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514 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Sprechsaal. ^ 10, 14. Januar 1908. nur von Nichtbeziehern des Kataloges, nur auf ungenauen Fest, stellungen beruhe, mutet ziemlich seltsam an. Wenn eine der artige schwerwiegende, mit größtem Nachdruck zweimal im Börsen blatt und auch in direkten Zirkularen verbreitete Behauptung bereits von drei Firmen widerlegt worden ist, so wirft dies ein sonderbares Licht auf die Geschäftsführung. Zum mindesten war es leichtfertig, auf Grund derartiger ungenauer Feststellungen den betreffenden Firmen unschöne Motive unterzuschieben. Der Verlag darf sich dann nicht wundern, wenn seine übrigen Be hauptungen auch als -ungenaue Feststellungen« aufgefaßt werden. Ich will annehmcn, daß sich der Chef des Verlags -Nord und Süd« auch nicht genügend informiert hat, wenn er mir vorwirst, meine letzte Mitteilung im Börsenblatt enthalte zahlreiche Un richtigkeiten. Warum greift er von den 11 angegebenen Bücher- will, ein neuer Roman von ihr bleibt doch eine wichtige, absatz fähige Erscheinung, wichtiger jedenfalls als ein großer Teil der im Novitätenoerzeichnis nur auf Grund eines Inserates und nicht wegen des Inhalts aufgenommenen Bücher. In dieser Angelegenheit ist dies nun mein Schlußwort an an dieser Stelle. Halberstadt, 9. Januar 1908. Rudolf Schönherr. In Nr. 284 des Börsenblatts vom 6. Dezember 1907 beginnt gegen obengenanntes Unternehmen ein Kampf, dem in der Art, wie er geführt wird, kaum volle Berechtigung zugesprochen werden kann. Wenn einer unsrer angesehensten Sortimenter in erwähnter Nummer des Börsenblatts seiner Entrüstung darüber Ausdruck gibt, daß Liliencrons Jahresbericht Themata behandelt, die ihm für einen Weihnachtskatalog nicht sonderlich geeignet erscheinen, so ist das ohne Zweifel sein gutes Recht, und niemand, selbst nicht der Verleger des Unternehmens wird ihm schließlich darüber den ge ringsten Vorwurf machen können und wollen, daß er sich rückhaltlos über Dinge ausläßt, die er als Schäden anerkennt und die er in erster Linie nur beseitigt wissen will. Ich glaube nicht, daß es in seiner Absicht lag, den Anstoß zu geben, daß dieses ohne Zweifel in seiner Absicht und Anlage anerkennenswerte und gute Unter nehmen in allgemeinen Mißkredit gebracht und dadurch seine weitere Existenzsähigkeit gefährdet würde. Der Verleger dürfte die lediglich guten Motive der betreffenden Kollegen auch vollkommen, ja vielleicht mit Dank anerkannt haben, wenigstens glaube ich das aus seiner Entgegnung, die mir menschlich durchaus an gefüllt. In Nr. 293 sprach der Anreger der Polemik das Schluß wort, und auch der Verlag -Nord und Süd« glaubte, hoffte es jedenfalls, dieses am 20. Dezember in der Nummer 296 gesprochen zu haben. Er sollte sich aber in seinen Hoffnungen getäuscht sehen, denn in Nummer 298 werden die Auseinandersetzungen auf ein andres Thema hinübergesührt, das der Verleger selbstverständlich nicht mit Stillschweigen übergehen konnte. zur Stunde noch keine einzige Stimme gefunden hat, die es für angebracht hielt, ein Wort für den Verleger zu sprechen. Es liegt mir fern, an dieser Stelle eine kritische Würdigung des Unternehmens vorzunehmen, so dankenswert mir die Ausgabe auch erscheinen würde; denn ich sehe das Unternehmen, wie ich bereits andeutete, als ein durchaus gutes an, und ich bin über zeugt, daß es auch im Publikum weiteste Anerkennung gefunden hat. Der Umstand, daß cs dem Verleger nicht einmal möglich gewesen ist, alle Neubestellungen, die ihm zugegangen sind, aus zuführen, dürfte auch nicht für einen Mißerfolg oder eine un günstige Aufnahme im großen und ganzen sprechen. Nur etwas möchte ich an dieser Stelle über das Unternehmen selbst sagen, und das ist die Tatsache, daß wir mit dem neuen Weihnachls- katalogunternehmen ein solches besitzen, das jedenfalls in seiner Reichhaltigkeit, in der Zusammensetzung seiner