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512 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 10, 14. Januar 1908. ButhhandlurrgSflelii'fenvercin »Vreisgau», Freibueg i. B. — Am Sonnabend den 4. Januar d. I., abends 8 Uhr, ver sammelten sich die Mitglieder unsers Vereins im Vereinslokal »Museum», um in würdiger Weise die Feier des Weihnachtsfestes zu begehen. Nachdem der Vorsitzende, Herr Richard Weißenborn, in kurzen Worten auf die Bedeutung der Feier hingewiesen hatte, wurde diese durch ein Abendessen eröffnet, das, begleitet von einigen musi kalischen Vorträgen (beginnend mit Handels Largo), alsbald die gemütlichste Stimmung hervorrief. Hieran anschließend verteilte der Vorsitzende einige eingetroffene Witzgeschenke, deren köstlicher Humor so manches junge und alte Buchhändlerherz erfreute. Darauf wurde die Verlosung der ein getroffenen Bücherspenden vorgenommen, die manche freudige Über raschung brachte. Den Herren Verlegern, denen wir wohl einzig und allein diese Freude zu verdanken haben, sei an dieser Stelle unser herzlichster Dank ausgesprochen. Verschiedene Rezitationen und humoristische Vorträge der Herren Krämer, Dehne und Frühwacht, sowie unsere »Haus kapelle», bestehend aus den Herren Göttsching, Knippel und Winkler, denen auch an dieser Stelle nochmals gedankt sei, trugen wesentlich zur Verschönerung des Abends bei. Nur zu bald rückte die erste Stunde des kommmenden Tages heran, die zum Aufbruch mahnte. Gewiß hat jedes Mitglied seinen Heimweg mit dem frohen Bewußtsein angetreten, wieder einmal genußreiche Stunden in den Kreisen des »Breisgau- ver lebt zu haben. N. Frühwacht. * Pfälzische Bücherei. (Vgl. 1906, Nr. 194, 267 d. Bl.) — Wie seinerzeit im Börsenblatt mitgeteilt wurde, fand in Zweibrücken (Rheinpfalz) eine von Herrn I. Peth, dem Inhaber der dortigen Lehmannschen Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung, veranstaltete Ausstellung von Werken pfälzischer Literatur und Kunst statt, die, vornehmlich ein Bild des pfälzischen Schrifttums im neunzehnten Jahrhundert gebend, seitens der Verleger durch rege Beschickung erfreulichste Förderung erfuhr und außerordentlich zahlreich besucht war. Dazu wird uns geschrieben: Der Gedanke, die Ausstellung zu einer ständigen zu gestalten, fand in der Pfalz lebhaften Anklang, besonders auch warme Wür digung seitens des historischen Vereins der Mediomatriker, mit dessen Vorstand Landtagsabgeordnetem Professor Buttmann, sowie seitens der Stadt Zweibrücken, mit Bürgermeister Roesinger an der Spitze. Der Sladtrat bewilligte einstimmig eine Summe für das Unternehmen und stellte zwei Säle zur Unterbringung der Sammlung, die den Namen -Pfälzische Bücherei» führt, zur Verfügung. Die Sammlung, deren Katalogisierung einer ihrer entschiedensten Förderer, kgl. Bezirksamtmann Pöhl- mann, ferner Pfarrer Schunck übernommen haben, erfährt fortgesetzt Zuwendung von Büchern, Zeitungen, Akten u. dgl. m. aus Stadt und Land. Zusendungen werden seitens des königlichen Bezirksamts Zweibrücken und des Buchhändlers Peth dankbar entgegengenommen. Möge die hier betätigte Anwendung des Ausstellungsprinzips auf Literatur und Kunst auch in andern Landesteilen des Reichs beherzigt werden, nicht zuletzt im Interesse des der Hebung so bedürftigen deutschen Buchhandels, dem die Weckung des Sinns für heimat liches Schrifttum in weiteren Kreisen und damit die Förderung des Absatzes der betreffenden Werke nur zugute kommen kann! * Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Kantate»-Tascben-Almanach für Buchhändler für das Jahr 1908. Fünfter Jahrgang. 