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Schallsilms ist der Tonträger, der jede gewünschte Länge haben kann und öessen geringe Kosten eine weitgehende Verbreitung ge statten. Damit ist das sprechende Buch möglich geworden. Für das Schrifttum bedeutet die Erfindung des Schallsilms ein denkwürdiges Ereignis, dessen Auswirkungen ohne Zweifel von größter Bedeutung sein werden. Dichter können künftig ihrem Werk die eigene Stimme verleihen, die für alle Zeilen ausbewahrt wird. Werke der klassischen Literatur lassen sich durch die Stimme des Rezitators zu neuem Leben erwecken. Der Sprachunterricht erhält ein neues Hilfsmittel von unschätzbarem Wert. Musterbei spiele fremder Sprachstoffe sind jeder Veränderungsmöglichkeit entzogen. Der Selbstunterricht gewinnt neue Erfolgsaussichten. Mit Hilfe des Schallfilms kann den Blinden die Welt des Schrift tums erschlossen werden. Der automatische Vorleser ist immer zur Stelle, wenn er gewünscht wird. Hier vermag der Schallfilm unermeßlichen Segen zu stiften. Das sprechende Buch wird an das Schrifttum ganz neue Anforderungen stellen. Es verlangt eine konzentrierte Darstel lungsweise und gepflegten Stil. Oberflächliches Geschwätz wird rasch entlarvt, wenn es nicht in flüchtiger Lektüre, sondern im Klang des gesprochenen Wortes wahrgenommen werden soll. Da gegen werden die großen Meister deutscher Erzählerkunst im spre chenden Buch zur vertieften Wirkung gelangen. Die Schönheit der Sprache, das Gewicht des vom Dichter geprägten Wortes und die Bildkraft seines Stils kommen hier zur stärksten Geltung. Vom Hörer wird eine größere Aufmerksamkeit verlangt als vom Leser, der sein Auge über die Seiten hetzt, um möglichst rasch den Gang der Handlung zu erkennen. Das gesprochene Buch hat seine eigenen Gesetze der Wirksamkeit. Immer aber wird es das beste Schrifttum zur höchsten Ausdruckskraft erheben. Gewiß ist die Ermüdungs grenze beim Hören rascher erreicht als beim Lesen. Dafür aber bewirkt das tönende Wort eine plastischere Anschauung als das optisch wahrgenommene. Vielleicht wird sich im Schrifttum der Typ eines »Hörbuches- als der für die akustische Wiedergabe besonders geeigneten Form herausbilden. Der außerordentliche kulturpolitische Wert des Schallsilms ist schon aus diesen wenigen Anwendungsmöglichkeiten ersichtlich, die im Rahmen eines kurzen Aufsatzes gezeigt werden können. In der Fülle der Aufgaben, die dieses neue Triumphstück deutschen Er findergeistes zu lösen berufen sein wird, steht das Schrifttum mit an der Spitze. Es mag uns vielleicht noch ungewohnt sein, Bücher nicht mehr zu lesen, sondern ihren Inhalt hörend aufzunehmen. Möglich, daß sich heftige Gegnerschaften zu Wort melden, die alles beim Alten zu lassen wünschen. Die Technik läßt sich nicht auf- halten in ihrem Siegeslauf. Das Bessere ist stets der Feind des Guten. Aber das sei hier noch angemerkt: Der Schallfilm wird in der Form des sprechenden Buches nur eine Steigerung kultureller Kraft bedeuten. Er wird auch keineswegs das gedruckte Buch zurückdrängen und beeinträchtigen, neben und mit ihm wird er das Schrifttum noch näher an die Menschen heranzutragen befähigt sein. Mit dem Schallfilm hat unsere Kultur ein neues Ausdrucks- Mittel gewonnen, das in der Welt als ein