Mitarbeiter, die erste Namen tragen, den bestehenden kaum nachsteht, sondern ihnen gleichwertig und ebenbürtig an die Seite gestellt werden kann. Der Umstand, daß die erste Ausgabe des Katalogs Stellen enthält, die nicht gerade durchgängig für das Auge jedes Familien mitgliedes sind, gibt der diesbezüglichen gegen das in ihrer ersten Ausgabe hervortretende Unternehmen laut gewordene Kritik wohl einige Berechtigung, ändert aber an oben erwähnter Tatsache für die Folge um so weniger, als der Verleger ohne weiteres den Mangel zugestanden und die feste Versicherung gegeben hat, daß nach der beanstandeten Richtung hin fortan größere kritische Sorgfalt obwalten wird. Nun ist dem Verleger des Liliencronschen Jahresberichts zum Vorwurf gemacht worden, daß er bei Werbung der Jnseratauf- träge mit nicht ganz einwandfreien Mitteln im Sinne der Wah rung redaktioneller Unabhängigkeit bei seinem Unternehmen vor gegangen ist, d. h. der Verleger hat in der Tat nichts andres getan, als viele andre hochachtbare Firmen auch tun, ohne es freilich mit gleicher Ungeschicklichkeit so offen zum Ausdruck zu bringen. Ich gebe ohne weiteres zu, daß das Vorgehen des Ver legers bei Erwerbung der Jnserataufträge Anlaß geben konnte zu Mißstimmungen. Ich muß es zugeben, denn ich gehöre zu denen, die seinerzeit an den Zuschriften des Verlags -Nord zusetzen, und erhielt auf mein Schreiben eine Erklärung des Verlegers, die mich sachlich durchaus befriedigte. Es war von vornherein nicht meine Absicht, als Inserent das Unternehmen in irgend einer Weise zu unterstützen; ich habe als solcher mit ihm also nichts zu tun. Ich hätte somit erwarten müssen, daß das Unter nehmen eine Besprechung der ihm von mir zur Verfügung ge stellten Verlagsartikel nicht bringen würde. Ich rechnete um so mehr damit als mein an die Firma gerichtetes Schreiben nicht gerade von größter Liebenswürdigkeit getragen war. Dennoch mußte ich beim Erscheinen des Katalogs konstatieren, daß dieser nicht etwa nur einen kurzen Hinweis auf die ihm übersandten Bücher brachte, sondern durchaus vorurteilsfreie, ja sogar überaus die Besprechung auf Seite 180 über -Wittstock, Der sechste Tag«, auf Seite 181 »Psalmen des Westens« und auf Seite 49 -Schneidewin, Eine antike Instruktion an einen Verwaltungschef«. Eine Be sprechung über das bei mir vor Weihnachten erschienene groß an gelegte -Michelangelo-Werk von Professor Karl Frey« konnte infolge der verspäteten Fertigstellung nicht erfolgen; dennoch fand ich auf Seite 72 einen kurzen sachlichen Hinweis. Das dürfte gewiß ein nicht zu verkennender Beweis durchaus einwandfreier redaktioneller Sachlichkeit sein, mit der die Redaktion des Kata logs unabhängig von der Jnseratenpropaganda des Verlegers gearbeitet hat. Ich bin vollkommen davon überzeugt, daß der Verleger dem Auftraggeber eines großen Inserats gerne Vorteile in redak tioneller Hinsicht verschafft hat, und kann hierin beim besten Willen nicht das geringste Anfechtbare finden. Anfechtbar wäre es nur gewesen, wenn der Verleger die Redaktion in einer Weise beeinflußt hätte, daß Firmen, die nicht inserierten, das Interesse seitens der Redaktion vollkommen verloren hätten. Dieser Zu setzung der Redaktion selbst, und ich halte die Proteste und Er örterungen, die in dieser Richtung gegen den Verlag -Nord und Süd« geschleudert werden, nicht für berechtigt. Im übrigen bin das Leben gegeben hat, und sollte wirklich, was wiederholt zum Ausdruck gebracht wurde, Freiherr Detlev von Liliencron die Leitung hinfort ablehnen, so glaube ich, daß es dem Verleger Berlin. Karl Curtius. Bemerkung der Redaktion. — Um die unerwartet lange Folge der Einsendungen zu Liliencrons Jahresbericht abschließen zu können, sind wir genötigt, weitere Einsendungen nur soweit aufzunehmen, als sie berechtigte Entgegnungen von bisher Be teiligten bringen und (ohne Wiederholungen zu geben) sich sachlich auf das bisher Erörterte beschränken. Red.