8". IX, 219 S. u. Anzeigen anhang. Leipzig, Verlag von Richard Hintzsche. In Ganz leinen 80 H bar; in Leder geb. 1 35 H bar. Der nunmehr in den fünften Jahrgang eingetretene Kalender reiht sich seinen Vorgängern nicht nur würdig an, sondern bedeutet wieder einen Fortschritt. Das zeigt sich schon rein äußerlich durch das Anwachsen des Inhalts von 196 auf 219 Seiten, eine Vermehrung, die indessen der Hand lichkeit des Büchleins keinen Abbruch getan hat. Das äußere Kleid des Kalenders ist auch wieder schmucker geworden; namentlich stellt sich die in Leder gebundene Ausgabe sehr vorteilhaft vor, wenn auch abzuwarten bleibt, ob das hübsche die Vorderseite zierende, in Weiß und Gold gehaltene Schild mit dem v. Grumbkowschen Buchhändlerwappen sich im Ge brauch bewähren wird. Der Inhalt wird den alten Freunden des Kalenders neue zugesellen. Das Taschenbuch ist mit dem wohlgetroffenen Bildnis Elwin Paetels geschmückt. Ein Lebensabriß von Arthur Menge, dem langjährigen vertrauten Mit arbeiter des Entschlafenen, ergänzt das Bild in würdiger Weise. Die im vorigen Jahrgang mit Beifall auf genommene-Ehrentafel» wird unter dem Titel: -Biographien verdienter Buchhändler» fortgesetzt und bringt die wohl getroffenen Bildnisse von Otto Berthold, Emil Kupfer und Emil Frauenlob. Die beiden ersten wackere Kämpen für das Wohl des Jungbuchhandels in Verband und Krebs, der dritte ein Veteran des Buchhandels, der seit mehr denn dreiundoierzig Jahren seine Dienste der Firma E. F. Stein acker in Leipzig gewidmet hat. Nachstrebenswerte Beispiele für den heutigen Jungbuchhandel! Von dem sonstigen Inhalt des Kalenders seien noch her vorgehoben die Artikel: »Von den Eigenschaften guter Druck papiere», vom Direktor der Leipziger Papierprüfungsanstalt Otto Winkler; ein Artikel über moderne Druckaus stattung, der der Frage der künstlerischen Gestaltung der Druckarbeiten näher tritt, und ein gewiß vielen willkommener lich durch die Beigabe von russischen, griechischen und hebräischen Alphabeten dem praktischen Bedürfnis dient. Der -Kantate«-Taschenalmanach darf somit erneut empfohlen werden. Persoualnachrichtcn. * Prokura. - Herr Karl W. Hiersemann in Leipzig hat (laut Mitteilung vom 10. Januar 1908) in Anerkennung lang- Friedrich Hermann Karl Karbaum und Heinrich Hermann Gustav Türpe Gesamtprokura in der Weise erteilt, daß je zwei von ihnen gemeinschaftlich berechtigt sein sollen seine Firma zu ver treten und por prooura. zu zeichnen. Dem Direktor der Verlagsabteilung seines Geschäfts, Herrn Adolf Askani, hat Herr Hiersemann Vollmacht im Sinne des § 54 des Handelsgesetzbuchs erteilt. Artur Giegler Leipzig. — Das Abendblatt des Leipziger Tageblatts vom Montag den 13. Januar bringt folgende er schütternde, uns von der Leipziger Kriminalpolizei bestätigte Nach richt, die eine furchtbare Aufklärung gibt über bisher unbegreif liches Schweigen des Leipziger Verlagsbuchhändlers Herrn Artur Giegler auf wiederholte Beschwerden im Sprechsaal d. Bl. über seinen Geschäftsbetrieb. Sie lautet: Ein Verbrechen? Eine schauerliche Geschichte wird jetzt be kannt. Seit mehreren Wochen wird der Buchhändler Artur Giegler, Göschenstraße 1, Leipzig-Reudnitz, vermißt. Man nahm an, er sei verreist. Er hatte mit einer Russin ein Verhältnis gehabt, die auch bei ihm wohnte. Sie erzählte den Leuten, daß Giegler nach Italien gefahren sei. Im Keller nahm man schon lange einen Verwesungsgeruch wahr. Allerlei sonderbare Gerüchte gingen in der Nachbarschaft herum. Schließlich machte man von dem Fehlen Gieglers der Polizei Meldung. Diese öffnete heute gewaltsam die Wohnung. Da sah man im Bette Giegler tot in verwestem Zustande liegen. Man nimmt an, daß er das Opfer eines Verbrechens ist. Ferner nimmt man an, daß er bis vor kurzem im Keller gelegen hat und eines Nachts erst in die Woh nung geschafft worden ist. Die Polizei stellt die eifrigsten Nach forschungen an, um den mysteriösen Fall so schnell wie möglich auszuklären. Sprechsaal. Allgemeine Erhöhung des Verlegerrabatts. (Vgl. Nr. 4, 7. 9 d. Bl.) Herr vr. W. Ruprecht aus Göttingen sendet durch seine Siloesterbetrachtung im Börsenblatt Nr. 4 seinen Kunden, den