Volltext Seite (XML)
/ß 287, 11. Dezember 1914. Redaktioneller Teil. Unter dem Titel »Gemt og Glemt« (Versteckt und vergessen) will eine von den Historikern L. Bobe und C. Dumreicher heraus gegebene Sammlung ungedruckte alte dänische Handschriften von kulturgeschichtlichem Interesse ans Licht ziehen. Der erste Band (Hagerup ; 4 Kr.) enthält u. a. Agres Aufzeichnungen über die feindliche Landung der Engländer in Dänemark im Jahre 1807. — Lebensschilderungcn bahnbrechender Männer der Technik aus der Feder dänischer Naturwissenschaftler bringt das Werk »Opfindernes Liv«, Hrsg, von H. Holst <16 Hefte L 0.30 Kr. oder 4 Einzelbände a 1.20 Kr.; Gyldendal), eine Ergänzung zu dem abgeschlossenen neuen »Buch der Erfindungen«. Band 1—2 be handeln auf 352 Seiten etwa 30 Erfinder, darunter Krupp und Zeppelin, Marconi, Armstrong, den Dänen Bald. Poulsen, die Schweden A. Nobel und John Ericsson, die Norweger Birkeland und Eyde. — Das Leben eines hervorragenden dänischen Land wirts zeichnet in »En dansk Landmand« <L. La Cour, ch 1875) Morten Pontoppidan (Gyldendal). — Dahl und Hammers vor mehr als 10 Jahren begonnenes dänisches Wörterbuch fürs Volk wurde endlich vollständig (»Dansk Ordboog for Folket«. 632 u. 646 S. 40 Hefte -i 0.30 Kr.). Eine orientierende Übersicht über die ausländische medizi nische Literatur gab der Arzt O. Preisler heraus (»Oversigt ober bibliografiske Hjälpemidler«. 32 S., 0.60 Kr.; Jacob Lund). Das für große Bibliotheken wichtige, 1872—1902 von der Kgl. Biblio thek herausgegebene systematische Verzeichnis der dänischen Lite ratur vom Jahre 1482—1830 »Libiiotlwea vauiea«, erhielt einen Ergänzungsband <266 zweispalt. S. in 4". 4 Kr.; Gyldendal). Wie jetzt endlich auch der Buchhandel durch seine oben be sprochene Neuorganisation, so hat der gesamte Handel das Bestre ben, das Platte Land immer mehr in den Bereich feiner Tätig keit zu ziehen. Die Landbezirke berücksichtigt, im Gegensatz zu ähnlichen Adreßbüchern, eingehend auf 1158 Seiten der kürzlich in achter, völlig neubearbeiteter und besser ausgestatteter Ausgabe erschienene »Kongeriget Danmarks Handelskalender« (A.-S. I. H. Schultz Druckerei, Kopenhagen, Havnegade 15; gr. 8°; in Leinen band 12 Kr.; 507 S., 1654 Spalten u. 1188 S.); jeder der drei Teile, Kopenhagen, Provinzstädte (mit Stadtplänen) und Land (Stationsorte, Flecken, Dörfer, in einem Alphabet) enthält ein Real- und Branchenregister, die unter jedem Ort auch Banken, Ingenieure, Ärzte, Apotheken, Rechtsanwälte usw. aufnehmen, dazu Jndustrieregister in den 3 Hauptsprachen mit dänischer Über setzung. Auf die Gruppen Vereine und Unterricht (Foreninger; Undervisning) mit zahlreichen Unterabteilungen sei besonders aufmerksam gemacht. Nach dem Verzeichnis der »Aviscr« gibt es in Kopenhagen 22 Tageszeitungen, das der dänischen Zeitschriften (darunter 8 Modejournale) füllt 11 enggedruckte Spalten. Der letzte Abschnitt (S. 1159-73) enthält ein Adreßbuch für die Färöer, Island, Grönland und Dänisch-Westindien. Kopenhagen. G. Bargum. Moderne künstlerische Handeinbände aus den Werk stätten von Hübel L Denck, Leipzig, Kgl. bayerische und Kgl. rumänische Hofbuchbinderei. Kl. 40. (64 S. m. schwar zen und farbigen Abbildungen.) Leipzig 1914, Verlag von Hübel L Denck. Ppbd. ^ 7.