Volltext Seite (XML)
112, 17, Mai 1999 Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d, Dtschn. Buchhandel, 5937 Nichtamtlicher Teil. Deutscher Verlegerverein. Jahresbericht des Vorstands über das Vereinsjahr >998/09, Die den deutschen Buchhandel bewegenden Fragen haben auch unseren Verein tüchtig in Atem gehalten, so daß wir auf ein an Mühe und Arbeit besonders reiches Jahr zurück blicken. An Mitgliedern zählen wir heute 621 mit 649 Firmen gegen 691 mit 633 Firmen im Vorjahre. Ausgenommen wurden 49 Mitglieder, während 8 Auf nahmegesuche abgelehnt werden mußten. Dagegen sind 29 Mitglieder ausgetreten: 9 durch Aus trittserklärung, 8 wegen Ausscheidens aus dem Geschäft und 1 Mitglied wegen Konkurses, 3 Mitglieder sind aus anderen Gründen gestrichen worden. Durch den Tod haben wir 4 Mitglieder verloren und zwar die Herren: Johannes Hörning in Heidelberg, gest. am 10, Mai 1907, Wilhelm Lobeck in Berlin, gest, am 8, Oktober 1998, Eduard Strauch in Leipzig, gest, am 8. Oktober 1908, Gustav Bruns in Minden, gest, am 3, Dezember 1998, Sind diese hochgeschätzten, lieben Kollegen auch zu unserm aufrichtigen Bedauern von uns geschieden, so sollen sie doch nicht vergessen sein, sondern in freundlichem Gedenken weiterleben. Insbesondere sei hier des Herrn Wilhelm Lobeck ge dacht, der viele Jahre an der Spitze des Berliner Verleger vereins gestanden und sich in hohem Maße um die Interessen des Verlags verdient gemacht hat. Die freundliche Er scheinung des verehrten Kollegen mit dem würdigen Charaktcr- kopf steht gewiß vielen von uns noch in frischer, lieber Erinnerung, Die Glückwünsche des Vereins haben wir wiederum einer Anzahl von Mitgliedern zu Geschäftsjubiläen über mitteln können. Die in unserem letzten Jahresbericht ausgesprochene Hoffnung, unser Bestreben, dem Sortiment in der Frage des Verlegerrabatts nach Möglichkeit entgegenzukommen, werde gerechte Würdigung finden, ist zu unserem Bedauern nicht durchaus in Erfüllung gegangen. Bekanntlich haben der Verbandsvorstand und eine Anzahl von Kreis- und Ortsvereinen in wiederholten Veröffent lichungen den Vorwurf erhoben, als habe Ihr Vorstand nicht genügend auf die Mitglieder des Deutschen Verleger vereins eingewirkt, um sie zu veranlassen, den Rabatt im Sinne unserer vorjährigen Beschlüsse zu erhöhen. Diese Vorwürfe hielten und halten wir für durchaus unbegründet, denn wir haben die Beschlüsse der vorjährigen Haupt versammlung sowohl durch die -Mitteilungen«, als auch durchs -Börsenblatt- bekannt gemacht. Außerdem hat der Vorstand des Börsenvereins mit unserem Einverständnis die Verleger im Börsenblatte aufgesordert, den Beschlüssen unserer Hauptversammlung die Tat folgen zu lassen. Da mit war unsres Erachtens alles geschehen, was man billigerweise von uns erwarten konnte, und es hätte unser Gewissen nicht belastet, wenn wir die uns gemachten Vor würfe stillschweigend hätten über uns ergehen lassen. Da aber in einem Rundschreiben des Vorstandes des Verbands der Kreis- und Ortsvereine die Beschlüsse unserer Haupt versammlung unrichtig zitiert wurden, blieb uns nichts anderes übrig, als mit einer Richtigstellung vor die Öffent lichkeit zu treten. Auf weitere Veröffentlichungen des Verbandsvorstandes und einzelner Kreisvereine glaubten wir nicht mehr