahrheit jedem Gebildeten, namentlich dem höhcrn Industriellen fremd ist, so wenig darf sie dem denkenden Kaufmannc entgehen; denn nirgends mag sie sich wohl treffender aussprechen und sich mehr bewähren als im Handel, wo das Privatinteresse, beständig zu einem und demselben Zwecke aufgeregt, eine Eoncurrcnz hervorcuft, mit welcher Mancher vom Handelsstande, der keine weiteren Kenntnisse besitzt, als diejenigen, die er gleichsam nur mecha nisch erlernte, in die Länge der Zeit nicht mehr Schritt halten kann. Bei dem Aufschwung, den die Industrie in der neuern Zeit genommen, und der sich mit jedem Tage mehr steigert, konnte der Handel nicht Zurückbleiben; sie riß ihn mit sich fort; Dampfkraft und Eisenbahnen gaben ihm eine neue Ge stalt, und so wie die Industrie hat auch ec eine solche Aus dehnung erlangt, daß er schon in dieser Hinsicht alles Frühere weit hinter sich zurückläßt. Ehedem wollte man eine Theorie des Handels durchaus nicht anerkennen; man unterrichtete sie durch die Praxis so wie und so gut es Zeit und Umstände mit sich brachten, und manche im Laufe der Geschäfte aus Man gel an gehöriger Vorbildung begangene Fehler mußten oft lheuec genug gebüßt werden, und werden dies noch ferner, so lange diese Vorbildung mangelt. Wenn einerseits eingeräumt werden muß, daß dem Ge schäftsmann und namentlich dem Kaufmannc praktische Kennt nisse unentbehrlich sind, so kann anderseits mit gleichem > Grunde auch behauptet werden, daß ihm nicht minder wissen- 203