— no. bar. Es ist sicher eines der Hauptverdienstc der Bugra, daß sie manche deutsche buchgewcrbliche Leistung, die sich in ihrer Art und Wirkung nur auf einen kleineren Interessenten- oder Liebhaberkreis beschränkte, an das Licht der Öffentlichkeit gezogen und dadurch beigctrageu hat, das Publikum des Ju- und Auslandes in stärkerem Maße als bisher von dem Hochstande unserer buchgewerblichen Leistungsfähigkeit zu über zeugen. Das gilt besonders von unserem Groß-Bnchbindcreigcwerbe, das sich heute nicht nichr mit den auf dem Gebiete des Masseneinbandes zu erringenden Lorbeeren begnügt, sondern sich zu einem Teile auch wieder der Herstellung künstlerischer Handeinbändc zuwenden konnte, seitdem dank der erfolgreichen Propaganda einiger begeisterter und begeisternder Verleger der dafür in Betracht kommende kleine Ab nehmerkreis sich erweiterte und die Wiedererweckung einer zwar nie mals ganz eingeschlafenen, aber doch halbvergessencn schönen Hand werkskunst begünstigte. Diese Erscheinung neuerer und neuester Zeit kam auf der Bugra insofern in recht erfreulicher Weise zur Geltung, als sie zeigte, das; die deutschen Leistungen das Stadium des Tastens uud Suchcns bereits zum großen Teile überwunden haben und bei aller Anlehnung an bewährte ältere Vorbilder doch genügend künst lerische Eigenart besitzen, um als Dauerwerte zu gelten und den Ver gleich mit den Erzeugnissen des Auslandes auszuhalten oder sie zu iibcrtrcffen. Nach solchen Gesichtspunkten müssen auch die künstlerischen Hand- einbäudc bewertet werden, wie sie uns in dem vorliegenden, pracht voll ausgestattetcn, aus Anlaß der Bugra entstandenen Musterbuche der Leipziger Großbuchbinderci von Hübel K Denck in vortrefflicher bildlicher, zum Teil farbiger Wiedergabe entgegcntreten. Es ent sprach der Liebhaberei ihrer Inhaber, eine bereits seit Dezennien bestehende Abteilung ihres Geschäfts für Handbindekunst niemals ganz eingehen zu lassen, auch wenn ihre Aufträge zeitweise nur die Herstellung von Widmungs- und Diplom-Mappen u. dgl. betrafen. Sobald aber die Zeit des schönen Buches gekommen mar, wurde ein Atelier daraus, aus dem mittlerweile eine Anzahl der besten Schöp fungen neuer deutscher Handbindekunst hcrvorgegangcn ist. Es zeigt sich hier, daß ein Buchbinderei-Großunternehmen, wie es uns in der Firma Hübel L Denck entgegentritt, durchaus imstande ist, alle Er fordernisse an Güte und Echtheit des Materials nnd Exaktheit der Handarbeit neben den gestellten rein künstlerischen Ansprüchen zu er füllen, eine Betätigung, die sicherlich nicht ohne Rückwirkung auf den rein fabrikmäßig hergcstellten Bucheinband bleiben kann. Denn man wird bemüht sein, ihn nach Möglichkeit nach den gleichen künstlerischen und materiellen Anforderungen zu gestalten. Die in dem Album vorgeführten künstlerischen Handeinbände stammen in ihren Entwürfen zum größte« Teile aus dem genannten eigenen Atelier, dem zwei tüchtige Künstler, P. A. Demeter und H. Holz Hey, angehören. Der Bilderreigen wird eröffnet mit dem von Demeter