Volltext Seite (XML)
Je speisen Vorsitzender des Vereins. Der Verein hat an den nordischen Buchhändlerkongressen teilgenommen und einige selbst veranstaltet, so den ersten 1856 in Kopenhagen und den letzten 1835. Auf der Bugra von 1914 in Leipzig war der Verein vertreten. Als Gyldendal in den Kricgsjahren die Zahl der Händler vermehren wollte, kam es zu einem Bruch zwischen dieser Firma und dem Dänischen Buchhändlervcrcin, sodaß diese größte Buch- sirma Dänemarks seitdem nicht mehr im Verein vertreten war. Im Jubiläumsjahre gelang es dem Verein, den bedeutendsten wissenschaftlichen Verleger Dänemarks, Di. k. e. Ejnar Munks- gaard, als Mitglied zu gewinnen, sodaß der Verein nun praktisch den gesamten dänischen Buchhandel umfaßt. Dem Hauptvorstand des Vereins gehören die Vorsitzenden des Kopenhagen«! Buch händlervereins, des Dänischen Provinzbuchhändlervereins und des Buchhändlergehilfenverbandes an! Kein dänischer Buchhändler hat die Berechtigung, mit Rabatt zu beziehen, bevor er nicht vom Dänischen Buchhändlcrvercin anerkannt ist. Der dänische Buchhandel hat sich immer am deutschen Buch handel ein Muster genommen und steht in seiner ganzen Organi sation und in seinem Ausbau dem deutschen Buchhandel so nahe wie nur möglich. Heute gibt es in Dänemark — in der Haupt stadt wie in der Provinz — einen Stab tüchtiger Buchhändler und Verleger, die in guter Zusammenarbeit, persönlich und orga nisatorisch, im gleichen Geiste arbeiten wie die Männer, die zu sammen mit Jacob Deichmann vor hundert Jahren den dänischen Buchhandel organisierten zur Ehre des Buchhändlerstandes. Poul Carit Andersen. Zukunft der Freizeitarbeit*) Von Karl Leinrich Bischofs Nun — nachdem die Schlußfeicr auch der letzten diesjährigen Freizeit in dem durch Kerzen matt erhellten Holzhaus überm Übersee in der Mark vorüber, manche Abschiedsträne längst ge weint und wohl auch schon wieder getrocknet ist — scheint der Zeit punkt gekommen, nicht allein ins nächste Jahr*), sondern in die Zu kunft dieser »Bewegung«! (denn das war und ist der Freizeit gedanke!) zu schauen. Es ist wohl richtig, diesen Blick nicht einfach »schöngeistig« zu tun und nicht einfach aus einen Berg von Wün schen zu steigen, um von da aus zu schauen, sondern sich einen Platz zu wählen, der durch seine Lage von verschiedenen Seiten her auch die verschiedenen Notwendigkeiten registriert und von dem aus eine Übereinstimmung zwischen den Gegebenheiten und den Wunschein- und -Mehrheiten hergestellt werden kann. Ich bin weiter dafür, die sen »schriftlichen Überblick« so einfach wie möglich, so unproblema tisch wie möglich und sauber zu halten. Ich glaube, wenn wir — nehmen wir, auch wenn dieser Auf satz privaten Charakter trägt, ruhig einmal die Tatsache — von der Kammer aus die Frage der Zukunft der Freizeitarbeit Prüfen, dann dürfen wir die Geschichte gerade der buchhändlerischen Frei zeiten zuletzt übersehen. Wir können um so weniger einfach her- gehcn, Planungen oder Ablehnungen entscheiden, Programme her ausgeben, als im Kern der »alten Freizeiten« vielleicht gerade etwas steckt, was wir heute besonders mobilisieren wollen. Unzwei deutig: für die Kammer lautet die erste Frage, die sie sich stellen muß: Sollen die Freizeiten überhaupt fortgesetzt werden? Die Frcizeitarbeit ist urspünglich aus einer inneren Unruhe, aus einer Sorge und seinen Witterung für Kommendes heraus ent standen. Gewiß, die Träger erster Freizeitarbeit waren sich dieses Ursprungs nicht so eindeutig »de! klar Umrissen wie heute rück schauend bewußt, aber dem Leben wie dem Beruf mit starker Lei denschaft und Forderung zugewandt, spürten sie die unter vielerlei Einflüssen entstehende »Krise des Buchhändlers« voraus und woll ten mit der Tat ihr begegnen. Man hat sie damals vielfach nicht verstanden. Einmal hielt man sie für unpraktische Idealisten, ein mal für Menschen, die einfach etwas Neues wollten und denen man