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vor allem dem medizinischen und juristischen Verlag und Sorti ment eine gewisse Erleichterung bringen könnte, wenn es gelänge, den Slriptenhandel überhaupt zu unterbinden. Hierbei steht der Rektor der Wiener Universität voll aus der Seite des Buch handels. Erschwert war die Arbeit im österreichischen Buchhandel im Jahre 1936 dadurch, daß die Umbildung im Zuge des ständi schen Umbaues Österreichs den Buchhandel in seinen eigenen Körperschaften noch nicht erfaßte, was zur Folge hatte, daß für manche Arbeiten die eigentlichen Grundlagen, die für eine er folgreiche Standesvertretung notwendig sind, fehlten. Wenn je doch auch dieses Interregnum verhältnismäßig gut und ohne Schaden überstanden wurde, so zeigt dies die innere Festigkeit des österreichischen Buchhandels. Nunmehr wurde auch diese Frage geregelt, in einzelnen Bundesländern wurden bereits Zwangs gilden der Buch-, Kunst- und Musikalienhändler gebildet, die in diesen Tagen ihre Arbeit aufnehmen. Der Zeitungs- und Zeitschriftenhandel erfuhr durch das österreichisch-rcichsdeutschc Abkommen vom II. Juli 1936 eine gewisse Erleichterung und Belebung, insofern gegen seitig einige Zeitungs- und Zeitschriftenverbote aufgehoben wur den, ohne daß die grundsätzlichen Bestimmungen eine Änderung erfuhren. Die Berlagstätigleit vergrößerte sich im Jahre 1936 in Österreich nicht unwesentlich. Leider erfuhren die Gestehungs kosten für die Verleger keine Senkung, wie dies vor allem für den Export wünschenswert und vorteilhaft gewesen wäre. Hem mend wirkte hier in erster Linie das österreichische Papierkartcll, das mit seiner Preispolitik den österreichischen Verlag sehr schädigt. Die Löhne erhielten durch den am l. Januar 1936 in Kraft getretenen Kollektivvertrag wenigstens in Wien eine ver nünftige Regelung, wohl zur beiderseitigen Zufriedenheit. Der Gesamteindruck über das Jahr 1936 ist verhältnismäßig gut. Trotz manchen Schwierigkeiten, die ausgetreten sind, war doch eine Auswärtsbewegung im österreichischen Buchhandel scst- zustcllen. Rückschläge waren natürlich nicht zu vermeiden, doch konnten diese die angebahnte Entwicklung nicht aushalten. Dieser Bericht wäre unvollständig, wenn nicht die Sorti menterwerbung erwähnt würde, die im abgelaufenen Jahre auf verschiedenen Wegen unternommen wurde. Außer ordentlich glücklich war die Werbung durch den vom Verein der österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler her- ausgegebenen Weihnachtskatalog, der mit seiner großen Auslage den Sortimentern zu einem niedrigen Preise zur Verfügung ge stellt wurde und den Buchhandel an den Vorteilen der Gcmein- schastswerbung teilnehmen ließ. Zur Wirtschaftslage Von Prof. Dr. G. Menz Der Führer und Dr. Schacht — Die internationale Wirtschaftslage — Sparen ist Trumpf — Der Besuch der deutschen Universitäten Zwei Ereignisse waren es in den letzten Wochen, die erneut Gelegenheit gaben, die Wirtschaft auf das hinzuweisen, was von ihr erwartet wird und was ihr die Neuordnung im Dritten Reich bisher gebracht hat: Die große Rede des Führers am 30. Januar und der 60. Geburtstag vr. Schachts. Die vielfältigen Verlaut barungen der Presse im ersten Fall lassen sich am einfachsten auf einen Nenner bringen, wenn man aus dem Leitartikel der -Deut schen Volkswirtschaft-, des nationalsozialistischen Wirtschafts- dicnstes, im ersten Februarheft zitiert: Der Führer habe dadurch, daß er von seinem Volke den Druck der ökonomischen Verelendung genommen hat, eine der ersten Voraussetzungen für eine dauer hafte staatliche und völkische Neuordnung geschaffen. Möglich sei vieles nur dadurch geworden, daß am Anfang allen Einsatzes nicht die Verneinung, sondern der Glaube stand. Die Lehre der vier Jahre bestehe deshalb darin, daß man den aufbauenden Kräften nicht in den Arm