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die im Buch - oder besser gesagt - im Fachbuch niedergelegten Ergebnisse restlos auszuwerten. Für den deutschen Buchhändler als den „Treuhänder deut schen Geisteslebens" erwächst aber damit zugleich die Auf gabe, das Fachbuch zu schaffen und bercitzustellen, in dem einerseits auf allen Gebieten menschlicher Betätigung die neuesten Erkenntnisse und Erfahrungen niedcrgelegt sind, und das andererseits in der Sprache geschrieben ist, die jedem eine erschöpfende Auswertung ermöglicht. Der deutsche Fachbuchvcrlag war bestimmt auch in den ver gangenen Jahren bestrebt, die ihm übertragene verantwor tungsvolle Aufgabe zu erfüllen, und das deutsche Fachschrift tum war nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland stets anerkannt. Und dennoch: die Höchstleistung, die wir heute in der Verpflichtung zur Volksgemeinschaft verlangen müssen, kann leider nicht auf allen Gebieten festgestellt werden. Sieht man die für die diesjährige Fachbuchwerbung hcrausgegebenen Fachbuchlisten durch, so muß man feststellen, daß ein relativ immer noch zu großer Hundertsatz der auf 220 Seiten zu- sammengestellten rund 7000 Titel schon auf Grund der Auf lagenjahre der technischen Entwicklung nicht mehr ganz ent sprechen kann. Wenn Fachbücher, die die letzten Erkenntnisse und Erfahrungen nicht vermitteln, dennoch ausgenommen wurden, so geschah es der Not gehorchend. Es lagen in diesen Fällen bzw. auf den entsprechenden Gebieten keine Buchveröffentlichungen vor, die der letzten Entwicklung entsprachen. Vor allem sprechen jedoch die Verzeichnisse der einschlägigen Verlage hier eine beredte Sprache. Wenn ein Fachbuchverlag einige hundert technisch bedingte Bücher in seiner Produktions liste zusammenstellt, von denen drei Viertel aus den Jahren 1922-1925 stammen und beispielsweise die Fachbücher auf dem Gebiete der Textilwirtschaft in letzter Auflage aus dem Jahre 19Z0 stammen, so muß festgestellt werden, daß hier die dem Fachverlag obliegende kulturpolitische Verantwortung zu wünschen übrigläßt. Ebenso wie man von einem rechtswis- senschaftlichen Verleger erwartet, daß er Gesetzeöausgaben, die dem neuesten Gesetzesstand nicht mehr entsprechen, nicht mehr anbietet und sie aus dem Verkehr zieht, muß auch vom Fach buchverleger verlangt werden, daß er es als eine Selbstver ständlichkeit betrachtet, Bücher, die fachliches Wissen vermit teln sollen, jedoch durch die technische Entwicklung überholt sind, nicht mehr zum Kaufe anzubieten. Doch damit allein hat er der ihm übertragenen Verantwor tung noch nicht entsprochen; es tritt in dem gleichen Augen blick, in dem er ein Fachbuch ruhigen Gewissens nicht mehr anbieten kann, die Aufgabe an ihn heran, das neue zu schaf fen, das den heute gestellten Voraussetzungen restlos ent spricht, also die Kenntnisse und Erfahrungen vermittelt, die zuletzt auf dem betreffenden Gebiet erarbeitet wurden. Dazu kommt - wie bereits oben angcdeutet -, daß der Inhalt in einer Form gebracht wird, die dem Personcnkrcis, an den sich das Fachbuch wendet, eine bestmögliche Nutznießung ge währleistet. Ist doch nicht damit gedient, daß das Fachbuch möglichst viel „Wissen" vermittelt, sondern daß eS bestes „Können" auSlöst. An den deutschen Arbeiter der Stirn und der Faust sind mehr wie bisher Fachbücher heranzubringen, die sprachlich der Erfahrungswelt des praktisch tätigen Men schen entsprechen. Wir werden - wie bisher - für den Berufs und Fachschulunterricht, also die theoretische Ausbildung, „lehrhafte" Leitfaden brauchen, auch „gelehrte" wissenschaft liche Werke nicht entbehren können, wir müssen aber auch er kennen, daß mit diesen beiden Typen des Fachbuches wohl der Berufsausbildung größtenteils entsprochen wurde, eine Hebung des LeistungSniveaus jedoch im allgemeinen nicht erreicht wird, da sie nicht den Anknüpfungspunkt an die Arbeit im Betrieb gefunden haben. Gehen diese Aufgaben auch in erster Linie den deutschen Ver lag an, so kann doch auch der Buchhändler im engeren Sinne des Wortes - sei er nun Sortimenter oder Reisebuchhändler - bei ihrer Lösung nicht desinteressiert zur Seite stehen. Als das mit der Verbreitung jeglichen guten Schrifttums beauftragte Organ der deutschen Kulturführung ist er verpflichtet, Um schau zu halten nach Fachbüchern, die diesen Voraussetzungen entsprechen. Auch er hat nicht wahllos - um nicht zu sagen ver antwortungslos - Bücher anzubieten, die durch die Entwick lung überholt sind oder in ihrer Darstellungsweise dem im einzelnen Fall interessierten Volksgenossen nichts sagen, ge schweige denn zu einer Steigerung seiner Leistung anregen können. Auch für ihn muß ausschlaggebend sein, wie er in jedem Falle am besten seinem Volk dient, und nicht wie er am besten einen Ladenhüter an den Mann bringen kann. Von Verleger- - wie Sortimenter- - bzw. Reisebuchhändlerseite mag beim Lesen dieser Zeilen dem Verfasser wohl entgegengehal ten werden: „Ja gewiß, alles ganz schön, was Sie uns hier zu sagen haben. Aber ... woher sollen wir denn wissen, wie nun in dem und jenem Fall das Fachbuch gestaltet sein soll, wo die Lücken bestehen, welche Fachbücher .in Ordnung sind' und getrost angeboren werden können?" Die nationalsozialistische Kulturführung hat dafür Sorge ge tragen, daß auch diese Fragen Beantwortung finden können. Unter Teilnahme aller an einem deutschen Fachschrifttum in teressierten Stellen wurde am 18. Januar 19Z7 das Kura torium für das deutsche Fachschrifttum vom Präsi- S" 35