Beweis der Schöpferkraft deutschen Geistes zu gelten vermag. Karl August Walther. Kaufmännische Lehrlingsausbildung im Verlagswesen*) Erfahrungen eines Prüfers Am 16. März 1937 fand zum erstenmal die Prüfung der kaufmännischen Lehrlinge aus dem Verlagsgewerbe bei der Industrie- und Handelskammer Berlin für den Bezirk Groß- Berlin statt. Die Prüfung erfolgte nach einer von der Jndustrie- und Handelskammer für sämtliche Wirtschaftszweigs aufgestellten Prüfungsordnung. Zur Prüfung hatten sich zweiundvierzig Lehr linge aus dem Zeitungs-, Zeitschriften-, Buch-, Kunst- und Musikalienverlag gemeldet. Der münd lichen Prüfung war eine schriftliche Prüfung vorausgegangen, bei der die folgenden Aufgaben gestellt waren: I. Niederschrift. Es werden drei Aufgaben zur Wahl gestellt: 1. Die Werkstossrage und die industrielle Zukunft Deutschlands. 2. Die entscheidenden Veränderungen in Schrifttum und Presse seit der Machtübernahme. 3. Grenzen der Werbung. II. Schriftverkehr. 1. Mahnung eines Verlages an einen Kunden wegen RM 887.—, fällig am 31. Dezember 1938. Der Kunde hat bisher regel mäßig und pünktlich gezahlt. 2. Antwort des Kunden. Sie soll die Bitte um weitere Stundung enthalten. III. Rechnen. 1. Ein Verlag verkauft 7/8, Ladenpreis NM 3.60, 38°/- Rabatt, s) Die Nettozahlung slir die Sendung ist zu berechnen. b) Der Preis eines Buches slir den Sortimenter ist zu berechnen. 2. Am 17. Mai 1938 wurde ein Wechsel in Höhe von RM 3218.—, fällig am 29. Juni 1938, mit 51, °/- bet der Bank diskontiert. Die Bank berechnete 1t °/» Provision. Welchen Betrag schrieb die Bank gut? 8. Der Herstellungspreis eines Berlagswerkcs beträgt RM 7222.— Der Selbstkostenpreis ist zu berechnen, wenn der Verlag bei einem Jahresumsatz von RM 128 VVV.— nach seiner Buch haltung RM 2V1ÜÜ.— Unkosten hat. Mit freundlicher Erlaubnis von Verfasser und Schristleitung aus Heft 18 des »Zeitschriften-Verlegers- abgedruckt. D. Schrift!. IV. Buchhaltung. 1. Die Inventur eines Verlages am 2. Januar 1937 ergibt fol gende Bestände: RM Kasse 210.— Postscheck 44V.— Forderungen 88V.— Berlagswerke 4918.— Einrichtung 3VV.— Honorarschulden 4VV.— Sonstige Kreditoren 828.— 2. Geschäftsvorfälle: 1. Wir verkaufen gegen bar 28V.— 2. Wir verkaufen aus Ziel /fest) . 41V.— 3. Wir verkaufen aus Ziel /Kommissionsware) . . 718.— 4. Die Druckerei stellt uns für Satz und Druck eines neuen Verlagswerkes in Rechnung 112V.— 8. Wir zahlen an einen Verfasser fälliges Honorar durch Postscheck . 175 — 8. Wir bezahlen verschiedene Kosten bar..... 214.— 7. Ein Kunde liest) zahlt an uns mit Zahlkarte. . 97.— und berechnet sich Skonto - 3.— 8. Wir erhalten Kommissionsware zurück 227.— 9. Wir schicken unserer Buchbinderei einen Über weisungsscheck für eine Rechnung v. 15. Dez. 1938 245.— 10. Wir verlausen einem Kunden Bücher, fest . . . 2VV.— bedingt 375.— Die festbezogene Ware bezahlt der Kunde sofort mit Postüberweisungsscheck, er berechnet sich RM 5.— Skonto. 3. Schlußbestände: 1. Forderungen <fest> 11VV.— 2. Verlagswerke 47VV — Ausgaben: 1. Ausstellung der Eröffnungsbilanz. " 2. Eröffnung der Konten. 8. Verbuchung der Geschästsvorfälle. 4. Abschluß, Aufstellung der Schlußbilanz, Aufstellung der Verlust- und Gewinnrechnung. Nr. 1»s Dienstag, den 1t. Mat 1SS7 415