fallen dürfe, bevor man wisse, was sie wollen und was sie können, wozu sie von der Geschichte berufen sind. Die Veröffentlichungen anläßlich des anderen Falls, insbesondere die große Rede, die vr. Schacht in diesem Zusammenhang selber ge halten hat, waren auf denselben Grundton abgestellt. Auch im Ausland scheint sich die Einsicht allmählich durchzu- sctzcn und zu verbreiten, daß Deutschland doch auf dem richtigen Wege ist und daß man besser tue, sich positiv darauf einzustellen, zumal außerhalb Deutschland keineswegs alles von Sorgen frei sei. Jcdcnsalls führte kürzlich der Präsident der Internationalen Handelskammer Fcntcncr van Vlissingen über die internationale Wirtschaftslage aus: Zum erstenmal nach vielen schwierigen ban gen Jahren erösfneten sich günstige Perspektiven beim Welthandel. Für Deutschland sei der Jahresabschluß sicherlich zufriedenstellend. Das wirtschaftliche Gesamtbild Frankreichs lasse dagegen die Frage aufkommen, ob in diesem Lande nicht der schwächste Punkt in der erhöhten Wohlfahrt des Welthaushalts zu suchen sei. Auch aus England kommen Äußerungen, die zeigen, daß man sich dort Sorgen zu machen Anlaß habe. Oder was soll es sonst bedeuten, daß selbst Professor Kehnes in der Times wie andere die Frage erörterte, wie ein Abstieg verhütet werden könne? Soweit aller dings geht die Selbsterkenntnis noch nicht, daß man zuzugebcn bereit wäre, nur eine ehrliche Verständigung mit Deutschland 1S8 könne die Zukunft sichern. Die Reise Runcimans nach Washington hat nicht voll den erwünschten Erfolg gebracht, obwohl die eng lischen Bedenken wegen der amerikanischen Neutralitätsgesetzgebung wohl zerstreut worden sind. Ebensowenig hat der Vorstoß den Erwartungen entsprochen, der mit der Absicht einer Wieder belebung und Erweiterung des Oslo-Blocks auf Umwegen insze niert worden ist, sicherlich nicht, um Deutschlands Stellung zu er leichtern. Paris und London denken in diesen Dingen augenschein lich nicht mehr ganz gleich. Nach dem Pariser Bericht einer italie nischen Zeitung jedenfalls soll Franyois-Poncct in einer Denk schrift klrrgelegt haben, daß es ein schwerer Irrtum sei, wenn man glaube, Deutschland durch eine wirtschaftliche Umklammerung politisch gefügig machen zu können. Sein Vorschlag verfolge das Ziel, dem Reiche die notwendigen Rohstoffe zu verschaffen und ihm den Markt für seine überschüssigen Jndustrieerzeugnisse zu eröff nen. Dagegen wies dieser Tage ein Beitrag aus London in der Essener National-Zeitung unter der Überschrift »Politik des Geld sacks- auf Äußerungen der Financial Times hin, daß jetzt verschie dene englische Unterhändler zwecks Besprechung der Erneuerung des Stillhalteabkommens nach Berlin abrcisen sollten, die beabsich tigten, eine sehr viel unnachgiebigere Haltung einzunehmen als früher. Hierzu bemerkte die Essener National-Zeitung sofort mit Recht, daß sowohl die Dauer des Abkommens wie auch die Strei chung der unbenutzten Kredite, wie das englische Blatt selbst zu gebe, nur mit Zustimmung Deutschlands festgesetzt werden könne. Wenn die englischen Banken aus politischen Gründen ihre Finanz politik gegenüber Deutschland ändern wollten, fügte sie hinzu, so könne das ihrem Ruf nur außerordentlich schädlich sein. Deutsch land kann in der Tat der Weiterentwicklung mit großer Ruhe zu- schen. Die Zeit arbeitet zu seinen Gunsten. Die Einsicht wird schließlich doch siegen. Die Folgerungen für die innerdeutsche Lage selbst sind klar. Sie sind im Vierjahresplan im voraus festgelegt. Der Reichs- minister der Finanzen Gras Schwerin von Krosigk brachte neulich in einem Vortrag über Fragen der gegenwärtigen Finanzpolitik erneut in Erinnerung, es handele sich jetzt nur darum, die großen in der Wehrhastmachung des deutschen Volkes und im Vierjahrcs- plan uns gegebenen Ausgaben zu erfüllen. Es sei die der deutschen