eingehen zu sollen; vielmehr begnügten wir uns mit einer kurzen Erklärung, daß wir es nicht für zweck dienlich hielten, in eine Diskussion einzutreten. Wenn wir uns die Frage vorlegen, ob wir den Wünschen des Sortiments nicht weit genug entgegen gekommen sind, so können wir uns getrost sagen, daß wir in dieser Richtung so weit gegangen sind, als wir es mit den Interessen des Verlags, die zu vertreten wir doch in erster Linie berufen sind, irgend in Einklang bringen konnten. Daß unser Vorgehen schon jetzt recht zahlreiche Rabatt erhöhungen zur Folge gehabt hat, wird vom Sortiment selbst zugegeben, und doch handelt es sich um eine Sache, die nicht von heute auf morgen geregelt werden kann, da in der Hauptsache erst bei Neuerscheinungen eine Rabatterhöhung möglich ist. Im übrigen muß einmal gesagt werden, daß das Sortiment sich täuscht, wenn es glaubt, es stehe im Be lieben oder der Macht der Verleger, seine Misäre durch Rabatterhöhung aus der Welt zu schaffen. Erstens sind viele Verleger gar nicht in der Lage, ihre Artikel höher zu rabattieren, und zweitens würde eine allgemeine Rabatt erhöhung der bisher mit 25 Prozent rabattierten Literatur die Lage der Sortimenter nur unwesentlich verbessern, namentlich auch darum, weil jede Besserstellung des Sorti ments eine Vermehrung der Sortimentsfirmen zur not wendigen Folge hätte. Wie sehr die Erhöhung der Preise wissenschaftlicher Werke dem Widerstand der Autoren begegnet und wie sehr den Verlegern dadurch die Hände gebunden sind, ist bei den bisherigen Erörterungen noch nicht genügend betont worden. Wenn wir am Schluffe unserer in Nr. 252 des Börsen blattes abgedruckten Erklärung die Überzeugung aussprachen, das Vorgehen des Verbands mache es nur schwerer, die Mit glieder unseres Vereins für die berechtigten Interessen des Sortiments zu erwärmen, so haben uns die bekannten inzwischen eingetretenen Vorgänge Recht gegeben. An der Schaffung einer -Verkaufsordnung« haben wir uns, sowohl durch Beratungen im Schoße des Vorstands, wobei uns auch unsere Delegierten zum Vereinsausschuß unterstützten, als auch durch Teilnahme an den Beratungen des Börsenvereinsvorstandes ausgiebig beteiligt. Wir waren uns dabei stets bewußt wie unendlich schwierig es ist, die hie und da widerstreitenden Interessen zu vereinigen, doch glauben wir, daß es gelungen ist, in dem nun vorliegenden Entwurf einen Kompromiß zu schaffen, mit dem sich bei gutem Willen alle Teile zufrieden geben können. Werden dem Verlag dadurch auch Opfer zugemutst, so muß man sich doch sagen, daß die Erhaltung eines lebensfähigen Sortiments diese Opfer wert ist. Die Weigerung der Freiburger Sortimenter, das -Leip ziger Zettelpaket« anzunehmen, gab uns Veranlassung zu einer Umfrage beim gesamten Sortimentsbuchhandel, deren Ergebnis noch aussteht,') Dem immer noch grassierenden Bücherbettel sind wir wieder und wieder entgegcngetreten. Namentlich haben wir uns, einer bei der letzten Hauptversammlung gegebenen An regung folgend, mit einer Anzahl maßgebender Schulbllcher- verleger in Verbindung gesetzt, um Mittel und Wege zu finden, dem Übermaß von Freiexemplaren zu steuern, die von Lehrern, Schulamtskandidaten usw, beansprucht werden. *> Inzwischen im Börsenblatt Nr, 191 vom 4, Mai d, I, veröffentlicht. 770