skeptisch gegenüberstand. Beides war falsch. Um nur zwei bekannte Beispiele zu nennen: Gerhard Schönselder von der Reichsschule und Karl Thulke, der Leiter der Geschäftsstelle der Gruppe Buchhandel in der Reichsschrifttumskammer, gehörten zu den Ersten, und diesen Kameraden kann man weder das eine noch das andere nachsagen! Nein, weil sie wahrhaft praktische Buch händler sind, suchten sie das Wesentliche. Und darum ist die Zeit der Freizeiten nicht vorbei und wird wohl nie vorbei sein. Man kann schon heute gar nicht mehr feststellen, wie groß der Anteil der in den Freizeiten geleisteten Arbeit daran ist, daß es dem Buch handel im ganzen gelang, mit verhältnismäßig kleinen Verlusten Zuerst erschienen im Dezember-Heft des »Deutschen Buch- haudlungsgehilsen«. D. Schristl. über eine geistig und wirtschaftlich furchtbare Zeit hinwcgzukom- men, wie weit die durch die Freizeiten neu geweckte und durch die Kameradschaft bestätigte Begeisterung für den Beruf, die Einsatz bereitschaft für das Buch, das Vertrauen zu der Mission, die Frische der Tat, von den einzelnen aus mitgeholfen haben, die Brandung zu überstehen. Ist auch die Gestalt des Gründers der buchhänd- lcrischen Frcizeitarbeit geschichtlich geworden, diese Arbeit selbst ist — wie jeder richtige Gedanke durch die Logik der Entwicklung be glaubigt — keineswegs historisch; sie ist heute lebendiger, lebens voller und notwendiger als je, heute, wo wir unter dem Schutz und mit der Förderung der Reichsschrifttumskammer nicht mehr nur einzelne zu sein brauchen, sondern allesamt echte Buchhändler im Deutschen Reiche sein können und — müssen. Denn wo sich in unzweideutiger Weife der Staat zum Berufe stellt, ihn neben den schöpferischen Dichter setzt, ihm ein eigenes Gesetz, eine eigene Verwaltung mit der Möglichkeit gibt, Anordnungen als zusätzliches Reichsrecht zu erlassen; wo das Leben der Nation geistig neu aus bricht, keinen ausläßt, wo jeder einzelne nicht als Untertan, son dern als Volksgenosse ausgcrufcn wird, Erstarrtes in Fluß kommt, neue Quellen angeschlagen werden, wo Urlaubszüge vom Norden zum Süden, in den Osten, den Westen, übers Meer fahren, da fängt die buchhändlcrischc Aufgabe überhaupt erst an. Freilich, lösbar ist sie immer nur vom einzelnen, allerdings nicht nur von der Einzclleistung aus. Er muß das Buch mitten ins Leben der Nation stellen, es notwendig machen. Das war der letzte Sinn der Freizeitarbeit, den rechten Buchhändler bilden, die echte Berufs auffassung gestalten und die rechten Bücher suchen wollen. Die ser Sinn ist ohne Ende. über dem Gedanken buchhändlerischer Freizeiten steht nicht allein der Name Eugen Diedcrichs. Auch die Namen Perthes aus der deutschen Stadt am Tor zur Welt und Palm ans der Stadt der Reichsparteitage gehören zu der Arbeit, die aus Freizeiten ge leistet wird. Alle drei Männer haben das Ziel über das Wohl, den Berus über den Augenblick und die persönliche Ehre neben die des Berufes gestellt. Alle drei Männer waren klar, nüchtern, über legen, ausgezeichnete, königliche Kanfleute; was sie taten, taten sie nicht als Abenteurer, nicht im Überschwang, sondern aus einer einfachen, »nüchternen- Verpflichtung, als Soldaten, nicht als Literaten, als Männer. Ihr Vorbild ist das Sinnbild vergangenen und erst recht kommenden Frei- z e i tw i r k ens. So wenig man deshalb Verleger ist, weil man etwa viel Geld hat oder einen Verlag einfach mit Kapital machen kann, so wenig läßt sich ein Beruf z. B. durch Anordnungen machen. Diese regeln, schützen, fördern. Sie können es aber nur da, Ivo Leben ist, und Leben wird nur durch eine ganze Persönlichkeit geschaffen. Nicht technische Handfertigkeit allein macht die Berufspcrsönlichkeit aus. Nicht Wissen allein genügt und macht einen Berus wehrfähig. Über dem Einzelstrebertum eines Stubenhockers steht die Kameradschasts- lcistung. Die Leistungsfähigkeit kann nicht lediglich durch die 44