entworfenen Einband für den im Insel-Verlage erschie nenen Neudruck der 42zeiligen Gutenbergbibel. Eine kraftvolle Or namentik schafft hier im Verein mit kostbarem, echtem Emaille-, Silber und Goldschmuck und selbstverständlich auch sonst durchweg echtem, solidem Material den Eindruck ruhiger und würdevoller Schönheit. Die Kunst Demeters findet in diesem und den anderen hier wiedcr- gegebenen Einbänden überhaupt ihren stärksten Ausdruck im Orna mentalen, in Kompositionen von wundervoll geschlossener und dem Charakter des Werkes vortrefflich angepaßter Wirkung. Größerer Raum ist in dem Album der Kunst H. Holzheys gewidmet. Wir sind infolgedessen in der Lage, diesen Künstler bei der Lösung der verschiedenartigsten, ihm gestellten Aufgaben genau zu beobachten und die Vielseitigkeit seines Könnens zu bewundern. Ihm liegt das Ornamentale wie das Figürliche in gleichem Maße. Je nach der Bedeutung des Inhalts eines Buches versteht er es, bald wuchtige Ornamcntgruppen zu starker epischer Wirkung zusammenzuschließen, bald aus zarten und fcingeschwungenen Linien lyrische Stimmungs bilder zu gestalten, bald mit wenigem, aber desto gewählterem und dezent verteiltem ornamentalen Zierat wahrhaft einfache und darum vornehm-künstlerische Eindrücke zu vermitteln. Wo anstelle des Or namentalen eine stärkere Betonung des Figürlichen angebracht er scheint, z. B. bei dem Einbande des Buches »Der Tod« von Anna Croissant-Rust, gelingt ihm das in Form nnd Farbe in sehr ein drucksvoller Weise. Neben diesen beiden Künstlern sind noch mit hervorragenden, sich meist auf dem Gebiete des Ornamentalen bewegen den Arbeiten vertreten: Paul Nenner, Emil Prectorius, Marcus Behmcr und Annemarie Hoffmann-Dresdcn. Einige der Einbandbilder sind in prächtigem Farbendruck wicdergegebcn, so daß man wünschen möchte, sie alle so zu haben. Die Sorgfalt, die von Hübel L Denck auf die Echtheit, Schönheit und Giite des Bindematerials verwendet wird, geht aus den beigefügten genauen Textangaben hervor. Wie weit sie sich auf die einzelnen Teile des Buches erstreckt, kann man aus der Pflege verschiedener Schnittartcn, z. B. des ausgemalten Schnittes mit Handvergoldung, des ziselierten Goldschnittes, des Goldschnittes mit Punzierungcn, des Silberschnittes mit schwarzer Ausmalung, er kennen. Das in drei Ausgaben erschienene Album, bas außer in Papp band mit Monogramm in Golddruck auch in Seide gebunden (^/i 9 — no. bar) nnd in einer numerierten Lieferungsausgabe auf Kaiser!. Ja pan (Nr. 1-100, ungebunden je.// 20. bar) erschienen ist, wurde nur in kleiner Auflage (1100 Ex.) hergestcllt, dürfte also für Freunde des schönen Buches immer einen gewissen Licbhaberwert besitzen. Kleine Mitteilllnoen. Kriegspostkarten und -Bilderbogen. — Das Polizeiamt der Stadt Leipzig erläßt nachstehende Bekanntmachung: Unter Hinweis auf die am 25. vorigen Monats erfolgte Veröf fentlichung der gegen das llbcrhandnehmen roher, gcschmack- und würdeloser sogen. Witz- und Ulkkarten und Kriegsbilderbogcn ergan genen Verfügung der Kommandierenden Generale bringen wir verord nungsgemäß weiter zur Kenntnis, daß die in den Bereichen der 1751